Montag, 30. Juni 2014

An der Pfanne















Vor mir bei der Zollkontrolle: "Was machst´n als erstes wenn Du wieder zu Hause bist?" "Ein saftiges Schnitzel essen. Kebab hängt mir langsam zum Hals raus." Bei solchen Dialogen frage ich mich immer, warum die nicht gleich zu Hause bleiben. Mir würde Kebab nach einer Woche sicherlich auch zum Hals raus hängen, aber ich esse auch zu Hause nicht die ganze Woche Frikadellen. Falsches Hotel könnte man vermuten, oder überzogene Ansprüche. Überzogene Ansprüche gibt es wahrscheinlich ähnlich häufig wie schlechte Hotels, da muss man schon mal näher gucken wenn man sich für eins entscheiden muss.

In irgend einem Hotelbewertungsdingens fand ich kritische Stimmen, die Verpflegung in unserem Hotel wäre wenig abwechslungsreich, nach einer Woche würde sich alles wiederholen. Das hätte mich nicht einmal gewundert, denn bei der täglich neuen Auswahl an Fleisch, Fisch und Gemüse muss sich zwangsläufig etwas wiederholen. Bestätigen kann ich es allerdings nicht, denn die Küche war durchaus kreativ, mit mexikanischen oder mediterranen Abenden, an denen Köstlichkeiten wie in Butter gebratene Obstwürfel mit viel Schnaps und Sahnebaiser oder scharf gefüllte Tortillas zubereitet wurden. Von mir aus hätte es auch gerne mehr mediterrane Spezialitäten geben können, auch wenn "Gebraten Herz" sicher nicht jedermanns Sache ist, einige haben dafür gleich zweimal zugeschlagen.

Wenn es in solchen Urlauben zu wenig Abwechslung gibt liegt das Problem meist woanders. Weil man nämlich zu Hause zu faul ist sich ein leckeres gefülltes Omelett zu backen stellt man sich hier jeden Tag wieder an, bis es einem zum Hals raus hängt. Und danach noch mal, weil man das ja ausnutzen muss, dass da jemand steht und einem die Dinger backt. Und wenn kleine Kinder am liebsten Spaghetti mit Tomatensauce essen, dann essen sie es auch dreimal hintereinander wenn man kein Veto einlegt.

Hat man keine Lust mehr auf Köfte, Döner und gegrillte Hähnchenspieße könnte man sich auch prima vegetarisch ernähren bei dem Angebot an Salaten und anderem Gedöns, wer da lieber ein Schnitzel isst hat echt einen an der Pfanne.

Heiß: Pearl Jam - 26/06/00 Sporthalle, Hamburg, Germany







Samstag, 28. Juni 2014

Alte Steine, volle Gassen
















"Abends ist es besonders schön in Side", hat jemand gesagt, "wenn die antiken Ruinen alle beleuchtet sind." Das klingt hochinteressant, schließlich habe ich das Stativ dabei. Damit wollte ich eigentlich das große antike Theater tagsüber mit ND-Filter fotografieren, um die in den Ruinen herumstolpernden Touristen auszublenden, aber wenn das auch Nachts geht...

Es dämmert schon als ich im Dolmuş nach Side sitze, zusammen mit einem lustigen weiblichen Kegelclub, der die Altstadt unsicher machen will. Da ich mich hier null auskenne schließe ich mich dem Tross einfach an, die Richtung stimmt ja schon. Keine fünf Minuten Fußmarsch später lasse ich die Damen ziehen, ich habe die erste beleuchtete Ruine gefunden. Recht spärlich beleuchtet zwar, aber immerhin etwas, denn der Rest liegt vollständig im Dunkel. 

Dafür wird das große Tor zur Stadt sehr häufig in Licht getaucht. Scheinwerferlicht, ein Verkehr wie in der Hamburger Innenstadt. Bei 30 Sekunden Belichtung dürfen da höchstens zwei bis drei Autos durch, sonst wird das zu hell. Klappt, nach zehn Minuten zwei brauchbare Aufnahmen, auf mehr habe ich keine Lust. Wo ist das Theater?

Ich finde Mauerreste. Stadtmauer wahrscheinlich. Die Lichtdesigner konnten sich nicht einigen, eine Ecke wird grellweiß angestahlt, aus der nächsten leuchtet es schön bunt. Sehr alte Steine, das muss man sich immer wieder vor Augen führen, damit man etwas beeindruckt ist. Ich mach ein HDR davon, vielleicht kann man wenigstens damit imponieren. Aber sonst eher so naja.. wo ist das scheiß Theater? Das muss riesig sein, da passen 20.000 Leute rein.

Geh ich halt erst einmal in den Hafen, den Apollon-Tempel fotografieren, bzw. die Reste davon. Einmal Altstadt Hauptstraße runter, ist tatsächlich nett hier. Viel Urlaubsflaniererei natürlich, die üblichen Shops, Kneipen, Restaurants, aber gemütlich im Gegensatz zu den ganzen Shoppingtempelneubauten an der Touriküste. Die Gemütlichkeit des Hafens wird leider durch die Laserstrahlwerbung auf den Kaimauern etwas gestört, aber den Tempel lassen sie damit in Ruhe.

Damit ihn niemand ganz kaputt machen kann haben sie ihn dafür eingezäunt. Maschendraht, zwei Meter hoch und Treffpunkt unendlich vieler Pärchen, die sich dort gegenseitig mit dem Handy fotografieren. Vorzugsweise mit Blitz, damit man auch was sieht vom Zaun. Leider verweilen sie dort auch ziemlich lange, weshalb sich Schatten nicht ganz vermeiden lassen. Mach ich halt noch ein HDR und nehm das mit den wenigsten Fotohandyfotografen als Referenz. Auf der anderen Seite das gleiche Bild, zwei Meter Zaun, aber dafür ein schlechterer Hintergrund und Laserstrahlen.

Auf dem Rückweg bastel ich an den Kameraeinstellungen herum um ein paar Aufnahmen von dem Gewusel in den Gassen machen zu können und biege an der Stadtmauer links ab, da wo der Wachmann steht, der sicher etwas wichtiges bewacht. Das Theater eventuell. Ich trau mich nicht zu fragen, der sieht so offiziell aus. Tatsächlich gehts nur zur Küstenlinie. Bars, Restaurants, Shops und Liegestühle am Strand. Direkter Blick auf Side und ein unfassbares Lasergewitter am Himmel. Da drüben muss jeder zweite Laden eine Laserkanone auf dem Dach haben, ich weiß schon warum ich da keinen Urlaub machen möchte. Könnte ein Motiv sein, aber so viel Zeit habe ich nicht, und auch keinen Bock dafür an den Kameraeinstellungen zu fummeln. Der letzte Dolmuş fährt um Mitternacht, wo ist das verdammte Theater?

Auf dem Rückweg spielt das Paar in der Pegasis Bar immer noch Venus von Shocking Blue. Eine 20 Minuten lange Version ist für das Liedchen vielleicht etwas viel, aber wer weiß was ich für ein Solo verpasst habe. Der Wachmann ist weg, kein Mensch den man fragen könnte. Die Schilder weisen Richtung Bushaltestelle. Ich hab zwar keine Ahnung wie der Dingsbumsbrunnen aussieht, aber die Pfeile sind eindeutig, alles an Sehenswürdigkeiten > diese Richtung. Ich laufe eine halbe Stunde an irgendwelchen alten Steinen vorbei, eine Säulenstraße liegt im Halbdunkel, wenn man da einfach rumlatscht bricht man sich wahrscheinlich die Beine, oder man wird verhaftet. Ist eh zu dunkel da.

Das nächste Schild ist ähnlich, bis auf die Pfeile. Alles an Sehenswürdigkeiten < diese Richtung. Jetzt hab ich keine Lust mehr, leckt mich doch Theater. Theater wird überbewertet. Außerdem habe ich einen scheiß Durst, ich brauche ein Bier. Ein kaltes Bier. Eiskalt. Der Dolmuşfahrer erkennt an meinem Bändchen zu welcher Hotelherde ich gehöre und setzt mich um halb eins vor der Haustür ab. Er hupt noch ein wenig vor sich hin, weil ich eigentlich 50 Cent zurückbekomme, aber als ich abwinke hat er es begriffen und fährt von dannen.

Auf der Veranda sitzt Junior und daddelt auf seinem Smartphone. Schon erfreulich wenn man erwartet wird und sein eiskaltes Bier nicht alleine trinken muss. Am nächsten Tag finden wir anhand einer Postkarte heraus, dass ich ungefähr vier mal am Theater vorbeigelaufen bin, weil das natürlich nicht beleuchtet ist und irgendwo jenseits der Säulenstraße liegen muss.

Aber das ist wirklich beeindruckend, was ich so gesehen habe auf den Postkarten. Sollte man besser am Tage hinfahren. Oder gleich nach Rom, da muss man sicher nicht so lange suchen.

Auch steinalt, aber immer noch beeindruckend: Crosby, Stills, Nash & Young - Déjà Vu / 4 Way Street








Mittwoch, 25. Juni 2014

St.Pauli leuchtet jetzt auch hier
















Arsenal London, Manchester United, FC Barcelona, Real Madrid, Borussia Dortmund und natürlich die Bayern, wer in der Türkei das billige Trikot eines teuren Vereins sucht, der wird an jeder Ecke fündig. Für nur zehn Euro kann man Messi, Ronaldo, Ibrahimovic oder Lahm auf dem Rücken herumtragen, in Kindergrößen gibt es meist noch die passende Hose obendrauf, weshalb die Prinzessin jetzt als  Manuel Neuer herumläuft. Nicht etwa weil sie Manuel Neuer besonders toll findet, aber die Farbe ist einfach am schicksten.

Eine Wahl hatte sie ja nicht wirklich, denn die Trikots echter Bolzplatzhelden wie Marius Ebbers, Fabian Boll oder Florian Bruns sind nicht sonderlich gefragt im Süden, zweite Liga findet hier nicht statt. Im Kleindevotionalienbereich allerdings hat sich das seit dem letzten Jahr geändert, es gibt allerhand Tand (manchen sogar beleuchtet), Fußballwappenküchenuhren und natürlich Feuerzeuge, die sogar weit eleganter sind als die offiziell in Deutschland erhältlichen Einweglösungen. 

Musste ich natürlich haben. Alles, außer der Küchenuhr. Im nächsten Urlaub hoffe ich dann auf ein Kindertrikot von Tschauner, damit dieses Bayerngedöns wieder in der Versenkung verschwindet.

Leuchtet auch: Jason Elmore & Hoodoo Witch - Upside Your Head 



Sonntag, 22. Juni 2014

Im Piratenkindergarten















Die Piratenfahrt im letzten Jahr war soooo unglaublich spannend, das müssen wir unbedingt wiederholen. Die Prinzessin tritt gleich mit Vollausstattung an, extra von zu Hause mitgebracht. Mit Augenklappe, Bandana, Hakenhand und Totenkopfshirt erregt sie sofort die bewunderte Aufmerksamkeit der mit uns auf den Bus wartenden Mitreisenden, sie ist halt Profi was die Piraterie angeht - und endlich mal mit Opa im Partnerlook. Muss natürlich sofort im Bild festgehalten werden, jetzt habe ich den perfekten Desktophintergrund und muss nicht mehr zwischen St.Pauli und Glückskind wählen.

In Manavgat entern wir unser Schiff, die River Pirate. Etwas kleiner als der Kahn im letzten Jahr und ohne Wasserrutsche, aber die hat ohnehin niemand von uns benutzt und wird nicht groß vermisst. Ich äußere die Hoffnung, diesen netten melancholischen Piratenkindergärtner vom letzten Jahr wiederzusehen, aber Junior meint, er würde für die Kleinen doch einen etwas weniger depressiven Berufskollegen bevorzugen.

Nach kurzer Zeit schon muss ich ihm beipflichten. Der neue Käpt'n macht Programm ohne Ende, die Gören werden permanent mit irgendwelchen Spielchen beschäftigt, tanzen, hüpfen, singen, springen, fechten, die Eltern bemalen, es gibt Belohnungen in Form von Schlüsseln für den später zu suchenden Piratenschatz, alles nur kurz unterbrochen durch das Mittagessen und die Badepause vor dem Apollon-Tempel von Side. Die muss leider ein wenig gekürzt werden, da einigen der erwachsenen Flusspiraten das leichte Geschaukel auf offenem Meer nicht bekommt, wir müssen zurück zur Mündung und ankern.

Kurz vor Schluss überrascht der Kahn uns mit Schaumkanonen, was die Begeisterung auf die Spitze treibt, für einen neuen Dezibelrekord in Mädchenkreisch sorgt (mit einer Ausnahme, denn Prinzessinnen kreischen NIE) - und mir und meiner Kamera alles abverlangt. Die Schatzsuche verläuft ebenfalls erfolgreich, am Ende bekommt jeder sein Piratenpatent und ich etwa 300 Aufnahmen von tanzenden, springenden, kletternden, fechtenden, hüpfenden Kindern. Speziell von einem natürlich, weshalb ich immer noch vor sehr viel Entwicklungsarbeit stehe.

Ein Lightroom-Preset für "spielende(s) Kind(er) auf Piratenschiff/am Strand/am Pool/im Wasser in meist gleißendem Sonnenlicht mit/ohne Schaum" oder ähnliches wäre echt hilfreich gewesen, aber so etwas ist wohl zu speziell. 

Piratenmusik: Roger McGuinn - Cardiff Rose pull away me lads o'the Cardiff Rose and hoist the Jolly Roger...













Donnerstag, 19. Juni 2014

Poolvögel
















Es wird ja immer noch gerne davor gewarnt im Süden das Leitungswasser zu trinken, als wenn der Chlorgeruch nicht abschreckend genug wäre, kaum dass man den Hahn aufmacht. Die flatternde Fauna in der Türkei ist davon gänzlich unbeeindruckt und benutzt die Hotelpools ganztägig als Vogeltränke. Ob das auf Dauer so gesund ist sei mal dahingestellt, aber der Durst wird vorerst gelöscht.

Vogelschreck: Hazy Malaze - Hazy Malaze / Blackout Love

Dienstag, 17. Juni 2014

Massig Qualität, garantiert
















Lange Jacken finde ich ätzend, allenfalls im Winter geht so etwas, kurz bevor man im Stadion erfriert. Bei Lederjacken ist es noch viel schlimmer, eigentlich mag ich nur Motorradlederjacken, oder welche die vom Schnitt her zumindest ähnlich sind. Die trage ich dann bis sie in Fetzen vom Körper hängen, was bei der letzten nur ein paar Jahre gedauert hat. Kein gutes Leder, aber sonst ganz okay, für den Preis und von der Stange kann man halt nicht viel erwarten.

Jetzt hat sie auch noch Löcher und von der Stange gibt es gerade nichts für mich. Nur hässliches Zeugs, Ledersackos und Designerschrott für Minderjährige, und wenn mal eine vom Schnitt passt ist sie braun. Kackbraun. Leder muss schwarz bei mir, braun ist allenfalls die Patina.

Besonders viel Hoffnung habe ich nicht, dass sich das in der Türkei anders darstellen könnte, aber wir sind noch keine zehn Minuten auf dem Markt in Manavgat, da erspähe ich meine Jacke. Aufgehängt vor dem Jasmin Lederschneider, der mir im letzten Jahr schon aufgefallen ist. Zumindest muss ich da rein und fragen.

Ich komme schnell mit dem Besitzer ins Gespräch, wir bekommen Tee oder wahlweise Mineralwasser serviert und es wird fleißig Maß genommen, während wir seinen Geschichten aus Deutschland lauschen. Das klingt alles so freundlich, so positiv, dass ich mich manchmal frage, ob er nicht auch über negative Erfahrungen berichten könnte, über Ausländerfeindlichkeit und Rassismus. Die Atmosphäre ist aber einfach zu angenehm, als dass ich sie mit solchen Fragen stören möchte.

Nach der ganzen Vermesserei kommt dann die Preisfrage und leider leider, wer hätte es gedacht, kostet das Teil einen Fuffi mehr als von der Stange, weils halt doch mehr Stoff bzw. Leder braucht für mich. Der genannte Preis begeistert mich angesichts der Lederqualität dermaßen, dass ich das Geschäft spontan per Handschlag besiegele und einen Hunderter Anzahlung leiste. Samstag wäre das Ding fertig, Übergabe und Anprobe 22 Uhr vor dem Hoteleingang, denn das Hotel dürfen sie nicht betreten.

Dass zwischen Übergabetermin und voraussichtlicher Abreisezeit gerade einmal vier Stunden liegen, und das an einem Samstag Abend, geht mir erst Tage später auf. Wenn da irgend etwas nicht klappt habe ich gerade hundert Euro verschenkt, aber natürlich klappt alles wie am Schnürchen. Die beiden Herren sind pünktlich wie die Maurer, die Jacke passt wie angegossen und die uniformierte streng blickende junge Dame in der Pförtnerei stellt sogar den Spiegel auf der Rückseite ihrer Bürotür zur Verfügung.

Wer also mal nach Manavgat kommt und Bock auf eine maßgeschneiderte Lederjacke hat, die es hier für diesen Preis und in dieser Qualität nicht einmal von der Stange gibt, der wende sich vertrauensvoll an Jasmin Leder. Da ist massig Qualität garantiert.

Auch massig Qualität: Grace Jones - Hurricane



Montag, 16. Juni 2014

Montagsmarkt in Manavgat
















Jeden Montag ist der große Markt in Manavgat, bei dem sich die Gassen der halben Stadt in einen Basar verwandeln. Da wir in der Urlaubszeit nur einen einzigen Montag haben ist klar, dass wir den sofort mitnehmen müssen. Letztes Jahr durften wir nach einer Stunde wieder umkehren um den Treffpunkt anzulaufen, dieses Jahr sind wir mit dem Dolmuş gefahren und können unsere Zeit selber einteilen. Der Touristenmarkt mit den hunderttausend gefälschten Markenklamotten, Uhren, Schmuck und anderem Gedöns interessiert mich dabei nicht, ich will auf den Bauernmarkt, wo die Einheimischen ihr Obst und Gemüse kaufen und verkaufen.

Trotzdem bin ausgerechnet ich derjenige der den ganzen Zug aufhält, weil mich eigentlich letztes Jahr schon interessiert hätte was eine maßgeschneiderte Lederjacke hier kostet. Folglich sitzen wir eine ganze Weile bei starkem türkischen Tee und Mineralwasser in einem Ledergeschäft und klönen mit dem Besitzer, der in Nürnberg aufgewachsen ist und uns während meiner Vermessung stolz von seiner Tochter erzählt, die immer noch in Nürnberg lebt und nach dem Studium einen gut dotierten Job bei einer großen deutschen Firma ergattert hat.

Tipps für den Markt möchte er uns trotzdem nicht geben, das wären alles nette Jungs da draußen und die wollen schließlich auch leben, deswegen spricht man da nicht drüber, nicht gut und nicht schlecht, am besten gar nicht. Aber vier Ledergürtel für 20 Euro bekommt man in der Türkei nicht einmal zum Einkaufspreis, daher verkauft er inzwischen keine Gürtel mehr, die billige Konkurrenz vor der Haustür ist zu groß. Wenn wir gut und günstig etwas kaufen wollen, dann am besten Obst und Gemüse auf dem Bauernmarkt, da kann man nichts verkehrt machen.

Worauf man allerdings achten sollte sind die Speisekarten der umliegenden Restaurants und Imbissbuden, deren Koberer einen permanent an die Tische lotsen wollen. Dort fehlen in fast allen Fällen die Preise, die man vorher erfragen sollte, damit man hinterher nicht das bezahlen muss was der Kellnerin gerade einfällt.

Nur hat man bei Vollverpflegung leider wenig Bedarf an Lebensmitteln, daher ist alles was wir am Ende mitnehmen ein Kilo der unverschämt leckeren Sesam Nüss mit Honig, die eigentlich keine Nüsse sind sondern Mandeln. Die Mädels dürfen derweil alles mögliche probieren, die Prinzessin Feigen und ihre Mutter hunderte Hundertwasserringe, während ich mich bei grausamsten Lichtbedingungen mit dem Marktleben beschäftige. Licht und Schatten liegen hier sehr eng beieinander, in jeder Hinsicht.

Marktmusik: Ekoostik Hookah - Dubbabuddah










Freitag, 13. Juni 2014

Der fabelhafte Minibüs















Man muss in der Türkei keine teuren Ausflüge buchen um die Gegend zu erkunden, zumindest nicht wenn man nur in die nächste Altstadt zum fotografieren will, zum Markt in die nächste größere Stadt oder in irgend ein entlegenes Bergdorf.

Denn dafür gibt es eine fabelhafte türkische Erfindung: den Dolmuş. Eine Art Sammeltaxi mit fester Route. Man steigt an einer der Haltestellen ein oder hält einfach den Daumen raus wenn einer vorbeifährt, und es fährt dauernd einer vorbei. Alle 10 Minuten in so ziemlich jede Richtung, für 1 bis 2 Euro kommt man in so ziemlich jedes umliegende Dorf und von dort aus auch irgendwie weiter. Die Klimaanlage in diesen Minibussen ist allerdings Oldschool, allenfalls geht mal ein Schiebefenster auf.

Man steigt einfach irgendwo zu und entrichtet dem Fahrer seinen Obolus am Ende der Fahrt. Die muss nicht zwingend an der Endhaltestelle enden, man kann ebenso einfach auch irgendwo wieder aussteigen, der Fahrer hält auf Wunsch an jeder Ecke. Manchmal gibt es auch einen Beifahrer, der die Kommunikation mit anderen Fahrern über Handsprechgeräte aufrecht erhält und vor Polizeikontrollen warnt, und es gibt reichlich Kontrollen in der Türkei. In 9 Tagen habe ich mehr gezählt als hier in den letzten 9 Jahren.

Das ist alles dermaßen perfekt organisiert, dass man als Tourist oft nicht einmal sein Ziel nennen muss, will man irgendwann wieder zurück. Die Fahrer erkennen schon an den All-Inkl.-Armbändern vor welchem Hotel man gerne aussteigen möchte. Und wenn man denen nicht deutlich genug sagt dass der Rest der Kohle Tipp ist, dann hupen und gestikulieren sie einem noch hinterher.

Hätte der HVV solche Fahrer würde ich hier vielleicht auch mal Trinkgeld geben.

Es fahren mit im Minibüs: Bob Marley & The Wailers - Babylon by Bus

(Bilder anklicken macht Minibusse groß)



Mittwoch, 11. Juni 2014

Der Weg ist nicht das Ziel















Will man an einem weit entfernten Ort Urlaub machen, sind Flugreisen eine praktische Sache. Aber wenn der Weg nicht das Ziel ist, wie bei den Touren durch Norwegen, dann ist der Weg nur eine lästige Geschichte, die man möglichst schnell hinter sich bringen will.

Und lästig sind mir Flüge inzwischen echt geworden. Früher™ fand ich das ganze noch spannend, inzwischen nervt dieser Zirkus ganz ungemein. Ich hätte zum Beispiel gerne gewusst, warum die Ausweiskontrolle bei mir auf dem Hamburger Flughafen dreimal so lange gedauert hat wie bei meinen Mitreisenden. Steht da irgend etwas im Computer von dem ich wissen sollte?

Um die durchgemachte Nacht vor der Abreise komme ich diesmal herum, der Flug ist von 6:10 auf 8:30 verschoben worden, dadurch komme ich auf theoretische vier Stunden Schlaf in der letzten Nacht. Theoretisch, weil Hotelbetten und Wurstkissen, aber immerhin vier Stunden liegende Position und Augen zu. Die türkischen Zubringer sind pünktlich und fix, der Bus voll mit Rückfliegern nach Sachsen, wie man deutlich hören kann. Ein paar für den Flug nach HH, jemand begrüßt mich mit Moin Moin, das St.Pauli Shirt ist fast immer ein zuverlässiges Erkennungsmerkmal.

Der Flieger verspätet sich, 9:00 ist inzwischen angesagt. Vier Stunden Zeit für Gepäck und die Kontrolettis. Wir haben Glück, direkt neben uns macht eine Kontrollstation auf. Jacke ausziehen, Uhren ab, Handgepäck aufs Band und der Rest in die Plastikwannen. Durchgehen, nichts piept, alles wieder einsammeln.

Eine gute Stunde geht für die Gepäckaufgabe drauf, wir sind ganz vorne in der Schlange, aber der Schalter noch geschlossen. So geschlossen wie kurze Zeit darauf die Augen unseres Gepäckabfertigers, oder wie immer die Berufsbezeichnung dieser Menschen lautet. Die letzte Nacht scheint kurz gewesen zu sein, unsere Ausweise verwirrend, nachdem er zweimal scheitert versucht er es mit den Ausweisnummern, das klappt endlich. Wir sind die, die wir vorgeben zu sein. Weder Ausweise noch Flugschein geklaut. Zumindest unsere Klamotten dürfen mit.

Der türkische Grenzbeamte ist ungewohnt freundlich, trotz erkennbarer Rückenschmerzen, der erste der lächelt, als er diese seltsamen Zettelchen wieder einsammelt, die man um Gottes Willen ja nicht verlieren darf wenn man wieder nach Hause will. Danach Kontroletti II, alles von vorne. Jacke ausziehen, Uhren ab, Handgepäck aufs Band und der Rest in die Plastikwannen. Durchgehen, nichts piept, alles wieder einsammeln. Antalya ist doppelt sicher und doppelt nervig.

Endlich durch, noch zwei Stunden bis Abflug, kein Frühstück bisher, also Hunger. Die Kinder entscheiden sich für den Würgerking, trotz der Schlange davor. Ich gehe an den Tresen nebenan zu Popeyes Louisiana Kitchen, der gleiche Kram, andere Farbe. "Da steht kein Mensch" warnt mich Junior, nur verstehe ich blöderweise die Warnung nicht. Natürlich liegt er richtig, der Fraß ist ungenießbar, KFC in schlecht, eine Beleidigung für Louisiana. Dafür 0.5 Liter Cola dabei, von der die Prinzessin die Hälfte wegzieht, sehr zum Missfallen ihrer Mutter. Der besorge ich zur Beruhigung an der nächsten Ecke einen Kaffee. Eine Latte. Eine Latte für glatte 6 (in Worten: Sechs) Euro. Die haben echt nicht alle Latten am Zaun. Wenn man im Nirgendwoland eingesperrt ist und keine Wahl hat, dann wird hemmungslos abgezockt.

Der Flieger verspätet sich um eine weitere gefühlte halbe Stunde als wir schon in ihm sitzen. Machen die Turbinen komische Geräusche oder ist nur die Startbahn nicht frei? Endlich geht´s los, erst der Flieger, dann die Steward/essen-Orgie. Rollerollerollcontainer. Vor 40 Jahren gab es noch pappige Brötchen, Marmelade, Aufschnitt und Plastikmesser dazu. Heute ein trockenes Brötchen mit trockenem Käse und ein Schluck stilles Wasser dazu, um das überhaupt runterwürgen zu können. Ein Würgereiz überfällt mich auch immer, wenn die blonde Hülya an mir vorüber rauscht. Das Parfum sollte in die Genfer Konvention aufgenommen werden, atemberaubend im negativen Sinne.

Die Prinzessin guckt einen Film auf dem Netbook, ihre Mutter liest Hesse (in der Türkei kann man den Steppenwolf auf der Straße finden) und Junior daddelt auf seinem Schmattfohn. In der Reihe vor uns ein ähnliches Bild. Das hyperaktive Kind hat die Vollausstattung, Gameboy, Tablet und dazu geschätzt 1000 Spiele. Er kann sich jedenfalls nicht entscheiden und daddelt jedes Spiel nur wenige Minuten. Dadurch lerne ich eine Menge Spiele für Tablets kennen und weiß nun, dass ich so etwas garantiert nicht brauche.

Dreieinhalb verdammte Stunden später landet die Kiste in Hamburg. Eine elend lange Schlange vor vier Grenzbeamten. Hätten die mit ihren Kollegen in Antalya telefoniert könnte man sich das sparen, aber nein...
Macht nichts, denn das Gepäck ist eh noch nicht da. Nicht da. Nicht da. Immer noch nicht da. Kommt noch was? Ja, Air Berlin hat Koffer aus Stuttgart dabei, die sind zwar später gelandet, aber haben die fixeren Jungs. Nach einer halben Stunde ist fast alles abgeräumt, nur noch ein Kindersitz nebst einer danebenliegenden (frischen) Windel dreht unaufhörlich seine Runden. Nach weiteren fünfzehn Minuten ist es nur noch die Windel, dann kommt unser Gepäck. Wiederum in Abständen von fünfzehn Minuten, in dieser Branche werden wohl noch Rauchpausen gemacht.

Natürlich hat mir die Klimaanlage auch wieder eine leichte Erkältung beschert, das gehört bei Flugreisen dazu. Aber sie sind halt praktisch, wenn man an weit entfernten Orten Urlaub machen will. Man sollte sie nur so schnell wie möglich hinter sich bringen.


Andererseits, wenn ich an die zwei Tage Regenfahrt auf der Autobahn nach Barcelona denke damals, wenn der Weg nicht das Ziel ist, dann taugt das auch nichts.


Taugt absolut: Al Stewart -  Live - Rhymes in Rooms

Samstag, 7. Juni 2014

Gruß aus der Sonne















Mit dem Internet hier im Süden habe ich schon im letzten Jahr keine besonders gute Erfahrung gemacht, daher ist der Schlepper gleich zu Hause geblieben. Weil ich den alten an Junior verschenkt habe ist jetzt zwar doch ein Rechner dabei, aber der hoteleigene Erdogan hat bloggerdotcom immer noch gesperrt, weshalb man auf externe Internetstationen angewiesen ist, was den Umgang mit Speicherkarten etwas verkompliziert, abgesehen von dieser Passwortgeschichte...

Daher gibt es nur einen kurzen Fakegruß aus der Sonne, denn eigentlich sitze ich jetzt gar nicht am Computer sondern am Strand. Oder am Pool. Oder an der Bar. Oder auf dem Kinderspielplatz.

Donnerstag, 5. Juni 2014

Wasserstraßenfotografie (2)
















Könnte glatt mein neues Hobby werden, zwei bis drei sonnige Tage in Winterhude sind jedenfalls völlig ausreichend für einen nicht kleinen Grundstock an Wasserstraßenfotos. Auch (und das fand ich sehr erstaunlich) mitten in der Woche ist auf den Kanälen rund um die Alster dermaßen viel Individualverkehr, dass man an einigen Stellen schon etwas enger zusammenrücken muss.

Eigentlich muss ich nur noch jemanden finden, der Lust hat sich einen Tag lang auf den Kanälen rumzutreiben, damit man das alles mal aus der anderen Perspektive fotografieren kann. Alleine treten oder rudern ist definitiv zu anstrengend und bei dieser modernen Stehpaddelei würde ich mir wahrscheinlich auch ohne Kamera um den Hals den selbigen brechen.

Wassermusik: The Waterboys - Fisherman's Blues Part Two