Samstag, 30. November 2024

Einfach mal wie verrückt freuen

 










Es gibt ja kaum einen schöneren Anblick als den von Menschen, die sich wie verrückt über etwas freuen, da kann ich mich jedenfalls immer sofort wie verrückt mitfreuen. Sind es dann auch noch Lieblingsmenschen die sich so freuen macht das ganz besonders viel Spaß, so wie gestern in der 25. Minute, als Manos sich wie verrückt über sein erstes Bundesligator gefreut hat, das erste Bundesligator des magischen FC überhaupt seit schon ziemlich lange (exakte Daten bei den relevanten Quellen) und da haben sich außer Manos und mir bestimmt noch mindestens 30.000 andere wie verrückt drüber gefreut.

Nicht gefreut haben wir uns über Felix Zwayer, aber das wussten wir ja vorher schon. Der Name Felix geht auf die lateinische Vokabel felix „glücklich“, „erfolgreich“, „glücksbringend“ zurück. Hab ich gerade nachgeschlagen und irgendwie trifft nichts davon auf Zwayer zu. Obwohl ich zugeben muss dass der Mann schon wesentlich schlechter gepfiffen hat, ist mein Nachbar schon nach einer halben Stunde komplett auf Zinne.

Das ist natürlich verständlich, hatte er uns da schon einen glasklaren Elfmeter nach Foul an Hauke verweigert, macht er das in der letzten Spielminute besser und pfeift einen glasklaren Elfer in unserem Strafraum, den ausgerechnet Fiete Arp verwandeln soll.

Ich hatte ja echt Schiss, dass Niko die 7 Treffer im Länderspiel gegen Deutschland nicht verkraftet haben könnte, aber Elfmeter von Fiete Arp? Mit der Mütze Digger. 

In der zweiten Hälfte sehen wir dann ein eher mäßiges Zweitligaspiel, was völlig ungewohnt ist, waren unsere letzten Zweitligaspiele gerade gegen Kiel doch eher mitreißend. Kiel kann jedoch mit dem Ball nicht so wirklich etwas anfangen, Dapo aber schon. Auch von zwei Kielern nicht aufzuhalten bedient er Jojo, der gibt rüber zu Morgan Guilavogui der eiskalt zum 2:0 abschließt, wie sich das für so 'nen Stürmer gehört.

Und wie der sich freut! Wie verrückt und alle freuen sich mit, Maurides ganz vorne mit dabei und das ist schon deshalb immer schön anzusehen, weil es zeigt dass in der Mannschaft kein Neid herrscht bei den Bankdrückern, wir verlieren zusammen und wir gewinnen zusammen, egal wer auf dem Platz steht.

Weil gewinnen einfach mehr Spaß macht darf Jojo Eggestein auch noch mal ran, ein klasse Steckpass von Treu und ein etwas holpriger aber nichtsdestotrotz erfolgreicher Abschluss zum 3:0, Herz was willst du mehr..

Ein viertes Tor vielleicht? Könnte sich als nützlich erweisen irgendwann, abgesehen davon wäre es halt schön, wenn man mal wieder sehen könnte dass Jackson sich wie verrückt freut, aber wenn man zu viel auf einmal will, kann es auch noch unnötig spannend werden und so kommt Kiel tatsächlich noch zu einem Anschlusstreffer in der Nachspielzeit.

Was allerdings niemanden daran hindert, sich nach dem Schlusspfiff wie verrückt zu freuen. Außer ein paar Kielern vielleicht und Fiete Arp.

Was sonst noch gut war:

Dapo Afolayan Fußballgott

Manos. Ich liebe ihn, auch wenn die Kopfballrückgabe eine Katastrophe war.

Was sonst noch schlecht war:

FCKDOM. "Ihr müsst da hinten links rum, haben wir extra für euch gemacht" Danke für den Aufwand, wäre nicht nötig gewesen.

Was mich gewundert hat:

Fehlen da ein paar Buchstaben bei der großen FLINTA Zaunfahne oder raff ich nur was nicht?



Fotos dazu: Gegengerade Millerntor - FC St.Pauli - KSV Holstein Kiel, Endstand 3:1

Tore dazu: Saliakas (25.) Guilavogui (56.) Eggestein (85.) Harres (91.)

Links dazu: Sechs Punkte aus der Ketchupflasche (Millernton) 3 mal Song 2 (Stefan Groenveld) Beam me up Mano (Übersteiger) In Kalorien ausgebacken (Magischer FC)

Musik dazu: Bob Dylan - The Complete Budokan 1978












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Donnerstag, 28. November 2024

Wolken von oben

 








Die größte Attraktion Teneriffas, der 3715 Meter hohe Vulkan Pico del Teide ist natürlich (wie alles auf der Insel) touristisch voll erschlossen. Busse, Wohnmobile, Autos und alle paar Minuten ein ganzer  Konvoi aus zehn bis fünfzehn Quads sind dort unterwegs. Mit dem Auto alleine kommt man schon bequem auf über 2000 Höhenmeter, wer sich warm angezogen hat, körperlich fit ist und rechtzeitig ein Ticket geordert hat, darf per Seilbahn die nächsten 1000 Meter überwinden und auf ausgewiesenen Wegen ein Stündchen wandern. 

Für die Wanderung zum Gipfel ist allerdings eine Bewilligung der Nationalparkverwaltung erforderlich, da die Anzahl der Besucher pro Tag beschränkt ist, um das empfindliche Gebiet zu schützen. Da ich körperlich nicht fit bin, eine kurze Hose trage und selbstverständlich Rücksicht auf empfindliche Gebiete nehme, brauche ich so etwas natürlich nicht. Abgesehen davon sehen große Berge von unten meist imposanter aus, als stünde man auf dem Gipfel und weit gucken kann man schon von hier aus ganz gut.

Die Kinder sind gar so beeindruckt, dass sie alle paar Tage wieder auf den Teide wollen. Für den Sonnenuntergang (der längst nicht so spektakulär ist wie an der Küste), zum Sterne gucken (weil der Teide einer der drei weltbesten Orte zum Sterne gucken sein soll), zum Sonne, Mond und Sterne gucken mit dem Telescopio Carlos Sanchez (für das man sich ebenfalls anmelden muss) und einmal, weil wir sowieso an diesen Sandstrand im Norden wollen und dabei fährt man besser über den Berg, statt durch verstopfte Ortschaften an der Küste.

Die Sonnenuntergangstour beschert mir schönes Nachmittagslicht für die bizarren Felsformationen an der Südseite und die Strandtour einen strahlend blauen Polfilterhimmel an der Nordseite, einen Blick auf die Nachbarinsel Gomera und sehr viele Wolken von oben.

Sterne gucken muss ich nicht mehr, aber Wolken von oben sind mal was Neues, das kannte ich sonst nur aus dem Flugzeug.


Fotos dazu: Pico del Teide, Teneriffa - Nikon D7200

Musik dazu: Bob Dylan - The Complete Budokan 1978

 














 


Mittwoch, 20. November 2024

Die schwarze Insel

 









Zwei Wochen Urlaub am Stück ist etwas, was ich mir schon lange nicht geleistet habe und ganz sicher hätte ich mir nicht gerade Teneriffa dafür ausgesucht, was halt auch daran liegt, dass ich mich bisher recht wenig mit den Kanarischen Inseln befasst habe. Mag ein Fehler gewesen sein, denn wie ich hinterher hörte, soll es z.B. auf Lanzarote und sogar auf Gran Canaria recht hübsch sein.

Nach zwei Wochen auf Teneriffa wäre "hübsch" ein Adjektiv das mir nicht direkt einfallen würde, aber wenn man nach Jahren mal wieder mit den Kids zusammen urlauben kann ist das nebensächlich. Hübsch ist immerhin die Villa im Landesinneren, die Temperaturen angenehm zu dieser Jahreszeit, der Pool groß genug zum Abkühlen und der Kühlschrank groß genug für Getränke und Eiswürfel.

Für Strandmenschen ist eine Insel natürlich erste Wahl, denn wohin man auch fährt, überall ist Strand und überall sind Parkplätze für die vielen Strandmenschen, neben den Bars, Restaurants, Hotels, Appartements, Macs und Kings. Viele freundliche Straßenhändler offerieren Sonnenbrillen und verabschieden sich mit einem fröhlichen "fuck off" wenn man keine Sonnenbrille haben möchte, auf den Niedergängen zum Strand riecht es wie auf den Straßen St.Paulis nach dem Schlagermove und auch die Menge an herumliegendem Müll dürfte pro Quadratmeter ähnlich hoch sein.

Gott sei Dank bin ich kein Strandmensch. Wer helle Sandstrände ohne Müll und Geruchsbelästigung bevorzugt fährt etwas weiter, zum Beispiel an die Playa de Las Teresitas, wo man vor Jahrzehnten eine ganze Menge aus der Sahara importiert und aufgeschüttet hat. Als Hamburger fühlt man sich sofort heimisch, man fährt durch die qualvoll enge Stadt, vorbei an einem Hafen mit Sehenswürdigkeiten (Bohrinseln sind wirklich gewaltig groß) und endet an einem Strand mit pittoreskem Bergdorf, dazu der Blick auf Gastanker und Frachter auf Reede, das kennen wir.

Wie am Elbstrand. Nur ist das Wetter besser und statt einer Knolle Astra in der Strandperle gibt's Gin Tonic vom Barkeeper an einer der vielen sehr gut ausgestatteten Strandbuden. Mit etwas mehr Zeit hätte ich gerne noch den Drink probiert, den die Dame vor mir bestellt hat. Was auch immer das war, ich hätte gerne gewusst ob sich der unglaubliche Aufwand der Herstellung auch im Geschmack niedergeschlagen hätte.

Auch wenn die Insel in weiten Teilen aussieht wie eine große Dauerbaustelle zwischen schwarzen Abraumhalden, gibt es doch ein paar Punkte die für einen Urlaub sprechen. Zum Beispiel kleine Restaurants im Inselinneren mit landestypischen Spezialitäten und unfassbar nettem Personal oder schöne Frühstückslokale, in denen man sich schon morgens mit einem Barraquito auf die weiteren Drinks des Tages einstimmen kann, denn Alkohol ist hier allgemein recht günstig. 

Wer nicht ganz so söderig unterwegs ist findet fantastische Cannabis Clubs an fast jeder Ecke, bei denen sich der schmale Mitgliedsbeitrag auch für 14 Tage durchaus lohnt, falls man nicht alleine deshalb irgendwann wiederkommen möchte.

Und dann wäre da noch der Pico del Teide, der mit 3715 Metern höchste Berg auf spanischem Staatsgebiet, der vor ungefähr 170.000 Jahren eine ziemlich beeindruckend Landschaft über den Wolken geschaffen hat.

Daher bekommt der einen eigenen Eintrag. 


Fotos dazu: Play de las Americas, Mirador Montaña Roja, Playa de la Tejita, Playa de Las Teresitas, San Andrès, Strandvogel - Nikon D7200

Musik dazu: Tinariwen - Idrache (Traces Of The Past)