Dienstag, 22. November 2011

Kalter toter Fisch















Richtig gutes Sushi bekommt man ganz sicher nicht im Supermarkt, wahrscheinlich muss man für richtig gutes Sushi auch ein richtig gutes Sushirestaurant aufsuchen. Der Henssler soll ja ganz großartig sein, ganz bestimmt nicht vergleichbar mit dem neuen Lieferservice hier. Aber selbst wenn der doppelt so gut sein sollte, würde sich das wohl nicht lohnen, ich bleibe bei meiner Überzeugung, das Zeug wird gnadenlos überschätzt. Modefutter von verstrahlten Japanern, kalter toter Fisch mit kaltem Reis, daran ändern auch die bunten Beigaben nichts. Das Beste an dem ganzen Krempel ist immer noch der Gari, der Ingwer ist als erstes weg.

Ich oute mich hier vielleicht auch als Banause, weil ich keine Ahnung habe, was man mit dem ganzen Zeug machen soll. Zum Beispiel mit der ätzend salzigen Sojasauce, tunkt man den kalten Reis da ein, damit er wenigstens nach ätzend salziger Sojasauce schmeckt? Eine Verbesserung wäre das nicht. Eine Verbesserung könnte eventuell das mitgelieferte Hausdressing sein, je nach Fertigungskunst des Dresseurs.
Oder der scharfe Wasabi, den ich zwar sehr lecker finde, der aber zuverlässig den ohnehin kaum vorhandenen Geschmack der Reis-, Krebs-, Fisch-, Gemüse-Zusammenstellungen brutal niederknüppelt, wenn man ihn nicht in mikroskopisch feiner Dosierung verwendet.

Eigentlich wollte ich während meiner Sendung am Sonntag nur stilecht speisen, wenn man schon Musik aus Japan spielt, dann könnte man dazu ja gleich mal den neuen Lieferservice testen. Auch wenn mich der Vorgänger nicht vom Hocker gerissen hat, die Karte versprach wenigstens Abwechslung. Dazu hat Sushi wenigstens den Vorteil einer relativen Zeitunabhängigkeit. Wenn das Essen eh schon kalt ist..
Und da ich ausnahmslos bei jeder Sendung irgendwann Kohldampf schiebe hab ich  mir gedacht, während der knapp neun Minuten Trommelei von Joji Hirota & The Taiko Drummers könnte man ein paar Häppchen zu sich nehmen, ohne das es groß auffällt. Noch die drei Minuten Soulflower Mononoke Summit davor, macht locker zwölf Minuten, die man dem leiblichen Wohl widmen kann, ohne zum Mikrofon greifen zu müssen.

Hat auch ganz gut geklappt, die kleinen Nudelrollen mit Chicken und Hot Tuna habens rausgerissen, die waren ganz lecker. Mit Sushi hat das zwar garantiert nicht mehr viel zu tun, aber kalter toter Fisch ist eh nicht so meins, ich bevorzuge dann doch die Finkenwerder Kutterscholle, Rührei mit Büsumer Krabben oder Seelachs auf der Veddel. Schmeckt alles ohne Dressing, Sojasauce und Wasabi.

Handgemachte Musik, statt handgemachter Reisrollen: Los Lobos - Ride This (The Covers EP)

Sonntag, 20. November 2011

Apfelschorlenskat














Den ganzen Tag in der Kneipe abhängen, zusammen mit den gleichen Nasen, mit denen man schon vor 40 Jahren diesem Hobby frönte, das verspricht eigentlich eine Menge Spaß. Zum Frühstück ein mächtiges Bauernfrühstück mit Katenschinken und Speck, dazu ein zwar lausiges, aber immerhin erfolgreiches Auswärtsspiel bei Hansa Rostock, das hätte trotz des ebenfalls lausigen Sky Kommentators mit ein paar Bierchen noch viel angenehmer sein können. Apfelschorle und Bauernfrühstück passen nicht so recht zusammen.
Dummerweise musste ich diese heimelige Stätte zwischen Fußballübertragung und Skatabend kurzzeitig verlassen, um Muddern zum Flughafen zu karren. Durch die späte Abflugzeit war ich dann wiederum gezwungen, den Rückweg ebenfalls mit dem Auto zu bestreiten, was keine Verbesserung meiner weiteren Getränkewahl zur Folge hatte.
Und wenn Bauernfrühstück und Apfelschorle schon nicht zusammenpassen, dann gilt das für Skatabend und Apfelschorle in noch weit höherem Maße. Nächstes mal nehme ich mir ein Taxi, wenn der Zeitplan für den Bus nicht mehr reicht. Revanche ist nötig.
Schlecht spielen und trotzdem gewinnen funktioniert blöderweise nur beim Fußball. 

Erholung für die von der Geburtstagsparty im Nebenraum malträtierten Ohren:
Ali Farka Touré & Ry Cooder - Talking Timbuktu

Samstag, 19. November 2011

Alles für die Katz














Die Pfote des Katers ist immer noch entzündet, seit Tagen humpelt er auf drei Beinen durch die Bude, wenn er sich überhaupt bewegt, wozu er verständlicherweise wenig Lust verspürt. Um einer weiteren Operation zu entgehen, bekam ich vorerst ein schmerzstillendes Mittel in flüssiger Form, sowie eine 10 Tage Ration Antibiotika mit.  Ausgerechnet Pillen, das konnte ja nicht gut gehen.
Zur Unterstützung der Therapie war ich dann erst einmal einkaufen. Milchdrops, Käserollis, Knuspertäschlis, Katzenjoghurt, Katzenpudding, den ganzen Schweinkram, den man im Regal einer Tierfutterhandlung finden kann, Bestechungsversuche aller Art landeten im Warenkorb. Da er so etwas sonst nie bekommt, muss irgend etwas davon helfen können. Gier macht unvorsichtig.

Vor zehn Jahren konnte ich ihn damit noch austricksen, heute funktioniert nichts mehr. Meine Pille fress ich nicht, und wenn sie pulverisiert im Katzenpudding versteckt ist, dann wird der nicht angerührt. Wenigstens für das Schmerzmittel taugt der, dann wird das wird fleißig weggeschlabbert, aber Pillen? No way.
Von der Ration Antibiotika sind so schon mal vier Tabletten bei untauglichen Versuchen draufgegangen, da warens nur noch sechs.
Die altbewährte Art mit Maul auf, Pille rein, Maul zuhalten wollte ich nach 30 Minuten Kampf weder mir, noch dem kranken Tier länger zumuten. Er war auch dann noch zu schnell für mich. Bevor ich ihm die Klappe zuhalten konnte war das Ding wieder draußen, wenn ich es tatsächlich mal geschafft habe, die Pille überhaupt da zu platzieren. Schon unglaublich, wie der auf die Zähne beißen kann, wenn er das Maul nicht aufmachen will.
Die Überlegenheit des menschlichen Geistes hat dann letztlich doch den Unterschied gemacht. Die letzten sechs Tage musste er dann damit leben, dass ich ihm morgens mit Antibiotikum versetzte Malzpaste dick auf die Vorderbeine geschmiert hab. Den tief beleidigten Blick werd ich nie vergessen, aber wat mutt, dat mutt.
Abends war er wieder schön sauber, und alles war verziehen und vergessen.
Wirklich gebessert hat sich leider nichts, und wenn ich sowieso Nachschub an Pillen holen muss, dann kann ich ihn auch gleich mitnehmen, hab ich mir heute gedacht.

Jetzt hat er die volle Dröhnung per Kanüle bekommen für die nächsten Tage, und dazu eine neue Packung Schmerzmittel. Hoffen wir mal, dass es wirkt. Für einen Nachschub an Katzenpudding hab ich gesorgt, der ganze andere Mist den ich gekauft hab war wohl für die Katz.

Nicht für die Katz: Bob Dylan - Time Out Of Mind

Donnerstag, 17. November 2011

Nomen est omen?














Auf den ersten Blick hab ich gedacht, der kleine Asia Imbiss neben der Rahlstedter Post hätte sein Schild nur unzureichend übersetzen lassen. Der Name wäre sonst in höchstem Maße geeignet gewesen, eine reichhaltige Auswahl an leckeren asiatischen Phan-Cu-Chen anzubieten.  Hätte das Lokal sein können, für meinen Pfannkuchen liebenden Freund L.
Ein Blick auf die außen aushängende Karte offenbarte jedoch nur die übliche Mischung aus Ente-Huhn-Rind mit Reis oder Nudeln. Verpasste Chance, dafür hab ich schon einen Stammplatz, nur 300 Meter weiter.

Im Player: Randy Newman - Land Of Dreams

Dienstag, 15. November 2011

Ich bin dann mal wieder auf Weltreise
















Der Anfang meiner Weltreise im Januar war noch sehr enthusiastisch, eigentlich hattte ich geplant, bis Ende März alle 6 oder 7 Folgen zu senden. Leider ist es bisher bei 4 Teilen geblieben, die Arbeitswelt hat mich schnell wieder auf den Teppich gebracht, und wenn man nur noch wenig Tage zur Erholung hat, dann ist der Sonntag heilig. Dazu haben mich privat noch etliche andere Dinge auf Trab gehalten, aber da immer mehr Nachfragen kamen, wann es endlich weitergeht, habe ich mir wenigstens Teil 5 für den nächsten Sonntag vorgenommen.

Wer bisher nur Bahnhof verstanden hat: Ich geh mal wieder auf Sendung. Webradio. Was nur noch selten vorkommt, meistens dann spontan. Da ich für diese musikalische Weltreise aber lange gearbeitet habe, mach ich hier auch wieder ein wenig Werbung.

Teil 4 endete in den USA, mit denen bin ich noch nicht ganz fertig, deshalb startet Teil 5 eben da. Ich mach einen Abstecher nach Kanada, geh in die USA zurück, über Hawaii nach Japan und mehr wird nicht verraten. Möglicherweise endet die Sendung in Australien, vielleicht komme ich aber auch bis nach Afrika zurück, denn da ist erst die Westküste abgespielt.
Welche Länder ich bisher "bereist" habe, und was für merkwürdige Musik man dabei hören konnte, kann man hier detailliert nachlesen. Wie man dieses merkwürdige Radio hören kann steht hier genauer.

Sonntag, 20.11. gegen 20:30, nach den aktuellen Charts, die gerne mal überzogen werden. Ich hoffe auf einen gnädigen Kollegen.

Sonntag, 13. November 2011

Sonnenschein aus Texas














Dieser winzige Music Star in Norderstedt überrascht mich immer mehr, das Konzert von Rod Picott vor ein paar Wochen war schon ein echtes Highlight, Tish Hinojosa und Marvin Dykhuis vermochten das am Samstag beinahe noch zu toppen. Da scheint man sich entweder besonders herzlich um die Musiker zu kümmern, oder das restliche Publikum dort ist ähnlich freigiebig wie ich, wenn das Schweinderl für die Künstler in der Pause rumgeht. Vielleicht auch beides. Da man mich letztlich auf einen in der Nähe befindlichen Geldautomaten aufmerksam machte, konnte ich trotz meiner Freigiebigkeit auch noch mehr CDs einkaufen als eigentlich vorgesehen. Der Laden wird mich wohl noch arm machen, wenn das so weitergeht.

Vielleicht liegt es einfach daran, dass ich bisher so völlig ohne große Erwartungen dahin gefahren bin. Einfach mal ein bisschen nette Musik hören und ein Bier dabei trinken. Und immer wenn ich danach nach Hause fahre hab ich ein Grinsen im Gesicht, von einem Ohr zum anderen, das überhaupt nicht mehr weichen will. Musik kann glücklich machen. Das passiert mir nur bei ganz großartigen Konzerten, und die erwartet man vielleicht nicht unbedingt in einem Norderstedter Einkaufszentrum.

Ein großartiges Konzert hätte ich mir vielleicht unter so etwas wie Emmylou Harris in der Hamburger Musikhalle vorgestellt. Und dabei durchaus enttäuscht werden können. Statt Emmylou gab es "nur" ihre unbekanntere, dafür aber mindestens ebenso hübsche, Singer/Songwriter Kollegin Tish Hinojosa aus Texas. Die außer in Texas auch zeitweilig in Hamburg lebt. Der Liebe wegen, was ich schon grundsätzlich sehr sympathisch finde, wenn man sich in einen Hamburger verliebt. Kann nie ganz verkehrt sein.
Der durfte dann, rechtschaffen aufgeregt (die Bühne ist nicht so mein Ding), seine Herzallerliebste persönlich ankündigen, nebst ihrem musikalischen Begleiter, dem Gitarristen und Sänger Marvin Dykhuis. Die innerhalb weniger Minuten das enthusiastische Publikum gefesselt haben, durch gute Laune, eine enorme Ausstrahlung, tolle Songs und wahrhaft fantastisches Gitarrengezupfe vom Herrn Dykhuis. Zeitweilig mit auf der Bühne waren noch Uli Rademacher an der Mundharmonika und Susanne Eder an der Mandoline, die bei irgend einer Hamburger Countryband spielt, die mich vielleicht interessieren könnte. Dazu die Stimme von Tish Hinojosa, die in manchen Momenten tatsächlich ein wenig klingt wie Emmylou, und die mir live ohne das Studiobrimborium auf Anhieb noch besser gefiel als auf Platte, was recht selten vorkommt. 
Das muss ungefähr der Moment gewesen sein, an dem ich anfing zu grinsen, weil ich wusste, der Abend wird ganz große Klasse. Draußen ist es schweinekalt, und hier drinnen scheint die Sonne. Die Temperaturen passten sich dem auch ein wenig an, denn der Laden war proppenvoll. Dummerweise machte das Durchschnittsalter des Publikums es nötig, noch eine weitere Stuhlreihe zu installieren, was dem Platzangebot etwas abträglich war. Dabei sah das anfänglich noch ganz harmlos aus, als ich nur 15 Minuten vor offiziellem Beginn dort reingestolpert bin herrschte fast gähnende Leere.

In der Pause konnte ich mich bei einer Zigarette vor der Tür etwas abkühlen, dabei ein wenig mit dem Mundharmonikaspieler klönen, der ebenfalls völlig begeistert war vom Saitenspiel des Herrn Dykhuis, ein frisches Bier holen, meinen Obolus ins Sparschwein stecken und eine CD von der Künstlerin signieren lassen. Sehr entspannend, das ist der große Vorteil an solch kleinen Läden.
Die zweite Halbzeit wartete mit einigen Überraschungen auf, neue Songs von einer in Arbeit befindlichen neuen CD, ein paar ältere unglaublich schöne Songs, die sich auf keiner meiner CDs befanden und daher mindestens eine weitere außerplanmäßige Anschaffung nötig machten, ein paar Songs vom Herrn Dykhuis, die den Kauf der Marvin Dykuis CD zur Folge hatten, einen singenden Ehemann, der das trotz seiner Bühnenscheu ganz anständig gemeistert hat, und die geradezu göttliche Version eines Hamburger Klassikers.
"Ich kenne ein guten deutschen Lied" kündigte sie strahlend an, obwohl sie kurz vorher erfahren hatte, dass es sich beim Norderstedter Music Star um "HSV Territory" handelte, wovon die furchtbaren Farben der Sitzkissen zeugten.
Glücklicherweise hielt sie das nicht davon ab, das Herz von Sankt Pauli zu spielen. In einer dermaßen entzückenden Version, dass ich die unbedingt in diesem Leben einmal live im Stadion hören möchte. Wenn sie die restlichen Textzeilen auch noch lernt.

Ich lern dann im Gegenzug vielleicht Shotgun ridin' auswendig, das läuft hier gerade auf einer meiner Neuerwerbungen. Tish Hinojosa - A Heart Wide Open und Marvin Dykhuis - My House





Samstag, 12. November 2011

Vor Gott und der Post sind alle Menschen gleich














Ich hasse es wie die Pest, meine Pakete in der örtlichen Postfiliale abholen zu müssen. Ist das an Wochentagen schon schlimm, wird es am Samstag erst recht zur Nerven- und Geduldsprobe. Da die Schlange exakt vor dem Wartepunkt beginnt, statt sich gleichmäßig vor den fünf Schaltern zu verteilen, reicht sie gerne mal bis auf die Straße.
Dort dürfen sich dann alle Kunden gemeinsam die Beine in den Bauch stehen, von gut betuchten Wellensteynjackenträgern aus den Rahlstedter Villenvierteln, bis hin zu den Sozialfällen aus dem Großloher Ghetto.
Glücklicherweise befanden sich heute zwei Wellensteynjacken zwischen mir und dem stark alkoholisierten Leergutsammler, dessen Ausdünstungen man aus einigen Metern Entfernung schon deutlich wahrnehmen konnte. Das Übergewicht der klirrenden Leerguttasche in seiner rechten Hand versuchte er zu kompensieren, indem er seinen schwankenden Körper mit der linken Hand an allen greifbaren Gegenständen absicherte. Türrahmen, Pfeiler, Regale, Vitrinen und Werbeaufsteller sind in dieser Filiale strategisch so günstig platziert, dass man auch mit mehreren Promille Blutalkohol den Weg zum Schalter unbeschadet zurücklegen kann.
Einzig der filigrane Postkartenständer erschien mir für diesen Zweck vollkommen ungeeignet, und ausgerechnet den suchte er sich für einen spontanen Schwächeanfall aus. Erstaunlicherweise bog der sich zwar und wankte, doch er fiel nicht. Alles wunderbar abgesichert dort, man kennt sein Publikum.
Leider waren seine Anstrengungen schlussendlich nicht von Erfolg gekrönt, auch für Überweisungen in die Ukraine mit Western Union ist ein Empfängername notwendig. Sein angesichts des Zustandes nicht sehr deutliches, dafür um so lauter vorgetragenes Anliegen, führte den vorgezogenen Haltepunkt endgültig ad absurdum, soll der doch eigentlich der Diskretion dienen. 
Wahrscheinlich eher ein Zugeständnis an Wellensteynjackenträger, für Überweisungen in die Schweiz.

Im CD Player heute eine Einstimmung auf das Konzert in der Trabantenstadt, in die ich mich gleich aufmachen werde: Tish Hinojosa - Our Little Planet/Homeland