Montag, 9. April 2012
Flammendes Inferno
Einer der jährlichen kulturellen Höhepunkte im südwestfälischen Regenwald, neben dem Immecke Open Air, ist das Osterfeuer. Man sollte besser die Osterfeuer sagen, denn in den größeren Dörfern gibt es auch mal mehrere davon. In Attendorn soll es sogar Osterfeuervereine geben, vier an der Zahl, die auch als einzige in Attendorn behördlich genehmigt zündeln dürfen, damit der Spaß nicht Überhand nimmt. Die brennen dann auf den vier Hügeln von Attendorn und sind von jedem Hügel aus sichtbar, weshalb ich da eigentlich mal hin müsste.
Da die Anreise dorthin wahrscheinlich ebenso kompliziert ist wie der Weg nach Lüdenscheid, haben wir schon traditionell das größte im heimischen Dorf besucht. Von dort hat man einen prima Blick auf das Dorf bei Nacht, und die katholische Kirche als Veranstalter sorgt mit brennenden Kreuzen für ein wenig gruselige Ku-Klux-Klan Atmosphäre. Außerdem besteht, das höre ich jedenfalls seit Jahren, die Chance auf eine Massenschlägerei zu fortgeschrittener Stunde, inklusive anschließender Gefangenenbefreiung. Die haben hier eine ganz eigene Art, die Auferstehung des Heilands zu feiern. Mit viel Krombacher und merkwürdigen Osterfeuerlikören, das kann niemals gut enden.
Vorsorglich sind deshalb immer genügend Einsatzkräfte vor Ort, Sicherheitsdienst, Ordnungsamt und Polizei, die angeblich gerne mit Infrarotkameras auf der großen Wiese spioniert, weshalb wir uns nach gemeinsamem Genussmittelverzehr immer kurz in der Menge verstreuten. Auch wenn ich das für ein Infrarotmärchen halte, bei den Regenwaldchaoten ist alles möglich, und ich halte mich gerne an die Sitten und Gebräuche des Landes, damit lebt man sicherer.
Ob es dieses Jahr zu einer Massenschlägerei gekommen ist habe ich, wie üblich, nicht herausfinden können. Da unser Bier schneller leer war, als das mitgebrachte Sortiment der üblichen Protagonisten dieser Zwischenfälle, sind wir mal wieder vor der großen Show gegangen.
Nach einem angenehmen Abend in großer Runde, auf dem unglaublich gemütlich ausgebauten Dachboden von Rock'n Rolf , wollte der Pappenheimer tatsächlich 10 Euronen dem Taxigott opfern, da die Möglichkeit bestünde, unterwegs irgendwelchen marodierenden Horden in die Hände zu fallen. Da wir vor mehr oder weniger vielen Jahren selber für marodierende Horden gehalten wurden, konnte ich die zwanzig Minuten frische Luft glücklicherweise durchsetzen, und natürlich war um diese Zeit kein Mensch mehr auf der Straße.
Manchmal glaub ich ja, die hauen immer ein bisschen auf die Kacke wenn ich da zu Besuch bin, weil sie glauben als Hamburger erlebt man jede Woche eine Schießerei auf der Reeperbahn. Andererseits ist den Regenwaldchaoten so ziemlich alles zuzutrauen, woll. Keineswegs normale Leute.
Aber ein unglaublich liebenswertes Völkchen, ich freu mich schon auf Immecke, woll.
Osterfeuerschreibmusik: Aziz Sahmaoui & University of Gnawa
Labels:
Auf Tour,
Feiern,
Fotosafari,
Freunde,
Hallelujah,
Lötzinn,
Typen
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Die Musik passt zu den Fotos ;-)
AntwortenLöschenUnd dir wünsche ich eine sichere Rückkehr aus dem Regenwald (es soll Gegenden geben, da hilft nicht mal mehr die Reiseversicherung!).
Wer weiss, wenn ich mal Lust auf Etwenndscher und Sörwaifel habe, werde ich mich auch in diese Gegend trauen. Was du da alles berichtet hast, macht mich schon ein bisschen neugierig auf die Eingeborenen und ihre kulinarischen Eigenheiten...
Aber gerne doch, Herr Ärmel ! Du bist immer herzlich willkommen im Zentrum des Wahnsinns. *g*
AntwortenLöschenSchau doch einfach mal, ob Du Dir hier freinehmen kannst: www.immecke-open-air.de
Da kommen noch mehr lustige, liebe Leute angereist, die Du teilweise aus einem gewissen Indernetzchat kennst. ;)
Und ich werd mich jetzt mal nach einer komplett schlaflosen Nacht auf den Weg zur Arbeit machen. ^^
Schön, daß Du da warst, Zaph. :)
Herzlichen Dank Herr Pappenheimer für das herzliche Willkommen.
LöschenAber - oha! - vermutete ich es doch: Massenauflauf, Krawall, Schmuddelunterkunft.
Wahrscheinlich wird das im Dialekt der Eingeborenen soviel heissen wie, "zünftige Zusammenkunft"
oder "urige Unterhaltung".
Terminlich ist das aber in diesem Jahr unpassend, leider.
Es gibt schon seltsame Eigeborenenvölker
AntwortenLöschenDa n reiche ich nach
AntwortenLöschen@inchtomania: ich spendiere noch einer 's' diesem. *g*
AntwortenLöschen@Herrn Ärmel: wir residieren natürlich nicht bei den langhaarigen Hascherpunkschmuddelkindern im Schlamm, sondern in einer festen Unterkunft. Das Festival ist nämlich gleich um die Ecke, zur Not per pedes erreichbar.
das schafft Beruhigung...per pedes? Na ja, kann bierstrategisch besser sein ;-)
LöschenIch wusste, dass das lange Wochenende im Frankenland böse Folgen haben wird
LöschenPer pedes wäre das zur Not möglich, ja. Hat aber in den letzten Jahren niemand gemacht. Ab einem gewissen Alter/Zustand ist ein Taxi von dort nicht verkehrt und kostet auch nicht die Welt.
AntwortenLöschen