Montag, 8. November 2010
Kein Platz an der Sonne
Hätte ich gewusst, dass man für Heimspielkarten zwischen vier und fünf Stunden in dieser Schweinekälte anstehen muss, ich bin nicht sicher ob ich dann um 6 Uhr aus dem Bett gekommen wäre. Der innere Schweinehund ist ja meist dann besonders laut, wenn die Differenz zwischen Innen- und Außentemperatur ein erträgliches Maß überschreitet. Das war heute eindeutig der Fall, was schon ein kurzer Blick aus dem Schlafzimmer auf zugefrorene Autoscheiben zeigte. Dazu war ich auch noch hundemüde nach nur zweieinhalb gefühlten Stunden Schlaf, alles keine besonders guten Voraussetzungen für solche Aktionen.
Um 7 Uhr reichte die Schlange von den Kassen, an denen die ersten Fans schon seit 4 Uhr anstanden, über den Stadionvorplatz, bis zur Budapester Straße. Da gibts dann genau zwei Optionen, anstellen - oder sofort umkehren. Stellt man sich erst einmal an führt kein gangbarer Weg zurück, jedenfalls keiner ohne Gesichtsverlust. Denn nach einer halben Stunde Klönschnack mit den Nachbarn und dem ersten gemeinsamen Kaffee vor dem Stadion (wenigstens die mobile Kaffeeklappe hatte schon geöffnet) räumt niemand mehr das Feld.
Angesichts hunderter zäher Kämpfer im Alter zwischen (geschätzt) 2 Monaten und weit über 60 Jahren wäre das auch ein Offenbarungseid gewesen. Nach zwei Stunden fing ich allerdings langsam an den Säugling zu beneiden, der in seinem weißen Fellstrampler (Modell Knut) friedlich bei Muttern im Tragetuch döste. Nach drei Stunden klagte meine entzückende Kölner (!) Nachbarin über erste Ausfallerscheinungen, dünne Chucks sind bei Temperaturen um den Gefrierpunkt wirklich nicht die richtigen Schuhe. Immerhin traf sie bei der Oberbekleidung eine deutlich bessere Wahl als ich, so vereiste sie ganz langsam von unten her, ich von oben. Wenigstens war der Himmel traumhaft blau, fast wolkenlos, nur die Sonne war nicht zu sehen, denn die Schlange stand über die gesamte Länge im Schatten des dämlichen Telekombunkers, auch aus dieser Richtung war also nichts erwärmendes zu erwarten.
Nach vier Stunden und fünfzehn Minuten hatten wir endlich das ersehnte Ziel vor Augen, wir standen an den Kassen, nur noch wenige Minuten bis zur Erlösung, nur noch auf eine freie Kasse warten, nicht einmal die höchst überflüssige Diskussion des Herrn an Kasse 2, dem die Regeln des Ticketverkaufs wohl nicht geläufig waren, sorgte noch für Verstimmung. Auch die Mutter, die unbedingt ganz schnell in den Kindergarten musste, durfte noch dazwischenrutschen. Und dann, endlich - stürzt das Computersystem ab. Komplett.
Ganz ehrlich, solche miesen Gags traue ich nicht einmal Mario Barth zu. Das Leben schreibt manchmal wirklich enorm schlechte Bücher.
Die 15 Minuten Verlängerung haben wir aber auch noch durchgestanden. Der netten jungen Dame aus Köln schulde ich jetzt noch einen Kaffee, vielleicht kann ich mich bei einem der nächsten Heimspiele ja mit einem Bier revanchieren, falls man sich über den Weg läuft.
Schreibmusik: Ska-P - Incontrolable
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Ich sehe, wir waren heute nicht die einzigen, die angestanden haben und auch darüber gebloggt haben. Grüße von einem, der von sechs bis zehn anstand. ;)
AntwortenLöschenGratulation zu den Karten!
AntwortenLöschenOh, wie ich das kenne... Dank dem Saisonpaket mußte ich das diese Spielzeit für die Heimspiele nur einmal über mich ergehen lassen. Wenigstens gab es jetzt ja gleich für vier Spiele Tickets. So ein Anstehen macht nämlich dann besonders viel Spaß, wenn es nur um ein einziges oder auch zwei Spiele geht - vor allem, wenn es noch wesentlich kälter ist und einen der Schnee ins Gesicht weht sowie von unten die Füße trotz bestem Schuhwerk einfrieren... >.< Und da gibt es immer noch Leute, die behaupten, ein Fan ohne Dauerkarte würde sich für seinen Verein nicht ins Zeug legen...
Danke :)
AntwortenLöschenDas Saisonticket hab ich leider verpasst, ich krieg sowas immer zu spät mit, oder kann an dem Tag einfach nicht.
Von vier Spielen habe ich aber nichts bemerkt, ich hab nur Tickets für Wolfsburg, Lautern und Mainz bekommen. Leverkusen ist ausverkauft, da wäre wohl nur die VIP Karte gegangen, aber den Gedanken hatte ich eigentlich schon länger verworfen. Jetzt steh ich da, wo ich mich am wohlsten fühle, dafür hat sich das gelohnt :)