Freitag, 28. August 2020

Frankentage (2): Hopferla und Schäuferla im Sandschlössla


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Bamberg hat schon bei meinem letzten Besuch vor einigen Jahren nachhaltigen Eindruck hinterlassen, hier wollte ich auf jeden Fall noch einmal hin. Nicht zuletzt, weil ich das Weitwinkelobjektiv beim letzten Mal im Auto gelassen habe, unverzichtbar wenn man das Alte Rathaus inklusive Turmspitze und Regnitz auf den Chip bannen will und auch nicht ganz verkehrt in den engen Gassen der historischen Altstadt.

In der ist es geradezu gähnend leer. Das liegt möglicherweise an der nervigen Pandemie, möglicherweise auch daran, dass ungefähr die Hälfte aller Bamberger Brau- und Gasthäuser ihre Pforten geschlossen haben, was wiederum auch mit der nervigen Pandemie zu tun haben mag. Immerhin sorgt die nervige Pandemie für einen freien Himmel, wir sind jetzt alle gechippt und brauchen keine Chemtrails mehr.

Wer sich durch Franken schlemmen will hat dennoch genug Möglichkeiten die einheimischen Spezialitäten zu probieren, zum Beispiel Zwetschgabaamäs, was ein luftgetrockneter Rinderschinken ist, der zusätzlich noch über Zwetschgenholz geräuchert wird, wahrscheinlich damit man ihm einen lustigen Namen verpassen kann, denn nach Pflaume schmeckt der nicht.

Als passende Begleitung für das berühmte Schäuferla wählt man am besten eine der Bamberger Bierspezialitäten, davon gibt es etliche sehr schmackhafte und einige äußerst gewöhnungsbedürftige. Wobei "gewöhnungsbedürftig" beim Aecht Schlenkerla Rauchbier wirklich untertrieben ist, wenn ich an meinen ersten und einzigen Versuch mit dem Zeug zurückdenke.

Als Autofahrer lässt man die Finger besser von all diesen Dingen und sieht sich nach alkoholfreien Erfrischungen um. Meine ortskundige Begleitung empfiehlt das Bassanese am Alten Rathaus, weshalb ich nächstes Jahr auf jeden Fall wieder nach Bamberg muss, oder in die Erlanger Filiale.

Das vegane Schokoladeneis mit 80% fair gehandeltem Kakao alleine wäre schon der Hammer, aber das fruchtig herbe Campari Orange dazu ist nahezu unschlagbar. I'll be back.

    

Fotos dazu: Bamberg/Mittelfranken - Nikon D7200 - Musik dazu: Yello - Point

 










 


 

 

 

 

Samstag, 22. August 2020

Frankentage (1): Ansbach

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Einmal nur Urlaub machen, das muss dieses Jahr drin sein, trotz Corona. Schön auf Abstand und immer mit Maske, also besser nicht mit Bahn und Flugzeug, nicht mit Hotels und auf gar keinen Fall mit Strandpartys oder ähnlichen Massenveranstaltungen, aber etwas luxuriöser als Camping darf es schon sein und sehen will man ja auch was. Mit zwei Personen ist das Auto auch ökologisch vertretbar und 600 Kilometer Autobahn sind Sonntags eigentlich relativ entspannt, wäre da nicht Schwarmstedt, der Ort den ganz Deutschland nur aus den Verkehrsnachrichten kennt.

Egal, auf nach Franken!

Das ist nicht nur die einzige sich bietende Möglichkeit, es ist auch die beste Wahl die man sich denken kann, ein eigenes Zimmer bei der Verwandtschaft mit kulinarischer Rundumversorgung vom Feinsten (ohne Schäufele, dafür mit lecker Thaifood und eisgekühlten Sommerdrinks auf Balkon mit Aussicht) - und vor allen Dingen sehr viel reizvolle Ziele für Tagesausflüge, was ich vor ein paar Jahren schon einmal weidlich ausgenutzt habe.

Ansbach war einer der Orte, den ich mir damals aus Zeitmangel geschenkt habe, das galt es nachzuholen. Gottlob gibt es in Altstadtnähe ein Parkhaus, was nicht nur anstrengende Fußmärsche erspart sondern auch den Anblick von Blechkarossen im nahezu autofreien Zentrum. 

Wie fast jede fränkische Stadt besteht Ansbach hauptsächlich aus schicken alten Häusern, viel Fachwerkgedönse, Stadttoren, klotzigen Kirchen, Orangerien, gemütlichen Hinterhöfen, Biergärten und Eiscafés. Im ersten verlangt man Namen und vollständige Adresse nebst Telefonnummer, im zweiten kümmert sich kein Mensch um so etwas und im dritten ist man mit Namen und Telefonnummer zufrieden.

Drei Eiskaffee braucht man bei diesem Wetter ungefähr, um alle fußläufig zu erreichenden Sehenswürdigkeiten abklappern zu können, vom Herrieder Tor über den Martin-Luther-Platz mit St. Gumbertus und St. Johannis, bis zur Residenz Ansbach und der Orangerie im Hofgarten.    

Wie zu erwarten war sind gleich zwei der angepeilten Motive in blickdichtes Plastik verpackt und eingerüstet, schon ein Grund mal wiederzukommen. Der andere wäre ein Eiskaffee im zweiten Laden, unter Schatten spendenden Bäumen sitzt es sich einfach besser als unter Sonnenschirmen.  

Fotos dazu: Ansbach, Mittelfranken / Nikon D7200 - Musik dazu: Chuck Prophet - Balinese Dancer / Homemade Blood




















Donnerstag, 20. August 2020

Keintrittskarte

 

 

 

 

 

 

 

 


 

 

 

 

 

 

 

 

Da ist es endlich, das gute Stück. Sehr konservatives Design in diesem Jahr, nichts zum bekleben, keine doofen Sprüche und vor allem kein cooles, sehr gutes Saisonmotto. Kein Wunder, außer "Bleibt zu Hause" wäre mir momentan auch nichts passendes eingefallen und das wollen wir alle ja nicht wirklich.

Müssen wir aber voraussichtlich, zumindest für die ersten Heimspiele. Wahrscheinlich macht man es wie mit den Schulen, erst darf keiner hin und wenn sich dann niemand angesteckt hat wird wieder geöffnet. Logisch, oder? Bis dahin wird spekuliert  und diskutiert, zum Beispiel über den Ausschluss der Stehplätze, Alkoholverbot und personalisierte Tickets, was bei einigen Gestalten garantiert sofort für feuchte Hosen gesorgt haben wird, werden doch endlich lang gehegte Wunschträume wahr. 

Eventuell kommt man ja noch auf die zündende Idee Klatschpappen zu verteilen, weil dieses Gebrüll und dieser Dauergesang, das geht ja gar nicht. Schon wegen der Aerosole, ihr wisst ja. Fahnen nur mit Nachweis der chemischen Reinigung, nicht älter als eine Woche.

Was freue ich mich auf diese Saison. Nicht. Bestimmt kann ich mir wieder irgendwann aussuchen, ob ich das Geld für entgangene Spiele zurückfordere oder dem Verein spende, aber was ist wenn ich zwar darf, aber gar nicht will? Nicht, dass ich nicht wollen würde, aber:

Eng zusammengekuschelt in der Hochrisikogruppe Gegengeradenrentner auf der Tribüne sitzen und vor mir nur leere Stehplatzränge, will ich das? Okay, in Íngolstadt oder Sandhausen mag man leere Stadien gewohnt sein, aber ohne Ultras auf der Süd, ohne Gegengeradesupportblock und ohne Nordsupport wird das ebenso aufregend wie Geisterspiele, denn der Support auf den Sitzplätzen hält sich im Normalfall in engen Grenzen. Ist natürlich ganz im Sinne der Gesundheit, schon wegen der Aerosole, ihr wisst ja.

Selber schreien und singen? Mit oder ohne Maske? Mit der Nummer 27, Jan Philipp Kalla FUFFBALLGOBB! Ach nee, einen Fußballgott haben wir ja auch nicht mehr. Scheiße.

 

 

 



Montag, 1. Juni 2020

Soziale Distanzing

















Die Kinder wollen in den Heidepark und Junior fragt, ob ich vielleicht Lust hätte mitzukommen. Was für eine Frage, nachdem ich die Lütten seit etlichen Wochen höchstens über Videochats sehen oder ihnen vom Balkon aus zuwinken konnte, da nehme ich sogar einen Freizeitpark in Kauf. Was kann schon schiefgehen..

Zuerst einmal kommen wir zu spät für die uns zugewiesene Einlasszeit, weil zehn Kilometer vor Soltau jemand seine Karre auf der Autobahn zerlegt hat und eine halbe Stunde aufgeräumt werden muss. Reingelassen werden wir trotzdem, schließlich sind die Tickets bereits bezahlt und die Schlange vor den Eingängen dürfte auch ohne die Verspäteten nicht viel kürzer sein. Immerhin funktioniert das hier mit der sozialen Distanz noch ganz gut, Familien und andere kleine Gruppen stehen beisammen, ansonsten werden die Abstandsregeln eingehalten und jeder trägt seine Maske, die meisten sogar richtig.

Im Park sind die meisten Fressbuden geschlossen, der wilde Westen ausgestorben wie nach dem Goldrausch, was leider zu langen Schlangen beim Burgerbrater führt. Wohl dem, der von zu Hause ein paar belegte Brote und Getränke mitgenommen hat, denn die eingeschränkte Besucherzahl wirkt sich leider nicht auf die restlichen Wartezeiten aus, da die Fahrgeschäfte alle nur halb besetzt werden dürfen und nach jedem Durchgang erst einmal desinfiziert werden. Vor jedem Kinderkarussell lange anstehen, um nach drei Umdrehungen wieder rausgeschmissen zu werden, motiviert nicht einmal den Knirps zu einer zweiten Runde.

Das schwere Tele für die Actionfotos hätte ich ebenfalls zu Hause lassen können, weil man in den Fahrgeschäften ebenfalls Masken tragen muss. Ausgenommen sind nur Kinder unter 6 Jahren, die bekanntlich gegen das Virus immun sind und auch niemanden anstecken können. Der Mindestabstand im Park wird dann auch nur noch halbherzig umgesetzt und funktioniert immer nur dort gut, wo das Personal eingreifen kann. Von den überall aufgehängten Spendern für die Handdesinfektion machen wir dafür reichlich Gebrauch, schon weil nicht jedes Fahrgeschäft aus Zeitgründen desinfiziert werden kann.

Fazit: Hygienekonzepte sind etwas für Menschen, die das auch lesen, verstehen und umsetzen können, eingeschränkte Besucherkapazitäten ändern nichts an langen Wartezeiten (weit über eine Stunde bei den Hauptattraktionen) und solange dieses Vergnügen derart eingeschränkt bleiben muss gehe ich lieber in den Wildpark, das verläuft sich dort irgendwie besser und man findet außer den Enkelkindern noch ein paar andere Motive für die Knipse.

Wenn dir so ein kleiner Mensch in die Arme fällt und sagt, er hätte dich auch "ganz doll misst" in der letzten Zeit, dann lohnt sich das natürlich trotzdem, auch ohne Achterbahnfahrt.


Fotos dazu: Heidepark Soltau / Nikon D7200
Musik dazu: Sonny Landreth - Recorded Live In Lafayette












 

Freitag, 22. Mai 2020

Brückentag (5)

















Ein richtiger Brückentag ist es ja eigentlich nur, wenn man mit dem Hintern zu Hause bleiben kann. Da ich das leider nicht konnte gibt es heute auch keine Fotos von richtigen Brücken.

Nur so halbe halt und auch noch aus dem Archiv, aber dafür mit Himmel.


Fotos dazu: Brodau/Ostsee - Nikon D90
Musik dazu: Ben Howard - Every Kingdom/The Burgh Island EP


 

Sonntag, 17. Mai 2020

Lost Places: Millerntor
















Abseits von Spieltagen tobt das Leben am Millerntor ohnehin recht selten, am letzten Wochenende war dank Corona nicht eine Menschenseele zu sehen, nicht vor der Gegengerade und auch nicht im Süden. Ähnlich sollte es heute auch ausgesehen haben, während drinnen 22 Profis fast unbeobachtet um Punkte kämpfen durften.

Ansehen konnte ich mir das nicht, schon diese hallende Geräuschkulisse im Radio war schwer zu ertragen, aber man muss ja trotz allem wissen wie es läuft, es geht schließlich noch um etwas mehr als nur Kohle. Dank der weltbesten AFM-Moderatoren war es dann doch einigermaßen spannend zu verfolgen, wobei auf dem Platz hauptsächlich unsere Jungs dafür verantwortlich waren und wir nur durch Robins sensationelle Reflexe noch keinen kassieren mussten.

Ein glückliches 1:0 gegen Nürnberg in den letzten Minuten, ein Brustlöser, der auf den Rängen natürlich höllisch gefeiert worden wäre und ein angespielter Song 2 im leeren Stadion machen einem dann wieder bewusst, wie scheiße Fußball ohne Fans ist. Nicht viel spannender als Hallenhalma.

Ein kleiner Trost bleibt, das Millerntor wird kein "Lost Place" bleiben und wenn der ganze Mist irgendwann vorbei ist und wir alle wieder in unser Wohnzimmer dürfen, dann wird der Laden garantiert lauter sein als jemals zuvor.

Zumindest wird es uns so vorkommen.

Fotos dazu: Millerntor Stadion,Gegengerade und Südtribüne / Nikon D7200
Musik dazu: Ryan Adams - Prisoner








Montag, 11. Mai 2020

Herbert und Hans machen Urlaub

















Dank der investigativen Vorarbeit des geschätzten Herrn Wagner auf seinem Blog war mir klar, ich muss unbedingt beizeiten Fotos machen in der Herbertstraße, jedenfalls solange der Verkehr dort vollständig zum erliegen gekommen ist. An anderen Tagen sollte man, so man denn überhaupt dieses berüchtigte Pflaster betreten möchte, tunlichst keine Kamera dabei in der Hand haben. Ansprachen in derbster Fäkalsprache dürften dann noch das geringste Problem sein, wie man hört sollen einige Damen für solche Fälle unter anderem mit gefüllten Nachttöpfen bewaffnet sein.

Dank Corona kann man sich jetzt endlich einmal in aller Ruhe umsehen und sogar an einem Fleck länger verweilen, was im Alltag sofort zu eindeutigen Angeboten führen würde und daher auf keinen Fall zu empfehlen ist, es sei denn man mag den Bräutigam auf der Junggesellensause nicht und drückt ihm schnell noch sichtbar einen Fuffi in die Hand.


Während man also in der Herbertstraße die vom Herrn Wagner versprochene meditative Ruhe genießen kann, hält Hans Albers auf seinem angestammten Platz Ausschau nach den üblichen Touristenhorden, die den hiesigen Anwohnern sicher auch an einem normalen Samstagnachmittag schon die Nerven rauben können. Das schaffen die zur Not aber auch ganz alleine.

Geschlossene Kneipen hindern auf dem Kiez natürlich niemanden daran, sein bevorzugtes Kaltgetränk im Freien zu genießen, es sind ja schließlich genug Sitzgelegenheiten vorhanden. Die gerade einmal fünf oder sechs Personen auf dem Hans-Albers-Platz halten immerhin gebührenden Abstand. Einer hält unangefochten den Abstandsrekord, er hat mit Abstand die meisten Bierchen intus und teilt das seinem Umfeld auch unverholen und lautstark mit.

Leider, oder Gott sei Dank, wer weiß das schon, auch vollkommen unverständlich, weil die alkoholbedingte Lähmung der Zunge schon recht weit fortgeschritten ist. Da er seine Homestory mal in diese und mal in jene Richtung bellt, fühlt sich niemand so recht angesprochen. Wenigstens trägt er keine Jogginghose, hat also die Kontrolle über sein Leben noch nicht ganz verloren.

Ganz normales Kiezleben halt, ohne die Touristenhorden ist hier auch nicht mehr los als auf'm Dorf.


Fotos dazu: Hamburg St.Pauli, Herbertstraße/Hans-Albers-Platz - Nikon D7200
Musik dazu: Sonny Landreth - Live in Lafayette/Blacktop Run