Sonntag, 18. März 2012

Proseccogestützte Lebensplanung














Einen großen Topf Chili con Carne hatte sich Herr L. zu seinem Geburtstag gewünscht, dabei wäre das die beste Gelegenheit für ihn gewesen seinen neuen Herd einzuweihen. Angeblich will er jetzt kochen lernen, mit Chili hätte er anfangen können, das ist gut geeignet für den Anfang. Ich hab mit den gut 5 Kilo um Mitternacht angefangen, eine Stunde später war ich fertig. Ordentlich verpackt, damit auf der Fahrt am nächsten Tag nichts schwappt. Die inzwischen erkaltete Masse mit etwa 50% Fleischanteil  schien zwar zäh genug, aber frühere Erkenntnisse lassen drei Lagen Folie unter dem Deckel  sicherer erscheinen.

Wird wohl nicht so spät werden diesmal, meinte er noch abschätzend ein paar Tage vorher, zu viele Eltern die ihre Kinder ins Bett bringen müssen und früher gehen werden. Hätte ich über den Satz länger nachgedacht, wäre mir eventuell in den Sinn gekommen etwas früher zu erscheinen. So gab es weniger Chili für die Eltern und mehr Bier für den harten Kern, der natürlich genauso lang wie immer durchgehalten hat, diesmal mit allerliebster weiblicher Unterstützung.
Zu fortgeschrittener Stunde und nach mehreren geleerten Flaschen Prosecco brachte ausgerechnet C. das Thema Altersruhesitz für unruhigere Leute auf den Tisch. Die Frau ist zwar gut 15 Jahre jünger als ich, aber gut zu wissen, dass auch andere Menschen schon nach alternativen Lebensweisen im Alter suchen, weil man keine Lust hat den Kindern zur Last zu fallen oder in einem öden Seniorenstift zu versauern. Wenn bis dahin keine Rock'n Roll Altersheime angeboten werden, muss man das in die eigenen Hände nehmen.

Eine detailliertere Planung wurde zwar durch den steigenden Blutalkohol vorerst verhindert, aber wir haben ja noch ein paar Jahre Zeit. Denn auch nüchtern betrachtet halte ich größere Wohngemeinschaften von alleinstehenden Rentnern für eine denkbare Alternative in der Zukunft, ähnlich wie in der Studienzeit wird das Geld knapper und die Mieten werden weiter steigen. Warum also sollte man alleine in seiner Butze abhängen, statt sich mir ein paar Freunden ein Haus zu mieten und eine lustige Rentner WG zu gründen?

Ein Problem wird sich aber nicht so schnell lösen lassen. Hawk wird als jüngster Kandidat der Runde als letzter in Rente gehen, und der hat auch dann garantiert den größten Fernseher. Davon hab ich dann leider nicht mehr so viel.
Dafür wären wir wohl die vogelfreundlichste Rentner WG der Stadt, mit inzwischen drei Original Millerntorvogelfutterhäuschen. Bis dahin müsste Herr L. allerdings die furchtbare Lichterkette von seinem Exemplar entfernen, das schreckt nicht nur die Viecher ab, das weckt auch ganz ungute Erinnerungen an LED im Stadion.

Schreckt nicht ab: The Gaslight Anthem - The '59 Sound






5 Kommentare:

  1. In meinem Umfeld (vielleicht liegts ja doch am Alter) ist das mittlerweile ein Standardthema bei fast jeder Form von nettem Zusammensein...

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  2. Vergiss es, in Studenten-WGs fliegen schon reichlich oft die Fetzen, ein Haufen renitente Rentner mit lange gezüchteten sonderbaren Eigenheiten auf engstem Raum, das gibt Mord und Totschlag :p

    Gruß, N.

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    1. ....dann freuts wenigstens die Rentenversicherungsträger ;-)

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  3. Mir gehts wie Herrn Ärmel. Die Rentner-WG ist Gesprächsthema bei jedem 3. Stammtisch

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  4. Kann nur am Alter liegen. Wir sind ja auch nicht mehr so weit entfernt davon, aber mit Anfang 40 find ichs schon etwas seltsam. Ich könnte mich auch durchaus mit dem Gedanken anfreunden, wenn man schon 20 Jahre oder länger befreundet ist, dann kennt man seine Macken. Aber das sind nur Gedankenspiele, ich plane keine 10 Jahre voraus, ich lebe heute.

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