Freitag, 25. Januar 2019

Scharfe Hühner















Vor einigen Jahren hatte ich das unverschämte Glück, rein zufällig auf einer kleinen Feier reinzuplatzen, bei der die mexikanische Freundin des Gastgebers allerlei landestypische Spezialitäten zubereitet hatte. Was man halt so kennt, Chili con Carne und lauter Zeugs aus Bohnen und Avocados, so genau habe ich das ehrlich gesagt gar nicht mehr in Erinnerung, denn es gab auch das - mir damals noch nicht bekannte - angebliche mexikanische Nationalgericht: Mole Poblano!

Hühnchen in ziemlich dicker und ziemlich dunkler Schokoladen-Chili-Sauce. Was erst einmal ziemlich ungewohnt klingt für Menschen, die Schokolade allenfalls als Dessert kennen, aber zumindest in der hier gereichten Variante der geschmackliche Oberhammer war. Neues Lieblingsgericht, auf Anhieb mindestens in den Top 10! Nach den ersten Bissen galt es eigentlich nur noch, den mit diversem anderen Gedöns gut gefüllten Teller zu leeren, bevor jemand anders die letzten Reste aus dem Topf kratzen konnte. Was ich geschafft habe, natürlich.

Obwohl ich alle paar Jahre mal in der Gegend bin wird sich das Erlebnis bestimmt nicht wiederholen, also muss eine andere Möglichkeit gefunden werden. Selber machen wäre sicherlich die beste Idee, abgesehen von der Arbeit, die schon damit beginnt, bei den vielen gefundenen Rezepten für Mole Poblano das tauglichste zu erwischen.
Also nicht das mit der Nesquiksauce und auch nicht das vom ehrgeizigen Hobbykoch, der dabei unbedingt drei verschiedene Chilisorten verwendet wissen will, die man wahrscheinlich im Internet bestellen muss, weil selbst Stanis Rewe die nicht im Sortiment hat. Irgendwas dazwischen.

Aus verschiedensten Gründen ist es dazu noch nicht gekommen, bleibt also nur die Hoffnung, das mexikanische Nationalgericht in irgend einem der mexikanischen Restaurants zu finden, von denen es in der Stadt ja einige gibt. Doch wie befürchtet beschränkt sich das Angebot meist auf den ganzen Kram, den man hier für mexikanisch hält, Nachos, Tacos, Enchiladas, Burritos, Quesadillas, was es so an Fladen gibt, die man irgendwie mit Fleisch, Bohnen und Jalapeños füllen kann. Für das angebliche mexikanische Nationalgericht fühlt sich scheinbar kein Mexikaner hier verantwortlich, dabei schlägt das Zeug alle Enchiritos und Tacodillas um Längen, ganz egal womit die gefüllt sind.

Einzig das El Pikosito in Altona schien die Rettung zu sein, was ich nie bemerkt hätte, wäre nicht jemand so nett gewesen ein paar Seiten der Speisekarte zu fotografieren und ins Netz zu stellen. Auf die Idee, selber mal die Speisekarte im Neuland zu präsentieren, ist dort dummerweise niemand gekommen. Pollo con Mole! Mit Schokoladen Chilisoße! Muss.ich.hin.

Muss ich auch nicht alleine hin, weil die unerschrockene Testesserin sofort bereit ist mich zu begleiten, was für die Zukunft mehr Restaurantbesuche in allen möglichen Ecken der Stadt verspricht. Da gibt es noch so viel zu entdecken..

Beim nächsten Mal werde ich auch sicherheitshalber einen Tisch reservieren, an einem Samstag Abend muss man schon viel Glück haben, zwei Stunden bis zur Tischreservierung reichen uns aber locker. Ich entscheide mich für Enmoladas con Pollo mit Schokochilis, die unerschrockene Testesserin für Entomatadas, was so ungefähr dasselbe ist, nur mit Tomaten statt Schokoladenchili. Die Portionen sind inklusive der Beilagen so reichlich bemessen, dass wir uns die große Schüssel dreifarbige Tacos mit den vier hausgemachten Saucen vorweg eigentlich hätten sparen können.

Schärft aber schon ein wenig die Sinne, sozusagen. Deutlich mehr jedenfalls als die Schokoladen Chilisoße, leider. Davon hätte es durchaus etwas mehr und etwas schärfer sein können, vor allem mehr, denn Hähnchenbrustfilets in Maistortillas werden ohne reichlich Mole doch etwas dröge mit der Zeit, Reis und Bohnenpamps als Beilage sind dabei wenig hilfreich. Die Entomatadas sahen da schon weitaus saftiger aus, was ich leider versäumt habe zu überprüfen, daher weiß ich nicht wirklich wie scharf die Hühner da sonst so sind.

Nur, dass ich meines wohl doch irgendwann selber würzen muss, wenn ich anständige Mole haben will. Vielleicht hat sich die unerschrockene Testesserin bis dahin an andere Schärfegrade gewöhnt.

Foto dazu: Enmoladas con Pollo, El Pikosito Altona, Samsung S5
Musik dazu: Panteón Rococó - A La Izquierda De La Tierra/Compañeros Musicales/Ejército De Paz

4 Kommentare:

  1. Ich bekomme gerade Hunger.
    Warum nur?

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  2. ich bräuchte auch mal einen unerschrockenen testesser um so etwas zu probieren, mein göga ist für so exotisches zeugs leider nicht zu begeistern, vor allem nicht wenn es schärfer wird. man sollte alle restaurants dazu verpflichten schnitzel mit pommes als ausweichmöglihkeit anzubieten *g*

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    1. Es soll auch "exotische" Speisen geben die man als überempfindlicher Mitteleuropäer essen kann. Wir können uns ja demnächst mal in der Osterstraße treffe, da gibt es auch einen Mexikaner mit Mole auf der Karte ;)

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