Samstag, 28. Februar 2015

Theater, Theater
















Das Deutsche Schauspielhaus in der Kirchenallee, mit 1200 Plätzen das größte Sprechtheater Deutschlands, schicker Neobarock von außen, imposanter Innenraum, und das einzige Theater in dem ich mehr als einmal gewesen bin. Zweimal.
Das erste Mal in den 70ern bei Champion Jack Dupree und den Hamburg Blues Allstars, wo der Champion während des Konzertes fleißig Knollen aus einer Kiste Holsten unter seinem Piano fischte, wenn er nicht gerade mit Singen und Klavierspielen beschäftigt war. Das zweite Mal vor fünf Jahren, als der wahnsinnige Plewka nebst Heilsarmee einen Rio Reiser Gedächtnisabend zelebrierte. Beides elektrisch verstärkt und nicht gerade das, wofür ein Sprechtheater eigentlich gedacht ist. Gott sei Dank.

Denn sonst hätte ich den Laden garantiert noch nie von innen gesehen, und der Innenraum ist wirklich nett. Aber Sprechtheater? Ein paar Leuten dabei zusehen wie sie sich auf der Bühne anschreien, damit man das auch in der letzten Ecke mitbekommt? Möglichst noch irgendwelche Klassiker, wie dieser ganze Faustmephistohamletwoyzeckenkram? Da kennt doch jeder die Handlung, wo ist da der Kick? Die kennt man zwar auch beim Herrn der Ringe, aber ins Kino rennt man schließlich, um Horden brutaler Orks gegen einen lebendigen Wald kämpfen zu sehen. Im Theater dagegen sitzt ein lamentierender Handlungsreisender am Küchentisch und quatscht mit seinem toten Bruder. Jaaaa, gebt's mir, ich bin ein Kulturbanause, aber das ist schlicht laaaangweilig.

Wenn es mal nicht langweilig ist steht es groß in der Presse, dann springen ein paar Nackte über die Bühne und bemalen sich dabei mit Hühnerblut. Worum es dabei geht ist nicht so wichtig, wenn die Presse von Porno- oder Ekeltheater schreibt sorgt das wenigstens für etwas Aufmerksamkeit. Nicht ganz einfach in Zeiten, in denen das tägliche reale Ekeltheater die Aufmerksamkeit so beansprucht. Aber selbst wenn sie sich auf der Bühne gegenseitig auspeitschen würden, sie hätten wohl trotzdem keine Chance gegen die Verfilmung amerikanischer Hausfrauenfantasien.

Daher gehe ich nicht ins Theater, sogar ins Ohnsorg habe ich erst einmal in meinem Leben geschafft. Ohne Heidi Kabel, Jürgen Pooch, Henry Vahl oder Edgar Bessen besteht eigentlich auch keine Veranlassung mehr das zu ändern. Wenn mich überhaupt noch ein Theaterstück reizt, dann der Hamburger Jedermann in der Speicherstadt. Aber wenn man da nur zum fotografieren hingeht fällt das bestimmt unangenehm auf.  

Foto: Deutsches Schauspielhaus, Heidi Kabel Statue vor dem Ohnsorg-Theater
Musik: SoKo - I Thought I Was An Alien


Mittwoch, 25. Februar 2015

Folter bis die Ohren bluten

















Auswärtsfahrt allez! Eintausendsechshundert Kilometer Autobahn können einem schon im Normalfall den Nerv rauben, auch wenn man sich hinter dem Lenkrad ablöst, also flugs einen USB Stick mit anständiger Autobahnmusike befüllen. Left Lane Cruiser passen schon vom Namen perfekt, etwas Seasick Steve für den Überholspurboogie und AC/DCs "Let there be rock" übertönt zuverlässig das angestrengteste Motorengeräusch. Für die alten Herren auf der Rückbank vielleicht etwas Blues, aber denn schon einen der nach vorn geht. Die beiden Medleys von Howard & The White Boys Livescheibe alleine sind lang genug für gute 100 Kilometer, wenn man nicht gerade im Stau steht, und äußerst unterhaltsam noch dazu.

Pearl Jam natürlich, für die Zeit in der ich fahren muss und auf jeden Fall Konfetti von Markus Wiebusch. Für den Rockopa was von den Stones, da kann ich Sticky Fingers immer noch gut hören und wenn es schon etwas aus den 80ern sein soll, dann lieber gleich Talking Heads, bevor seltsame Namen fallen. Massive Attack für den langen Stau und natürlich die Sankt Pauli 100 Box, falls es auf der Rückfahrt etwas zu feiern gibt. Die Mischung reicht locker für die doppelte Strecke und es ist für jeden etwas dabei, doch leider weigert sich die dusselige Fahrzeugelektronik konsequent den Stick zu erkennen. Dreckstechnik.

Eintausendsechshundert Kilometer Autobahn können einem schon im Normalfall den Nerv rauben, kommen dazu noch etliche Stunden Radioprogramm wird das Auto zur Folterzelle. Im Norden beginnt der Spaß mit Delta Radio, die sich immer noch keine neue CD gekauft haben, seit ich sie vor gut zehn Jahren das letzte Mal gehört habe. Eine kurze Zeit lässt sich mit Bordmitteln überbrücken: Singlescollection von David Bowie und Very Best of Fleetwood Mac. Dabei drückt sogar Herr L. ab und zu die Skiptaste, und dem gehört das Zeug. Kurzstreckenfahrer benötigen nicht mehr als zwei Scheiben, bei denen reicht das für ein Jahr, aber wehe sie sind dann einmal länger unterwegs.   

Die restliche Zeit ist pure Folter, ob in  Hamburg, Niedersachsen, Hessen oder Bayern, ob öffentlich rechtlich oder Privatsender, überall die gleiche Grütze. Horden grauenhafter "R'n'B"-Jammertanten scheinen gerade die Charts zu dominieren, drückt man die wirklich schlimmen Dinger panisch weg kann man fast sicher sein, das Grauen eine halbe Stunde später beim nächsten Sender noch einmal zu hören. Der Rest besteht aus dünnen Poprockohrwürmern, die wahrscheinlich deshalb so oft wiederholt werden, weil sie sofort wieder rausrutschen aus den Ohren. Zwischen Anastaciaknödelsoul und Sunrise Avenue. Heute hängt man Boygroups Gitarren um den Hals und nennt es dann Rockband. Stunde um Stunde eine instrumentalvokale Geräuschkulisse ohne Inhalt, ohne Spannung, ohne Überraschungen, ohne Ecken und Kanten, ohne Höhepunkte. Blablajammerjammerblabla. Rein ins Ohr, raus aus dem Ohr, gähnende Leere hinterlassend.

Schlimmer noch sind diese Clowns, die sich Radiomoderator nennen. Zwei dieser Vögel haben mich schon vor Jahren dazu veranlasst meinen Radiowecker zu deaktivieren, auf der Autobahn ist man ihnen hilflos ausgeliefert. Professionelle Gutelauneverbreiter, denen schon seit der Geburt die Sonne dauerhaft aus dem Arsch scheint, nicht ansteckend wenn man gerade das Ende eines 15 Kilometer Staus erreicht hat. Zwischen der gähnenden Leere dürfen sie Titel und Interpreten ansagen, würde ich auch nur einen davon kennen wäre ich für solche Vorwarnungen natürlich dankbar, noch dankbarer wäre ich, sie würden einfach das Maul halten, Verkehrsnachrichten sind ausreichend auf der Bahn. 

Der ultimative Kracher jedoch ist Radio-Comedy. Inzwischen hat jeder Sender seine eigene "kultige" Comedy-Show, der Höhepunkt des Tages und so dermaßen schlecht, dass selbst der dämlichste Witz von Mario Barth wie ein intellektuelles Gagfeuerwerk erscheint. Konnte man vor Jahren (oder waren es Jahrzehnte?) noch Perlen wie Wischmeyers Logbuch der Bekloppten und Bescheuerten im Radio finden, bewegt sich das heute auf dem Niveau von Fips Asmussen, nur ohne Pointe. Wann haben die Sender eigentlich ihren kulturellen Auftrag verloren? War das schon vor der Zwangsabgabe?

Wenn man schon GEZwungen wird den ganzen Rotz zu bezahlen, könnte man dann nicht pro Bundesland wenigstens einen Kanal einrichten, bei dem nicht nach einer halben Stunde die Ohren anfangen zu bluten oder das Hirn gelähmt wird? Nur falls mal die Technik versagt..

Verkehrsfoto: Autobahnpinkelpausenparkplatz Amarschderwelt
Verkehrsmusik: Traffic - John Barleycorn Must Die / Low Spark Of High Heeled Boys / Welcome To The Canteen / Shoot Out At The Fantasy Factory 

Montag, 23. Februar 2015

Dekadente Ablenkungsmanöver


















Vorspiel
Mist, verdammter! Fängt ja gut an, kaum in Straubing angekommen stelle ich fest, ich habe nur meine Sporttasche umgepackt. Senf und Weißwürste für das Frühstück liegen noch in meinem Kofferraum.  Herr L. ist darüber nicht besonders unglücklich, aber ein Spiel gegen München ohne Weißwurstfrühstück ist undenkbar, das geht in die Hose. Mitten in der Nacht fällt mir blöderweise dazu noch ein, dass Kiraly ja gar nicht mehr bei denen im Tor steht, was ich schon im Hinspiel bemängelt habe. Ohne Kiraly haben wir gegen die noch nie gewonnen, ich spüre meinen Auswärtsfahrtoptimismus langsam zerbröseln und schlafe ausgesprochen schlecht.
Tamsi ist wie immer ein Schatz und rennt morgens zum Schlachter um die Ecke um den Tag zu retten. Die Weißwürste schmecken ausgezeichnet, um ehrlich zu sein mindestens so gut wie die von Rose in Eimsbüttel, aber ob sie die gleiche magische Wirkung entfalten können wie ein Hamburger Import bleibt abzuwarten. Die Wurstgeschichte handelt uns gute zehn Minuten Verspätung ein, weitere zwanzig beschert uns das Navi, dass unsere Schätzung der Fahrtzeit für viel zu optimistisch hält.

Wenigstens kann Herr L. seinen Golf endlich mal richtig ausfahren, die Autobahn ist relativ leer, die Tachonadel jenseits der 200 und ich stelle wieder einmal fest, wie unglaublich flach es doch in Bayern ist. Hätten die mehr Wasser könnt's glatt Ostfriesland sein. Wahrscheinlich ist das hier Niederbayern und nur die Oberbayern haben Berge. Dafür haben die Niederbayern 'nen hammerharten Dialekt, aber das ist eine andere Geschichte..

Wir erreichen das Stadion ganz locker, bei Bayernspielen dürfte das hier weit voller sein. Das Parkhaus, das einem die Ausfahrt nur mit 10 Euro Guthaben auf der Stadionkarte gestattet, finden wir ebenfalls schnell wieder. Alles sehr übersichtlich, drei Treppen hoch und schon steht man vor der Schlauchbootarena. Die Schlangen vor dem Einlass sind nicht von schlechten Eltern, es geht sehr langsam voran. In Bayern bin ich zwar aus Erfahrung misstrauisch was die Kontrolettis angeht, aber Cops sind weit und breit nicht zu sehen, die Einlasskontrolle überaus freundlich und auch nicht gründlicher als am Millerntor.

Richtiges Bier gibt es trotzdem nicht, nur Lightbräu mit 2 Umdrehungen, was wir blöderweise erst merken als wir schon 40 Euronen auf die Karte geladen haben. So viel Wurst kann keiner essen, selbst wenn man die Parkgebühr abzieht, also gibt es doch ne Runde Plörre. Was für ein Aufwand, erst ewig für so eine blöde Karte anstehen und nachher noch mal an den Stadionkassen, um den Rest auszahlen zu lassen.

Der Gästeblock ist relativ gut gefüllt, das restliche Stadion weniger, das kennt man ja. Bei einem ausverkauften Bayernspiel wahrscheinlich beeindruckend, heute sind es 25.000, für die Löwen schon eine gute Zahl. 25.000 machen am Millerntor allerdings weit mehr her, als in der nicht halb vollen Schüssel mit den abgehängten oberen Rängen. Das Showprogramm läuft schon, als wir auf unseren Plätzen eintreffen. Zwei alberne Plüschlöwen hampeln vor der Münchner Fankurve herum und die Fahnenschwenker sind ebenfalls fleißig am schwenken, muss ich latürnich alles knipsen, is ja sowat wie Folklore. Ich glaub der Gruselfaktor spielt bei Auswärtsfahrern eine nicht unerhebliche Rolle. Man kann sich wohlig erschauernd anhören und ansehen, was die ganzen Freaks dort Woche für Woche reingedrückt bekommen und mag das Millerntor hinterher noch viel lieber. Nebenbei muss man sowieso immer mit gruseligen Fußballspielen rechnen.

In der Kurve gegenüber gibt's ne Choreo zum knipsen, bei uns nur ein paar Banner, die Plätze sind zu weit oben. Gute Sicht auf die gegenüberliegende animierte Reklametafel, auf der die gelben Karten von einem "Miep Miep Möbelwagen" oder ähnlichem präsentiert werden. Manchmal stehen dort allerdings auch sinnvolle Dinge, wie unsere Aufstellung. Nachdem weder Budimir noch Verhoek treffen spielt heute Chris Nöthe in der Spitze, kein Schachten und kein Sobota dabei, bei der Verletztenliste bin ich gerade nicht aktuell, aber das kann der einzige Grund sein. Dafür sind Startsev und Maier in der Startelf. Kann losgehn..

Spiel (1)
Aux Armes! Kann hier oben kaum jemand, ich schätze mal gut 70% Umlandfans auf den Sitzplätzen, da kennt keiner auch nur einen Text, da kann der Mann auf dem Zaun noch so sehr versuchen die zu animieren. Außer "Sankt Pauli Sankt Pauli" kennen die nix, die sehen ihren Lieblingsverein vielleicht zweimal im Jahr. Atzensechzig zuerst auf unsere Kurve und gleich läuft ein Münchner völlig ungehindert in unseren Strafraum, maaaaan. Ist aber wohl glatt der Rasen, er legt sich lang ohne jegliche Fremdeinwirkung, puuuh! Durchatmen. Im Gegenzug tauchen wir vor dem gegnerischen Tor auf und irgendwer köpft irgendwie daneben, der Rasen ist hier zwar auch nicht länger als zu Hause, aber in solchen Arenen hat man trotzdem das Gefühl noch hundert Meter weiter weg zu sein als sonst.
Dafür sind wir nach zehn Minuten hautnah dabei, als unter uns ein Münchner in den 16er flankt. Und dann steht da Sören Gonther auf einmal mit dem Ball und hat nichts besseres zu tun, als den ins eigene Netz zu befördern. Ich kann ja nicht mehr, jetzt schießen wir schon die Tore des Gegners. Nach zehn Minuten schon. Sören fasst sich an den Kopp und Tamsi fasst sich an den Kopp  und Kai und Herr L. und ich und überhaupt alle. Kollektives Stöhnen.
Ein reines Angsteigentor. Oh Gott der Ball! Was will der von mir? Wo will der hin? Oh Shit! Zu spät.
Das darf einfach alles nicht mehr wahr sein, aber nach zehn Minuten ist ja noch nix verloren, auf geht's.
1860 hat es jetzt einfach, macht die Räume eng und wartet auf Kontermöglichkeiten. Die haben genau so viel Angst wie wir, da sind 22 vollgeködelte und verunsicherte Spieler auf dem Rasen, das merkt man dem Spiel auch an. Gonther und Sobiech spielen sich gegenseitig den Ball zu, keiner will Verantwortung übernehmen, jeder Vorstoß könnte wieder bestraft werden. Nach zehn Minuten fangen sie langsam an sich von dem Schock zu erholen und versuchen wenigstens in die richtige Richtung zu spielen, das Geschehen spielt sich sehr häufig in der entfernten Hälfte des Spielfelds ab, nach so einem blöden Eigentor ist das einigermaßen beruhigend. Hauptsache weit weg vom eigenen Kasten.
Vorne zieht Thy einmal ab, aber kein Problem für den Keeper. Dann Freistoß für uns. "Gute Entfernung für Maier" sag ich und der läuft auch an und... Keeper. Schlapp. Gefühlt haben wir mehr Ballbesitz und mehr Möglichkeiten, denn hier vorne ist ziemlich tote Hose gerade. München kann nicht, will nicht und solange wir nicht in die richtige Kiste treffen muss München ja auch nicht.
Auf der Reklametafel gibt es Informationen, wir haben 56% Ballbesitz. Das hört sich besser an als es ist, denn wir machen nichts draus. Auch nicht in der einen Minute Nachspielzeit. Pause. 0:1. Verdammte Hacke.

Zwischenspiel
"Ewald muss was einfallen" sagt Herr L. und ich hoffe, dass ihm einfällt Maier und oder Daube auszuwechseln. Was macht eigentlich Flo Kringe gerade? Ist der verletzt oder warum spielt der nicht? Der hat immer mal seine Tore gemacht und momentan weiß ich nicht wer es sonst richten soll. Startsev wirkt auch wieder ziemlich überfordert. Koch ist gut und der Rest bemüht sich. Eigentlich sind wir die bessere von zwei schlechten Mannschaften, das zählt nur am Ende leider nicht. Der Kindergarten neben mir geht Wurst und Brause kaufen, endlich eine Gelegenheit den Schock mit einer Sportzigarette zu mildern. Auf der Reklametafel gibt es wieder Infos. Dolle Sache. Torschüsse 0:5, Spielstand 1:0. "Im Forum hat jemand geschrieben, die hätten gerade Toreschießen trainiert und erst der 18te Schuss wäre drin gewesen" erzähle ich den Jungs, "heißt also, wir müssen wir noch locker 13 mal auf das Münchner Gehäuse zielen um hier wenigstens einen Punkt mitzunehmen."

Spiel (2)
Beide Mannschaften unverändert und wir eigentlich von Anfang an weiter mit mehr Ballbesitz. Endlich kann man mal Fußball gucken hier, super Blick auf den Münchner Strafraum und da ist mehr los als drüben. Leider sind unsere Ecken immer noch schlecht und unsere Freistöße sind schlecht und unsere Flaaaaaaaaaaaa unsere Flanken nicht! Die ist gut, die ist sehr gut und Thy kann das Tor machen und trifft. Den Pfosten. So eine Scheixxxe verdammt noch eins. "Das ist so blind" pöbelt Herr L. "den hätte meine Mudder gemacht" und zumindest das war übertrieben. Aber trotzdem ätzend, dass so einer nicht mal reingehen kann wenn man eh schon bis zum Hals im Sumpf steckt. Hat man kein Glück kommt auch noch Pech dazu. "Ach was Pech" pöbelt Herr L. weiter "das ist schlichtes Unvermögen."
Weiter geht es mit gelber Karte nach Foul an Koch, der länger auf dem kalten Rasen liegt. Das fehlt gerade noch, einen der wenigen die halbwegs vernünftig Fußball spielen können zu verlieren. Geht aber weiter, hoffentlich ohne Folgen.
München ist weiter harmlos, wir sind eindeutig die aktivere und bessere Mannschaft, machen richtig Druck, sind nur im Abschluss weiterhin erbärmlich. Lennart Thy kommt mehrfach schön über die Seite, geht an zwei, manchmal sogar drei Münchnern vorbei, nur kommen die Hereingaben nicht an oder werden versemmelt, trotzdem macht der ziemlichen Wirbel. "Lenny gefällt mir grad gut" merke ich an, aber Herr L. kann ihm den Pfostentreffer nicht verzeihen.
Es kann nur eine Frage der Zeit sein, dann fällt der Ausgleich, ich bin sicher. Wir kriegen eine Ecke nach der anderen, wenn wir schon selber zu blöde sind, sollte wenigstens ein Münchner Eigentor machbar sein. Es lebe der Zufall.
Maier darf duschen gehen, hat mir auch nicht so gefallen heute, dafür kommt mit Budimir ein zweiter Stürmer. Ewald will den Punkt, ich auch. Die sind schlechter als wir und von solchen Gegnern haben wir nicht mehr viele, eigentlich will ich drei Punkte. Budi legt auch gleich gut ab auf Daube, aber Daube hätte ich auch schon ausgewechselt, Ball geht drüber. Ball kommt wieder aufs Feld, Ball kommt in die andere Hälfte, Ball wird geflankt, Ball ist drin. 2:0, so einfach ist das wenn keiner aufpasst.
"Ich könnt echt kotzen" sagt Herr L. "auch ohne Weißwurst schon.Und jedes Mal diese verkackte Stadionsprecherarie, dreimal den Torschützen nennen und am besten auch noch dreimal den Spielstand mit Bittedanke. Außerdem heißt das nicht Pauli, das heißt SANKT Pauli." Kann ich ihm nur recht geben, doch wir wussten worauf wir uns einlassen, ist ja nicht der erst bayrische Stadionsprecher der uns den Nerv tötet. Liegt an unseren Jungs, bei einem anständigen Spielstand hätte der nicht weiter gestört.
Hoffnung besteht, die Jungs stecken nicht auf. Sie müssten nur mehr Ecken üben, aber was die alles üben müssten...
"Budimir das Kopfballungeheuer müsste Kopfbälle üben, jedenfalls solche die den Torwart überfordern." spotte ich, da köpft Budimir auch schon wieder. Diesmal nicht den Torwart an sondern auf die Füße von Nöthe und der semmelt das Ding in die Maschen. Nur noch 2:1, woohoo. Achnee, woohoo gibbet ja nur zu Hause, egal, das wird noch. Jetzt. Noch ein Tor und wenigstens einen Punkt mitnehmen. Ichwillichwillichwill.

Die Münchner fangen an übel Zeit zu schinden, der Torwart ist ein ganz sonniges Kerlchen und scheint vor seinen Abschlägen längere Gedichte zu rezitieren, das ist gelbwürdig Herr Schiedsrichter. Wir weiter im Vorwärtsdrang, doch die eklatante Abschlussschwäche lässt sich nicht übersehen, unsere Schussversuche wären sogar für Kiraly kein Problem gewesen. Daube hat noch die dickste Chance, aber Daube hätte ich längst ausgewechselt. Dafür sind Cooper und Verhoek drin inzwischen, drei Sturmspitzen. Viele Köche..
Drei Minuten gibt es obendrauf, obendrein noch eine gelbe Karte für den Münchner Keeper, weil der vor seinem Abschlag wieder sanft entschlummert ist. Dann noch eine Ecke für uns, noch eine Chance, noch eine Ecke und. Abpfiff.


Nachspiel
Das ist so bitter. Die bessere Mannschaft gewesen, zweimal gepennt, trotzdem verloren. Was Ewald den Jungs im Kreis alles erzählt bekommt ja niemand mit, aber wenn auf zwanzig Fotos zwanzig unterschiedliche Gesichtsausdrücke zu erkennen sind, dann dürfte die Ansprache sehr abwechslungsreich gewesen sein. Ob das hilft werden wir nächstes Wochenende sehen.

Vor den Stadionkassen lange Schlangen, wir schmöken was und warten auf Herrn L., da stürmt eine schwarz gekleidete Vereinskampfsportgruppe an uns vorbei, scheinbar ein klares Ziel vor Augen. Etwas mühsam folgt eine kleine Gruppe der staatlichen Organe, aber mit dem ganzen Plastikgeschlodder am Körper an Beweglichkeit und Tempo den sportlichen jungen Männern weit unterlegen. Wir warten lieber ab bis Kampfsportler und Organe am Horizont verschwunden sind, entern die Tiefgarage, stauen uns erst durch ebendiese, dann durch München und sind eine Stunde zu früh im Wirtshaus in der Au, wodurch ich noch ein wenig Isarmuseumsinsel und Wirtshaus knipsen kann.

Wenn der Tag schon so mistig verläuft soll man wenigstens aus dem Abend etwas machen, dafür ist der Laden ideal. Dazu hat die liebe Sera uns nicht nur einen vorzüglichen Platz reservieren lassen, sie hat auch noch den Bembelbär im Schlepptau, der extra aus Frankfurt gekommen ist. Die Einladung, mit auf das Mark Lanegan Konzert zu kommen, muss ich leider ausschlagen. Fußball und Konzert an einem Tag, das schaff ich alter Sack nicht mehr. Außerdem kenne ich meine Jungs, die haben den Namen Mark Lanegan noch nie gehört. Wenn da Thees gespielt hätte..

Zwei Leute kann ich vom Ochsenfilet an Senfbutter und Pfifferlingrisotto überzeugen, was sich als ausgezeichnete Wahl erweist. Das Fleisch ist perfekt, auf den Punkt gegart. Und es ist eine relativ kleine Portion, wodurch ich gleich drei Leute überzeugen kann anschließend das wunderbare Dessertbrettl zu bestellen. Mit Gugelhupf, Macadamianussknödeln, Apfelschmarrn, batzigem Schokobatz und allem dem anderen Zeug. Volles Brett.

Das Brettl ist der Kracher, daher wird es auch mit Fanfare angekündigt und pyrotechnisch illuminiert. Geschickte Idee, macht andere Gäste neugierig, keine zehn Minuten später trötet und blinkt es schon wieder. "Findst das ned irgendwie ganz schön dekadent?" fragt mich die liebe Sera zwischen Tobleronegugelhupf und Millirahmstrudel und ich kann das nur bejahen. Definitiv voll dekadent.

Aber solange ich in Zimtbrösel gerollte Knödel von der Macadamianuss auf Granatapfelsoße futtern kann denke ich nicht an die dritte Liga. Reines Ablenkungsmanöver.

Fotos: Dingensarena - Bayern (flach) - Gummiboot ungefärbt - Rahmenprogramm - Ewald spricht - Spieler am Zaun - Museumsinsel - Wirtshaus in der Au - klicken und F11 macht Fotos groß
Ablenkungsmucke: Frank Zappa - Hammersmith Odeon 1978























Freitag, 20. Februar 2015

Horsd’œuvre chinois

















Selbst wenn wir morgen im Stadion verkacken sollten hat sich der Weg gelohnt, endlich mal wieder richtig geiles Chinafutter. Eine Schande, dass man als Hamburger dafür bis nach Straubing eiern muss. Aber wir werden nicht verlieren. Für den morgigen Sieg ist jedenfalls von unserer Seite aus alles eingetütet, vom Horsd’œuvre chinois über den Sauschwanzlbeißervernichtungsabend bis hin zum traditionellen Weisswurstfrühstück. Auf das habe ich erst ein einziges Mal verzichtet und prompt haben wir 1:2 verloren, das passiert mir nicht wieder.

Wenn die Jungs morgen die Reihenfolge ebenso streng einhalten gewinnen wir wenigstens 0:2, dann schmeckt auch das Dessertbrettl hinterher. 


Dienstag, 17. Februar 2015

Pizza, Pfeifen, keine Punkte


















Vorspiel
Erstes Heimspiel nach der Winterpause und schon muss man einen Tag Urlaub nehmen. Dadurch hab ich immerhin die Gelegenheit mit dem Langen vor dem Spiel ein Bierchen zu trinken, im Stadion kommt man ja nie richtig zum schnacken. Irgendwo in Stadionnähe was futtern, sich aufwärmen und vorglühen, kann bei den Temperaturen nicht verkehrt sein. Die Entscheidung fällt auf das Cento Lire in der Karolinenstraße, wenn man pünktlich zur Öffnungszeit da ist könnte man vielleicht auch Glück haben und einen Tisch ergattern. Außerdem wär der gut, da geht er schon seit 20 Jahren mit seinen Segelkumpanen hin während der Bootsmesse. Hunger habe ich eigentlich überhaupt keinen, aber vielleicht haben die Spaghetti con aglio olio e peperoncino auf der Karte, da suche ich immer noch einen, der das so gut drauf hat wie der Italiener in Peniscola.

Blöderweise öffnet die Trattoria erst um 18 Uhr, wir quatschen erst einmal eine gefühlte halbe Stunde bevor wir überhaupt etwas bestellen, außer Bier. Knobispagges gibbet leider nicht, der Lange ordert eine Pizza und da ich mich bislang nicht eine Minute mit der kleinen Speisekarte befassen konnte wähle ich kurzerhand auch einen der belegten Teigfladen. Der ist ziemlich lecker, kein Vergleich zu den üblichen Pizzalieferanten, aber langsam beginne ich panisch auf die Uhr zu schielen, ich hab immerhin nur einen Stehplatz. Der Lange beruhigt mich etwas, da am Montag öfter mal jemand fehlt ist die Chance auf einen Sitzplatz bei den Jungs durchaus gegeben. Zum Abschied gibt uns der Wirt noch eine Runde Grappa aus und gute Wünsche mit auf den Weg. Sehr sympathischer Laden. Sehr leckerer Grappa.

Wir wandern über das Heiligengeistfeld und stellen uns in die Schlange vor Block C, da brüllt uns der Dartmeister schon von oben die erfreuliche Nachricht entgegen: ich kann wechseln, ein Platz wär noch frei. Gott sei Dank, denn auf den Stehrängen ist es pickepackevoll, ich quetsch mich durch die Menge nach oben, nehme die Dauerkarte in Empfang und quetsche mich wieder zurück. Endlich auf meinem Sitz angekommen und die Begrüßungsarie überstanden geht es auch schon los mit der Singerei. Herz von Sankt Pauli und so.. ich reiß die Kamera raus um wenigstens ein paar Fotos von der Konfettiwerferei zu machen und kriege dabei überhaupt nicht mit, dass auf dem Nordkurvenbunker die fette Pyroshow abgeht. Verdammt! Wer guckt denn schon auf eine Baustelle?

Koch steht in der Startelf, hat seine muskulären Probleme hoffentlich im Griff. Verhoek für Budimir, nach dem Spiel in Sandhausen war das nötig. Ansonsten erwartbare Aufstellung mit Gonther und Sobiech in der IV, Schachten und Halstenberg außen, Ratsche, Thy, Sobota, Daube. Heute müssen wir eine Serie starten, drei Punkte, egal wie.

Hells Bells, Konfetti, ab dafür..

Spiel (1)
Was geht? Anstoß und gleich ne Ecke für Fürth? Powerplay oder was? Mein Sitzplatz hat eine Kommentarfunktion. "Wir müssen die Anfangsoffensive der Fürther überstehen. Das dauert nicht lange." Kurz darauf "Das gefällt mir überhaupt nicht." Ja, wen wunderts. Da sind erschreckende Lücken in der Aaaaaaaaaaah! Herzinfarkt! Seid ihr noch zu retten da unten? Die Fürther schlagen einen Freistoß in Richtung 16er und ein Spieler kommt da ungehindert ran. Glanzparade von Himmelmann. Tschaunerlike. Ich brech hier gleich zusammen.
Jetzt gehts mal in die richtige Richtung, Konter für uns, vier gegen zwei und mein Kommentator flippt aus, es wird geradezu lyrisch. "Viergegenzwei! Viergegenzwei! Vorbei, vorbei!" denn wir spielen das nicht richtig zu Ende, zu langsam, zu kopflos, Schachten verdaddelt. Mist. Dann ist Sobota im Strafraum durch, aber das Ding geht daneben, immerhin abgefälscht, Ecke für uns.
Oder was? Spielertrauben im Strafraum? Der Schiri zeigt auf den Elfmeterpunkt? Wie geil ist das denn. "Kann nur Hand gewesen sein" sagt die Sitzplatzkommentarfunktion, von hier aus natürlich nicht zu sehen. Immer noch Spielertrauben, drei Fürther sabbeln dem Linienrichter ne Frikadelle ans Ohr, was hat der scheiß Linienrichter damit zu tun verdammt? Der Schiri war ja wohl näher dran. Und keiner geht dazwischen, Boller hätte da einen weggeboxt und denen was erzählt, unsere Jungs gucken sich das an, der Linienvogel quatscht mit dem Schiri. Doch nur Ecke? Nix Elfer?

Ich fasse es nicht, was für Pfeifen da unten. Nach dieser Aktion sind alle erst einmal verunsichert, die Spieler und die Pfeifen sowieso, denn es kommt noch schlimmer. Der Freistoß aus den Anfangsminuten der Fürther wird einfach noch einmal versucht, aber keine Gefahr, das ist klar Abseits. Hallo? Hört mich jemand? Das war auf meiner Höhe, das war Abseits verdammt, wozu hast Du eine Fahne Du Vogel?  Die Fürther jubeln, wieso verdammt jubeln die? Das war ein verfixxtes Abseits, das hab sogar ich Blinder gesehen, und ich erkenne Abseits echt nur wenn der mindestens nen Meter Vorsprung hat, aber der Schiri sagt, es war Kacper Przybylko, es war kein Abseits und es steht 0:1.


Was für Pfeifen, echt mal. Sekunden später will Koch denen das zweite schenken, ein katastophaler Stockfehler, ein Fürther ist durch und Robin rettet uns wieder den Arsch. Ich bin schwer genervt. Die Sitzplatzkommentarfunktion verteilt Zeugnisse. "Daube ist ganz schwach heute." "Halstenberg ist auch schwach." Das zieht sich fast durch die komplette Mannschaft, nur Thy, Sobota und Sobiech werden verschont. Der Rest ist schwach, wahlweise harmlos, was angesichts unserer kaum vorhandenen Chancen und der anschließenden Nichtverwertung schlecht von der Hand zu weisen ist. Hab ich dem Langen aber schon weit vor dem Spiel gesagt, wir haben einfach keinen Knipser. Und keine Ideen. Es hat sich nichts verändert, neue Leute, neuer Trainer, alter Stiefel, keine Tore.

Dazu noch das Schirigespann, das weiterhin durch unglaubliche Entscheidungen auffällt. Der Mann pfeift sich einen Mist zusammen, das glaubt man kaum. Der Linienspacko sieht Abseitspositionen grundsätzlich nur bei uns, was mich manchmal wieder in Infarktnähe bringt weil Robin uns dadurch ein drittes Mal den Arsch retten muss. Dem Liri würde ich gerne einen Bierbecher an den Kopf werfen, Ausführung Edelstahl massiv. Die Hauptpfeife ist ähnlich drauf, der 10er der Fürther kann machen was er will, der senst unsere Jungs um wie er lustig ist, aber als Koch ihm mal die Grenzen aufzeigt gibt es natürlich die gelbe Karte. Was für ein Kackschiedsrichter, da ist ja Aytekin noch besser. Die Ränge sind inzwischen von "Schieber Schieber" auf "Hoyzer Hoyzer" umgestiegen, ich frag mich wo sie die Pfeifen ausgegraben haben, denn das ist eindeutig unterirdisch was die abliefern.

Das Gekicke geht mit 0:1 und gellenden Pfiffen für das Schiedsrichtergespann in die Pause, die letzte Chance von Ratsche in der lächerlichen Minute Nachspielzeit geht über den Knick. Wir können machen was wir wollen, das Ding geht nicht rein.

Zwischenspiel
"Ewald muss auswechseln, da läuft nichts zusammen."  Da bin ich mit dem Lange zwar einer Meinung, aber wen? "Daube auf jeden Fall. Der ist richtig schlecht. Budimir für Daube, mit zwei Stürmern spielen." Der Fachmann spricht. Gute Idee eigentlich, mit zwei Stürmern doppelt so viel Tore schießen. Leider macht zweimal null immer noch null, aber warum nicht? Auf jeden Fall Buballa für Halstenberg, Schachten ist allerdings auch nicht in bestechender Form. Eigentlich ist niemand in bestechender Form, gar nicht so einfach dieses Trainerspiel. Vor allem muss man als Trainer noch die Taktik im Auge haben, wenn ich nur wüsste welche gerade ausgegeben wurde von Ewald. Und ob die überhaupt jemand verstanden hat. Ausgegeben wird zunächst eine Runde Frischbier, der Dartmeister ist so nett und besorgt die Lage, damit wir uns verbal weiter dem sportlichen Elend widmen können - und dem Rest an Hoffnung, wir haben noch 45 Minuten Zeit das Ding zu drehen.

Spiel (2)
Keine Auswechslungen bei uns, soll das etwa so weitergehen? "Wenigstens Daube muss raus, der ist ganz schlecht" sagt der Lange. Dennis muss mindestens zwei Tore des Monats schießen bevor der wieder versöhnt ist, dabei fällt er unter der Resttruppe gar nicht weiter negativ auf. Man kann ihnen ja nicht vorwerfen sie würden es nicht versuchen, aber wie immer geht es nur bis knapp vor den 16er, danach ist Schluss. Ratsche verspringt der Ball, Sobota rennt sich fest, Verhoek köpft unbedrängt über das Tor, ein Bild des Grauens. Begleitet vom Abstiegsmantra neben mir: "Das ist schlecht, das ist ganz schlecht, jaaaa das ist gut, neiiin das ist schlecht. Ganz schlecht." Schlecht überwiegt eindeutig, noch eine halbe Stunde zu spielen. Ein Punkt muss drin sein heute, Ewald muss endlich wechseln.

Gott sei Dank ist Himmelmann auf der Höhe, denn die Greuther Konter sind gefährlich. Man glaubt gar nicht wie schnell Fußballprofis auf einmal rennen können, von unseren natürlich abgesehen. Wie der Koch in Richtung Seitenlinie trabt ist schon fast unverschämt, und was die Fürther da abliefern eine Frechheit sondergleichen. Sobald es brenzlig wird fällt einer hin und der miese Schiedrichter darauf rein, ein ums andere Mal. Die holzen, fallen und schauspielern was das Zeug hält, aber der einzige der von denen eine gelbe Karte bekommt ist ein Ersatzspieler, weil er fünf Meter zu weit auf dem Rasen steht und mit seinem Torwart sabbelt. Man muss Prioritäten setzen, wer weiß auf wen der Schiri gesetzt hat. Und wie viel. Vielleicht hat er auch nur seinen Zwillingsbruder geschickt, denn der wirkt derart hilflos auf dem Platz, der kann nicht einen Schiedsrichterlehrgang absolviert haben. In der Tresenliga hätte es längst Schlägereien gegeben auf dem Platz, die Profis reißen sich grad noch so zusammen.


Er könnte uns trotzdem nicht am Toreschießen hindern, das schaffen wir ganz alleine. Verhoek schießt vorbei, Verhoek verpasst den Ball, und wenn es tatsächlich jemand aus der Distanz versucht ist ein Fuß dazwischen oder das Ding geht in die Baustelle. Zwanzig Minuten noch und endlich wird der Lange erlöst, Daube geht vom Platz und zur Überraschung kommt Nöthe. Zwei Stürmer, doppelt so viel Tore, hurra. Wir kriegen drei Ecken hintereinander, aber nichts davon ist auch nur annähernd gefährlich. Wir müssten dreißig Ecken bekommen für die Chance auf den Ausgleich.

Zehn Minuten vor Schluss der letzte Strohhalm. Budimir kommt für Verhoek. Chancentod 1 raus, Chancentod 2 drin. Selbstredend wird es nicht besser, der Tag ist vollkommen verschenkt. Es fällt sogar noch das 0:2 und beinahe hätte ich mich darüber erschrocken, weil der Abseitspfiff erst eine gefühlte Minute später kommt oder von den Fürthern einfach ignoriert wird. Wir hätten im Cento Lire bleiben und uns besaufen sollen, das wäre sinnvoller gewesen. Und wärmer. Kurz vor Ende geht Lenny Thy, Maier kommt. Auch einer dieser jungen Leute, die sich hier entwickeln sollten und der so vielversprechend angefangen hat. Wir bekommen sogar noch einen Freistoß, aber was ihm am Anfang noch so gut gelungen ist geht heute daneben, der Ball segelt weit am Tor vorbei.

Fürth versucht weiter alles um das Spiel zu verzögern, von Krämpfen bis zur Auswechslung in der letzten Minute, das volle Programm. Einfach mal liegen bleiben bis die Pfeife pfeift. Macht er dann nach unglaublichen 3 Minuten Nachspielzeit, aber nach Schieber, Hoyzer, Pfeifkonzert war eigentlich klar, dass der uns heute gar nichts mehr schenken wird.

Nachspiel
Ewald zürnt mit den Schiris, die Jungs gucken sehr ratlos aus der Wäsche und das YNWA am Ende klingt fast so blutleer wie der Support heute, für ein Millerntorflutlichtspiel war das vergleichsweise nix, aber was soll man auch erwarten, nach einem Jahr Elendskickerei mit nur sehr wenigen Lichtblicken. "Auswärtssieg" skandieren einige ganz Verrückte laut, da bin ich dabei, schon weil ich dabei bin. Wobei mir nicht klar ist woran ich noch glauben soll, an die Mannschaft glauben ist schwer, aber an Wunder glauben ist eigentlich noch bekloppter. Der Lange jedenfalls, der mich zwei Stunden vorher noch um die Auswärtstour nach München beneidet hat, zieht seinen Neid wieder zurück. Kann ich ein wenig verstehen, aber heute ist nicht alle Tage, wir kommen wieder, keine Frage.

Angesichts der späten Stunde und der bescheidenen Temperaturen frage ich mich, ob die Tresenkurve noch auf ein Bier lauert, treffe aber weder in noch vor den Fanräumen jemanden an. Dafür klatscht mir die @diepauliane plötzlich von hinten derart auf den Rücken, dass mir fast das Bier wieder hochkommt vor Schreck. Diese verrückten Paulis immer, also echt mal. Wir seh'n uns in München. Auswärtssieg ;)


Fotos: Gegengerade Millerntor, klicken macht Fotos größer
Musik: Abyssinia Infinite - Zion Roots













Sonntag, 15. Februar 2015

Halbe Hirne und andere Politclowns
















Böse Zungen behaupten schon lange, das Hamburger Kennzeichen sei nur die Abkürzung für "Halbes Hirn". Der Eindruck könnte sich in den letzten Wochen verstärkt haben, da die SPD den aktuellen und sicherlich auch zukünftigen Bürgermeister der Stadt auf ihren Plakaten nur mit halbem Hirn Kopf abgebildet hat. Diese Gedächtnislücke soll in Zukunft wohl von den Grünen geschlossen werden, das Angebot stand vor der Wahl schon und wenn man sich erinnert, dass wir hier auch schon eine Regierungskoalition aus CDU, FDP und Schill hatten, könnte man sich fast damit anfreunden. Mehr als das kleinere Übel ist einfach nicht drin in diesem Land.

Dass CDU Spitzenkandidat Dietrich "Wer?" Wersich für seine Partei ein Spitzenminusergebnis von knapp 16% eingefahren hat vermag auch nur wenig zu trösten, wenn man sieht wer da voraussichtlich von profitiert hat. 6 verkackte Prozente für die AfD, da ist sehr oft nur HH drin bei den Wählern, offensichtlich ist niemand zu blöde oder auch nur zu peinlich für diese Bürgerschaft. Die FDP hat es wieder geschafft, mit über 7 Prozent und einem Su-Ding, das erst nicht genau wusste, ob es als Mann oder Frau Wahlkrampf machen soll und sich dann doch für den kurzen Rock entschied. Aufmerksamkeit allez, besser ein "Skandal" als gar keine Presse. Hat gewirkt.

Der größte Witz ist, dass sich schon wieder Leute über das Erwachen der FDP aus dem politischen Koma freuen, denn nur die kann verhindern, dass die Pseudoliberalen der AfD noch stärker werden. Wählen wir also in Zukunft lieber die alten Pseudoliberalen, da weiß man was man hat.

Wenn es überhaupt irgendwelche positiven Erkenntnisse gibt nach dieser Wahl, dann eigentlich nur die, dass die PARTEI dreimal so viele Stimmen bekommen hat wie die NPD.

Und wenn man sich die ganze Scheiße schönreden will, kann man zu den 8.5% der Linken noch die 12.2% der Grünen addieren, die ja irgendwie doch ein ganz kleines bisschen links sind manchmal. Dazu die 45.7% dieser Partei, die vor 40 Jahren mal fast links war und sich heute einbildet sie wäre es immer noch, weil man sich dort weiterhin mit "Genosse" anredet und zum 90. Geburtstag von Opa Rudi auch mal die Internationale singt.

Über 66% "linkes" Übergewicht dürfte auf absehbare Zeit wenigstens schillige Experimente mit Pseudoliberalen verhindern. Wenn das nix ist...

Keine halben Köpfe: Talking Heads - Stop Making Sense



Freitag, 13. Februar 2015

Hans, Edgar und Henry
















Wenn man einige Tage über den Ohlsdorfer Friedhof wandert, fällt man zwangsläufig irgendwann über prominente Namen. Viele dieser Namen werden nur Hamburgern etwas sagen, einige, wie Wolfgang Borchert, Fritz Stavenhagen oder Kurt W. Marek, nur Literaturkennern geläufig sein.

Natürlich sind auch weitaus bekanntere Prominente darunter, wie Heinz Ehrhardt oder Inge Meysel, aber Grabstellen von irgendwelchen Schauspielern, Dichtern oder Musikanten zu besuchen würde mir nicht im Traum einfallen, so lange sie nicht Duane Allman, Jimi Hendrix oder Stevie Ray Vaughan heißen, von denen liegt hier bloß keiner.

Gesucht habe nur die von Hans Albers und der Familie Hagenbeck, wobei beide Gräber nicht sonderlich spektakulär sind, der blonde Hans liegt ganz beschieden in einem Familiengemeinschaftsgrab, und seit irgendwelche Vandalen den Hagenbecks ihren Bronzelöwen geklaut haben stehen da halt nur noch große Steine.

Mehr zufällig gefunden habe ich den Gründer des Ohnsorg-Theaters und zwei seiner größten Schauspieler. Henry Vahl, die Hamburger Volksschauspiellegende schlechthin, als Schustergeselle Matten in "Meister Anecker" so unfassbar witzig, dass ich beim ersten Mal vor Lachen fast gestorben wäre. Und über die Rose auf dem Grab von Edgar Bessen habe ich mich nicht nur wegen des zusätzlichen Motivs gefreut, den konnte ich schon immer gut ab. Abgesehen davon ist Edgar Bessen der einzige Schauspieler, bei dem ich mich erinnern kann ihn live auf der Bühne gesehen zu haben.

Bei Musikern wären das weit mehr, von denen liegt hier nur keiner.

Musik (lebt noch): Left Lane Cruiser - Bring Yo' Ass To The Table






Mittwoch, 11. Februar 2015

Schon wieder ein Tier gerettet
















Politisch korrekte Ernährung ist nicht so einfach als Currywurstfan, auch wenn die Edelwurstschmieden sehr häufig ihre feine Kalbsbratwurst in der Bio-Variante anbieten. Dann hatte das dafür benötigte Kalb vielleicht ein glückliches, aber trotzdem relativ kurzes Leben. Über die Millionen in Currywurstdärme gepressten Schweine und Rinder, die jährlich über den Tresen deutscher Imbisse wandern, sollte man besser gar nicht nachdenken. 

Rettung für das schlechte Gewissen bietet Vincent Vegan, der mit seinem (der Name verrät es) 100% veganen Imbisswagen auf diversen Wochenmärkten steht. Inzwischen hat er sogar den Vegetarier mit seinen scharfen Burgern vor der St.Pauli Südkurve abgelöst und wer sich bei der Konkurrenz dort durchsetzt, der kann nicht ganz schlecht sein. Retten wir also mal ein Tier und futtern 'ne Curryvurst. Mit V.

Vurst und Beilagen kommen, in einem mit Backpapier ausgekleideten Körbchen, schon mal sehr viel appetitlicher daher, als in der üblichen Imbisspappschale. Die Konsistenz der Wurst ist anfangs etwas ungewohnt, aber auf der fleischigen Gegenseite gab es schon schlimmeres. Sollte sie irgendwo Eigengeschmack entwickeln, wird der durch die Sauce vollständig überdeckt. Das ist allerdings nicht weiter schlimm, denn wenn wir ehrlich sind ist die Fleischpelle bei der Currywurst fast immer nur Geschmacksträger, sonst würde man ja Bratwurst essen.

In der veganen Variante steht und fällt das also durch die Sauce, und die ist der Hammer. Toll gewürzt, lecker tomatig (garantiert ohne diese geschmacklosen Fleischtomaten) und der Schärfegrad auf den Punkt. Brizzelt schön auf der Zunge, es bilden sich leichte Schweißperlen auf der Stirn, aber die Augen bleiben bis zum Ende fast trocken.

Das alleine wäre jetzt nicht besonders aufregend, doch die Beilagen machen dieses alterwürdige Fastfoodmenü zu einem besonderen Erlebnis. Süßkartoffelpommes mit (selbstverständlich ebenfalls vegan hergestellter) Mayonnaise, gegen die der übliche weiße Imbissklecks auf den Standardfritten zur schnöden Fettecke verblasst. Her-vor-ra-gend! Ein perfekter Kontrast zu der scharfen Curryvurst, wobei eine halbe Portion völlig ausreichend ist, macht pappsatt das Zeug.

Wenn ich nach einem Spiel mal wieder in die Südkurve muss steht das auf dem Speiseplan. Eine vegane Curryvurst unter den Top 5, wer hätte das gedacht.

Currywursttestmusik: Agressiva 69 - Agressiva 69 (Polen, 2001)



Samstag, 7. Februar 2015

Der klägliche Rest der braunen Pest
















Die von der Reiterstaffel der Hamburger Polizei gespendeten Wurfgeschosse kamen zu spät, dabei wären sie ideal gewesen, von Farbe und IQ sehr ähnlich den gedachten Empfängern. Von den Fans des irren Schnurrbärtchens bekam ich ohnehin keinen zu Gesicht, der Gänsemarkt von den Cops hermetisch abgeriegelt, da müssen die sich wohl selber zuhören. Vielleicht hätte ich mit Storch Heinar Klamotten passieren können, oder irgendwelche Schleichwege durch Einkaufspassagen oder Parkhäuser nehmen müssen, aber wer will die Gestalten schon sehen? 35 sollen es gewesen sein, und dafür so ein Aufwand, Polizeibegleitung vom Jungfernstieg bis zum Hauptbahnhof, zu dem ich ja eigentlich gar nicht wollte, Wasserwerfer und Wannen ohne Ende, was das wieder gekostet hat.

Dabei könnte man sehr viel Steuergelder sparen, wenn man einfach mal gar keine Polizei einsetzen würde bei Nazikundgebungen. So lange das Verhältnis in Hamburg bei 800:35 bleibt, spart das allein schon beim Verwaltungsaufwand. Keine Anmeldungen mehr. Garantiert.

No Nazis but Music: Christopher Lawrence - Hook Recordings



Mittwoch, 4. Februar 2015

Löwen als Hauptgang
















Gourmetwochenende allez! Nachdem die DFL mir in der letzten Saison jedes Auswärtsspiel durch die dämliche Terminierung versaut hat, dürfen wir dieses Jahr endlich wieder eine ausgedehnte Fresstour unternehmen. Als Appetitanreger, das steht jetzt schon fest, wird es am Freitag Garnelen mit Cashews geben, bei meinem Lieblingschinesen in Straubing. Sozusagen als Einstimmung auf den Gourmet-Samstag. Für den muss ich dann nur noch die traditionellen Frühstücksweißwürste besorgen um den Menüplan nicht zu gefährden, auf dem die Löwen zum dritten Mal in Folge als zu vertilgendes Hauptgericht dienen werden sollen.

Und wenn die nicht zu schwer im Magen liegen gibt es zur Belohnung noch ein ganzes Brett als Dessert. Mit batzigem Schokobatz. Mjam.

Sonntag, 1. Februar 2015

Neuer Koch, bessere Rezepte?

















Ach, das wollte ich doch gar nicht mehr. Testspiele. Ersatzdroge. Unnötig, geht doch eh bald wieder richtig los. Aber was willste machen, wenn die Sonne scheint, man eh nix besseres vorhat und das Spiel in Norderstedt stattfindet. Ich hatte ohnehin vor mir dieses Jahr öfter die U23 anzusehen, da kann ich gleich mal gucken wie man da am besten hinkommt. Außerdem kann ich hinterher bei den Kindern vorbeifahren, mir nen heißen Kaffee abholen und gucken was die sich für ein Ferienhaus ausgesucht haben. 350 Öcken für eine Woche in der Nähe von Amsterdam, das kann nur ein schlimmes Loch sein.

Herr L. hat schon was anderes vor und nörgelt rum, das hätt ich ihm gestern sagen sollen, dabei hab ich ihm das letzte Woche schon gesagt. Wetter gut = Fussi guggen. Kann sich normal jeder merken. Aber heute Abend wär ja auch noch Hawks Geburtstagsfeier, alles zu anstrengend, alles schwierig. Egal, fahr ich halt alleine, irgendwen trifft man immer auf diesen Versammlungen der Vollständigbekloppten, die wirklich jeden Kick mitnehmen.

Frostködelkalt ist es und das Rennen um einen Parkplatz in Stadionnähe geht schon in Poppenbüttel los, doch den Meriva mit Totenkopf lass ich in Norderstedt schnell hinter mir, in der Trabantenstadt kenn ich mich aus inzwischen. In Stadionnähe gibt es natürlich trotzdem nichts, mein optimistischer Einfall den halb leeren Parkplatz direkt davor anzusteuern und zu fragen "was kost?" wird mit der grinsenden Gegenfrage nach einer Arbeitskarte zunichte gemacht. Nur für Helfer, alles dicht. Na denn, drei Minuten Fußmarsch entfernt ist eine Lücke, alles halb so wild.

Für zehn Euro leiste ich mir den überdachten Sitzplatz, denn die Haupttribüne ist der einzige Bereich ohne Zaun vor der Nase und sowas von direkt am Spielfeld. Hätte ich das gewusst, hätte ich die Spiegelreflex mitgenommen. Hätte hätte Fahrradkette, das lockere Gekicke der Jungs im Sonnenschein ist aber auch für die Knipse noch zu wuppen.
Wird viel gelacht auf dem Platz, das sollte eigentlich ein gutes Zeichen sein. Schnecke und Dennis sind wieder gesund, das freut mich, Schachten ist dafür wieder verletzt, das ätzt. Trybull läuft in kurzen Hosen rum, ich bin ja mal gespannt ob der sich doch noch durchsetzt. Noch gespannter bin ich auf die beiden neuen, den Koch und den Sobota. Polnischer Nationalspieler hört sich nicht so schlecht an, selbst ein halber Lewandowski wär schon eine nette Verstärkung.  

Den Stadionsprecher müssen sie von den Norderstedtern geliehen haben, wir haben keinen Lennatt Thai bei uns, keinen Treibull und auch keinen Ratzkowski. Wäre ich irgendwo Stadionsprecher, ich würd ja vorher mal wen fragen der sich auskennt, mir wär das peinlich. Gegengerade Stehplatzbreich ist gut besetzt, außer mir noch 616 andere Vollständigbekloppte, sehr viele machen das zum Familienausflug, hier können die ganz kleinen Stöpsel noch mit ihrem Bobbycar vor der Tribüne herumrollern ohne jemanden zu stören.

Das Herz von Sankt Pauli sparen sie sich, aber Hells Bells zum Einlauf! Echt n bisschen albern bei der Kulisse denk ich so, aber keine zehn Minuten später versuchen die Vollständigbekloppten auf der Stehgerade tatsächlich Wechselgesänge mit der Haupttribüne zu initiieren. Klappt erst im zweiten Anlauf, aber klappt, unsere Rollis in der ersten Reihe sind die Lautesten dabei. Macht aber auch Spaß gerade, weil sich das Spiel zum großen Teil direkt vor unseren Augen abspielt. Alles auf Angriff, vor allem Ratsche rennt und wirbelt wie ein Wahnsinniger und mit der SLR könnte ich ne Menge schicke Actionfotos von Halstenberg schießen, hätt ich sie eingepackt. Gibt reichlich Ecken für uns in den ersten fünfzehn Minuten und als ich mir gerade überlege, dass Ecken eigentlich gut geeignet wären um mal ein paar Strafraumfotos zu versuchen, ist latürnich stante pede Schluss damit. Keine Ecken mehr, dafür daddelt Tschauner in Strafraumnähe mit dem Ball und irgend einem Dänen herum, was von hier aus seeeehr ungeschickt aussieht. Und gefährlich.

Maaaaaaan Philipp! Echt mal. Keiner würde sich mehr freuen als ich (nee stimmt nicht, es würden sich glaube ich sehr viele freuen) wenn Du wieder die Nummer 1 im Tor bist (remember Sprechchöre), aber so? Und Deine Abschläge wieder. Pampa. Meine Fresse. Übenübenübenüben! Ich will wieder Tschaunersprechchöre hören nach Deinen Glanztaten, dabei müssen es nicht unbedingt Kopfballtore in der letzten Minute sein, ein paar Deiner Fabelreaktionen auf der Linie reichen völlig. Aber wenn Robin meine Nerven auf Dauer schonender behandelt, ich muss auch ein wenig an meine Gesundheit denken...

Ich hätt gern ein Tor jetzt mal. Los. Silkeborg ist ein Erstligaverein, aber in Dänemark. Ich erwarte hier kein Schützenfest, aber wenigstens ein paar herausgespielte Tore. Ich versuche mich auf die Neuen zu konzentrieren, Koch ist ziemlich präsent, macht nen guten Eindruck. Sobota rackert auf der anderen Platzseite, was man von hier aus erkennen kann ist der ziemlich fix, aber auch des öfteren den Ball fix wieder los. "Lennatt Thai" ackert zwar, wie alle anderen eigentlich auch, aber so einfach wollen sich die Nordmänner nicht ergeben. "Das is hier n Freundschaftsspiel" pöbelt der Rolli vor mir, als ich mich gerade frage wie oft sie Lenny noch abräumen können bis der Schiri mal die Karte zückt. Die ganze Saison über schon so eine Verletztenseuche, mehr brauch ich echt nicht davon, nicht für so'n Kackspiel.

Nach einer Aussprache mit den Herren in Strumpfhosen beruhigt sich die Lage wieder, die Ränge haben sich inzwischen ebenfalls beruhigt, das Spiel auch. Einlullendes Gekicke. Auch noch auf der falschen Platzseite, die Dänen im Vorwärtsdrang. Vor mir schleppen ein paar Kids Heißgetränke vorbei, sieht aus wie Kakao. Wenn es den auch mit Schuss gibt weiß ich schon was ich mir in der Halbzeit hole, noch 5 Minuten. Toooor!

Isjanichwahr. Den Pass von Verhoek hab ich so gerade noch mitbekommen und dann ist das Ding auf einmal drin. Wer war'n das jetze? Ach, der Julian Koch. Guter Einstand, wenn die erhoffte Verstärkung auf der 6 auch noch Tore machen kann, nur zu. Vielleicht geht ja noch eins, ich wollte doch eh noch eine Eckballstrafraumszene fotografieren, jetzt gibts auch endlich wieder Eckbälle für uns. Kamera raus und Kick und Toooor! Harhar, ich hab ein Tor geknipst, mit Kompaktknipse, daher nur ein Foto ohne und eins mit Ball im Kasten, aber immerhin. Wer wars eigentlich? Ah, Lasse Sobiech. Kopfballungeheuer, will ich behalten den Mann, selbst wenn wir den Rauten dafür Geld geben müssen.

Currywurst, totgschnipselt im Currywurstschnipselautomaten, aber eine Monsterportion Pommes dazu, die spar ich mir lieber. Wurst langt. Kakao mit Schuss hätte ich mir ebenfalls sparen sollen, oder Kohle in zwei Extraschüsse investieren sollen, so taugt das nix. Am Bierwagen treffe ich tatsächlich auf Holzi, der zu geizig war sich einen Sitzplatz zu leisten oder, wie er es erklärt, lieber in der Sonne steht statt im Schatten zu sitzen, was sich spätestens in der zweiten Spielhälfte erledigt haben sollte.

Die fängt ähnlich super an wie die erste aufgehört hat, ich sinniere noch über die lustigen Namen der Dänen und frage mich ob der Gammelby mit der Schnapsbrennerdynastie irgendwie verwandt ist, da kickt irgendwer den Ball über die Linie. Toooor! 3:0, wer war's denn nu jetzt? Ach, der Koch schon wieder. So schnell kannste garnich gucken, aber bei der nächsten Ecke werd ich wieder mein Glück versuchen, der Mann ist torgefährlich. Und da wäre er wieder fast dran gewesen. So kann er nächste Woche gegen Sandhausen gerne weitermachen.
Bei uns sind Daube und Buballa drin, muss man sich selber ausgucken, denn angesagt werden nur die dänischen Auswechslungen, irgend etwas scheint den Mikromann völlig verunsichert zu haben.

Wie bei Testspielen üblich wird dann gewechselt auf Teufel komm raus, Schnecke darf auch noch spielen, Budimir kommt rein und macht keine Budi mir, Daube für Alushi, Koch und Sobota gehen für Choi und Okan Kurt und am Ende steht auch Flo Kringe noch auf dem Platz, nur Tom Trybull wieder nicht. Keine Ordnung mehr und folglich keine Tore, obwohl das eine oder andere noch drin gewesen wäre.   

Fazit: der neue Koch ist schon mal eine Verstärkung, wenn Ewald noch die richtigen Rezepte findet um aus den inzwischen über 30 Zutaten die richtige Elfersuppe zu rühren...ich werd vorsorglich Karten für München besorgen. München ist immer gut für einen Auswärtssieg und ich muss sowieso mal wieder zum Chinesen in Straubing.

Noch'n Fazit: Familientreffen halt. Wo die Vollständigbekloppten nach Spielende noch ne Runde mit Schnecke an der Bande quatschen können, Lasse Sobiech im Trainingsanzug über die Tribüne schlendert und grinsend zur Kenntnis nimmt, dass der Rolli neben ihm gerade freudestrahlend das Kölner 1:0 gegen die Vorstadt verkündet. Wo der Trainer auf ein "Ewald, komm ma her" hört, aber gleichzeitig fordert "lasst die Jungs in Ruhe, die erkälten sich."

Macht Spaß, aber sollte man sportlich nicht überbewerten. Ernst ist nächste Woche.

Musikrezept: Gov't Mule - Shout! / The Deepest End