Freitag, 30. April 2010

Völlig schiefe Perspektiven
















Seit ich heute morgen meine erste Gleitsichtbrille vom Optiker geholt habe, leide ich irgendwie unter verzerrter Wahrnehmung. Es ist zwar wieder alles schön scharf, aber leider nicht überall, ich muss laufend meinen Kopf bewegen um den richtigen Fokus zu erwischen, wodurch sich das Schreiben am kleinen Netbook irgendwie angenehmer gestaltet als am 24er Monitor. Ich wackel dabei nicht so viel mit dem Kopf.

Mit dem Kopf wackeln kann man auch nur, wenn man am Flughafen Fuhlsbüttel einen möglichst günstig gelegenen Parkplatz sucht. Durch die ewige Baustelle habe ich in den letzten Jahren jeden Monat eine neue Verkehrsführung kennengelernt, jetzt sind die angeblich fertig, aber die Beschilderung ist immer noch eine Katastrophe. Ich hab es jedenfalls geschafft, auf drei Wegen immer in das gleiche Parkhaus zu kommen, obwohl ich doch in den anderen Silo wollte. Kann nicht an der Brille gelegen haben, denn da bin ich vor ein paar Wochen auch nur durch eine offene Baulücke reingekommen, aber die war leider nicht mehr da. Durch die Sucherei hab ich dann immerhin so viel Zeit verloren, dass inzwischen auch ein 30 Minuten Kurzparkplatz direkt vor dem Terminal in Frage kam. Nachdem Eyjafjallajökull dieses mal die Klappe hielt konnte ich, nach elend langen Wochen, endlich wieder Madame Z. in die Arme schließen. JETZT könnte er mal ausbrechen, am besten zwei Wochen lang, als kleine Entschädigung.

Wir haben uns auch gleich wieder als eingespieltes Team erwiesen, bei Air Baltic gibts anscheinend keine anständige Mahlzeit mehr, die Dame war völlig ausgehungert. Da ich für den Brillenkauf auf Frühstück verzichtet hatte, ging es mir nicht wesentlich anders. Um meinen momentanen Wahrnehmungsstörungen noch einen draufzusetzen, sind wir noch schnell in die Oberhafenkantine gefahren. Sehr schräger Laden, aber sehr gute Frikadellen. Und Bratkartoffeln mit Zwiebeln und Speck. Da nimmt man es schon in Kauf, dass das Bier etwas schief im Glas steht.   

Die Geschichte der Oberhafenkantine erzähl ich hier jetzt aber nicht mehr. Neue Perspektiven gerade, nicht schief diesmal.

Mittwoch, 28. April 2010

Räumung's Verkauf?
















Oder Geschäft's Aufgabe? Leider handelte es sich nur um schnöde Rohlinge, nicht um hochwertiges Filmmaterial, sonst hätte ich einen Blick riskiert.

Sonntag, 25. April 2010

Nach dem Lauf ist vor dem Lauf
















Die Begeisterung, die manche Menschen anscheinend empfinden, wenn sie bei einer Affenhitze 42 Kilometer möglichst schnell durch die Stadt laufen, ist etwas, was ich nicht nachvollziehen kann. Wenn ich tatsächlich mal Sport getrieben habe, dann war auf jeden Fall ein rundes Spielgerät dabei, ob Handball, Fußball oder Billardkugel. Laufen war höchstens akzeptabel beim 100 Meter Sprint, aber das war zu Schulzeiten. Trotzdem ist der Hamburg Marathon eine Veranstaltung, die ich mir immer mal ansehen wollte. Ähnlich wie beim Christopher Street Day, scheiterte das bisher am unchristlich frühen Beginn dieser Veranstaltungen, wobei die Sportler noch 3 Stunden früher anfangen als die Schwulen. Deswegen hab ich beim letzten CSD immerhin auch den Anfang mitbekommen, beim Marathon heute nur das Ende. Die letzten der 20.000 Läufer, die es nach über 6 Stunden ins Ziel schafften, sahen dann auch reichlich gequält aus der Wäsche. Für einen Nichtsportler wie mich völlig unbegreiflich, wie man sich so etwas antun kann, aber Respekt für das Durchhaltevermögen, ich würde diese Strecke nicht mal wandern. Immerhin gab es zur Belohnung wohl noch für jeden eine Tüte Obst von Rewe.

Bei der Abschlussparty auf dem Heiligengeistfeld humpelte der eine oder andere Kämpfer dann auch recht müde und hüftsteif vom Platz, während die ganz harten Jungs sich schon ein paar Bierchen gegönnt und gefeiert haben. Zwei Läufer wagten sogar noch ein paar flotte Tanzschritte vor dem NDR Zelt, angesichts der dort spielenden furchtbaren Partyband wirklich ein Wagnis.      

Wirklich faszinierend finde ich ja die Marathonjunkies, die für viel Geld in der Welt rumreisen, nur um auch mal in Barcelona, Sydney oder New York 42 Kilometer zu laufen. Ich hab aber auch schon von Leuten gehört, die so etwas machen um Flugzeuge zu fotografieren. In meinen Augen ist das zwar ähnlich seltsam, aber wenigstens nicht ganz so anstrengend.

Schreibmusik: Xavier Rudd - Dark Shades of Blue

Samstag, 24. April 2010

Die Renaissance der roten Sonne
















Ohne die GAL, die offiziell nicht mehr gegen Atomstrom demonstrieren mag, seit sie mit Ole von Beust paktiert, standen 120.000 Menschen heute auf den Straßen zwischen Brokdorf und Krümmel, um mit einer Menschenkette gegen die Laufzeitverlängerung der Atomkraftwerke zu demonstrieren. Ich war ehrlich gesagt nicht davon überzeugt dass es gelingen würde, genug Menschen für die 120 Kilometer lange Strecke zwischen den beiden Kraftwerken auf die Beine zu bringen, aber es gibt doch noch genug Leute, die bereit sind gegen den Wahnsinn auf die Straße zu gehen. Dabei habe ich mir weniger über die Strecke im Hamburger Stadtgebiet Sorgen gemacht, in Altona und anderen Gebieten soll die Kette ziemlich stabil gewesen sein, in Billstedt (Foto) gab es zwar kleinere Lücken, aber die waren eher einem Mangel an Koordination in den entscheidenden fünf Minuten geschuldet.

Seit den glorreichen 70er Jahren, als gefühlt jeder zweite mit einem Anti Atomkraft Button rumlief, oder wenigstens einen Aufkleber am Heck seiner katalysatorlosen Rostlaube hatte, habe ich nicht wieder so viele Fahnen und Buttons mit der lachenden roten Sonne gesehen wie heute. Vom Späthippie bis zum Bildungsbürgertum war die Kette eine bunte Mischung, Studenten standen neben älteren Lehrkräften, Hausfrauen mit Alditüte neben Wandergesellen und ganzen Familien mit Kind und Kegel. "Schade das meine Klasse nicht gekommen ist" seufzte eine ältere Lehrerin ihrem Begleiter zu. Tatsächlich waren recht wenig Jugendliche zu sehen, außer den üblichen paar Blumenkindern. Atomkraft ist unter Billstedter Jugendlichen eher kein Thema schätze ich. Auf keinen Fall interessanter als z.B. Beschleunigungstests mit Minibikes, aber das Billstedter Industriegebiet ist für solche Hobbys natürlich ideal.

Es gab noch ein paar Abschlusskundgebungen, die mich durchaus gereizt hätten, aber es erschien mir ökologisch unsinnig nach Brokdorf zu fahren, nur um evtl. 30 Minuten Jan Delay und 30 Minuten Rantanplan zu sehen. Hafenstraße fiel aus, weil mich die Parkplatzsuche abgeschreckt hat, also hab ich mich dann doch für Frühstück entschieden. War dann auch schön zu lesen, dass es tatsächlich geklappt hat mit der Kette.

Auch auf dem Deich.

Schreibmusik: Paul Weller - Wake Up The Nation. Großartige neue CD, Dauerrotation.

Freitag, 23. April 2010

Der Buddha am Pfandautomaten

















Ganz so ereignislos, wie es hier aussieht, war diese Woche nicht, aber ich habe davon abgesehen einfach den Eintrag vom letzten Donnerstag zu kopieren, was ich diese Woche mehrfach hätte machen können. Auf neue Fotos in dem Zusammenhang habe ich auch verzichtet, denn im Endeffekt unterscheiden sich die Lamellen defekter Pumpen nur um Nuancen.
Auch heute war mir ein halbwegs pünktlicher Feierabend nicht vergönnt, um Hunger und Durst stillen zu können war ich also gezwungen bei meinen Einkäufen auf Rewe oder Penny auszuweichen, die einzigen Läden in der Gegend, die bis 23 Uhr geöffnet haben. Bevor ich die drei lebensnotwendigen B (Brot, Bier, Butter) in meinen Einkaufswagen legen konnte, wollte ich noch ein paar Pfandflaschen am Automaten loswerden, was an einem Freitag um 22 Uhr vor gleich zwei Automaten eigentlich kein Problem sein dürfte.

Dummerweise wurde mir der Zugang versperrt. Vor den Automaten hatte sich ein glatzköpfiger Herr platziert, der mit stoischer, geradezu buddhistischer, Ruhe eine Flasche nach der anderen aus seinem vollen Wagen fischte, um sie abwechselnd in den linken sowie den rechten Automaten einzuführen. Eine.nach.der.anderen. Eine rechts, eine links, keine fallen lassen. So blickte ich dann einige Minuten auf das wilde Karomuster von Muttis letztem selbstgehäkelten Pullover, über dem sich ein paar Hosenträger spannten, die seine Cordhose so weit nach oben zogen, dass selbst die Hamburger Sturmflut von 1962 den Rand nicht erreicht hätte.
Multitasking ist ja prinzipiell eine feine Sache, wenn der Prozessor schnell genug ist. Hier war aber eindeutig kein effektiver Geschwindigkeitsvorteil zu erkennen, so dass ich mich gezwungen sah seine Tätigkeit kurz zu unterbrechen. Auf meine höfliche Frage, ob er mir den einen Automaten vielleicht für 2 Minuten überlassen könnte, erntete ich nichts außer buddhistischem Schweigen. Er dachte auch augenscheinlich nicht daran seine Tätigkeit zu unterbrechen, ob er wenigstens über das Angebot nachdachte, war seinem Gesichtsausdruck jedenfalls nicht zu entnehmen. Vielleicht verstand er mich ja auch nicht, obwohl er nicht aus Tibet zu stammen schien.

Ich hab das Spiel dann etwas abgekürzt, indem ich mit einem beherzten Knopfdruck den rechten Automaten quittierte. Ich überreichte dem, inzwischen einigermaßen verblüfft guckenden, Cordhosenbuddha seinen Bon mit den Worten "Links, ihr Automat. Rechts, mein Automat." und zeigte dabei erklärend auf die Pfandschlucker. Hat wunderbar funktioniert, es gab keinen Protest und keinen dummen Kommentar. Inzwischen frage ich mich, ob der Mann vielleicht taubstumm war, oder nur ein unglaublicher Stoiker.

Seine Flaschen ist er dann auch alle losgeworden, bevor ich mit Brot, Bier und Butter zurück war. Daher konnte ich nach dem Einkauf noch schnell die zwei, inzwischen völlig beschäftigungslosen, Pfandautomaten fotografieren.
 

Schreibmusik: Fever Ray - Fever Ray

Sonntag, 18. April 2010

Zwischen Industrie und Idylle
















Vor über zehn Jahren verließen die letzten Bewohner den Stadtteil Altenwerder. Das Gesetz zur Hafenerweiterung und die drohende Enteignung haben irgendwann auch den hartnäckigsten zur Aufgabe gezwungen, die Kirche St.Gertrud und der Friedhof  sind die letzten Zeugen eines alten Hamburger Stadtteils, der dem Containerterminal Altenwerder und den Lagerhäusern der Speditionen weichen musste.
"Wir haben hier mal gewohnt, und wir kommen immer noch häufig her" erzählte mir ein älteres Ehepaar,  das mir freundlich einen Platz auf der Parkbank anbot. "Das war mal richtig schön hier."
Ich bin mein Lebtag nicht in Altenwerder gewesen, gäbe es nicht gerade diesen Fotowettbewerb mit dem Thema "Lost Places/Verlorene Plätze", wäre ich wohl auch heute noch nicht auf die Idee gekommen da einmal hinzufahren. Ich hätte mir das vor 20 Jahren mal ansehen sollen, denn an ein paar Ecken kann man heute noch erkennen, dass es da wirklich sehr schön gewesen sein muss.

Deswegen fand ich es auch völlig unbegreiflich, dass sich dieses junge Pärchen an einer Kreuzung im Industriegebiet abgeknutscht hat. Keinen Sinn mehr für Romantik die jungen Leute.

Schreibmusik: Bruce Cockburn - Nothing But A Burning Light



























Samstag, 17. April 2010

Auf der Alm da wird gedudelt
















Endlich mal eine Werbekampagne, die mir gefällt, wenn ich Almdudler nicht schon vor 30 Jahren probiert hätte, die könnte mich glatt zu einem Test bewegen. Mir fällt da auch auf Anhieb eine passende Variation für Energydrinks ein:
Mehr Chemie auf engstem Raum finden Sie nur in Leverkusen.

Donnerstag, 15. April 2010

Murphys fiese kleine Helfer
















Sie rotten sich urplötzlich zusammen, kleine, gemeine Metallteilchen, die kurz vorher noch eine Feder oder eine Schraube waren, schwimmen unbemerkt in einer unzugänglichen Ecke der großen Maschine und warten darauf, dass auch der letzte Handwerker die Firma verlassen hat. Dann stürzen sie sich unter großem Juchhei in ein Ventil, um es zu blockieren, oder zerlegen mal eben die Schraube einer Pumpe. Natürlich wären es nicht Murphys fiese kleine Helfer, würden sie das am Tage machen, nein, sie machen es am liebsten dann, wenn man ohnehin schon bis Mitternacht arbeiten muss, vorzugsweise eine Stunde vorher. Sie zerlegen dann auch nicht irgend eine Pumpe, sondern eine, an die man möglichst schlecht herankommt.
Man entkommt ihnen nicht, sie sind überall. Denn kaum ist man um 2 Uhr endlich zu hause und will sich über so viel Pech auslassen, warten sie ab, bis man den letzten Satz in die Tasten gehauen hat, um dann urplötzlich das Internet abzuschalten.

Dann geh ich jetzt halt ins Bett und schick das morgen ab. Ich hab auf jeden Fall den längeren Atem.

Schreibmusik: Farlanders feat. Inna Zhelannaya & Sergey Starostin - Moments

Sonntag, 11. April 2010

Unter Glücksmanagern, Weltlehrern, Kartenlegern und Scharlatanen.
















Schamanen. Ich meinte natürlich Schamanen, keine Ahnung wie ich gerade auf Scharlatane kam.
Vor ein paar Monaten schon reifte bei mir die Idee, einmal diese ominöse Messe für Lebensfreude zu besuchen, sollte die mal wieder in Hamburg stattfinden. Ich habe eigentlich eine starke Esoterikallergie, kann aber nicht sagen dass ich darunter leide, deswegen erschien es mir auch nicht allzu gewagt, mich für ein oder zwei Stunden inmitten selbsternannter Heiler und Wahrsager aufzuhalten. Die Aussicht, für nur 10 Euro, eine große Menge an Esoterikfreaks, quasi in freier Wildbahn, beobachten zu können, erschien mir durchaus  lohnenswert. Nennt es Schocktherapie.

Wie nicht anders zu erwarten waren ungefähr 99% der Besucher weiblichen Geschlechts, einzig an den Ständen tummelten sich einige Herren mehr, wie der einsame Glücksmanager Manfred Hurth, der aber keinen sonderlich glücklichen Eindruck machte. Manager ist heutzutage selbst in diesen Kreisen wohl ein Reizwort.  Ich wollte ursprünglich ein wenig Recherche betreiben und die eine oder andere dumme Frage stellen, aber es ging beim besten Willen nicht. Ich musste mich bei einigen Gelegenheiten schon so schwer beherrschen, der Lachanfall lauerte hinter jeder Ecke. Deswegen hab ich auch nicht in Erfahrung bringen können, ob da wirklich Orks Orbs in der SeelenTor Essenz schwimmen, die da versucht wurde zu verkaufen.

Die Herzkraftbilder von Barbara O Kane machen sich zwar gut in jeder Hippiebude, wären also auch was für mich *g*.  Aber 2300 Euro sind etwas viel für ein Bild, auch wenn es laufend Lebenskraft versprüht. Immerhin hab ich eine Einladung nach Island bekommen, mit einer gebürtigen Isländerin, abseits von touristischen Trampelpfaden. Hört sich doch gut an, kleine Rituale in der Natur, mit Björk. Naja, nur mit Thelma Björk, nicht mit der Frau Guðmundsdóttir. Aber wer weiß, Thelma ist bestimmt auch nicht übel. Ich muss doch direkt nachher mal auf der Webseite gucken, was der Spaß kosten soll.

Für völlig verwirrte Christen gab es auch Programm, die Freunde der Neuoffenbarung boten ihre Schriften sogar kostenlos an, einzig um reichhaltige Spenden wurde gebeten. Ich hab mich dann vorhin tatsächlich mal versucht zu informieren, über diese Freunde und ihre Bertha Dudde, die eine Offenbarung durch das INNERE WORT empfing, und das von 1937 bis 1965. Fast 30 Jahre innere Stimmen hören ist, ohne in der Klapse zu landen, auch eine reife Leistung. Nach dem zweiten Absatz, spätestens, schlägt man mit dem Kopf auf der Tischkante auf. War auch nicht wirklich umlagert der Stand, dabei gäbe es doch jetzt die große Chance, verwirrte Schäfchen einzufangen. Es sei denn, Berta hätte damals auch mal Kinder verprügelt.

Wenig beeindruckend war auch die Ankündigung des Weltlehrers Maitreya, durch seinen Vorboten, den "Stern", sogar weltweit angekündigt. Soweit ich weiß erscheint der Stern nicht weltweit, abgesehen davon, ausgerechnet der Stern als Vorbote? Da hatte wohl eher mal wieder jemand eine Erscheinung, GPS Satelliten wirken immer noch faszinierend auf einfache Gemüter. Jedenfalls wurde man informiert, dass seine Arbeit in der Öffentlichkeit begonnen hat, sehen konnte man den Guru persönlich aber leider nicht. Immerhin war ein Herr Sri Sri Ravi Shankar anwesend, wenn auch ohne Sitar, was ihn für mich gleich weniger interessant machte.

Für den fortgeschrittenen Esoteriker sind Jesus Christus und andere Weltlehrer einfach zu wenig Hokus Pokus glaub ich. Wahrsager-, Geistheiler-, Kaffeesatzleser- und Kartenlegerinnen waren alle gut beschäftigt. Erschreckende Beispiele dafür, dass man mit dem albernsten  Zirkus auf Kundenfang gehen kann, es finden sich immer leichtgläubige Opfer. Wenn man sieht, wie eine selbsternannte Heilerin erst mit einem merkwürdigen Drahtgestell über dem Kopf der Patientin herumfuchtelt, um danach mit pantomimischen Bewegungen irgend etwas Imaginäres von ihr abzustreifen, dann frag ich mich ernsthaft, ob nicht beide irgendwo anders noch Patienten sein sollten.

Die Bettwäscheverkäufer sind anscheinend auch umgestiegen, wenn man sieht, wie sich jemand selig lächelnd an ein Kissen kuschelt, das irgend eine Art von Energietransfer verspricht, dann sind die Rentner auf den Busreisen mit Verkaufsveranstaltung wahrscheinlich inzwischen kritischere Kunden.  Der Messepreis für das komplette 4er Set von 279.60 Euro erschien zwar verlockend, aber ich hätte doch vorher gerne genauer gewusst, wie das mit der Unsichtbarkeit funktioniert. Es war nur gerade kein Verkäufer frei, die hatten alle Hände voll zu tun.

Bettenverkäufer werden, glaube ich, immer noch stark unterschätzt.

Schreibmusik: Alison Krauss & Union Station - Live














Freitag, 9. April 2010

Menschen, die den Tag versüßen
















Danke, Zettelpupe, dass Du mich auf mein Fehlverhalten aufmerksam gemacht hast. Ich weiß, ich hätte dort nicht stehen dürfen, ich bin einfach unbelehrbar. Wenn ich heute von der Spätschicht komme und wieder kein Parkplatz frei ist, werde ich auch weiteste Wege in Kauf nehmen, nur um Dich nicht zu verärgern. Denn ich weiß, Du tust ja nur Deine Pflicht. Es sind Deine Vorgesetzten die Dich zwingen, auch in völlig unbedeutenden Nebenstraßen, nach Einnahmequellen zu suchen. Natürlich ist es egal, dass ich niemanden blockiere oder behindere, ein anständiger Bürger hat sich an Verbotsschilder zu halten. Wo kämen wir denn hin, wenn ein jeder täte was er wollte. Chaos und Anarchie würden ausbrechen.

Danke auch Dir, Zusteller der DHL, dass Du es immerhin versucht hast mir das Paket noch am Samstag vor Ostern zuzustellen. Es ist sicher meine Schuld, dass es nicht geklappt hat, wahrscheinlich hatte ich die Musik wieder einmal zu laut und deswegen die Türklingel nicht gehört. Auch Pech, dass wohl sämtliche Nachbarn im Osterurlaub waren und die Sendung nicht annehmen konnten. Dummerweise hat mein Briefkasten auch noch, das habe ich früher schon bemerkt, die unangenehme Eigenschaft manchmal Benachrichtigungskarten in Luft aufzulösen. Ich war wirklich angenehm überrascht, heute eine neue Benachrichtigungskarte im Briefkasten vorzufinden, immerhin einen Tag bevor die Sendung wieder zurückgeschickt wird.  Mit soviel Fürsorge habe ich gar nicht gerechnet, da hätte ich mir das Telefongespräch mit Deinem Kollegen gestern ja sparen können.  

Momentan ist wirklich viel Liebe unter den Menschen zu spüren, muss am Frühling liegen.

Schreibmusik: Van Morrison - Hard Nose The Highway

Dienstag, 6. April 2010

Bayern ist überall
















Wer ist nur auf die abstruse Idee gekommen hier Osterhasen mit dem Wappen von Bayern München ins Regal zu stellen? Ich hab davon gehört, dass es auch im Norden Fans des Hoenessclubs gibt, immerhin einen kenn ich sogar persönlich, der kauft aber wohl in anderen Läden ein, denn der Karton mit den Bayernhasen war auch einen Tag nach Ostern noch bis zum letzten Platz gefüllt.

Falls jemand auf Schokoladenhohlkörper steht, eventuell gibt es ja Rabatt. Andernfalls werden die Bazihasen in ein paar Wochen sicher zu Bayernweihnachtsmännern verarbeitet.

Samstag, 3. April 2010

Der Bonschetest
















Da unsere Spaziergänge durch Altona und Ottensen meistens am Wochenende stattfinden, durfte ich den Bonscheladen in der Friedensallee bisher nur durch die Schaufensterscheibe bewundern. Bonsche ist das Hamburger Wort für Bonbon, und diese werden im Bonscheladen von Hand gemacht. Während der Woche kann man glaube ich sogar bei der Herstellung zusehen, am Samstag kurz vor Ladenschluss kann man immerhin noch welche kaufen. Da ich ohnehin in die Schanze musste hab ich das gleich mal ausgenutzt, ist ja um die Ecke.
Wir wollten Bonbons machen, wie sie die Welt noch nicht geschmeckt hat. Wir hatten eine Vision.
Wenn jemand solche Sprüche raushaut, damit auch noch Erfolg hat, dann muss da ja irgendwas dran sein. Ich hab noch nie Visionen von Bonbons gehabt, ich bin noch nicht mal wirklich ein Fan von dem Zeugs. Steinharte Zuckerbrocken, auf denen man noch rumlutscht wenn man den Geschmack längst nicht mehr mag.
Im Bonscheladen gibt es allerdings auch handgemachtes Fudge, was die Sachlage völlig ändert. Insbesondere weil Namen wie Cashew-Brandy, Rocky Road (Nüsse!) und Ahorn-Walnuss eine magische Anziehungskraft auf mich ausüben. 
Zwischen den Bonbongläsern wuselte noch eine Dame herum, die sich ihre eigene Mischung mit dem Schäufelchen zusammenstellte. Ingwer, Erdbeer-Grüner Pfeffer, Orange-Curry und Mango-Chili gibt es da ebenso wie Erdbeere, Kirsche, Rhabarber oder Zitrone. Ich hab auch kurz überlegt ob ich mir eine Eigenmischung zusammenstelle, aber ich hätte wahrscheinlich 20 oder mehr Sorten gemischt, und auf späteres Rätselraten hatte ich keine Lust. Ein Glas mit der Zitrusmischung habe ich dann, neben etwas Fudge, mal probehalber mitgenommen. Auf der Rückfahrt getestet und mit Sehr Gut bewertet, schmeckt so wie Bonsche schmecken sollten. Vielleicht teste ich nächstes mal ein paar exotischere Sorten. Ich werde aber trotzdem kein Bonschefan, ich könnte die Dienstag meinen Kollegen ins Büro stellen, die Naschkatzen freuen sich ganz bestimmt.

Das Chilli Fudge ist allerdings genial, auch wenn man das eine L vielleicht mal irgendwann streichen sollte.

Schreibmusik: Townes Van Zandt -  No Deeper Blue

Freitag, 2. April 2010

Fast unschlagbare Angebote (2)
















Schon wieder flattert mir ein fast unschlagbares Angebot ins Haus, leider hat das wieder nichts mit Sex zu tun, auch wenn es durchaus unmoralisch ist. In den ganzen Jahren, in denen ich bei Amazon Resellern und Importeuren meine CDs gekauft habe, musste ich schon einiges lernen. Zum Beispiel, dass Importe aus der Schweiz unter Umständen länger benötigen als aus den USA. Oder dass ein Versender aus Deutschland seine Ware aus Hongkong schicken lässt, Hongkong DVDs zwar eine deutsche Tonspur aber meistens englische Cover haben. Dass auch DVDs aus irgendwelchen TV Zeitschriften mit Originalcover verkauft werden. Mit der Zeit lernt man die Angebote intensiver zu studieren um Ärger zu vermeiden, man lernt aber nie aus.
Bei der letzten CD von Donna The Buffalo habe ich gleich einen vertrauenswürdigen Händler gewählt, 99% positive Beurteilungen sprechen für sich. Viel wichtiger waren für mich aber zwei kleine Sätze: Auf Lager. Versand aus Deutschland.
Im Normalfall heißt das, die CD ist 2 Tage später im Briefkasten. Die Bestätigung vom Amazonroboter kam wie üblich ein paar Sekunden später, mehr tat sich dann aber erst einmal nicht.
Nach 4 Tagen meldete sich dann der Händler mit einer freudigen Nachricht. Wir möchten Sie gerne darüber informieren, dass Ihre Sendung im Hauptbriefzentrum der Deutschen Post AG eingetroffen ist und bereits in das Verteilsystem eingeschleust wurde. Wow. Das nenn ich mal eine Info. Auch wenn ich das im Kopf gleich übersetzt habe mit "Wir haben zwar gerade 4 Tage gefeiert, aber inzwischen ist es einem unserer Mitarbeiter gelungen das Päcken bei der Post abzugeben."
Immerhin konnte ich also damit rechnen die Scheibe noch vor dem Wochenende in den Player zu schieben. Leider hat die Post dann, ganz entgegen der Gewohnheit, doch weitere 5 Tage gebraucht bis die CD im Briefkasten war. Die ich, im Falle einer berechtigten Reklamation, an eine Schweizer Adresse zurückschicken sollte.

Meine Bewertung bei Amazon fiel dann mit 3 von 5 Sternen, neben einer bissigen Bemerkung, nicht ganz so gut aus wie man sie gerne hätte. Man hat sich dann auch entschuldigt für die Unannehmlichkeiten, nicht ohne noch ein paar Ausreden hinterherzuschieben. Da wir selbst nur Zwischenhändler sind und sich die Verfügbarkeit auf den Lagerbestand unserer Lieferanten bezieht, von denen wir stündlich ein Update erhalten...etc. Die Post hat Schuld, aber man würde mir 5 Euro zurückerstatten, wenn ich meine Bewertung lösche.

Meine lieben Freunde bei dodax, bei euch steht "Auf Lager". Nicht "Auf Lager beim Großhändler". Dann hätte ich mir nämlich überlegt ob ich bei euch bestelle. Jetzt müsst ihr mit den 3 Punkten leben, dafür habt ihr 5 Euro gespart. Ist doch auch was.

Schreibmusik: Mari Boine - Eallin