Dienstag, 30. September 2014

Ruinöses Pflaster und Grillgummi

















Nach der grandiosen Mittelalterkarawane treiben wir uns noch ein wenig im Dorf herum und betrachten die Auslagen der Stände. Lauter Mittealtergedöns, Geschmeide und anderer Tand für die Damen, Ritterfiguren, unglaublich kitschige Drachen (die bei der besten Gastgeberin von allen dennoch Entzücken hervorrufen können - ich guck mal ob ich hier anständige finde) und natürlich die obligatorischen Fress- und Saufstände, vom Schwein am Spieß bis zu leuchtend bunten Torten, die ich leider nicht fotografieren darf. Durch die mittelalterliche Aufmachung der Stände fällt der Kommerz trotzdem nicht so ins Auge wie auf vielen anderen Festivitäten.

Außerdem gibt es ein ablenkendes Rahmenprogramm, an jeder Ecke dudelt eine andere Kapelle und das Bürgertum schwingt dazu ein flottes Tanzbein. Leider keine Ritter und keine Pferdchen für das Kind, wir müssen hoch auf die Burg. Eine brutale Herausforderung für meine Kniegelenke, an dem Kopfsteinpflaster ist garantiert seit 700 Jahren nichts mehr ausgebessert worden. Schiefe und wackelnde Steine, fiese Stolperfallen vor gewaltigen Kratern, ein falscher Schritt hier und der Tag ist gelaufen. Das Fort gegenüber macht einen robusteren Eindruck, hat allerdings auch 350 Jahre weniger auf dem Buckel. Das Castillo in Silves ist eine Burg, das hier ist allenfalls eine Burgruine.

Der Eindruck setzt sich im Inneren fort, der Untergrund ist weiterhin tückisch. Von Mauerresten und Steinen durchzogener trockener Sandboden. Die haben einfach um den Hügel ein paar dicke Mauern errichtet und für einen vernünftigen Innenausbau kein Geld mehr gehabt. Dafür ist heute genug Platz für das Mittelalterspektakel vorhanden. Ein wenig traditionelles Handwerk wird gezeigt, von ausschließlich älteren Damen, weshalb dieser Programmpunkt wohl in nicht allzu ferner Zukunft entfallen wird, aber hauptsächlich wird gegrillt was das Zeug hält. So ziemlich alles landet hier auf dem Rost, bis hin zum ganzen Tintenfisch, der optisch deutlich gewöhnungsbedürftiger ist als die panierten Gummiringe, die dem gemeinen Nordeuropäer als Calamares verkauft werden. 

Auf eine Kostprobe verzichte ich dennoch, wenn sich außer Fliegen (sehr vielen Fliegen) niemand für dieses genoppte Lederimitat interessiert wird das einen Grund haben. Nach der Tierbesichtigungstour (mit sehr vielen Fliegen) schnappen wir uns einen der wenigen freien Tische für ein Erfrischungsgetränk und warten auf das Ritterturnier, bestens unterhalten von diesen seltsamen Waldmenschen, die trotz des unsicheren Untergrunds auch hier oben auf Stelzen laufen.

Super Waldmenschenmusik:  Beausoleil - Parlez Nous A Boire / Looking Back Tomorrow













Samstag, 27. September 2014

Brumm, Summ & Drumherum

















Beobachtungen in einem portugiesischen Nationalpark Garten während meiner ausgiebigen nachmittäglichen Erholungsphase. Um die Größe der Blüten und ihrer winzigen Stempel ein wenig besser einschätzen zu können mit dazu passenden Insekten. Professionelle Naturfotografen suchen sich angeblich die schönste Blüte mit dazu passendem Blickwinkel aus, positionieren ihre Kamera auf einem Stativ, fokussieren, und warten dann bis sich ein Insekt darauf niederlässt. Wären die in ganzen Schwärmen aufgetaucht hätte ich das vielleicht auch versucht, aber länger als 15 Minuten in der prallen Sonne war nicht auszuhalten.
 
Alle Fotos mit Tokina AT-X 100mm F2.8 Macro, alle außer Bild 1 Freihand. 

Brummt und summt ebenfalls: The Smashing Pumpkins - Mellon Collie And The Infinite Sadness







Mittwoch, 24. September 2014

Arsch aufreißen macht glücklich



















Vorspiel
Dienstag 17:30, diese schwachsinnige Ansetzung für ein Fußballspiel hatte ich schon fast verdrängt, nachdem der Termin in der letzten Saison auf ein Auswärtsspiel fiel.  Dazu kostet mich das Ding locker fünf meiner mühsam erackerten Überstunden und wird dadurch auch gleich zum teuersten Saisonspiel überhaupt, für das Geld bekäme man fast schon VIP Plätze mit Bierversorgung.  Auf denen könnte ich dann locker meine Hopfenkaltschalen schlürfen und die lädierten Kniegelenke schonen, die ich heute vor dem Spiel mit Schmerztabletten besänftigen werde. Vielleicht hilft das ja auch gegen die Schmerzen, die ich in letzter Zeit beim Anblick der Spiele verspüre.

Der nächste Schock folgt um die Mittagszeit. Mein geschätzter Kollege hat ganz plötzlich einen nicht verschiebbaren Termin, darf ohnehin nicht so lange arbeiten weil er schon um 6 Uhr angefangen hat und blabla.. Fußball? Hatte er nicht mehr auf der Rechnung. Hätte er gestern was gesagt wär´s kein Problem gewesen, aber das war so nicht abgemacht. Ich bin stinksauer, dabei habe ich mich vor zwei Tagen selber noch gefragt ob man sich das antun muss, etliche Stunden mit schmerzenden Gelenken im Stadion zu stehen, um ausgerechnet gegen Braunschweich die wahrscheinlich nächste Heimniederlage ertragen zu müssen. Schlimmer noch als die gewöhnliche Heimniederlage sind die gegen Mannschaften mit ätzenden Nazifans, da wird mir regelmäßig kotzelend hinterher.

Und jetzt? Nicht einmal das Notebook habe ich mit, also nix mit AFM Radio. Der Basis St.Pauli Ticker geht nicht auf dem Firmenrechner, bleibt nur der blöde Mopo-Ticker oder ähnliches.  Was für ein Scheißtag. In Gedanken spiele ich alle möglichen Szenarien durch, die es mir ermöglichen würden das Spiel zu sehen, zur Not würde ich direkt von der Firma aus mit dem Auto, zur Not auch wieder zurück... aber nix geht ohne Ablösung.

Die Rettung erfolgt ausgerechnet durch eine Raute. Die einzige Raute, die ich ein wenig ins Herz geschlossen habe und die weiß wie wichtig Fußball ist, sorgt für meine Ablösung und organisiert eine auch für den Betriebsrat akzeptable Regelung, ich kann den Laden um 15:30 verlassen. Zeit genug für den nötigen Bankautomaten, nach Hause, umziehen, zwei Aspirin einpfeifen und los. 

Auf dem Handy eine SMS von Koschi, die Tresenkurve ist heute nicht im Stadion. Das ist blöde, gerade heute hatte ich mir vorgenommen mich zu den Jungs in die Meckerecke zu stellen. Dann kann das Handy auch gleich zu Hause bleiben, Herrn L. kann ich am Stadion eh nie erreichen.
17 Uhr Millerntor, 17:05 Bier, 17:10 auf meinem Platz, direkt vor den Sitzplätzen des Fanclubs ist sogar noch ein Stück Wellenbrecher frei. Kaum zu glauben, so beschissen wie der Tag angefangen hat.

Daggi spaziert mit dem Mikro auf dem Platz rum und kündigt die Gästehymne an. Wieder so ein Lala-Schlager mit bissl Gitarre, aber immerhin eleggdrische Gitarre. Die Farben weiß und blauuu *jaul* wieso nicht gelb? Braunschweig ist doch blau und gelb. Mein Nachbar fängt an zu lachen, "das ist die Hymne von Atzensechzig" grinst er und da hat es die Regie auch schon erkannt und entschuldigt sich bei den Braunschweiger Fans, nächstes mal eben. Klingt eh alles gleich das Zeug.

Unsere Mannschaftsaufstellung hingegen ist überaus ungewöhnlich. Startsev aus der U23 in der Startelf, mit Tjorben Uphoff ein ganz neues Gesicht auf der Bank, Okan Kurt auf dem Platz und - Lasse Sobiech neben Ziereis in der IV, dabei hat Lasse doch kaputten Zahn, kaputte Rippe und kaputten Finger. So übel ist das also schon mit den Verletzten, dass wir hier mit einer angeknacksten Notelf auflaufen müssen? Das kann ja heiter werden, aber mit den Jungs ist wenigstens kein 7:1 zu befürchten, denn dann tät ich mir echt Sorgen machen.

Spiel (1)
Das Herz von St.Pauli empfand ich schon mal als leidenschaftlicher gesungen, da sind mehr skeptisch auf den Rängen. Die Spieler bilden einen Kreis vor dem Anpfiff und Tschauni schwört sie ein, das sieht schon mal aus, als wollten sie heute endlich was reißen.
Und das sieht auch gleich nach Einsatz aus auf dem Rasen, Braunschweig presst zwar früh und kommt mehrfach vor den Strafraum, aber die Jungs halten dagegen, setzen den Bällen nach, zeigen Laufbereitschaft und das wird durch Chancen belohnt, wir kriegen zwei Ecken am Stück, Buballa ist heute sehr fix unterwegs, endlich sieht man mal was von seiner Schnelligkeit und Lasse ist bei Kopfbällen im Strafraum immer gefährlich. Zwischendurch muss Tschauni mal nachfassen, was bei mir für leichte Nervosität sorgt, das hätte ins Auge gehen können.
Kurz darauf rasselt Buballa mit einem Braunschweiger zusammen und bleibt liegen. Bleibt lange liegen. Mit Sanitätern, verdammt.
Er ist noch nicht wieder auf dem Platz, da bringt Daube eine Ecke rein die an Freund und Feind vorbeisegelt, bis Kringe die Pille wieder fein zurück verfrachtet, auf den Kopf von Lasse Sobiech, 1:0. Jaaaaa. Woohoo, wie geil ist das denn, wir führen. Gegen Braunschweich! Mit einer super Notelf, die Jungs hauen sich weiter rein wie verrückt. Defensiv sind wir echt bissig heute, endlich mal. Sobiech schädelt hinten alles raus was hoch ankommt und Startsev ackert wie ein Irrer, die beiden sind die auffälligsten Spieler. Ein Neuling und ein Angeknackster. Nach vorne geht allerdings wenig, da sind nur Kringe und Ratsche auffällig, Nöthe versucht es hin und wieder über die Seite, aber zwingende Chancen ergeben sich nicht. Verhoek wie immer mit viel sinnlosem Einsatz, rennt wie verrückt, kommt nix bei raus. Was ist denn bitte mit Ante Budimir?
Schiri Sippel (ich hab mich tatsächlich mal vorher informiert wer heute pfeift, nach den letzten Erfahrungen) ahndet eine derbe Sense gegen Ratsche nur mit dem erhobenen Zeigefinger, dafür kann man ganz locker gelb geben Herr Sippel.  
Nach einer halben Stunde muss Buballa raus, der Zusammenprall vorhin war heftiger. Scheiße verdammte, jetzt war der echt mal ein Aktivposten und dann so ein Mist, noch einer mehr für das Lazarett. Lenny kommt, klar, wer Linksverteidiger spielen kann, der kann auch Rechtsverteidiger spielen, auch wenn er eigentlich Stürmer ist. 
Kann er tatsächlich, er macht das was alle anderen machen: rennen, kämpfen, grätschen, kompromissloser Einsatz, yeah. Wenn man es mit "spielen" nicht schafft, dann eben so. Klappt das reibungslos kann man es irgendwann später wieder mit spielen versuchen, in diesen Zeiten ist Einsatz angesagt. Das wird von den Rängen entsprechend honoriert, es ist heute mal wieder anständig laut im Kessel. Eine erste Halbzeit die Mut macht, so dolle ist das nicht was Braunschweig zeigt bisher.

Zwischenspiel
Besorgungen kann ich mir sparen, der Dartmeister reicht von den Sitzplätzen frisches Bier nach unten, ein Service der bei den Nachbarn auf neidvolle Bewunderung stößt. Ich weiß halt, warum ich hier stehe. Sehr viel an Tapeten und Transpis gibt es heute nicht zu sehen, der übliche "Gruß" an die Braunen unter den Braunschweichern fehlt aber nicht. Zeit für eine Sportzigarette, habe ich in der ersten Halbzeit vor Aufregung ganz vergessen, das ist mir lange nicht passiert. Diskussionen mit den nicht Bier holenden Nebenleuten, nee, Fußball ist das nicht unbedingt heute, aber hey, es wird gesungen, gebrüllt, gepöbelt und auf dem Rasen wird gekämpft, was will man mehr? Über den Kampf zum Spiel finden, wer hat das nochmal propagiert? Dauert bei uns wahrscheinlich noch ein halbes Jahr bis das klappt, aber Meggi macht das schon. Natürlich wäre mir ein gepflegtes Kurzpassspiel mit schön herausgespielten Torchancen auch lieber, aber mal ehrlich, so oft gab es das am Millerntor nun auch nicht. Momentan reicht es mir, wenn sich die Jungs da unten über 90 Minuten den Arsch aufreißen, das macht mich schon ganz glücklich.

Spiel (2)
Sie wollen mich weiter glücklich machen, und alle anderen auch. Es ist immer noch kein attraktives Fußballspiel, weil auch Braunschweig nicht viel gegen unsere Defensive einfällt. Aber es macht einfach Spaß zu sehen, wie sich die Jungs reinhauen. Gerade die jungen Jungs, Kurt und Startsev sind sowas von Klasse, Startsev zeigt null Nervosität bei seinem ersten Spiel und das vor dieser Kulisse, Lasse sorgt weiterhin für Lufthoheit. Die Abwehr steht sicher, doch ein zweites Tor wird hier nicht fallen wenn Verhoek da vorne alleine rumkaspern muss. Da kommt nix in die Box. Dafür kommt was auf den Kasten von Tschauner, und was für ein fieses Ding. Er steht etwas zu weit vor der Kiste, kann die Bogenlampe gerade noch über die Latte lenken. Macht kein Scheiß Leude, denkt an mein Herz.
 
Noch eine halbe Stunde und ich bin völlig heiser, so viel Gesang geht ganz schön auf die Kondition. Die ganze Kurve singt und tanzt für Dich ist eindeutig der Fangesang des Jahres, den mag und singt sogar die Gegengerade. Vom Dartmeister gibt es ein frisch gezapftes Bier für den Endspurt, noch 30 Minuten alles geben. Meine Knie schmerzen überhaupt nicht mehr, Adrenalin plus Aspirin ist eine feine Kombination, drogt total.

Enis Alushi kommt ins Spiel, nach den üblichen 70 Minuten muss Flo Kringe vom Platz. Wird immer gerne angemerkt, dass der Mann nur Luft für 70 Minuten hat, aber so lange es solche 70 Minuten sind wie heute ist mir das wurst, Kringe ist inzwischen der letzte Rest Erfahrung auf dem Platz. Die Abwehrschlacht tobt weiter, wenn wir doch nur kontern könnten. Schnelles Umschaltspiel, das haben wir mal beherrscht. Zumindest konnten wir das deutlich besser, eigentlich war das sogar alles was wir konnten. Muss Meggi überall dran arbeiten. Verhoek fällt inzwischen nur noch auf wenn er fällt, ich hoffe beim nächsten Spiel ist Ante die Kante für ihn drin, dessen Spielweise gefällt mir deutlich besser. Ratsche ist ebenfalls super engagiert, aber leider viel zu ungenau im Abspiel, ein Fehlpass nach dem anderen.
Noch 10 Minuten, Braunschweig hat inzwischen dreimal gewechselt, hat aber keine Auswirkungen auf das Spiel, die Mauer steht, das wenige was durchkommt ist zu harmlos für Tschauner. Kann das bitte noch zehn Minuten so bleiben? Keine Konzentrationsschwäche, kein dummer Fehler in den letzten Minuten? Die ganze Kurve singt und tanzt für dich, immer noch und immer lauter. Ich hab mich lange nicht so gut gefühlt, das darf gerne so bleiben.
Es gibt Spiele, da sieht man häufiger auf die Uhr, aber so oft wie heute habe ich selten geguckt. Kurz vor Schluss geht Okan Kurt vom Platz, für ihn kommt Tjorben Uphoff. Dann sind die 90 Minuten um und Sippel gibt 4 obendrauf. Maaan, Sippel. Naja, kann man vertreten die Zeit, wenn man ehrlich ist. Keine glatte Fehlentscheidung immerhin, und davon waren heute wieder einige im Programm. Fällt nur kaum noch negativ auf, wenn man mal so einen Kasper gehabt hat wie den Doktor gegen München.

Noch eine Braunschweiger Attacke, die geht ins Leere und dann ist Schluss. Endlich. Woohoo, gewonnen, drei hart erkämpfte Punkte. Alles hart erkämpft heute, kein spielerischer Fortschritt, aber eine Einstellung mit der man noch ein paar Punkte holen kann bis es mit dem Spiel wieder klappt. Meggi macht das schon. Und Lasse wird gekauft nächstes Jahr, die Rauten können mit Talenten eh nicht umgehen. Bei uns dürfen sie Ligaluft schnuppern und das ist gut so.

Nachspiel
Die Sitzplätze sind ratzfatz geräumt, vor ein paar Jahren hat man den Dartmeister nach dem Spiel noch draußen vor dem Astrawagen getroffen, man wird halt älter. Vor mir krebst ein Rastamädel rückwärts die Treppe runter. "Was´n das für´ne komische Art der Fortbewegung?" sag ich. "Ich hab mir den Fuß gebrochen" antwortet sie. Ah, das ist Mist, kann ich gerade gut nachvollziehen. Ist aber natürlich kein Grund nicht ins Stadion zu gehen. Weil aber andere Leute nicht ins Stadion gehen und Herr L. bei einer kurzen Visite vor dem Fanladen nicht aufzufinden ist geh ich halt ohne Abschlussbier nach Hause. Tresenkurve: Ihr Luschen :P


Glückliche Gitarren: Ride - Nowhere / Going Blank Again

F11 + Klick macht Bilder groß





















Montag, 22. September 2014

Die Zuckerpuppe aus der Bauchtanzgruppe

















Dass die Blog lesende Damenwelt sich auf halbnackte Kerle stürzen würde hätte ich mal ahnen sollen. Als Mann hat man blöderweise einen etwas eingeschränkten Blick auf die Welt, daher habe ich mich mehr auf die anwesenden Mädels konzentriert, die teilweise doch recht kritische Blicke auf den Auftritt des halbnackten Kerls richteten. Ganz besonders die linke der drei Grazien schien von seiner Darbietung nicht sehr überzeugt zu sein, mit strengen Blicken verfolgte sie jede seiner Bewegungen und, anders als ihren Kolleginnen, wollte ihr so gar kein Lächeln entweichen. Vielleicht war es ja die Bauchtanzlehrerin. 

Man möge mir verzeihen, dass ich den halbnackten Kerl daher nicht so im Fokus hatte *g*
Die Damen waren auch einfacher zu fotografieren bei dem Licht, sie haben sich nicht bewegt. Leider habe ich die Bauchtanzgruppe auch viel zu spät entdeckt, somit habe ich den Auftritt der wahren Zuckerpuppe verpasst. Und jetzt dürft ihr raten wen ich meine :)


1a Bauchtanzmusik: Rachid Taha - Diwan / Medina






Freitag, 19. September 2014

Karawane der Gaukler
















Die beste Gastgeberin von allen fragt, ob ich Lust hätte ein Mittelalterfestival zu besuchen, so direkt einen Tag nach der Ankunft. Die Lütte möchte da gerne hin, wegen der vielen Pferdchen. Castro Marim liegt direkt an der spanischen Grenze, ist also eine etwas längere Fahrt. Das Spektakel fängt dafür erst um 16 Uhr an, um diese Zeit sollte ich schon fit sein.

"Klar" sag ich, "wenn die da ein Mittelalterfestival veranstalten, dann wird dort sicher ein adäquater Hintergrund existieren." Für alte Städte oder Burgen bin ich immer zu haben und unter den paar Mittelalterfreaks findet sich bestimmt auch das eine oder andere Motiv.

Mit Mittelaltergedöns kenne ich mich aus, vor Jahren war ich mal mit Hawk auf so einer Veranstaltung. Auf der Wiese vor dem Wellingsbüttler Torhaus, das war echt nett. Ein Stadtvogt und sein Büttel liefen da herum, Mönche verkauften Met, es gab ein nettes Rahmenprogramm mit Musik und Gauklern, viel altes Handwerk und superleckeres Steinofenbrot. Dazu war alles in mittelalterliche Gewänder gehüllt und sprach seltsam, was mir in Portugal wahrscheinlich nicht auffallen wird, aber ich habe ja im Notfall meine Dolmetscherin dabei.

Nach etwas anstrengender Parkplatzsuche und einem Obolus von 3 Euro p.P.  schlendern wir locker durch die Gassen mit den üblichen Marktständen. Mittelaltergedöns. Ritter und Drachen, Schmuck, Leder, Brötchen mit Spanferkel und Bier. Gott sei Dank, Bier. Gemischt mit Brause ergibt das eine große Menge eiskaltes Alsterwasser, das brauche ich grad bei der Hitze.

Die Chefin holt mich rechtzeitig vom Strohballen, einen Platz an der nächsten Straße suchen, damit ich die Parade fotografieren kann, die müsste dort vorbeikommen. Stehen schon genug Leute da, wird wohl stimmen. Die Lichtverhältnisse sind etwas heikel, auf der einen Seite noch die volle Sonne, auf der anderen die Schatten der Häuser. Mit geschickter Standwortwahl lässt sich das schlimmste verhindern, man kann sich halbwegs bewegen und vor allem lässt sich die Straße von hier aus gut einsehen. Man sieht rechtzeitig, was um die leicht erhöht liegende Kurve kommt.

Ganz vorne natürlich Taramtamtam mit Trommeln und Tröten, aber was danach alles kommt, an Gauklern und Bürgern, Rittern und Beduinen, Waldmenschen und anderen fantastischen Figuren, Ferkeln und Gänsen, Pferden und Kamelen, Schlangen und Raubvögeln, überträfe meine kühnsten Erwartungen, falls ich jemals welche gehabt hätte.

Ein großartiges Spektakel, was sich auf dem Castillo später fortgesetzt hat, weshalb ich immer noch nicht fertig bin mit der Nachbearbeitung der Fotos. Aus diesem Grunde gibt es irgendwann einen zweiten Teil über die Dias Medievais in Castro Marim und auch, weil ich mich schon bei der Karawane der Gaukler mit der Bildauswahl schwer getan habe.

(Bilder großklicken + F11 gaukelt)

Völlig unmittelalterliche Beschallung: Chemical Brothers - Exit Planet Dust / Surrender