Mittwoch, 31. August 2022

Altonafrikanische Frauenpower

 









Besuch ist anstrengend, Besuch will was erleben. Schließlich sind wir hier in einer Weltstadt, da wird es doch sicherlich etwas zu erleben geben, am besten mit Livemusik an der frischen Luft und angemessener Versorgung mit Kaltgetränken und anderen Leckereien. Irgend eine Art Festival vielleicht.

Besuch kann googeln und findet die Alafia, das 20. Afrikafestival, von Freitag bis Sonntag in der Großen Bergstraße in Altona. Das hatte ich durch zwei Jahre Coronazwangspause überhaupt nicht mehr auf dem Schirm, bin allerdings auch semi-begeistert von der Idee, weil dieses Festival einfach eine bessere Umgebung verdient hätte als diese öde Einkaufsmeile. 

Eine Bühne plus vielleicht fünfzehn Buden mit Klamotten, Kokosnüssen, Kochbananen und Krokodilburgern, das würde auch locker auf den Platz der Republik passen, der Grünstreifen wird schließlich bei der Altonale auch genutzt. Warum die Alafia immer zwischen Ikea und abgeranzten Versicherungsbüros stattfinden muss ist mir ein Rätsel und sollte dringend geändert werden.

Um wenigstens den Ikeakunden aus dem Weg zu gehen, entscheiden wir uns für den Sonntag. Die letzten zwei Bands spielen zu altherrenfreundlicher Anstoßzeit um 16 und um 18 Uhr, dazwischen bleibt bestimmt noch Zeit für totes Tier in scharfer Erdnusssauce oder etwas ähnlich exotisches. 

Das läuft natürlich nicht ganz so wie geplant, weil man sich für Fotos rechtzeitig anständige Plätze sichern muss, am besten bevor überhaupt jemand auf der Bühne steht. Danach gilt es, den überaus langen und anstrengenden Soundcheck zu überstehen und noch bevor die Band ihre ersten sauberen Takte spielt ist man schon wieder eine anstrengende Stunde auf den Beinen, fast wie früher beim Fußball.

Noch anstrengender wird es, wenn man nicht einfach einen Haufen Fotos schießen und wieder abhauen kann, weil die Musik gefällt. Das ist sowohl bei Rama N'Goni aus Burkina Faso, als auch bei Habyba aus Ghana der Fall, also bleibt zwischendurch gerade mal Zeit für eine mit diversen Schnäpsen und Säften gefüllte Kokosnuss. 

Für Krokodilburger fährt da ja auch ernsthaft keiner hin.


Fotos dazu: Alafia22, Rama N'Goni & Band, Habyba & Band - Nikon D7200

Musik dazu: Tinariwen - Live in Paris

 










 


Samstag, 27. August 2022

Ja! Nein! Doch! Oh!

 









 

Eines muss man Paderboring ja lassen: Wenn die hier am Millerntor auftreten sind die wirklich selten langweilig. Wenn ich mich überhaupt an dramatische Schlussminuten erinnern kann, fällt mir als erstes garantiert Tschauners legendäres Kopfballtor zum 2:2 in der letzten Minute ein, fast schon zehn Jahre her inzwischen. Sollte ich tatsächlich noch 10 Jahre leben und nicht der Demenz anheimfallen, werde ich mich garantiert auch an das heutige Spiel erinnern. Dann kann ich auch wahrscheinlich drüber lachen, momentan weiß ich das noch nicht.

Woran ich mich bestimmt nicht erinnern werde ist die erste Halbzeit, in der wir gefühlte 44 Minuten im Ballbesitz sind und dann mit dem ersten ernsthaften Angriff  der Paderboringer das 0:1 kassieren, was psychologisch natürlich total übel ist, so kurz vor dem Halbzeitpfiff. Zumindest bei mir, ich hoffe ja immer dass Profis damit besser umgehen können.

In der Pause hat man dann als geplagter Fan 15 Minuten Zeit sich gegenseitig die Sorgenfalten zu massieren, weil die wirklich großen Chancen bei uns jetzt auch nicht gerade vorhanden waren wenn man sich das eingesteht. Wer soll hier noch ein Tor für uns schießen, wenn die einzige Alternative auf der Bank Matanovic heißt?

Erleichterung macht sich breit, als Aytekin uns einen Elfmeter zuspricht und der VAR damit wohl einverstanden ist, gefolgt von jähem Entsetzen weil Paqa das Ding versiebt. Elfmeter kann man also auch vergessen.

Nicht vergessen werde ich die Achterbahnfahrt am Ende, als Etienne endlich für den Ausgleich sorgt GOTT SEI DANK WENIGSTENS EINEN PUNKT GERETTET und kaum sitzt man nach dem Torjubel wieder auf seinem Arsch steht es auch schon 2:1 durch Conteh. Weil der VAR wohl Abseits erkannt hat zählt das zwar nicht und man kann sich wieder abregen, aber Conteh darf das kurz darauf ohne Abseits wiederholen und in der zweiten Minute der Nachspielzeit ist das dann normal auch durch, wenn man nicht Werder Bremen ist.

Wir sind nicht ganz Werder, schaffen aber wenigstens noch den Ausgleich, mit Kopfball nach Ecke wie damals, nur ohne Torwart. Jetzt weiß ich noch nicht so recht, ob ich mich über den verdient erkämpften Punkt freuen, oder über die wenigen, aber unglaublich doofen Fehler ärgern soll, die ein besseres Ergebnis verhindert haben.

Egalo Lamento, 8 im Sack, 32 zu holen.


Was sonst noch doof war:

Da könnte man den Pappenheimer mal wieder mit ins Stadion nehmen und dann will er nicht. Zu früh, zu kalt, eventuell zu nass, das weiß man ja noch nicht. Folglich dackel ich alleine los und tröste mich mit dem Gedanken, dass er als Glücksbringer ohnehin nicht zu gebrauchen ist. 

 

Bilder dazu: Gegengerade Millerntor, FC St.Pauli - SC Paderborn, Endstand 2:2

Tore dazu: Pieringer 0:1, Amenyido 1:1, Conteh 1:2, Nemeth 2:2

Links dazu: Verrückte 12 Minuten von Groeni

Musik dazu: Seasick Steve - I Started Out With Nothin And I Still Got Most Of It Left













Freitag, 19. August 2022

Nur einmal im Jahr, aber dann richtig


 

 

 

 

 

 

 

 

 

Endlich August! Der macht die Tätigkeit in der Küche für gute 14 Tage zu einer sehr entspannten Angelegenheit, weil ich mir keine großen Gedanken mehr um den Speiseplan machen muss. Seit im Kalender ein festes Datum eingetragen ist, reicht ein Anruf bei meiner bevorzugten Obst- und Gemüsehändlerin, um die erste Lieferung der jährlichen Bühler Frühzwetschenernte auch garantiert nicht zu verpassen. Mal gucken, wie weit ich mit den 2.5 Kilo komme.

Für Mehl, Eier, Zucker und Milch in entsprechenden Mengen ist gesorgt, folglich werde ich mich für einige Zeit sehr einseitig ernähren. Bis es zu den Ohren wieder raus kommt, aber immerhin vegetarisch 😄

Montag, 15. August 2022

Mit Herz, mit Einsatz und manchmal mit Verstand

 










Dreizehndreißig und 30°, da würden mir auf Anhieb ein paar Dinge einfallen, die mehr Spaß machen als ein Fußballspiel zu besuchen, aber als Fan muss man da durch. Heute besonders früh, weil eine Dauerkarte noch den Besitzer wechseln muss, was immerhin für einen entspannten und schnellen Einlass sorgt. Weil ich manchmal schlau bin hole ich mir ein Wasser, Alkohol bei den Temperaturen ist ja nicht unbedingt zu empfehlen. Wäre ich noch schlauer gewesen hätte ich bemerkt, dass es heute überhaupt keinen Alkohol gibt, es ist mal wieder Hochrisikospiel. Scheinbar noch höheres Hochrisiko als Rostock und Dresden, außer im VIP Bereich wird alles auf alkfrei gesetzt.   

Die ungewohnt frühe Anreise erlaubt längere (Fach)simpeleien mit den Experten vor dem Spiel, fast die gesamte Seniorenriege ist anwesend. Der Skipper ist immer noch überzeugt, dass wir diese Aufstiegssaison auf einem zweiten Platz beenden, weil Borni uns noch kurz vor Schlussverkauf einen Knipser besorgt. Auch ohne diesen werden wir das Spiel heute gegen Magdeburg mit 3:1 gewinnen, schon weil wir oben dranbleiben müssen. Niemand widerspricht, dieses Aufstiegsvirus aus der letzten Saison hält sich hartnäckiger als Corona. Wo bin ich hier nur gelandet? Nur noch gnadenloser Optimismus, mal gucken wie das auf meinem Stammplatz aussieht.

Nach mehreren Wochen Abwesenheit bekomme ich dort von meinem Nachbarn sogleich ein Getränk ausgegeben und entscheide mich für Bier, weil das Wasser nur so mittelkalt temperiert war und Fassbier immerhin etwas mehr Kühlung verspricht. Böser Fehler, weil mittelkaltes alkoholfreies Holsten mit 0.0% zu den widerwärtigsten Getränken zählt, die Mensch sich vorstellen kann. Etwas auch nur annähernd vergleichbar Übles habe ich in meinem Leben bisher noch nicht nicht ausgetrunken, auch nicht geschenkt. 

Trotzdem muss man ab und zu mal nippen an der Brühe, weil man viel schreien muss beim Spiel. Nach nur drei Minuten muss man schon Toooooor schreien und woohoo und all das, keine zehn Minuten später gleich nochmal und das alles weil Borni uns vielleicht schon längst den Knipser besorgt hat, nur dass niemand wusste dass es Johannes Eggestein ist. Könnte sein. Würde ich möglicherweise sogar glauben, hätte er seine anderen Chancen nicht versemmelt. Aber besser er macht in jedem Spiel mal ein bis zwei Buden, statt 4 in einem und dann nie wieder, das hatten wir schon. Außerdem kann bei uns fast jeder Tore erzielen, sogar Marcel Hartel wenn er nicht aus der Distanz schießen muss. 

Die Mannschaft macht unglaublich viel Spaß, auch wenn sie in der zweiten Halbzeit mal wieder ihren kleinen Nürnberger Moment hat und nur mit viel Glück und Alu nicht den Ausgleich kassiert, aber der Rest ist einfach Spielfreude pur. Sollte ich jemals wieder ein Trikot beflocken lassen wird es mit ziemlicher Sicherheit die 7 werden, weil Jackson Irvine einfach ein seltener Glücksgriff ist für das Team und den Verein. Wenn Paqa und Jakov bleiben, dann könnte ich mich eventuell vom Optimismus einiger Herren anstecken lassen, aber wichtig ist mir eigentlich nur, dass wir weiter Schulle-Fußball spielen, mit Herz, mit Einsatz und manchmal auch mit Verstand.  

Dann wird das eine gute Saison.


Fotos dazu: Gegengerade Millerntor, FC St.Pauli - 1.FC Magdeburg, Endstand 3:0

Tore dazu: Eggestein, Eggestein, Hartel

Links dazu: Drei Tore, drei Punkte - Zwei Treffer nach EggeKeine T-Shirts, keine Tore - Millernton Kurzbericht

Musik dazu: Wolf Alice - Blush / Creature Songs / My Love Is Cool