Freitag, 30. November 2012

Sau in Dosen














Das, liebe Freunde, ist nicht einfach nur ein Pfälzer Saumagen, das hier ist ein Pfälzer Saumagen von Helmut Kohls Hauslieferant! Und wenn es überhaupt einen Menschen gibt, dem ich zutraue einen anständigen Saumagen zu erkennen, das ist das die Bimbesbirne (nebenbei ist das auch so ziemlich alles was ich ihm zutraue, aber das ist eine andere Geschichte).
Das wahrscheinlich legenderbste Leibgericht eines deutschen Kanzlers (nach Schmidts Mentholkippen) soll sich sogar als Grundlage für einen pangalaktischen Donnergurgler bewährt haben. Nebenbei wohl die beknackteste Idee für ein Orakelfrühstück die ich jemals hatte, immerhin ist der Kram noch rechtzeitig geliefert worden.

Dass muss unbedingt für einen Heimsieg gegen Kaiserslautern reichen, vorausgesetzt ich schaff es nach dem Genuss dieser äußerst fremdartigen Speise noch ins Stadion.
Aber da bin ich ganz optimistisch, ich vertrag ja auch Donnergurgler. 


Saumagenmusik: Fünf Sterne Deluxe - Sillium / Neo.Now

Nachtrag 1.12.: Kann man essen, gut gewürzt, kein fettiges Gezottel drin.

Mittwoch, 28. November 2012

Streichhölzer erleichtern das Leben














Fast sieben Stunden Vereinssitzung, ein echtes Marathonprogramm bei dem sich Feuerzeuge als nicht besonders praktisch erweisen, die kann man sich im Gegensatz zu Streichhölzern schlecht in die Augen stecken. Blöderweise hatte ich meinen Mitgliedsausweis im Portemonnaie und das wiederum in meinem Kittel, und den in der Firma im Schrank. So etwas bemerkt man natürlich erst wenn man losfährt, ganz clever gemacht.
Trotzdem noch rechtzeitig geschafft, Stimmzettel und Bändchen abgeholt und den wunderbar gemütlichen Saal 2 des CCH betreten, recht voll diesmal, der Abend verspricht ja auch einiges an spannender Unterhaltung. Jedenfalls wenn man die weniger spannenden Teile übersteht, wie den Bericht des Kassenprüfers und die rhetorisch brillanten Reden unseres geliebten Präsidenten. Ganz ehrlich, ich mag den Mann trotz seiner zweifellos vorhandenen Fehler, irgendwie hab ich einen Narren an ihm gefressen und es ist mir auch ziemlich egal wenn er mal wieder durch seinen Text stolpert, wenn ich Typen wie den Kind in Hannover sehe kann man so etwas echt vernachlässigen. Aber eine halbe Stunde Orth am Mikro ist schon hart wenn man seit 4 Uhr auf den Beinen ist.

Auf der Treppe über den Dartmeister gestolpert, der mich den restlichen Abend mit Eukalyptusbonbons versorgt, unbedingt nötig bei der trockenen Luft hier. Überhaupt eine Menge bekannte Gesichter, einige davon hab ich gestern noch auf der Tribüne gesehen. An einem Wochenende hätte man nebenbei vielleicht ein Whiskytasting organisieren können, aber der Anlass heute ist zu ernst.
Dann kommt endlich richtig Leben in die Bude, der Aufsichtsratsvorsitzende Kröger spricht, und dabei scheinbar gleich vielen der Anwesenden aus der Seele. Dabei sieht das Präsidium nicht besonders gut aus, was mir wiederum gefällt, denn wenn die Watschen schon vom Aufsichtsrat so heftig verteilt werden hilft das vielleicht etwas mehr auf die Sprünge. Für die Zukunft, denn ich glaub schon, dass die in dieser Zusammensetzung noch eine haben.

Zwischendurch wird die Bowlingjugend geehrt, die sportlich ziemlich abgeräumt hat, aber langsam ins Bett muss. Eine kleine Atempause fürs Präsidium, danach gibt es weitere verbale Nackenschläge, diesmal von der AFM. Mich würde direkt interessieren ob es den Herren da vorne nicht langsam zu warm wird in den Anzügen. 

Die Entlastung der Gremien wird eine Erlösung gewesen sein, endlich mal etwas harmloses. Dann die Wahl des Ehrenrates, fällt mir enorm schwer, fünf Stimmen für sechs Kandidaten die eigentlich alle eine Stimme verdient hätten, da kann man auch Streichhölzer ziehen. Hat aber ja keiner mehr, nur noch Feuerzeuge in den Taschen. Durch die Zettelwirtschaft kommt man immerhin mal nach draußen, die Gelegenheit nutze ich für eine Zigarettenpause, für alkoholfreies Holsten und Bockwurst anstehen lohnt nicht.

Der Inhalt der Eukalyptusbonbontüte neigt sich bedrohlich dem Ende zu als es endlich zu den interessanten Punkten kommt. Der Antrag über die Entfernung der Steine des Anstosses wird zu meiner Überraschung von @diepauliane verlesen, da die Antragstellerin leider erkrankt ist. Immerhin weiß ich jetzt in welcher Ecke sie zu finden ist, da kann man nachher mal kurz gudntach sagen, wenn man wieder Wahlzettel abgeben muss. 
Die Steine kommen weg, da hab ich gar keine Zweifel. Beim nächsten Antrag schon eher, da kochen die Emotionen vielleicht etwas heftig.

Dr. Stenger macht in seiner Verteidigungsrede keinen besonders souveränen Eindruck, es wirkt immer etwas verzweifelt, wenn man auf seine zahlreichen Tore hinweisen muss um die Eigentore zu kaschieren, wie im Laufe des Abends noch jemand anmerkt. Trotzdem sind einige seiner "Tore"  nicht übel gewesen und ich bin geneigt ihm zu glauben. Ich hab nichts Schriftliches, war bei keinen Gesprächen dabei und eine Alternative wüsste ich auch nicht, da bleibt nur der Glaube, ist fast wie in der Kirche hier.
Mit einer tatsächlichen Abwahl eines Vorstandsmitglieds rechnen die Antragsteller ohnehin nicht, das sollte nur eine Diskussion in Gang setzen. Aha, na denn. Der Erfolg wenigstens gibt ihnen Recht, es wird diskutiert. Auf einige der Pappen beim letzten Heimspiel hätte man meiner Meinung nach trotzdem lieber verzichten sollen, aber die müssen ja nicht von den Antragstellern gekommen sein.

Die Gegenseite haut aber auch gerne kräftig daneben, was der Herr Spies bei seiner Wortmeldung unter Beweis stellt. Hätte man, statt auf das "durchstecken" von wirklich relevanten Informationen zu warten, diese Informationen selber mal offener kommuniziert, dann hätte man sich die ganze Diskussion sparen können. Hätte hätte Fahrradkette. Eigentlich war die ganze Rede ein weiterer Beweis für "wie blöd kann man sein" und "wir reden erst mit der Fanszene wenn man uns das Messer an die Brust setzt."  Der Groschen fällt bei denen jetzt schon ein paar Jahre, langsam sollte der mal ankommen. Bei Spies hab ich aber plötzlich höchste Zweifel, sein Groschen scheint verschollen zu sein.

Als Denkzettel scheint mir eine Enthaltung gerechtfertigt, aber dazu kommt es nicht, der Antrag wird zurückgezogen. Ich leih mir den Kuli vom Dartmeister, der mir den Steinentfernungsantrag noch einmal zum lesen geben will, aber den kenn ich, den hab ich mit unterschrieben. Was er wissen könnte, wenn er meine Mails lesen würde, aber die alden Leut un das Indernetz, das geht einfach nicht zusammen.

Wir gehen Zettel abgeben und ich ergreif die Gelegenheit die Pauliane zu begrüßen, bewundere ihr schickes neues Totenkopftattoo, lerne nebenbei noch @Foxxibaer kennen und nach einem leider kurzen Klönschnack gehts auf zum Restprogramm. Alles reibungslos, alle wichtigen Anträge kommen durch, ich hätt auch schon im Bett liegen können. Ein paar hundert Leute waren schlauer, aber ich zieh das bis zum Ende durch, irgendwer muss ja zum Abstimmen dableiben.

Um 0:54 ist Schluss und ich hab ein Loch im Bauch, was einen Besuch der nächsten McDoof Filiale unumgänglich macht. Hätt ich allerdings geahnt, dass die beschissene Tiefgarage im CCH satte 14 Euro kostet, dann hätt ich mir ne Stulle geschmiert.

Jahreshauptversammlungsmusik:  Dynamite Deluxe - Deluxe Soundsystem/TNT


Sonntag, 25. November 2012

Kinder an die Macht















Vorspiel
Als der Wecker klingelt lins ich kurz aus dem Fenster, es ist immer noch Suppe draußen, dabei hat vor kurzem noch jemand von Sonnenschein geredet. Ich hau auf die Schlummertaste und leg mich wieder ab. Die Nacht war kurz und ich steh früh auf singt Thees in meinen Gedanken, wird aber vom zweiten Weckerklingeln rüde unterbrochen. Na denn. Ich quäl mich aus den Federn, dabei fällt mir ein, dass morgen die Jahreshauptversammlung ist, da muss ich noch weit früher hoch. Dieser Verein schafft mich irgendwann.

Frühstück fällt aus, der Kühlschrank ist leer und ein Frühstücksorakel für Duisburg ist mir sowieso nicht eingefallen, gibt es eben im Stadion eine Currywurst mehr. Ich zieh mir einen Kaffee und mach mich fertig, da klingelt auch schon das Telefon. Verabredung U Bahn St. Pauli, wie immer. Klappt problemlos wie immer, Tommi und Herr L. warten, denn ich hab die Karten. Nicht lang geschnackt, ab ins Stadion, 2 mal Curry mit Brot und danach schmeckt auch das erste Bier. Früher hab ich immer den Kopf geschüttelt wenn jemand um diese Zeit schon Alkohol trinkt, aber mit Fußballfans kann mans ja machen.

Die teuersten Karten meines Lebens bescheren uns diesmal Plätze auf H4. Verbilligte Businessplätze mit Klappsesseln, richtig bequemen gepolsterten Klappsesseln. Da könnt ich mich direkt dran gewöhnen, gerade momentan ist das eine Wohltat. Der Auswärtsblock stimmt ein fröhliches "Scheiß Sankt Pauli" an, wer hat denen nur diesen originellen Text verraten? Fünf Minuten später bedanken wir uns wie immer mit der Hymne des Gastvereins. Nein, nicht wie immer. Eine Abordnung der Gäste ist am Vortag vorstellig geworden und bat um den legenderben Zebra Twist, die offizielle Hymne ist wohl nicht so beliebt in Meiderich. Machen wir natürlich gerne auf Scheiß Sankt Pauli und bekommen dafür immerhin den Beifall des Gästeblocks. Dafür will ich die Punkte aber auch, alle drei.

Choreo fällt heute flach, die Jahreshauptversammlung droht. Die Pappen zum Thema finde ich zum Teil echt unterirdisch, ich hoffe die Diskussion morgen wird niveauvoller, die Erfahrung lässt mich zweifeln. Pünktlich vor dem Einlauf der Mannschaften fängt es an zu schütten, allerdings nur im Süden, in der Nordhälfte scheint die Sonne. Während noch tausende von Bierglaskrawatten vom Wind über den Platz geweht werden läuft auch schon das Spiel. Was für ein Glück, dass wir die nicht vorher alle einsammeln mussten, das hätte wieder eine fette Strafe vom DFB gegeben. Bierglaskrawattenrandale war noch nicht.

Spiel (1)
Rasenschach? Wir ganz in weiß, die Düsen in schwarz lässt das vermuten. Schach kann Duisburg erstmal besser, wir sind in den ersten Minuten ziemlich unter Druck, was soll das? Andere Richtung bitte! Nach zehn Minuten geht es auch mal vorwärts und wir kommen zu Chancen, aber ungefährlich ist der MSV nicht, die Abwehr zeigt Konzentrationsschwächen, das kann sich rächen. Doch dann gibt es Entwarnung, Bartels ist vorne durch und flankt, Avevor legt das Ding zurück, Ginczek ist da und es steht 1:0. Woohoo. Der Mann wird echt zum Knipser, wenn er auch mal zwei in einem Spiel macht wird es schwer für Ebbe noch mal in die Mannschaft zu kommen.
Danach verflacht das Spiel ein wenig, für das leibliche Wohl wird jedoch gesorgt, es gibt Freibier. Da scheinbar niemand so recht weiß wer Businessvollzahler ist und wer eine ermäßigte Karte hat, bekommt derjenige ein Bier der einfach mal die Hand hebt, was wir natürlich gut ausnutzen. Eine weitere harte Ablenkung vom harten Fußballalltag bietet die liebreizende junge Dame, die das Bier auf unserer Ecke reicht. Zu allem Überfluss mit einem leicht roten Schimmer in den Haaren, was Herrn L. ganz besonders entzückt, neben den pünktlichen Bierlieferungen.
Nebenbei gibt es ein paar Chancen, ein paar mehr für uns, aber nichts zählbares. Support ist auch nicht so dolle heute, man könnte die Jungs doch etwas mehr anfeuern, vielleicht wird es dann was. Bis auf die paar Versprengten die es mit uns hergespült hat macht aber niemand richtig mit. Dabei wäre ein zweiter Treffer mal nötig, remember Bochum, die Zielgenauigkeit fehlt ein wenig. 
Auf der Uhr steht 44:48 und es gibt Freistoß für uns an der Mittellinie. "Da passiert nix mehr jetzt" sag ich zu Herrn L. und erwarte den Pausenpfiff. Der kommt aber nicht, wir verdaddeln die Pille und laufen in einen Konter. Kern kann ungestört flanken, der Ball nimmt einen hohen Bogen und fliegt und fliegt und senkt sich und fliegt und als ich noch denke der geht vorbei ist er auch schon drin, weil Tschauner scheinbar auch denkt der geht vorbei, oder weil er sich wundert wieso Kringe den nicht vorher mit dem Kopf abräumt. Sieht nach einem klassischen Missverständnis aus und ist mal wieder ein Tor von seltener Dämlichkeit, so etwas kassieren nur wir und mit Vorliebe vor dem Pausenpfiff.  Da kriegt man echt das Kotzen.

Zwischenspiel
Bier holen ist hier nicht nötig, da kann man schön auf seinem Platz bleiben. Klönschnack mit netten Nachbarn, Fotos machen. DSP entrollt ein paar Meter unter mir ein Banner, in der Süd spottet man über die Zaunfahnenverbrenner aus St.Ellingen, aber auch in der Halbzeit ist Stenger Adressat Nummer eins. Auf den Rängen herrscht miese Stimmung, Vereinspolitik ist nicht erfreulich gerade, das macht alles keinen Spaß mehr. Ebenso entsetzlich finde ich den leeren Block neben uns, das Spiel läuft und auf den Businessplätzen sitzen grad mal zehn Leute. Der Rest möchte wohl erst die Wurst in Ruhe essen.

Spiel (2)
Fußball soll aber Spaß machen, macht er endlich auch. Die Jungs sind hoch motiviert vom Mittagstisch gekommen, nur der Treffer will nicht fallen. Ginczek netzt leider immer nur einmal bei fünf Chancen, und bei einem richtig geilen Hammer aus dem Rückraum von Gyau ist der Torwart der Düsen rechtzeitig unten. Kaum zu glauben, der hätte echt sitzen müssen, den konnte der Keeper höchstens erahnen, entsprechend wird er von seinen Meidericher Kollegen gefeiert. Noch eine halbe Stunde, wird Zeit das etwas passiert hier. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Bei uns Doppelwechsel, Kringe und Gyau raus, Gogia und Daube rein. Ich weiß ja nicht, der Gogia ist mir immer zu zappelig.
Bevor ich mir weitere Gedanken über die Auswechslungen machen kann, macht Fin Bartels einen auf Chuck Norris. Buchtmann bringt den Ball von links über die Duisburger Abwehr und Fin hängt quer in der Luft, Gräten hoch und rein das Ding. Woohooo, waaaas für ein geiles Tor. "Mein Fin! Mein Fin" kreischt Herr L. neben mir ganz in Ekstase. Vertrag verlängern fällt mir als erstes ein, unbedingt Vertrag verlängern, egal wie lange der noch einen hat. Den Treffer guck ich mir in der Flimmerkiste noch öfter an heute Abend.

Minuten später senst die 33 im Mittelfeld Mohr um, "der hat schon Gelb" brüll ich, denn 33 ist eine Nummer die man sich gut merken kann. Dämliches und überflüssiges Foul wenn man schon Gelb hat, folglich geht es jetzt gegen 10 Duisburger weiter. Soll mich das beruhigen? Bei einer Führung eigentlich schon. Unsere Chancen erhöhen sich, es wird weiter munter nach vorne gespielt, alles wirkt auf einmal viel leichter und dann ist es erneut Fin Bartels der eine dieser Chancen nutzt, Gogia flankt schön in die Mitte und es steht 3:1 Woohoo. Die lassen nix mehr anbrennen jetzt und Fin ist eindeutig der Mann des Spieles.

Und wenn alles schon so leicht fällt dann klappt es auch mit dem Support. In einer der Logen über uns kräht eine helle Kinderstimme unentwegt "Sankt Paulihiii! Sankt Paulihii!"  Das nenn ich mal Ausdauer, da kann sich das restliche Volk auf der Haupttribüne eine Scheibe von abschneiden. Ich steh auf um mir das anzusehen, er sitzt bei Vaddern auf dem Schoß und kräht munter weiter, ich ruf zurück, Herr L. und Tommi fallen ein und plötzlich kommt Leben in den Block. Wechselgesang mit einem vielleicht Fünfjährigen vor der Astraloge, das rockt, wir kriegen uns vor Lachen kaum noch ein. Das vergisst der in seinem ganzen Leben nicht mehr, schon wieder eine Seele für den magischen FC gefangen. In zehn Jahren steht der auf dem Zaun.

Zehn Minuten vor Schluss kommt Saglik rein, was in der Umgebung mit  freundlichem Wohlwollen aufgenommen wird. Ich kann nach seinen letzten Leistungen auch nicht verstehen, dass der nicht gespielt hat, nur Herr L. ist etwas unwirsch weil Ebbe nicht kommt. Als sich alle schon mit einem 3:1 zufriedengeben wollen ist es ausgerechnet Mahir Saglik der zwei Minuten vor dem Ende eine Vorlage von Daube verwerten kann, 4:1, Schützenfest allez, gute Einwechslungen, alles richtig gemacht. Wenn man sich zwei Meter vor dem Strafraum völlig frei die Kirsche zurechtlegen kann muss der aber auch sitzen.

Dann ist Abpfiff und Abfeiern angesagt, vor den schweren Spielen gegen Braunschweig und die Region das richtige Ergebnis, endlich wieder Spaß am Millerntor und nicht mit Toren gegeizt. Geiz ist ungeil.

Nachspiel
Ein kurzer Besuch am AFM Container, aber kein Bier mehr für mich, ich hab eher Hunger. Tresenkurve trinkt auch schon aus und geht, so richtig gemütlich war das Wetter auf der Gegengerade wohl nicht, aber das Dach nimmt ja langsam Formen an. Wir schlendern noch über den Dom, im Falle eines Sieges hatte ich Herrn L. eine Eierlikörtasche versprochen, er bevorzugt heute aber Marzipan. Ich halte mich weiter an Fruchtfüllung und Tommi an Pudding, was ich für ein außergewöhnliches Wagnis halte. Pudding gehört in die Schüssel.
Danach entdecke ich einen Stand mit belgischen Pommes, und endlich mal einer der Erdnusssauce hat, sogar in amtlicher Schärfe. Sehr empfehlenswert, stößt bei den Kollegen aber völlig auf Ablehnung die Erdnusssauce. Wat de Buur nich kennt...
Als Tommi sich noch eine Currywurst bestellt zögere ich kurz, aber die beiden von heute morgen waren schon etwas viel. Ich schließe mich lieber Herrn L. an, den zieht es zum Crepestand, weil ich ihm vor dem Spiel mit meiner neusten Pfannkuchenkreation den Mund wässrig gemacht habe. Ich kann manchmal gemein sein.

Der Crepe war dann letztlich ein würdiger Abschluss, ordentlich Calvados drauf, so wie es sich gehört, richtig lecker. Geiz ist halt ungeil. 

Schreibmusik heute, nein, nicht Grönemeyer, volles Programm Panteón Rococó -  A La Izquierda De La Tierra/Compañeros Musicales/Tres Veces Tres/Arreglame El Alma/Ni Carne Ni Pescado























Samstag, 24. November 2012

Suppe














Auf dem Weg von A nach B eine knappe halbe Stunde Zeit um ein paar Nebelfotos zu machen, einfach, weil ich noch nie Nebelfotos gemacht habe. Nebelig ist es normal zu Zeiten in denen ich beide Augen noch fest geschlossen habe, oder zur Arbeit muss. Heute hält sich die Suppe ganztägig, vielleicht finde ich ja in nahe gelegenen Naturschutzgebiet ein paar schnelle Motive. Da sollen sich auch irgendwelche Urzeitochsen aufhalten, wahrscheinlich Galloways, die Viecher sind sehr fotogen.

Scheinbar auch sehr wetterfühlig, oder ich hätte weitersuchen müssen. Doch die knappe halbe Stunde reicht leider gerade mal für ein paar Bäume.

Nebelmusik. Roxy Music - Avalon




  

Freitag, 23. November 2012

Hailights der Unterhaltung















Ein Grund warum ich ungern in Videotheken gehe ist die schier unerschöpfliche Auswahl an Schrottfilmen. Nahezu 95% der dort im Regal stehenden Filme sind in meinen Augen übelste Machwerke, die das Material auf dem sie gepresst sind nicht wert sind, kein normaler Mensch kann sich so etwas freiwillig antun. Alles Lückenbüßer, die dort wahrscheinlich nur stehen weil sie billig sind und den Anschaffungspreis schon durch die drei verzweifelten Kunden wieder einspielen, die vergeblich den neuen Blockbuster gesucht haben, der natürlich verliehen ist. Ich frag daher meistens gleich das Personal nach den gewünschten Scheiben, das erspart die stundenlange Suche zwischen grauenhaftem Coverdesign, albernen Filmtiteln, Regisseuren und Schauspielern die (zu recht) kein Schwein kennt, und bei deren Anblick man nach zwei Minuten schon vergessen hat, wonach man eigentlich sucht.

Diese Verzweiflungstaten kosten immerhin nur wenige Euro und man soll den Mist am nächsten Tag zurückgeben, aber es muss Leute geben die so etwas tatsächlich kaufen. Der Kram steht nämlich auch zuhauf in den Regalen der Discounter. Ich hab mich gefragt, was jemanden bewegen könnte, ganze 18 Euro für eine Hai Box in Hai Definition auszugeben. Nur wegen Hai mal drei? Für drei Filme, gegen die King Kong versus Godzilla wahrscheinlich allerfeinster Autorenfilm ist? Oder wenigstens noch irgendwie lustig, wegen der japanischen Spielzeugpanzer.

Das Original von Spielberg gibt es grad mal für die Hälfte, wenn es unbedingt ein Hai sein muss. Natürlich ist der steinalt, der Hai war aus Pappe und voll übertrieben groß, und der Unterhaltungswert ist nach gefühlten tausend Wiederholungen auf sämtlichen Sendern stark gesunken. Aber hey, Drehbuch! Schauspieler! Ein Klassiker der, wenn er denn im Fernsehen läuft, es bestimmt noch auf 20:15 in der ARD schafft, während die Hailights nachts um eins bei RTL2 laufen. Wahrscheinlich, weil der Anschaffungspreis sich schon durch 30 Sekunden Werbung der Ruf-mich-an-Hotline amortisiert. Und wer da auf seine Traumfrau wartet, der erträgt wahrscheinlich zwischendurch auch voll übertrieben größere Fische als den vom Spielberg.

Voll übertrieben gute Platte, die neue Dave Matthews Band - Away From The World

Mittwoch, 21. November 2012

Two songs, no flash















Konzerte mitten in der Woche sind grenzwertig, ganz besonders bei meinem Job. Im Normalfall verzichte ich auf so etwas, aber Ryan Bingham ist kein Normalfall, für den Mann wechsel ich die Schicht und steh um 4 auf, eine Anstrengung die ich sonst nur für Montagsspiele des FC über mich bringe.

Auf dem Weg zum Knust fällt mir ein, es ist immer noch Dom, also werde ich mit Parkplätzen kein Glück haben. Da ich noch nicht einmal eine Eintrittskarte habe (wer kennt schon Ryan Bingham beruhige ich mich) bin ich frühzeitig unterwegs, habe Zeit genug für die Parkplatzssuche und den anschließenden zehnminütigen Fußmarsch. Das Knust ist noch geschlossen, die anstehende Menge überschaubar und zehn Minuten später bin ich drin. Hallelujah! Noch eine Stunde bis zum Vorprogramm, ein Bier holen, vor der Bühne postieren und warten. Warten...
Ich hasse es zu warten. Ich bin nicht fit, dann ist es noch schwieriger. Ich beschäftige mich mit meiner Kamera, die ist noch für Nachtaufnahmen eingestellt, alles umbasteln, dann ein paar Probeaufnahmen vom Equipment, fertig. Geht es bald los? Ich wär soweit.

Es geht. Überaus pünktlich um 21 Uhr betritt ein zierliche aber stimmgewaltige junge Dame namens Valerie June mit ihrer Band die Bühne. Die Mischung aus Blues, Gospel und staubtrockenem Country mit elektrischer Hallgitarre, Hammond B3 Klängen und Mariachitrompeten gefällt nicht nur mir, es gibt reichlich Beifall für Valerie. Sehr sympathischer Auftritt, auch wenn ihr Slang zwischen den Songs für reichlich ratlose Gesichter sorgt, ein paar im Publikum verstehen ihre Scherze und lachen darüber. Das Licht ist, wie immer im Knust, spärlich wie in einem Puff auf dem Kiez, was Actionfotos zur Glückssache werden lässt. Also immer drauf mit dem Objektiv und gib Feuer...

In der Umbaupause schnack ich mit meinem Nachbarn, Typ langhaariger Hippie, etwa in meinem Alter. Der ist auch sehr angetan von Valerie und möchte ein paar Bilder sehen. Auf den ersten Blick ist eine ganze Menge brauchbares Material dabei, das lässt hoffen. Ich pack das Gerät weg, mein Nachbar organisiert Getränke und ich bin mittlerweile umzingelt von Frauen, die auf Ryan Bingham warten.

Plötzlich kommt einer der Roadies auf uns zu, "who's the guy with the huge camera?" Ähm, wie meinen? Meint der mich? Scheinbar. Ich zeig ihm das Ding und sag gleich vorauseilend, ich würd auch keinen Blitz benutzen. Er grinst und sagt, immerhin sehr freundlich,  "two songs, no flash, ok?" 
Super, das wollte ich ja schon immer mal, dass jemand so etwas zu mir sagt. Nicht.

Aber egal, damit kann ich leben, halt ich halt gleich drauf wie blöd und kann hinterher in Ruhe das Konzert genießen. Die Dame hinter mir versteht das nicht, das könne man ja schlecht kontrollieren, schließlich hätt hier bestimmt jeder sein Handy in der Tasche und sie wollt mit ihrem Eifohn eigentlich auch ein paar Fotos machen, von hier vorne. Ich bezweifle stark, dass man bei diesem Licht mit einem iPhone etwas wird, aber versuchen kann man es ja. 

Dann betritt Herr Bingham die Bühne, zusammen mit seiner überaus lebendigen Band, den Dead Horses. Nach wenigen Minuten wird mir klar, wieso ich hier überwiegend weibliche Nachbarn habe, der scheint ein Frauentyp zu sein. Man müsste Gitarre spielen und tolle Songs schreiben können. Naja, und hässlich ist der Kerl auch nicht gerade, zugegeben. Und dann diese Stimme, die hat es mir schon früher angetan, in den letzten Jahren scheint er noch ein wenig mit groberem Schleifpapier nachgeholfen zu haben. Kann das gesund sein?

Ich frag mich, wer hier ist um The Weary Kind zu hören und Bingham nur vom Crazy Heart Soundtrack kennt, hier geht es weit brachialer zu Werke, Stromgitarren Baby! Das rockt gut los, Western Shore ist auch lang genug um einen Haufen Fotos zu schießen, danach ist Konzert pur angesagt. Hat sich definitiv gelohnt heute die Anstrengung, da hätt ich echt was verpasst. Natürlich spielt er viel aus dem neuen Album Tomorrowland, ist schließlich Promotion der ganze Spaß hier, aber ich komm nicht zu kurz, ein paar meiner alten Favoriten sind auch dabei. Flower Bomb klingt auch live wie ein Song von Springsteen, langsam gewöhn ich mich daran, er klingt immerhin wie ein besserer Song von Springsteen. Mit Guess Who's Knocking rockt er den Laden endgültig, die Meute ist ebenso begeistert wie ich, was für ein geiles Konzert.

Weil der Herr Bingham so ein netter Mensch ist gibt es The Weary Kind als Zugabe, so ganz allein und kuschelig mit akustischer Klampfe, und ja, der Song ist großartig, den Oscar dafür hat er sich verdient. So wie wir uns die nächsten drei Zugaben. Thank you for a great time, Mr. Bingham.

Zum bloggen die volle Dosis: Ryan Bingham & The Dead Horses - Mescalito/Junky Star/Tomorrowland















Sonntag, 18. November 2012

Stadtansichten: Altona Altstadt



Eigentlich sollte es heute wieder mal ein paar schicke Nachtaufnahmen geben, das wurde allerdings vom Nebel verhindert, den Versuch hab ich vorher schon abgebrochen. Stattdessen habe ich das Archiv sortiert und deshalb gibt es heute die wahrscheinlich letzten Sonnenbilder des Jahres, aus Altona.

Bis 1864, ältere Menschen werden sich erinnern, gehörte Altona noch zu Dänemark, um 1710 herum war es sogar nach Kopenhagen die zweitgrößte dänische Stadt. Aus dieser Zeit stammt angeblich auch der Name, weil sich eine dort befindliche Kneipe "al to nah" an den Grenzen der Stadt Hamburg befand. Möglicherweise war das dänische Bier besser oder billiger, auf jeden Fall war es unliebsame Konkurrenz. Den ganzen geschichtlichen Kram kann man besser bei Wikipedia nachlesen, das will ich hier nicht wiederholen.

Ebenso wie das im Westen angrenzende Ottensen ist Altona ein Stadtteil, den man am besten per Pedes erkundet. Gestartet bin ich am Altonaer Rathaus, ehemals Bahnhof und inzwischen Sitz des Bezirksamts. Der daneben befindliche Platz der Republik mit dem Stuhlmannbrunnen wird gerne von Freunden des Boulespiels genutzt, oder zum Sonnenbaden. Von dort sind es nur ein paar Meter über die Straße auf den Altonaer Balkon, mit fantastischem Blick auf Elbe und Köhlbrandbrücke. Auf dem Weg nach unten zum Fluss bietet sich die erste Gelegenheit für einen Snack und ein erfrischendes Bier, wenn der Sinn eher nach Fisch steht  gibt es unten an der Großen Elbstraße massig Auswahl, sofern man die Öffnungszeiten der ansässigen Unternehmen einigermaßen auf der Pfanne hat. Vom Bismarckhering bis zum Hummer ist hier alles zu bekommen was einmal im Wasser gelebt hat. Entsprechend sind natürlich auch die Preisspannen, vom Fischbrötchen auf die Hand bis zum Nordsee-Steinbutt in Kowalkes Fischereihafen Restaurant sind es nur ein paar Meter, aber sehr viele Euro.

Neben alten Kneipen und (wenig) alter Bausubstanz macht sich dort immer mehr moderne Architektur breit, ein weiteres Kreuzfahrtterminal sorgt für Touristen und Luftverschmutzung, dafür ist die Dachterrasse des Bürohauses Dockland frei zugänglich und inzwischen bei gutem Wetter zum Publikumsmagneten geworden. Wie ich irgendwann feststellen musste ist das Ding an wirklich interessanten Tagen wie Silvester leider geschlossen.

Die wenigen erhaltenen Teile der Altstadt  findet man oberhalb der Elbe, u.a. mit der Palmaille eine der ältesten Straßen der Stadt, 1638 ursprünglich als Spielfeld für eine dem Croquet verwandte Spielart angelegt. Leider sind im Laufe der Zeit von den ehemals 400 angepflanzten Linden eine ganze Menge verschwunden. Auf alte Grabstätten hat man eher geachtet, erstaunlicherweise hat der Jüdische Friedhof sogar die braunen Horden unbeschadet überstanden. Durch den nördlich davon gelegenen Walter Möller Park (benannt nach dem ersten Hinrichtungsopfer der Nazis) geht es zu den ältesten erhaltenen Gebäuden der Stadt, der ehemaligen Volksküche der Speiseanstalt für Dürftige und Arme, der Altonaer Stadtmission und dem Thedebad, das schon lange kein Bad mehr ist und aktuell mal wieder renoviert wird. Folglich muss ich zumindest da noch einmal hin wenn ich besseres haben will als ein Baustellenfoto.

Altonaer Stadtrundgangmusik: Stevie Ray Vaughan - The Fire Meets The Fury