Samstag, 30. April 2011

Am Rande der Gefahrenzone
















Sieht man einmal vom lauten Stimmengewirr und den klingenden Astraflaschen vor dem Fanshop ab, war der Vorplatz des Millerntorstadions eine Oase der Ruhe, während nur zwei Straßenzüge weiter der Mob durch die Schanze tobte, wahlweise in Schwarz oder Blau gekleidet, wie an jedem Vorabend zum 1. Mai.
Vielleicht nicht gerade der geschickteste Zeitpunkt für einen Nachtverkauf von Fanutensilien, aber momentan der einzige Zeitpunkt, an dem ich überhaupt einkaufen gehen kann. Wenigstens gab es in der Glacischaussee noch einen Parkplatz, die Stadionumgebung befand sich schon im abgesperrten "Gefahrengebiet", in dem man, auch ohne konkreten Verdacht, jederzeit hätte kontrolliert werden können.

Doch bevor es überhaupt so weit kommen konnte war ich auch schon wieder weg. Keine bekannte Nase in Sichtweite, der Laden gerammelt voll, zwei gewaltige Schlangen an den Kassen und natürlich auch heute kein Trikot von Boll in meiner Größe. Die Mütze die ich haben wollte - ausverkauft.
Soviel zum Nachtverkauf, da begibt man sich in Gefahr für Leib und Leben und alles was dabei rumkommt sind fünf Fotos vom Stadion.
Welches man durchaus etwas geschickter illuminieren könnte.

Schreibmusik: Bauer, Garn & Dyke - Himmel, Arsch und Zwirn

Freitag, 29. April 2011

Schwarze Schönheit
















Ein typisches St.Pauli Spiel in dieser Saison endet immer 3:1, wir haben 3 Chancen, danach machen die anderen 1 Tor. Dazu bleibt die Schützenhilfe von Werder aus, aber gerechnet hat in unserer Runde sowieso keiner mehr mit dem Verbleib in der höchsten Spielklasse. 

Drauf geschissen, 1.Liga wird eh überschätzt. Einziger Trost, ich kann das vorerst letzte Bundesligaspiel - ausgerechnet gegen Bayern München - mit dem Herrn xs4all zusammen gucken, der sich hoffentlich schon ein Bahnticket besorgt hat. Dank dieser leicht verschrammten, aber immer noch glänzenden Leihgabe, die durch eine Familienfeier in meine Hände gelangt ist, darf er endlich mal Gegengeradenluft schnuppern.

Damit stehen die Chancen auf wenigstens einen Punkt gegen die Bayern nicht schlecht  Da er erfahrungsgemäß bei Toren immer gerade Bier holt und mir hoch und heilig versprochen hat, dieses mal keine Spielminute verpassen zu wollen, riecht das geradezu nach einem torlosen Unentschieden. Könnte ich mit leben.

Dafür muss allerdings jemand Gunesch aus seinem Tiefschlaf befreien.

Mittwoch, 27. April 2011

Gut bewacht
















Es gibt in keinem anderen Stadtteil so viele Diebstähle wie auf St. Pauli, so viele Sachbeschädigungen, Straßenraub und Gewaltkriminalität, sagt eine Statistik aus dem Jahr 2008, die sich nicht gewaltig verändert haben dürfte in den wenigen Jahren. Über 16.000 Fällen auf St.Pauli stehen gerade mal 319 im beschaulichen Wohldorf-Ohlstedt gegenüber. Es gibt keinen Kiez, dafür mehr Wald, weniger Kneipen, dafür mehr Cafés, mehr Geld - und daher wohl auch mehr Einbrüche.
Fußballkriminalität scheidet eher aus. Zwar kann man in einigen Vorgärten Rautenflaggen flattern sehen, die Endhaltestelle der U1 in Ohlstedt ist bisher dennoch nicht als Treffpunkt schlagstarker Fangruppen in die Schlagzeilen geraten.

Möglicherweise liegt das auch nur an der massiven Präsenz von Sicherheitskräften. Wenn an einem normalen Wochentag schon acht Herren der Hochbahnwache auf zwei Passagiere kommen, was geht da wohl ab, wenn die Ohlstedter mal ein Stadtteilfest feiern?

Der Herr mit dem spärlichen Haupthaar schien jedenfalls nicht der Grund für den Aufwand zu sein, auf einem zweiten Foto sind keine Handschellen zu erkennen, nur um etwaigen Spekulationen vorzubeugen.

Schreibmusik für heute Abend:  Axel Krygier - Serpentea el tren auf DBWG Radio

Montag, 25. April 2011

Ostern
















Wenn das letzte Ei gesammelt, das letzte Schaf gefunden und der letzte Osterhase vernascht ist, werdet Ihr feststellen, dass am nächsten Tag die Arbeit wieder ruft. Ausnahmen gibts natürlich immer, ich bin leider keine, noch nicht.
Die Kreuzigung und Auferstehung vom Lattenjupp, wie ihn ein südwestfälischer Dorfbewohner zu nennen pflegt, hat mir immerhin einen Tag mit einem verkorksten Fußballspiel beschert und als schöneren Ausgleich einen Nachmittag Ostereiersuchen auf dem Spielplatz mit der Prinzessin.
Dieses wiederum führte zu einer Ausbeute von knapp 380 Fotos, von denen 80 in den 1A Auswahlordner kommen und mindestens 20 so überragend sind, dass ich sie als Desktophintergrund einsetzen müsste, könnte ich mich für eins entscheiden. Das Tele macht richtig Spaß gerade, schöne Scherbe, gute Investition. Man muss nicht mehr so viel laufen :).

380 Fotos an einem Nachmittag, wenn ich an die gebuchte Woche Urlaub mit  Enkeltochter denke, dann werde ich wohl eine externe Festplatte mitnehmen müssen.

Bietet sich auch an, um etwas Musik mitzunehmen in den Urlaub, z.B. die Hoopsnakes - Live Snakes

Samstag, 23. April 2011

Zwei auf einer Bank
















die sind nicht mehr so heiter, zwei auf einer Bank, die wissen auch nicht weiter.. der Text der alten Schlagerkamelle von Gitte und Rex war zwar leicht anders, aber der Titel fiel mir urplötzlich ein, als ich den scheidenden Trainer und seinen Co dort sitzen sah. Ratlos, irgendwie. Denn nach dem 1:3 gegen Werder Bremen glaube ich nicht mehr daran, dass sich irgendwo noch eine Tür öffnet. Für die letzten Spiele muss Stani sich eine andere Ansprache ausdenken, etwas mit halbwegs anständig aus der Liga verabschieden oder so. Noch einmal alles geben, auch wenn eigentlich jeder inzwischen realisiert haben dürfte, dass der Zug abgefahren ist, Richtung Liga Zwo.
Eventuell zum Abschluss noch ein Sieg gegen den diesjährigen Nichtchampionsleagueteilnehmer, Weltpokalsieger oder ähnliches erwarten wir ja nicht mehr, aber auch das ist eher unwahrscheinlich. Dabei war zur Halbzeit noch alles im braun-weißen Bereich, 1:0 geführt und ganz anständig gespielt, sieht man mal von einigen furchtbaren Blackouts von Bene und Lelle ab, die glücklicherweise ohne Konsequenzen blieben. Zeigte aber schon ein wenig die Richtung an, wenn wir unser Chancen nicht verwerten, die durchaus vorhanden waren, dann werden wir dafür bestraft, früher oder später. Dieses mal früher, wenigstens musste man nicht bis zur 89. Minute warten auf das Elend.

Auf den Rängen hat man auch aufgegeben, fand jedenfalls Herr B., den ich nach dem Spiel am Bierstand vor dem Stadion traf, wo er sich bitter über den schlappen Support beschwerte. So ganz Unrecht hatte er nicht  damit, schon vor dem Spiel gingen die Diskussionen mehr um das erste Heimspiel gegen Rostock, an der Lohmühle in Lübeck. Ob Oberhausen die Liga hält, ob Truller mitgeht nach Hoppenheim, und wer überhaupt noch bleibt.

Der in der Halbzeit natürlich wieder restlos vorhandene Optimismus wurde dann leider recht schnell zerlegt und nach dem dritten Treffer kam dann auch von uns nicht mehr viel. Auch nicht von den Rängen, zugegeben.
Mit Ausnahme des Gästeblocks, natürlich, der nach dem Bremer Führungstreffer durch grüne Rauchschwaden auf sich aufmerksam machte. Fanden aber nicht alle schlecht, irgend ein Kasper hinter mir hielt das sogar für Spielkultur, dafür braucht man allerdings nur einen Ball. Sollte ihm jemand bei Gelegenheit mal erklären, ich hatte heute keinen Nerv dazu.
Ganz großes Kino gab es vom Bremer Fanblock dafür nach Spielschluss, als sie unsere Jungs mit lautstarken St.Pauli Rufen verabschiedeten. Hatte irgendwie etwas tröstendes, ein großes Danke dafür. Es ist schon sehr angenehm, mal keine Arschlochgäste im Stadion zu haben. Davon bekommen wir in der zweiten Liga noch genug.

Die wird zwar inzwischen von vielen schöngeredet, aber wie Herr B. ebenfalls ganz richtig anmerkte, hat sie auch ganz gewaltige Nachteile. Montagsspiele. Sonntagsspiele. Schlechte Anstoßzeiten. Hansa Rotzstock.

Darüber tröste ich mich gerade hinweg, mit Single Highland Malt und  Sinead O'Connor - Throw Down Your Arms

Donnerstag, 21. April 2011

Krieg vor der Bürotür
















Das hämmernde Stakkato der drei Bohrpanzer, die seit über zwei Stunden den Boden der Halle direkt vor meiner Bürotür aufmeißeln, bietet die Geräuschkulisse einer umkämpften Stadt in Libyen, allerdings in voller Lautstärke. Konditionell schlaucht das ebenfalls ungemein, denn da die Produktion in den nächsten Tagen weiterlaufen wird, hat man den Bereich hermetisch abgeriegelt, Türen abgeklebt, Treppenhäuser geschlossen und überall provisorische Absauganlagen mit meterdicken Schläuchen installiert. Wodurch ich bei jedem Problem gezwungen bin, über Berge dieser Schläuche zu steigen und auf verschlungenen Wegen um die halbe Firma zu laufen, nur um zu den Schaltschränken zu gelangen.
Bei meiner heutigen Musikauswahl habe ich die Baumaßnahmen leider auch nicht bedacht, Alejandro Escovedo, Robbie Robertson und Bruce Cockburn mühen sich vergeblich gegen den bürgerkriegsähnlichen Lärm vor der Tür, Slayer oder Megadeth wären wenigstens im Rhythmus geblieben. 

Morgen früh um 6 sollen die fertig sein mit den Abrissarbeiten, was ich schwer hoffen will, sonst müsste ich ausgerechnet an einem Karfreitag die Firma mit Death Metal beschallen.
Was den Herrn deutlich mehr erzürnen dürfte als die geleisteten Überstunden an diesem heiligen Tage.

Dienstag, 19. April 2011

Serienjunkie? Ich doch nicht.

















Menschen, die an einem Sonntag um 22:30 Uhr unbedingt auf die Couch müssen, weil um diese Zeit Folge 137 dieser tollen Serie oder irgend ein Film läuft, fand ich immer etwas merkwürdig. Meine Freizeit von irgendwelchen Programmhighlights abhängig zu machen würde mir nicht im Traum einfallen. Nicht einmal vom Münsteraner Tatort.

Schon überhaupt nicht für Serien, mit Serien bin ich durch. Gewesen. Eigentlich.
Gab es tatsächlich mal eine die mir gefiel, dann wurde die nach der zweiten Staffel abgesetzt, auf die Synchronsisation der nächsten Staffel gewartet, auf einen anderen Programmplatz geschoben, am besten noch auf einem anderen Sender gezeigt. Bis ich das mitbekommen habe, waren meistens schon fünf Folgen vorbei, mindestens. Oft hab ich ganze Staffeln verpasst, wie vor Jahren bei Ausgerechnet Alaska.

Dazu die Serien, die scheinbar nie ein Ende gefunden haben, es ist einfach ermüdend Richard Kimble gefühlte 500  Folgen auf der Flucht zu sehen, ebenso wie die ewig verschwindenden Invasoren von der Wega, die nie einen Beweis ihrer Existenz hinterlassen haben, oder die an Angelschnüren hängenden Mondfighter, die immer alle an Angelschnüren hängenden UFOs abgeschossen haben, bis auf einen, damit noch ein paar Aliens am Boden gejagt werden konnten. Langweilig ohne Ende.
Die letzte Enterprise hingegen, mit dem ungeliebten Captain Archer, die fand ich richtig gut. Nur konnte man die kaum verfolgen, so wie die auf den Programmplätzen herumgeschoben wurde. Heute hier, morgen dort, übermorgen verraten wir vielleicht wann es die nächste Staffel gibt. Natürlich war nach 4 Staffeln das Ende gekommen, dabei hatte die Geschichte noch viel Potenzial.

Serien waren entweder Schrott oder sie wurden abgesetzt, also habe ich erst Serien gestrichen, dann irgendwann das ganze Programm. Wie Herr Springsteen es in einem Song mal so richtig ausdrückte, 57 Channels and nothing on. TV ist unnötig.

Bis die Serienjunkies im Freundeskreis auf einmal anfingen, mich mit ihren Lieblingsserien zu versorgen, wenigstens mal reinsehen müsste ich da, das wär bestimmt was für mich. Verpassen kann man auch nichts mehr, denn die Serienjunkies haben natürlich alles komplett auf DVD.
Weeds lag bestimmt ein halbes Jahr hier herum, ich kannte 30 wenig überzeugende Minuten, hat mich lange nicht interessiert. Aber ich mag Mary-Louise Parker seit Grüne Tomaten einfach zu gerne, das gab den Ausschlag. Drei Staffeln sind ausreichend, mehr brauche ich nicht und mit dem Ende kann ich mich anfreunden. Die Geschichte nimmt hingegen eine Wendung, mit der ich mich nicht anfreunden kann.

Californication, sehr guter Tipp, hätte ich dem Duchovny nicht zugetraut. Allerdings weiß ich auch hier nicht, ob ich mehr als drei Staffeln haben muss, so langsam könnten sie ein Ende finden. Besser wird die nicht mehr, nur länger.

Das sind dann schon aber die Perlen der Serienindustrie, geradezu furchtbar fand ich den Rest, Saurier die durch Dimensionslöcher kriechen, blutleere Vampire, und am schlimmsten diese ganzen CIS-CSI-FDP-NSA-CIA Filmchen mit den coolen Oberkommissaren und ihren coolen Ermittlerteams, zu denen unbedingt immer ein verhaltensauffälliger Computernerd gehört, der alles hacken kann was geht.

Moment. NSA,CIA, Computernerd?
Da gab es eine Ausnahme, die fand ich gut.
Chuck.

Chuck finde ich wirklich grandios, daher ist es sehr wahrscheinlich, dass Chuck irgendwann abgesetzt wird. Momentan ist es schon sehr wahrscheinlich, dass die dritte Staffel nicht mehr synchronisiert wird. Die ersten beiden werden jedenfalls schon für jeweils 10 Euro bei Saturn verscherbelt, nachdem sie vor ein paar Jahren zu unmöglichen Zeiten auf irgendwelchen Kanälen liefen, deren Namen ich nicht einmal kannte.

Die Geschichte ist natürlich völliger Humbug, aber wenigstens unterhaltsamer Humbug. Wenn die Zeit für einen richtigen Film nicht reichte, dann lief mal eine Folge Chuck. Bis ich mich, gegen Ende der ersten Staffel etwa, dermaßen in die Charaktere verliebt hab, dass ich einfach nicht mehr aufhören konnte zu gucken. Jeden Tag eine Folge zum Feierabend, bei Cliffhangern natürlich zwei, sonst war an Schlaf nicht zu denken. Und jetzt kann ich nur hoffen, dass meine 20 Euro dazu beitragen, die dritte und vierte Staffel hier auf den Markt zu schmeißen. Zur Not fang ich im Originalton noch einmal von vorne an, um mich an die Stimmen zu gewöhnen.

Verdammt, wieso hab ich bloß wieder angefangen Serien zu gucken. Sollte ich mir schleunigst abgewöhnen.

Nicht abgewöhnen werde ich mir Tori Amos - Little Earthquakes

Freitag, 15. April 2011

Warnfarben
















Aromatisierte weinhaltige Mischgetränke sind so ziemlich der qualitative Bodensatz unter den Alkopops, diese Plörre rangiert noch weit unter den meisten Biermischgetränken. Knallbunter Fusel, bei dem Zucker und Wasser noch die natürlichsten Zutaten sind, meist abgefüllt in grell leuchtenden Sektflaschen.
In der Natur sind kräftige Farben ja oft ein deutliches Warnsignal, wie bei Fliegenpilz oder Feuersalamander. Eine Warnung, die nur sehr unvorsichtige oder unerfahrene Personen ignorieren, ähnlich wie bei bunten Getränken. Wohl ein Grund für die hohe Anzahl Jugendlicher unter den Käufern dieses RGB-Fusels, dabei sieht das Zeug schon auf zehn Meter Entfernung nach Kopfschmerzen aus.

Die Firma Veltins, von der ich normalerweise nicht einmal das Bier anrühre, geschweige denn irgendwelche Biermixgetränke, hat jetzt ebenfalls ein weinhaltiges aromatisiertes Getränk auf den Markt gebracht, Bayao, mit Caipirinhageschmack. 0.275 Liter mit 5.4% für 1.29 Euro. Nicht ganz so viel Leuchtfarbe wie die Konkurrenz, schließlich sollen die Kunden ja Caipirinha damit assoziieren.
Ich schätze mal, da läuft gerade eine gewaltige Werbekampagne an, jedenfalls steht das Gesöff kistenweise in den Gängen der Supermärkte, beim besten Willen nicht zu übersehen. Wahrscheinlich hätte ich es trotzdem ignoriert, aber weil die liebe lego neulich so begeistert davon sprach, habe ich nach einer telefonischen Rückfrage doch zugegriffen. Obwohl man bei ihren Tipps ja durchaus auch mal reinfallen kann.

Abschließendes Urteil:
Kann man trinken, schmeckt nicht so übel, wie sich die Zutatenliste liest, das Aroma ist verhältnismäßig gut getroffen. Vergisst man die Flasche im Tiefkühler, kann man sich sogar die Arbeit mit dem Eiscrusher sparen.
Fruchtwein, Wasser, Zucker, Kohlensäure, Aroma, sowie die stabilisierende und regulierende restliche Chemie in der Brühe sind aber eher was für Leute, die Warnfarben ignorieren. Dazu gehöre ich eigentlich nicht, es sei denn, es handelt sich um Erdbeeren.

Ich halte mich lieber an Grönwohlder Pils aus der Region und an
The Imagined Village - Empire & Love

Donnerstag, 14. April 2011

You'll never walk alone Stani















Ich bin gerade furchtbar sentimental unterwegs, das liegt zum einen an einer furchtbar sentimentalen Version von You'll never walk alone, gesungen von niemand geringerem als Frank Sinatra, eine Aufnahme mit dem Axel Stordahl Orchestra vom 1.Mai 1945.
Zum anderen an der 35 Minuten dauernden Pressekonferenz, in der FC St.Pauli Trainer Holger Stanislawski seinen Abschied vom Verein nach 18 Jahren bekannt gab. Kostenlos ansehen kann man sich das auf FC St.Pauli TV,  wie ein erwachsener Mann mühsam um seine Fassung ringen muss und den Tränen mehr als nur einmal ganz nahe ist.

Stani lebt und atmet St.Pauli seit 18 Jahren, als Spieler von der 1. bis zur 3. Liga, als Trainer von der 3. in die 1.Liga zurück, alle Höhen und Tiefen, und nie aufgegeben. 18 Jahre hab ich diesen Kämpfer immer bewundert, er und Truller, das ist für mich ein in Stein gemeißeltes Stück St.Pauli. Aber nach 18 Jahren hat er jetzt keine Kraft mehr für diesen Verein, den er doch so liebt. Für die Familie.

Ich wünsche ihm viel Glück bei seinem neuen Arbeitgeber, wahrscheinlich wird es ja Hoffenheim. Und den Hoffenheimern kann ich nur sagen, ihr bekommt ein Stück Herz und ein Stück Seele dieses Vereins. Geht da anständig mit um, so etwas ist nämlich mit Geld nicht zu bezahlen.

Von der Familie erhoffe ich mir einen großartigen Abschied für Stani beim letzten Heimspiel, das hat sich der Mann verdient. Und dafür, dass er abhaut, will ich ihn auf dem Rasen weinen sehen.

Forza Stani - Forza Sankt Pauli

Danke an Switch für Sinatra.

Dienstag, 12. April 2011

Der Preis ist heiß
















Die erste Tankstelle, die hier in der Gegend den angeblichen Motorkiller E10 anbietet, hat den Preis lieber gleich auf  rekordverdächtige 7 Euro und 77 Cent pro Liter hochgeschraubt, wahrscheinlich um so etwaigen Regressforderungen geschickt aus dem Wege gehen zu können. Oder die Versicherungsprämien für Tankstellenpächter sind nach den vielen negativen Presseberichten exorbitant gestiegen und man weiß sich anders nicht zu helfen.

Bisher entpuppt sich der angeblich billigere Ökokraftstoff jedenfalls als Mär.

Märchenhaft orientalisch klingen hier in diesem Moment Transjoik & Sher Miandad Khan - Bewafà
 

Samstag, 9. April 2011

Stadtansichten: Bergstedt
















Irgendjemand hat einmal behauptet, Hamburg wäre keine Stadt, sondern ein Konglomerat aus vielen kleinen Dörfern. Und damit lag der gar nicht mal so falsch. Das im Norden gelegene Bergstedt, gegründet 1150, ist im Kern immer noch unschwer als Dorf zu erkennen, mit der Pfarrkirche, dem Siemers'schen Hof und der Friedenseiche auf dem Bergstedter Markt.
Wo bekommt man denn heute noch Kolonialwaren, wenn nicht auf dem Dorf?

Die knapp 9000 Einwohner Bergstedts müssen zwar auf einen Bahnhof verzichten, nicht jeder Stadtteil Hamburgs hat eine Anbindung an U- oder S-Bahn, dafür können sie sich in ihrer Freizeit gleich zwischen zwei Naturschutzgebieten entscheiden, dem Rodenbeker Quellental, das im Osten am Alsterlauf endet, und dem NSG Hainesch, dazu noch das Naturdenkmal Timmermoor. 
Surrounded by Nature, wo gibts das noch, wenn nicht auf dem Dorf?

Die urwüchsige Moränenlandschaft des Rodenbeker Quellentals ist schon seit Jahren eines meiner bevorzugten Gebiete für Fotoexkursionen, inzwischen verlaufe ich mich da auch nicht mehr, wie beim ersten mal. Liegt vielleicht auch daran, dass man im Winter und im Frühling leichter die Übersicht behalten kann, solange noch nicht alles zugewachsen ist. Seinen Reiz entfaltet diese Ecke in jeder Jahreszeit.

Vor allem, wenn man nach zwei Stunden Fußmarsch im Quellenhof ein kaltes Alsterwasser wegzischen kann.
Und dafür muss man hier nicht mal aufs Dorf, man kann in der Stadt bleiben.

Zur Entspannung gibts jetzt für die Ohren Hazmat Modine - Cicada

Siemers'scher Hof (Ökologiezentrum)

























































Rodenbeker Teich
































Rodenbeker Quellental


















Freitag, 8. April 2011

Tausche zwei Bartels gegen einen Lehmann
















Von fremden Männern nimmt man keine Geschenke an, davor haben unsere Eltern damals ausdrücklich gewarnt. Einmal im Jahr haben wir alle diese Warnungen in den Wind geschlagen, denn einmal im Jahr stand ein Auto vor der Schule, dessen Fahrer nach Schulschluss jeden mit einem kostbaren Bundesligasammelalbum beschenkte. Anschließend konnte man noch eine Runde für den Karneval üben (zu der Zeit wohnte ich in Wiesbaden, da war das durchaus praktisch), denn wenn jeder sein Album hatte, flogen noch haufenweise Tütchen in die Luft, gefüllt mit Sammelbildern, mit denen man das Album noch kostbarer machen konnte.

Besonders begehrt waren die Wappen der Vereine, meistens mit silbernem Glitzerrand und vor allem - selbstklebend! Für Spielerfotos und den ganzen Rest benötigte man damals noch Klebstoff. Dafür kostete so eine Tüte mit Sammelbildern wahrscheinlich auch nur 10 Pfennige, so genau hab ich das leider nicht mehr im Kopf. Was ich definitiv noch weiß, ich habe damals jede Menge meines spärlichen Taschengeldes geopfert und nie ein Album komplettiert.

In den letzten Jahren erst habe ich die Panini Alben wieder wahrgenommen, aber der Ärger darüber, dass ich als Kind auf diesen blöden Trick reingefallen bin, hat es verhindert mich auch nur im geringsten damit zu befassen.  Niemals wieder würde ich mir ein Sammelalbum zulegen.


So habe ich dem St.Pauli Sammelalbum auch lange widerstehen können, bis meine äußerst liebenswürdige  Zeitungsverkäuferin mir letzte Woche einfach mal eins auf die Zeitung legte, mit einem freundlichen Lächeln und den Worten "Sie sind doch Sankt Pauli Fan, haben Sie das schon? Das kostet auch nix."

"Ich weiß sehr wohl, warum das nichts kostet," entgegnete ich ihr, "deshalb wollte ich auch nie eins haben."
Damit kann man bei der lieben Frau Shabani aber nichts werden, diese äußerst geschäftstüchtige Familie besitzt nicht umsonst inzwischen fast jeden Zeitschriftenladen in dieser Gegend. Die sind sowas von integriert, da kommen die meisten Deutschen nicht mit.

Ein Geheimnis des Erfolges ist sicher, dass die ganze Familie einfach unglaublich freundlich, nett und liebenswert ist, was sogar auf die deutschen Angestellten zutrifft, die dort alle schon seit ewigen Zeiten arbeiten. Und weil die nette Frau Shabani mir nicht nur vom Shishatabak über Fotopappe bis zum letzten T.C.Boyle Roman alles immer problemlos und schnell organisiert, konnte ich ihr Angebot einfach nicht ausschlagen. Kostet ja auch nix.

Abgesehen von den 10 läppischen Anfängertüten für 6 Euro die ich gleich mitgenommen habe, aber immerhin geht ein Teil des Geldes an Fanräume. Mittlerweile sind es 30 Tüten geworden, morgen brauch ich Nachschub, das sieht alles noch sehr mager aus. Wie üblich bin ich mit solchen blödsinnigen Aktionen viel zu spät, ernsthafte Sammler haben vor zwei Monaten angefangen und sicherlich alles komplett.

Zwei Tauschbörsen sind auch schon gelaufen, vielleicht gibt es ja irgendwann noch eine für Nachzügler. Bis dahin brauche ich zwar viel mehr Bilder zum tauschen, aber diese Anzahl wird sich mit jedem Kauf drastisch erhöhen, dessen bin ich mir sicher. Ob jemals etwas tauschwürdiges dabei ist, das ist eine andere Frage.

Letzte Internetrecherchen meinerseits haben übrigens ergeben, dass der fremde Mann vor der Schule damals nicht von Panini gewesen sein kann, die gab es in Deutschland erst Jahre später. Was an der Tatsache nichts ändert, dass ich mich auf den gleichen Blödsinn eingelassen habe wie vor 40 Jahren. Nur, dass ich heute über deutlich mehr Taschengeld verfüge. Dieser Vorteil wird allerdings durch den eklatanten Mangel an Tauschpartnern locker wieder zunichte gemacht. Auf dem Schulhof war das einfacher, schließlich hatte dort jeder so ein Ding.

Aber dieses mal bringe ich das zu Ende. Und wenn ich mir einen ganzen Karton mit Bildern kaufen muss.

Schreibmusik: Robbie Robertson - How To Become Clairvoyant

Montag, 4. April 2011

Mal wieder die Beherrschung verloren
















Seit ich letztens beim Exilwestfalen gesehen habe, dass man auch mit einem 30 Euro Kontaktgrill von Aldi richtig gut Tosta Mista machen kann, musste so ein Gerät natürlich ins Haus. Also Samstag vor der Arbeit schnell in den nächsten Elektromarkt, denn wenn ich so etwas haben will, dann gibt es das garantiert die nächsten Wochen nicht bei Aldi. Im Media Markt schon, wenn auch für den doppelten Preis, der nach eingehender Internetrecherche (hinterher!) gut 20 Euro zu hoch lag. Ich wusste schon immer, warum ich da nicht gerne kaufe.

So viel wollte ich eigentlich nicht ausgeben für ein Gerät, bei dem abzusehen war, dass es nach wenigen Wochen zu den anderen wenig gebrauchten Geräten wandert, wie Crêpière, Waffeleisen, diversen Fonduegeräten und ähnlichem. Von dem überflüssigen Sandwichgrill kann ich mich jetzt ja trennen, der taugte sowieso nichts.

Doch wenn ich mich einmal entschlossen habe, dann kann ich mich nicht bremsen. Beim Einkauf  am Abend konnte ich das auch nicht, denn da mir Tosta Mista außerhalb Portugals mit ziemlicher Sicherheit nach wenigen Tagen zum Hals raus hängt, wenn ich den laufend selber machen kann, musste alles mögliche an abwechslungsreichen Zutaten ran, nicht nur Schinken und Käse. Hähnchenbrustfilet, luftgetrocknete Salami, Serrano, Bacon, diverse Käsesorten von Schaf und Kuh, Tomaten, Salat, gegrillte Paprika, Jalapeños, Birnen (mit Roquefort!)...

Jedenfalls könnte ich jetzt eine Woche am Stück irgendwelche kreativen Sandwiches basteln. Da ich meinen Verstand beim Einkauf glücklicherweise nicht restlos abgeschaltet habe, auch wenn sich das gerade anders liest, ist das meiste davon länger haltbar. Den Rest werde ich wohl während der Woche in der Firma zu mir nehmen, ganz ohne Grill.

Der wandert erst einmal zu den anderen wenig gebrauchten Geräten. Nach diesem Wochenende wird es Zeit für eine Ernährungsumstellung. Obwohl, der Toast mit mittelaltem Gouda, Hähnchenbrustfilet, Hot Mango Chutney und den karamelisierten Zwiebeln.. aber das kann man immer noch mal machen. Irgendwann.

Nicht irgendwann, sondern jetzt, läuft immer noch Todd Wolfe - Delaware Crossing

Freitag, 1. April 2011

Leiden können wir einfach besser
















was wir immer dann beweisen, wenn uns die Jauche bis zum Hals steht. Dann sind wir lauter. Wenn uns ein Tor nicht gegeben wird, im Gegenzug das 0:2 fällt, zwei unserer Jungs innerhalb von zehn Minuten vom Platz gestellt werden, dann sind wir lauter. Dann singen, gefühlt, doppelt so viele, in der doppelten Lautstärke. Dann klingt das Forza Sankt Pauli wütender, We love St. Pauli trotziger, und wenn man bei You'll never walk alone nicht wenigstens feuchte Augen bekommt, dann ist das ohnehin nur das halbe Vergnügen. Leiden konnten wir schon immer gut.

Dieses mal sind wir aber auch arg geschlachtet worden, weniger von den Schalkern, mehr vom Gespann der angeblich Unabhängigen, die durch unglaubliche Entscheidungen schon richtig Dampf auf den Kessel brachten, um dann in nur 13 Minuten die Flamme bis zum Anschlag aufzudrehen. Blöderweise kam auf der Haupttribüne jemand auf die unsagbar dämliche Idee, den Brand mit einem geworfenen Bierbecher zu löschen. Der traf dann auch folgerichtig den Linienrichter, der sich über die Erfrischung nicht so recht freuen wollte und so den Herrn Aytekin spontan zum grandiosen Highlight des Spieles animierte.
Dem Abbruch. Zwei Minuten vor Schluss. Was für Vollpfosten. Alle, der Werfer, wie auch das grottige Gespann von Pfeifenmännern. Nicht bundesligatauglich. 

Nicht bundesligatauglich ist wahrscheinlich auch der magische FC, sehen wir den Tatsachen ins Auge. Das Abenteuer 1.Liga hätte gut ausgehen können, wären alle an Bord geblieben und hätte jeder in jedem Spiel alles abgerufen. Aber die Masse an Ausfällen können wir einfach nicht verkraften. Jetzt fehlen durch die roten Karten auch noch Bartels und Kalla, wenn die Berufung von Truller in den Kader kein Aprilscherz war, dann stehen seine Chancen nicht schlecht in den nächsten Spielen.
Schalke hätte wahrscheinlich auch ohne diesen Schiedsrichter gewonnen. Wir haben keinen Raúl, der Chancen eiskalt verwertet, keinen Farfan, der in vollem Lauf die Bälle mitnimmt, diese Ballsicherheit, die macht dann irgendwann den Unterschied.
Aber die Jungs haben alles gegeben, und wenn sie weiter alles geben, dann werden die letzten beiden Heimspiele nochmal richtig laut werden. Wenn wir leiden, dann sind wir richtig gut.     

Der Exilwestfale hätte sich heute jedenfalls zeitweilig wohlgefühlt am Millerntor, trotz des Schalker Sieges, denn die "Deutscher Meister wird nur der BVB" Chöre sind im Westf... Dingens-Park nicht lauter. Der einzige Stachel, den wir am Ende noch ins Fleisch der Schalker Fans setzen konnten.
Die übrigens durch Pyro unangenehm aufgefallen sind, während Herr T. beim Einlass auf der Gegengerade gleich mit mehreren Ordnern Diskussionen führen musste, ob seine Familienpackung Wunderkerzen denn noch legal ist. In der Zwischenzeit hätte ich einen Raketenwerfer einschleusen können, ohne weiter aufzufallen. Wahrscheinlich ist das der ganze Trick.

Trickreich ist auch die Hamburger Polizei, die ihre Einsatztrupps mittels U-Bahn befördert, während eines Heimspiels am Millerntor mit gleichzeitig stattfindendem Dom ganz sicher die schnellste Lösung. Vielleicht hat da jemand einen Kurs in Logistik belegt.
















Schreibmusik: The Neville Brothers - Yellow Moon