Donnerstag, 30. Januar 2014

Röhrich röhrt nich
















Ein großer Zwölfender. Wenigstens ein Zehner. Imposant steht er auf der Lichtung und röhrt, sein heißer Atem türmt in der kalten Luft ganze Wolkenberge vor seinem mächtigen Schädel auf. Ein wahrer Platzhirsch, ein Meister Röhrich. Mit solchen Bildern locken sie einen am Sonntagnachmittag bei -10° Celsius ins Niendorfer Gehege. Kalt genug für heißen Atem, den will ich unbedingt vor die Linse bekommen, da stört mich auch die trübe Witterung nicht.

Auf der Fahrt frage ich mich, ob 300 Millimeter Brennweite überhaupt ausreichen, um den formatfüllend abzulichten. Wer weiß in welcher entfernten dunklen Ecke der steht, ich war noch nie im Niendorfer Gehege. Das einzige was ich in Niendorf kenne ist das Trainingszentrum des magischen FC. Auch eine Art Gehege, nur mit jungen Männern, von denen man immer hofft, dass sie sich keine Hörner aufsetzen lassen. Die sind beim Training oft zu weit weg für 300 Millimeter.

Dieses dämliche Foto manifestiert sich irgendwie in meinem Kopf. Dabei röhren die doch ohnehin nur, wenn gerade die Brunft eingesetzt hat, und wer hat schon Bock auf Sex bei den Temperaturen. Bei der Kälte reicht es möglicherweise ja auch, wenn der einfach nur herumsteht und atmet. Mit Lightroom lässt sich da sicher etwas draus machen.

In Niendorf angekommen nehme ich den ersten freien Parkplatz und latsche durch den Wald, so groß wird der schon nicht sein. Nach nur zehn Minuten Fußmarsch erblicke ich durch die kahlen Bäume eine große Lichtung, doch das ist nur die Hundewiese. Hundebesitzer nach dem Weg fragen? Damit bin ich schon mal auf die Nase gefallen, die laufen wahrscheinlich nur ihren Kötern hinterher, denn die wissen im Zweifelsfall wo der Napf steht. Das erste Pärchen kennt auch nur die Hundewiese, aber eine ältere Dame mit dackeldick eingepackter Bettwurst weist mir freundlich den Weg. "Sankt Pauli find ich auch toll" lacht sie und reckt den Daumen in die Höhe. Dieses Bekenntnis zu meiner Mütze lässt mich auf eine richtige Wegbeschreibung hoffen.

Und tatsächlich, kurze Zeit später laufe ich an einem kunstvoll geflochtenen Holzhindernis vorbei, dass sich im Sommer wahrscheinlich als undurchdringlicher grüner Vorhang präsentiert, aber jetzt ist dahinter ein Zaun zu erkennen. Ein Maschendrahtzaun. Ein Gehege. Wo ist mein kapitaler Hirsch? Am überdachten Futtertrog ist nicht ein Vieh zu sehen, kein Wildbret weit und breit.

Den Grund dafür erspähe ich an der nächsten Ecke. Kinder. Jede Menge Kinder, alle bewaffnet mit Futter für die Rehe, die sich allesamt direkt am Zaum tummeln, auf der anderen Seite. Die ganze Herde. Darunter auch mein kapitaler Bock, der mir ohne Geweih gerade mal bis zu den Hüften reicht. Wenn der röhrt fallen die Rehe wahrscheinlich vor Lachen ins Koma. Überhaupt sind die Bambis ganz schön rundlich um die Hüften, kein Wunder bei dem Überangebot an Leckereien. Karotten zählen scheinbar nicht dazu, denn so angestrengt die junge Dame mit ihrer fein säuberlich geputzen Karotte vor den Nasen der Paarhufer herumwedelt, sie hat damit keinen Erfolg.

Mit Röhrich habe ich auch keinen, jedenfalls nicht den, den ich mir vorgestellt habe. Vielleicht hätte ich es im Wildpark Schwarze Berge versuchen sollen. Ohne Enkeltochter schaffe ich es möglicherweise sogar mal bis zu den Elchen.

Röhrt wie Hulle: Killswitch Engage - Disarm The Descent







Montag, 27. Januar 2014

Ein Ärschlein hängt im Walde..




















..ganz still und stumm. Was für ein Glück auch.


Nicht still und stumm: Mari Boine - Idjagiedas / Cuovgga Áirras

Sonntag, 26. Januar 2014

Nachts im Labor















Früher war ich immer der Meinung, an einem richtig guten Foto muss man nichts ändern. Wenn man etwas ändern muss ist es kein gutes Foto. Das liegt wohl noch an meiner analogen Denke, früher hatte man ja ohnehin keinen großen Einfluss auf das Ergebnis. Wer auf Qualität Wert gelegt hat ist zum Fotohöker seines Vertrauens gegangen, wobei auch die schon lange nicht mehr selber entwickelt haben, wer sparen musste ging zum Drogeriemarkt. Nach dem Urlaub musste man meistens sparen.

Was blieb war die letzte Auswahl. Die guten ins Album, die schlechten in den Papierkorb. Manche der schlechten mit schwerem Herzen, weil die Belichtung nicht saß, zu viel Schatten gestört hat, zu viel Licht, oder irgendwer seinen Hintern ins Bild schob. Heute kontrolliert man das Ergebnis auf dem Bildschirm, wenn es nicht gefällt macht man es halt mit einer anderen Belichtung noch einmal, wenn der fremde Hintern aus dem Bild ist.

Aber manchmal haut es trotzdem nicht hin, weil der Himmel zu trübe ist, der Wald im Schatten absäuft, der Horizont im Dunst untergeht oder der fremde Hintern den einzigen guten Moment gestört hat. Dann habe ich mich mit irgendwelchen Grafikprogrammen gequält oder doch den Papierkorb gewählt. Adobe war mir immer ein Gräuel, seit ich mal versucht habe mit Photoshop zu arbeiten. Ich war geeicht auf Corel, damit kannte ich mich halbwegs aus und wenn es nötig war hat es auch RawTherapee getan, meistens eher schlecht als recht.

Nach den ausufernden Fototouren der letzten Zeit und den architektonischen Herausforderungen rund um das Hamburger Rathaus (stürzende Linien, olé) blieb mir jedoch nichts anderes übrig als zu investieren. In den Leidraum natürlich, weil den jeder hat. Monopolunterstützer allesamt.

Rechtzeitig zum Wochende kam das Paket, in dem der Karton war, in dem ein kleiner Karton war, in dem ein noch kleinerer Karton war, in dem die Hülle mit der CD war. Wie wunderbar. Ähnlich verschachtelt erscheint auch sofort die Bedienung des Programms, aber das ist heute kein Problem mehr, Internetlehrfilme haben längst die Handbücher abgelöst, die sowieso kein Mensch gelesen hat. Tipps bekommt man entweder bei Adobe direkt oder bei Juhutube, wo unglaublich viele Hobbyfotografen ihre Lightroomerkenntnisse teilen.

Manchmal ist das unfreiwillig komisch, wenn jemand ein langweiliges Landschaftsbild zum Hingucker machen will und man nach 20 Minuten wilder Reglerei feststellt, das Landschaftsbild ist immer noch langweilig, nur sehr viel bunter. Dennoch helfen einem die ganzen Filmchen gut dabei die einzelnen Werkzeuge kennenzulernen und nach zwei Tagen und Nächten der Dauerschrauberei kann ich nur sagen, ich bin extrem begeistert.
 
Der große Nachteil an der Geschichte ist die Zeitfresserei. Inzwischen beherrsche ich die für mich relevanten Teile zwar mehr oder weniger im Schlaf, dafür hocke ich nächtelang im Labor und entwickel alle möglichen Fotos, die ich schweren Herzens zur Seite gelegt habe, nur weil sie kleine Schwächen aufwiesen. Noch schlimmer sind die Fotos, die man schon für sehr gut gelungen hielt aber natürlich trotzdem noch partiell verbessern kann, es findet einfach kein Ende.

Entwicklungshelfer (findet auch kein Ende heute): Bob Dylan - Blood On The Tracks / Desire / Hard Rain / Infidels / World Gone Wrong /Time Out Of Mind


 

Donnerstag, 23. Januar 2014

Stadtansichten: Sankt Pauli (Teil 3)




















Der Kiez bei Nacht, das ist wahrscheinlich für 90% der Touristen alles, was sie von diesem Stadtteil zu sehen bekommen. Wenn man schon mal in Hamburg ist muss man natürlich auf die Reeperbahn und sich das weltberühmte Rotlichtviertel ansehen, aber kaum haben sie sich aus der trügerischen Sicherheit ihrer Reisebusse oder Hotels begeben, werden sie ein leichtes Opfer übler Kaschemmen, in denen sich leicht bekleidete Damen teuren Sekt ausgeben lassen. Die Opfer findet man manchmal bewusstlos in dunklen Ecken oder zornbebend auf der Davidwache wieder, einige nehmen es sportlich und besuchen danach das Millerntor.

Heute treten Touristen gerne in geballten Horden auf. Wenn irgendwo ein Menschenauflauf rücksichtslos den Weg versperrt, steht inmitten der Menge meist ein mehr oder weniger lustig gekleideter Mensch und erzählt Anekdoten. Kiezführungen sind total in Mode, am besten noch mit einer aus Funk- und Fernsehen bekannten Kiezgröße wie Olivia Jones oder Inkasso Henry. Steht zu fortgeschrittener Stunde kein lustig gekleideter und Anekdoten erzählender Mensch in der Menge, ist es wahrscheinlich eine Schlägerei mit Zuschauern. In diesem Fall einfach weiträumig umgehen.

Im Allgemeinen ist es auf dem Kiez nicht sonderlich gefährlich, wenn man sich an die Gehtmichnixanregel hält und üble Spelunken meidet. Auch Luden werden hier nur alle paar Jahre mal vom Barhocker geschossen, und dann auch nur weil sie Luden sind.
An manchen Tagen ziehen zur Unterhaltung der Anwohner bewaffnete Horden durch die Straßen, aber darüber wird man gottlob vorher informiert, dann ist Sankt Pauli ganz offiziell "Gefahrengebiet". Eine tolle Gemeinschaftsaktion unserer Polizei, unseres Bürgermeisters Olaf Barnabas Schilz und seines Innensenatogenerals Noimann von der FCK SPD, die jedem Junggesellenabschied erst den richtigen Kick verleiht. Leider hat der Tourismusverband diesen geschickten Schachzug nicht verstanden, daher ist eine Wiederholung des Events zur Zeit fraglich.

Es gibt jede Menge gute Kneipen auf dem Kiez, für jede Nase ist etwas dabei, nur halt nicht unbedingt auf der Reeperbahn. Die wahren Perlen liegen abseits, in Ecken, in die sich Touristen selten verirren. Leider sterben diese Perlen häufig ähnlich schnell wie die schlechten Stripschuppen, aber eigentlich war das hier immer so. Ein paar gute Läden und ein paar schlechte Stripschuppen werden überleben.

Der Kiez bei Nacht ist ohnehin alles, was die überwiegende Anzahl der Touristen vom Stadtteil sehen wird. Wahrscheinlich ist das auch ganz gut so.

Musikalische Spätschichtverlängerung: Kyuss - Blues For The Red Sun / Welcome to Sky Valley
Alle Kiezfotos Nikon D90 Freihand, Domfoto Canon Powershot A620
























Sonntag, 19. Januar 2014

Auch tote Revolutionäre können Leben retten















Eigentlich soll der Sonntag ja der Erholung dienen, aber die Kinder wollen heute aufs Eis. Wie bei Patchworkfamilien üblich bedarf das einer logistischen Leistung, der man am besten entgeht indem Opa einfach früh aufsteht und ins Auto steigt. Die Prinzessin muss bei einer Freundin abgeholt werden, irgendwo in Barmbek. Danach dann zurück um Junior einzusacken und dann wieder in die andere Richtung, zum Dammtorbahnhof, da kommt der Rest an. Das erscheint mir auf den ersten Blick als völlig blödsinnig, aber da ich ein gewisses Verständnis für Langschläfer und Gemütlichfrühstücker habe sag ich nix dazu, ich bin ja eigentlich selber einer.

Wenn es schon mal nicht regnet kann man auch früh aufstehen, die Chance auf Eislaufaction mit der Kurzen lasse ich mir natürlich nicht entgehen. Durch geschickte Fahrweise und Parkplatzsuche (am Dammtor!) ergattere ich mir eine halbe Stunde Zeit für das Frühstück, leider überlassen wir die Wahl des "Restaurants" der Prinzessin. Da kleine Kinder auf überflüssiges Plastikspielzeug stehen fällt die Wahl natürlich auf McDoof, wenigstens gibt es zur Zeit den 1955er, den kann man essen.

Draußen ist es schweinekalt und die Gören wollen zu Fuß zur Eisbahn laufen. Meine Kamera ist im Kofferraum, ich muss in die andere Richtung, außerdem ist das am anderen Ende der Wallanlagen, mir zu weit für zu Fuß. Bei solchen Entfernungen sollte man die Rückwege einrechnen, ganz besonders mit kurzen Beinen, also setze ich mich in die Karre und finde, einen guten Kilometer weiter, wieder eine Parkmöglichkeit.

So clever das für später erscheinen mag, so blöde ist das jetzt. Ich stehe eine halbe Stunde alleine an der Eisbahn und friere mir den Hintern ab. Eine weitere halbe Stunde dauert es bis alle auf dem Eis sind. Alle außer mir natürlich, denn der Wahnsinn hat Grenzen. Die fünf Euro Eintritt spare ich mir ebenfalls, denn von draußen kann man wesentlich besser fotografieren, drinnen ist es brechend voll.

Wenn man das findet, was man fotografieren will. Trotz auffälliger Mütze ist nichts zu entdecken, weil die Prinzessin lieber am anderen Ende der Eisfläche den Erwachsenen beim Curling zusieht. Das ermöglicht mir von der anderen Seite der Wurfzone eine ganze Serie schöner Portraitaufnahmen, bis sie mich bemerkt und die Session mit den üblichen Faxen beendet. Danach darf ich mein Glück endlich mit Actionfotos versuchen. Nachdem sie feststellt dass die restliche Familie ohnehin nicht hinterher kommt, weil sie die Allerschnellsteimkreisfahrerin ist, kann ich sogar die ersten zaghaften Pirouettenversuche festhalten, die allerdings durch die viel zu große Mütze ein wenig gehandikapt werden.

Das alles wärmt mir zwar ungemein das Herz, aber das ist inzwischen nur noch ein kleines Häufchen Restwärme, der Rest fühlt sich an wie Eiszapfen. Falsche Jackenwahl, schon wieder. Wie lange kann so etwas Spaß machen?  Anfangs schien die Kurze nicht sonderlich motiviert, aber je länger das dauert desto fideler wird sie und die Lichtverhältnisse sind nicht mehr geeignet für kurze Belichtungszeiten.

Drinnen gibt es warme Getränke, ich entschließe mich, mit dem Kassierer zu verhandeln. "Ich kann und will nicht auf Schlittschuhen laufen, aber ich hab jetzt drei Stunden meine Enkeltochter fotografiert und wenn ich nicht gleich einen Glühwein kriege gibt es mindestens einen Toten hier." Das macht Eindruck, ich darf passieren ohne den Obolus zu entrichten. Noch 30 Minuten bis zum Heißgetränk, wenn ich Länge der Schlange und Geschwindigkeit des Abbaus richtig einschätze. Es gibt zwei Schlangen, eine an der Kasse für Crêpes, eine an der Kasse für alles andere. "Alles andere" sind Marsbountysnickersgefüllte Regale, Brat- und Currywürste, Donuts, Muffins, Torten, Kuchen, Pommes, Schnitzel und sämtliche Heiß- und Kaltgetränke. An beiden Kassen jeweils eine junge Dame beschäftigt, deren Aufgabengebiet klar umrissen ist. Es scheint völlig unmöglich zu sein, an der Crêpekasse ein Heißgetränk zu ordern, die Schilder sind unmissverständlich.

Nach 15 Minuten bin ich nahe genug, um die Kreideschrift auf den Tafeln entziffern zu können. An die zehn Kaffeesorten bis zum Latte Caramello, alkoholische Heißgetränke von Grog über Glühwein mit oder ohne Schuss bis hin zum...ermordeten afrikanischen Unabhängigkeitskämpfers Patrice Lumumba. Der Gedanke an heißen Kakao mit Rum lässt mich die letzte Viertelstunde überstehen, auch wenn mir bei diesem Namen wieder die Schokoladenschaumgebäckdiskussion einfällt. Schmeckt aber einfach lecker. Und kann Leben retten.

Wärmt auch: Morphine - Cure For Pain

Freitag, 17. Januar 2014

Köpfe kann man gar nicht genug haben















Wenn ich mich einmal entschieden habe etwas unbedingt zu benötigen, dann muss es möglichst sofort sein. Seit der Lüdenscheidaktion stand fest, ich brauche einen Kugelkopf. Unbedingt. Köpfe kann man gar nicht genug haben, gerade ich das sollte das wissen.
Dieses ewige Gedrechsel mit dem Neiger geht gar nicht, da sind auch die Kollegen einer Meinung. Erste Tipps werden eingeholt. Eine dem Preis für solche Spielzeuge angemessene Recherche ist natürlich nötig, aber wenn die Entscheidung dann gefallen ist muss das in die Post, am besten gestern.  Also bestelle ich das ausgesuchte Teil und warte. Und warte. Was ich leider zu spät bemerke ist die Lieferzeit von ein bis zwei Wochen, das ist man einfach nicht mehr gewohnt, wo doch heutzutage alles sofort verfügbar ist.

Für die Speicherstadtfotos muss also noch der alte 3-Wege-Neiger herhalten, aber seit kurzer Zeit besitze ich einen schicken Kugelkopf, der die nächsten nächtlichen Aufnahmesessions sehr viel angenehmer gestalten könnte, würde nur das Graunebelnieselfeuchtklammkaltedrecksregenwetter mal eine Pause einlegen. Ersatzweise könnten die dämlichen Piepmätze auch endlich mal das mit reichlich Leckereien gefüllte Millerntorvogelhäuschen auf dem Balkon anfliegen, aber trotz Rosinen und Nüssen tut sich auch da seit einer Woche nichts, was eine aufwändige Stativtarnaktion rechtfertigen würde.

Es gibt echt kaum etwas blöderes als neue Spielzeuge die man nicht ausführlich testen kann.

Kugelkopfmusik: Mahavishnu Orchestra - Birds of Fire

Montag, 13. Januar 2014

Graunebelnieselfeuchtklammkaltesdrecksregenwetter, hau ab!















Mütze "Sankt Pauli" für warme Birne: 19.95 Euro
Reifenwechsel auf Winterschlappen: 50 Euro
Daunenwinterjacke für kalte Fußballspiele: 300 Euro

Echter Winter mit Schnee und Eis: Unbezahlbar.

Graunebelnieselfeuchtklammkaltesdrecksregenwettervertreibungsmusik: Filter - Short Bus / Title of Record

Samstag, 11. Januar 2014

Stadtansichten: Speicherstadt















Wenn es in der Lügenscheider Provinz schon nicht so recht klappt mit der Illuminatenknipserei holt man das halt zu Hause nach. Lohnenswertes Ziel dafür ist die Hamburger Speicherstadt, die ich in den letzten Jahren schon mehrfach mit Kamera und Stativ durchstreift habe. Dabei sind zwar schon einige nette Aufnahmen entstanden, aber so richtig ausgereizt habe ich das noch nicht.

Diesmal nehme ich mir vor reichlich Belichtungsreihen zu schießen, um hinterher ein wenig HDR basteln zu können. Das erste was ich bemerke ist die falsche Jackenwahl. Fünf mal belichten, fünf mal auf die Kamera warten, das ganze aus drei unterschiedlichen Blickrichtungen und schon steht man mehr oder weniger bewegungslos minutenlang herum. Ganz besonders unangenehm ist das auf Brücken, da kann man sich nicht einmal durch Bewegung aufwärmen, weil sich die Schwingungen auf den Boden übertragen könnten. Wind und Kälte kriechen durch jede Ritze, ein idealer Standpunkt um Outdoorjacken zu testen, meine fällt gerade mit Pauken und Trompeten durch.

Trotzdem bietet die Speicherstadt für derlei fotografische Exkursionen sehr viel. Die meisten Motive sind in angenehmer Reichweite für Fußmärsche, und da wo sie es nicht sind fährt man eben mit dem Auto hin. Parkplatzprobleme nach Einbruch der Dunkelheit hatte ich noch nie, von den wenigen Menschen die einem dort ab 20 Uhr noch begegnen ist die Hälfte mit Kamera und Stativ unterwegs.
 
Das wahrscheinlich bekannteste und meist fotografierte Motiv ist das Wasserschloss zwischen den beiden Hauptfleeten, hier ist immer was los. Auf der Poggenmühlenbrücke stehen zwei Südeuropäer, vom Dialekt her würde ich auf Österreich tippen, und warten auf das Licht. Auf mehr Licht. Ob ich wüsste, wann das angemacht wird. Sowohl das Wasserschloss als auch die Außentreppen der Lagerkomplexe sind beleuchtet, die Frage irritiert mich etwas. Ich hab das Ding bestimmt schon zwanzig mal fotografiert in den letzten Jahren, aber mehr Licht habe ich noch nie gesehen, außer vielleicht bei Vollmond.
Er hätte gehört, auch das Wasser wäre beleuchtet zu bestimmten Zeiten. Von unten, mit so Strahlern, er wüsste nur gern wann, sie stünden dort schon länger. Ich muss ihn leider enttäuschen und so ziehen sie unverrichteter Dinge weiter. Schon erstaunlich was die Leute so glauben, andererseits, ich war auch zweimal in Lüdenscheid, ich sollte ganz still sein...

Mir reicht die Beleuchtung jedoch voll und ganz. Vier Stunden, fünfzehn Fotos, kann ich mit leben. Am Fleetschlösschen verliere ich beinahe die Contenance und kurz darauf meine Augenmuschel, die auch nach intensiver Taschenlampenillumination der letzten Wegstrecke nicht zu entdecken ist, weil diese mistigen Gummidinger wahrscheinlich gleich mindestens einen Meter zur Seite hüpfen wenn sie runterfallen.

Und wie bei eigentlich jeder Fototour habe ich wieder etwas gelernt: Ich brauche unbedingt einen Kugelkopf.

Brauchte ich auch unbedingt: Bruce Springsteen - High Hopes












Dienstag, 7. Januar 2014

Wo viel Licht ist, ist starker Schatten















Das Motiv des Abends war es nicht gerade, das Fleetschlösschen. Die Hinterseite am Wasser ist wesentlich fotogener, sieht man vom Hafencityhintergrund einmal ab. Leider brennt auf besagter Hinterseite nicht eine einzige Funzel, dafür steht man vorne unter den grellen Straßenlaternen der Brooktorkreuzung. Vierspurig mit reichlich zusätzlicher Beleuchtung, Halogenscheinwerfer aus allen Richtungen. Viel zu viel Illumination hier.

Nach dem ersten Foto stell ich eigentlich schon fest, dass mir das alles nicht gefällt, weder das Motiv noch die Lichtverhältnisse. Trotzdem finde ich es irgendwie rotzfrech, als einfach jemand sein Stativ mit den Worten "Ich stell mich mal ins Bild" nur knappe zwei Meter vor mir aufbaut. Wtf? Mit Ansage? Hat der 'nen Schatten? Ich hab zwar längst zugemacht, aber das weiß der doch nicht, normal fragt man vorher.   

Während ich mein Stativ zusammenklappe und schultere habe ich Zeit nach einer passenden Antwort zu suchen. Spontan fällt mir auf solche Frechheiten selten etwas ein, aber der Spacko hantiert mit seiner Kamera lange genug um dieses Manko wett zu machen. Im Gehen bleibe ich einen Meter vor seiner Linse stehen und dreh mich kurz um. "Das finde ich gut, so direkt mit Vorwarnung. Muss ich mir für die Zukunft merken, dann kommt das für die Leute nicht so überraschend wenn auf einmal jemand im Bild steht. Angenehmen Abend noch."  

Das Gesicht von dem Vogel in diesem Moment, das wäre das Motiv des Abends gewesen. Auf die richtig guten Schnappschüsse ist man leider nie vorbereitet.

Schussfahrt: The Blues Brothers - Live from Chicago's House of Blues

Sonntag, 5. Januar 2014

Maccaroni Poltrone















Den Namen habe ich mir gerade ausgedacht weil er so schön passt, eigentlich ist das ein ganz altes Familienrezept, wahrscheinlich aus einer Zeit, in der meine alten Herrschaften noch mit dem Pfennig rechnen mussten. Hieß damals einfach nur Maccaroniauflauf mit Schinken und war besonders bei den Kindern begehrt. Kostet nicht viel, macht locker vier Personen satt, schmeckt lecker und - Kochlegastheniker aufgepasst - kann sogar von Menschen hergestellt werden, die außer Rühr- oder Spiegeleiern nix gebacken kriegen. Allerdings benötigt man eine sehr große Auflaufform.

Außerdem: 500 g Maccaroni (dass sind die dicken Nudeln, die übrig bleiben wenn man die Spaghetti aus der Mitte gebohrt hat), 300 g gewürfelten Katenschinken, 6 bis 8 Eier und etwas Butter. 400 g Katenschinken sind aber auch nicht verkehrt.

Die Nudeln kocht man 8 Minuten, in  einem möglichst großen Topf, weil sich die Mistviecher erst nach ewigen Zeiten verbiegen lassen. Salzwasser latürnich. Danach schichtet man sie abwechselnd mit dem gewürfelten Katenschinken in die Auflaufform und übergießt das ganze flächendeckend mit den verquirlten Eiern, die man bei der Verquirlung selbstredend mit Pfeffer und Salz behandelt.
Obendrauf ein paar Butterflöckchen (kein Plan warum, aber is halt so) und bei 180° zugedeckt in den Ofen. Wenn es anfängt im Nebenzimmer lecker zu riechen (Küchentür auflassen) zur Sicherheit noch eine Viertelstunde warten, dann isses bestimmt fertig.

Oder schon mal anfangen eine chilischarf gewürzte Tomaten-Sahne-Sauce herzustellen wenn man das kann, um den Nudelberg darin zu ertränken. Könnte ich auch noch etwas zu schreiben, aber unglücklicherweise habe ich jetzt gerade tierischen Kohldampf und muss die Reste von gestern aufwärmen. Macht einfach eine, die Euch am besten schmeckt.

Der nächste große Vorteil dieser rustikalen Speise: wenn man keine vier Personen ist, kann man da Tage von leben. Ungemein praktisch, wenn man sich mehrere Stunden lang den A.. abgefroren hat um töfte Illumination in der Hamburger Speicherstadt zu knipsen, doch dazu später mehr.

Küchenschlachtmusik, inspiriert durch Herrn Ärmel: Wirtz - Akustik Voodoo. Demnächst soll es eine Unplugged CD und Tour geben.


Freitag, 3. Januar 2014

Kammerflimmern
















Spätestens im Herbst beginnt bei mir die Filmsaison, da sitz ich in der Kammer und lass es flimmern. Intensive Nutzung des Heimkinos bei dauerhaftem Schlechtwetter, manchmal schaffe ich es sogar in den Tempel des teuren Popcorns. Und weil das Wetter immer noch Sch..... ist und ich gerade nichts besseres zu tun habe gibt es jetzt eine kleine Zusammenfassung des Gesehenen. Zur Warnung oder Empfehlung, wie man's nimmt.


Der Hobbit 2: Smaugs Einöde (Kino, 3D)

Handlung bzw. Inhalt: Sie wahandern, sie wahandern, von einem Ort zum ahandern. Durch den Wald (mit bösen Orks) durch das Tal (mit bösen Orks) und über Gipfel (mit.. genau, bösen Orks). Am Ende landen sie in einer Schatzhöhle mit bösem Drachen, ohne Orks.

Sieht schick aus, wie Neuseeland halt so aussieht. Der Drache ist auch ziemlich cool, Legolas surft wieder auf allen möglichen Gerätschaften herum und durchlöchert Orks mit seinem Schnellfeuerbogen und die im Kinderbuch nicht vorhandene Romanze zwischen Zwerg und Elbenfrau hat sich der Regisseur ausgedacht, um die Handlung etwas zu strecken. Ist ja eh freigegeben ab 12, dann kann man auch mal schmusen.

Fazit: Der Zauber ist verflogen, die Verfilmung vom Herrn der Ringe war eine großartige Idee, der Hobbit fängt an mich zu langweilen. Geeignet für Menschen die von Orks noch nicht die Nase voll haben, Auswanderer und Neuseelandreisende.

Flashback (DVD)

Handlung: FBI Greenhorn (Kiefer Sutherland) soll radikalen Althippie (Dennis Hopper) in irgend einen Knast überführen, was natürlich misslingt, denn der Althippie ist einfach zu clever. Oldschool Roadmovie (auf Deutsch: jede Menge Musik für alte Knacker dabei). Seit Jahren gesucht, jetzt endlich auf DVD erhältlich. Sofortsofortkauf.

Fazit: Was hab ich damals gelacht. Wenn ich nur noch wüsste worüber. Was muss ich damals bekifft gewesen sein. Die erste Hälfte ist heute wenigstens noch amüsant, doch irgendwann wird das mit den Klischees zu peinlich und die Geschichte noch unwahrscheinlicher als der Hobbit. Hopper und der Soundtrack reißen das leider auch nicht raus. Geeignet für Menschen die wissen wollen wie der zweite Teil von Easy Rider ausgesehen hätte, wäre Hopper nicht aus dem Sattel geschossen worden.

Paulette (BluRay)

Handlung: Ältere Dame mit massiven Geldsorgen stellt fest, dass man mit dem Handel von Haschisch ganz anständig Geld verdienen kann. Ganz besonders wenn man backen kann, was ältere Damen gerüchtweise wirklich gut draufhaben sollen. Also im Prinzip die französische Keksversion von Grasgeflüster, nur dass die ältere Dame hier eine rassistische alte Schachtel ist, deren ungeliebter gehasster schwarzer Schwiegersohn zu allem Überfluss auch noch beim Drogendezernat arbeitet.

Fazit: England - Frankreich 1:0. Gegen Brenda Blethyns zauberhafte englische Lady muss Paulette (Bernadette Lafont) einfach verlieren. Rassistische alte Schachteln sind nun mal keine Sympathieträger, auch nicht wenn sie tolle Haschkekse backen, die Wandlung kommt etwas zu spät. Trotzdem gönnt man ihr am Ende natürlich das Happy End, denn wo wären wir ohne gute Keksbäcker. Geeignet für Liebhaber französischer Komödien und Sammler von Kifferfilmen.

Ich - Einfach Unverbesserlich 2 (BluRay, 3D)

Handlung: Ex-Superschurke Gru arbeitet jetzt als Agent für die Anti Verbrecher Liga, seine drei Adoptivtöchter haben mit alterstypischen Problemen zu kämpfen und dann wäre da noch diese hübsche Geheimagentin...aber eigentlich ist das alles unwichtig. Hauptsache: Minions!

Fazit:  Die einzigen Superverbrecherfilme die für kleine Kinder und Erwachsene gleich gut geeignet sind. Der zweite Teil so gut wie der erste, nur ohne den näselnden Jan Delay, dafür mit fiesen violetten Fressmaschinen und gefährlichen Hühnern. Und: Minions! Geeignet für Menschen, die mindestens einmal im Monat einen Kurzfilm der Minions bei juhutube ansehen und immer noch darüber lachen können.

Iron Man 3 (BluRay, 3D)

Handlung: Der Eisenmann (Robert Downey) hat es diesmal mit einem fiesen Terroristen (Ben Kingsley) zu tun, dessen menschliche Bomben im Umkreis von weißnichgenau Metern nahezu vollständig alles menschliche Fleisch in Asche verwandeln. Außerdem jagt er die schicke Eisenmannvilla in die Luft und tötet dabei fast die süße Pepper Potts, deswegen gibbet zu Recht was aufs Maul.

Fazit: Ohne Robert Downey wäre ich nie auf die Idee gekommen mir Iron Man anzusehen, denn alle Superhelden außer Batman sind doof. Doch der Typ ist einfach göttlich, die idealste Idealbesetzung die man sich überhaupt vorstellen kann - und er darf Gwyneth Paltrow küssen. Hammer, oder?
In der Besetzung Downey/Paltrow können die von mir aus noch zehn weitere Teile drehen, die Qualität hat bisher jedenfalls nicht nachgelassen. Kingsley zeigt mal wieder was er für ein Schauspieler ist, im wahrsten Sinne des Wortes. Geeignet für alle Batmangutfinder und Supermandooffinder.

Die Croods (BluRay, 3D)

Handlung: Steinzeitfamilie mit erzkonservativem Höhlenmenschenpapa muss den Naturgewalten weichen und wandert aus. Die Flucht wird erschwert durch die pubertäre Tochter, die schwerhörige alte Schwiegermutter und allerlei buntes Urzeitgetier mit großen Zähnen. Glücklicherweise hat sich die pubertäre Tochter gerade einen jungen Mann mit kreativen Einfällen angelacht, der sich in der Wildnis etwas besser auskennt.

Fazit: Was hab ich gelacht. Diesmal kann ich mich sogar erinnern worüber. Definitiv der unterhaltsamste und lustigste Animationsfilm im letzten Jahr und der erste, bei dem man sich laufend irgendwelche fliegenden Gegenstände aus dem Gesicht wischen muss. Geeignet für Eltern und Kinder ab 6, weil selbst die bösen Viecher zu bunt oder zu doof zum fürchten sind. 

Star Trek Into Darkness (BluRay, 3D)

Handlung: Kirk baut mal wieder Scheixxe und wird natürlich degradiert. Spock auch, der den Blödsinn mitgemacht hat, weil es darum ging eine Welt zu retten (nicht unsere), ist aber halt per dusseligem Dekret (Oberste Direktive) verboten. Danach sterben alle anderen Guten durch einen Anschlag eines Superschurken und dann müssen die beiden doch wieder zusammen die Welt (diesmal unsere) retten, ist ja sonst keiner mehr da der es machen kann. Weil der Superschurke scheinbar unverwundbar ist will man gleich massig Torpedos auf sein Appartement abfeuern, das blöderweise auf dem Klingonenplaneten Kronos liegt. Scotty hat moralische Bedenken und verzichtet vorerst auf die Teilnahme.

Fazit: Film des Jahres, echt mal. Auf jeden Fall im Bereich SciFi. Chris Pine und Zachary Pinto als Kirk und Spock waren schon im ersten Film das perfekte Paar und Benedict Cumberbatch als Oberbösewicht ist der Hammer. Intelligent erzählte Geschichte, reichlich spannende Wendungen, grandiose Action. 127 Minuten, und nicht eine zu lang. Geeignet für Trekkies und alle anderen Menschen, die schon mal von unendlichen Weiten geträumt haben, weil dieser Planet so piefig ist.

Musikflimmern: Honey Is Cool - Focky Focky No Pay


Mittwoch, 1. Januar 2014

Päng!















Liest man sich vorher durch ein paar Seiten zum Thema "Feuerwerkfotografie" ist man ähnlich schlau wie vorher. Stativ und Fernauslöser benutzen natürlich alle, aber damit hört es auch schon auf bei den Gemeinsamkeiten. Der eine bevorzugt eine lange Brennweite um das Geböller formatfüllend abzulichten, der nächste eine kurze um möglichst viele Explosionen auf den Chip zu kriegen. Empfehlungen für die richtige Blende, je nach Farbe der Explosionen, konnte man woanders bekommen. Es empfiehlt sich also vorher zu fragen, was da gleich abgefeuert wird. Vielleicht konnte der Autor aber auch nur gut raten.

Ein paar wertvolle Tipps habe ich jedoch vermisst, deswegen gibt es die jetzt von mir, aus eigenem Erfahrungsschatz.

1. Es ist zwar bequem, aber fotografiert nicht vom Balkon. Der direkte Blick in den Himmel wird doch sehr stark eingeschränkt. Wenn man nicht gerade im zehnten Stock mit unverbautem Blick wohnt, ist man auf die unmittelbare Nachbarschaft angewiesen.

2. Rechnet nicht damit, dass einer der Nachbarn zu den Bekloppten gehört, die mehrere hundert Euro in semiprofessionelles Silvesterfeuerwerk investieren. Seid entweder selber bekloppt, oder lebt mit dem was ihr zu sehen kriegt :-D

3. Mittelhoher Standpunkt (Balkon) und mittelhohes Feuerwerk (Nachbarn) ermöglichen prächtige Bodennebelfotografie, wenn man drauf steht. Nur Feuerwerk ist irgendwie so.. mittel.

4. Wenn ihr so etwas praktisches wie Adobe Lightroom habt, unbedingt in RAW fotografieren, dann kann man trotz Balkon und Nachbarn noch etwas daraus machen. Wenn nicht, tut es auch RawTherapee.

5. Punkt 4 war eigentlich nur ein Wink mit dem Zaunpfahl.

Allen Lesern ein frohes neues Jahr, möge es 2014 viel Sonnenschein geben und wenig Bodennebel, in jeglicher Hinsicht.

Winkmitdemzaunpfahlmusik: Rage Against The Machine - Renegades