Montag, 31. Mai 2010

Wie ich einmal Olivia Jones mitsamt Perücke verspeiste
















Ein Besuch im Freudenhaus in der Hein-Hoyer-Straße auf St.Pauli stand schon so lange auf meinem Wunschzettel, dass ich die Speisekarte inzwischen auswendig kenne. Das Freudenhaus ist nämlich keinesfalls ein Puff, wie man vielleicht aufgrund des Namens und der Örtlichkeit vermuten könnte, sondern ein ehemaliges chinesisches Restaurant, das vor 13 Jahren Namen und Speisekarte radikal änderte.
Seit 1997 gibt es dort gehobene deutsche Küche mit kleinen Raffinessen und lustigen Namen, die mich schon lange neugierig machten. Spontane Besuchsversuche mit der Holden waren allerdings bisher nicht von Erfolg gekrönt, an Wochenenden geht da ohne rechtzeitige Reservierung nichts.
Mitten in der Woche reicht aber, mit etwas Glück, schon ein Anruf wenige Stunden vorher. Ich hatte mich ehrlich gesagt schon ziemlich auf die gebratene Kalbsleber "Kalle" auf Johannisbeersauce mit gebratenen Zwiebeln und getrüffeltem Kartoffelpüree eingeschossen, aber Gästen lass ich immer den Vortritt und genau diese Wahl traf dann auch der Herr xs4all. Um mehr Abwechslung auf den Tisch zu bringen, und natürlich in der Hoffnung wenigstens mal an Kalles Leber knabbern zu können, entschied ich mich dann für den Freudenhausteller "Olivia Jones" mit gebratenen Schweinefiletmedaillons auf Bratkartoffeln, Zwiebel-Waldpilz Gemüse und einer Perücke von Sauce Bernaise. Eine eher konservative Wahl, schließlich findet man ähnliche Gerichte in jedem zweiten norddeutschen Restaurant, es ist aber erstaunlich was man aus so einer Vorlage zaubern kann. Im Freudenhaus war das jedenfalls Extraklasse, auch die Perücke, die ja für viele Restaurants schwer zu bewältigen ist.
Ich war also durchaus zufrieden. Das Stück gebratene Kalbsleber auf Johannisbeersauce aber, das ich dankenswerterweise zusammen mit etwas getrüffeltem Püree probieren durfte, das war unglaublich. Da ich genau weiß, dass meine Holde keine Leber mag, steht der Plan also schon fest, bei nächster Gelegenheit werd ich mich an Kalles Leber laben wie Hannibal Lecter.

Übrigens ist das wohl weltweit auch das einzige Freudenhaus, in dem man gefahrlos sein Schlüsselbund verlieren kann. 

Schreibmusik: Bob Dylan - Finjan Club, Montreal, July 2, 1962

Sonntag, 30. Mai 2010

Maifeiern Teil 6: Das Geburtstagskonzert
















Letzter Akt der Maifeierlichkeiten, das Geburtstagskonzert im Millerntorstadion. Ein würdiger, großartiger Abschluss u.a. mit den alten Punkhelden von Slime, die das Stadion das erste mal richtig zum toben brachten, bevor am Ende Fettes Brot feat. MC Felgenralle Gunesch und die von mir sehr geschätzten Panteón Rococó aus Mexiko der feiernden Menge den Rest gaben. Dazu pausenlose Fangesänge, Irish Folk aus Glasgow, ein Shantychor  und diverse andere Bands, die wir leider nicht alle sehen konnten, weil sich die Beschaffung von Bier anfänglich als echtes Problem herausstellte. Wartezeiten von 45 Minuten und mehr für ein Bier sind einfach nicht feierlich, da hat die Organisation komplett versagt. Da wir keine Lust hatten uns mit einem Astra wieder am Ende der Schlange einzureihen, orderte ich gleich einen Sechserträger, mit dem wir uns die Zeit auf den alten Logenplätzen der Gegengerade vertrieben.
Auch nach dem Auftritt von Slime noch war keine Besserung an den Bierständen eingetreten, das Sixpack war leer und der Herr xs4all hatte die Idee das nächste Bier im Jolly Roger zu trinken, weshalb wir den Auftritt von Bela B. zwar komplett verpassten, dafür aber einen Haufen netter Hanfbauern aus Baden und der angrenzenden Schweiz  kennenlernten, die ebenfalls vor dem Biernotstand ins Jolly geflüchtet waren um ein paar Knollen zu leeren.
Dank des netten Mädels, das uns am Ausgang der Gegengerade einen Kringel auf die Hand malte, konnten wir danach auch wieder in Stadion, um uns den Rest zu geben. Nur musikalisch natürlich, auch wenn sich die Lage an der Bierfront langsam entspannte. Der Tipp eines alten Freundes, es mit den Bierständen der Südtribüne zu versuchen, erwies sich als goldrichtig, lange vor der Info an der Anzeigetafel.

Mit Feuerwerk und You'll never walk alone ging ein denkwürdiger Tag zu Ende, und ich bin langsam froh, dass auch der Mai dem Ende entgegengeht. Ich brauche dringend den Resturlaub für eine längere Erholungsphase, morgen ist erst einmal Entzug angesagt. Nie wieder Alkohol.   
















Schreibmusik: Panteón Rococó - Compañeros Musicales

Freitag, 28. Mai 2010

Einkaufstour durch relativ flaches Land
















Es gibt Dinge, die sind einfach notwendig, mögen sie ökologisch und ökonomisch noch so blödsinnig sein. Auf einige Dinge kann ich aber nicht verzichten, zum Beispiel auf die 0.5 Liter Asgaard Biergläser aus der Brauerei Schleswig. Wahrscheinlich gibt es in irgend einem Hamburger Haushaltswarenladen ähnliche Gläser zu kaufen, aber ich will nicht suchen, ich will auch nicht irgendwelche ähnlichen, ich will das Original, das kenne ich, das brauche ich. Da passen nicht nur 0.5 Liter Bier plus ordentlicher Blume rein, die sind auch ideal für Longdrinks, 0.5 Liter plus 3 große Eiswürfel, das hat den Namen Long Drink dann auch verdient. Leider haben, von meinen vor Jahren gekauften vier Gläsern, zwei inzwischen das Zeitliche gesegnet. Damals war ich beruflich dreimal wöchentlich da oben, konnte so auch ab und zu meine beiden 2 Liter Krüge mit leckerem Schleswiger auffüllen lassen, aber in den letzten Jahren bin ich da einfach nicht mehr hingekommen.

300 Kilometer fahren um 2 Biergläser zu ersetzen ist einigermaßen schwachsinnig, anders sieht es aus wenn man Besuch hat, der inzwischen schon fast jede Ecke in Hamburg kennt, nur die weitere Umgebung nicht, die ja auch durchaus sehenswert ist. So hatte ich endlich die passende Ausrede gefunden, mit der man die Vernunft ausblenden kann. Außerdem brauchten wir für die am Abend erwarteten weiteren Gäste ohnehin noch Nachschub an Gerstensaft. Schon zwei Gründe also.

Hat mal wieder Spaß gemacht da rumzukurven, zumal die Gegend um Schleswig und Eckernförde landschaftlich schön ist, wenn auch ungewohnt für Bergbewohner, relativ flach eben, auch wenns ab und zu ein paar Hügel hat. Dazu gab es ein ausgezeichnetes 16 Uhr Frühstück, der Tagesablauf hat sich hier langsam auf feste Zeiten eingependelt. Das Schollenfilet Odin mit Nordseekrabben und Salzkartoffeln kann ich jedenfalls empfehlen, nicht nur zum Frühstück.

Btw: Danke, Anke ;)

Schreibmusik: Townes Van Zandt - Rain On A Conga Drum - Live In Berlin








































Mittwoch, 26. Mai 2010

Äthiopien mit 5.5 %
















Es ist gar nicht so einfach noch norddeutsche Biersorten zu bekommen, musste ich zu meinem Leidwesen heute feststellen. Wenn man auswärtigen Besuch hat, möchte man ja auch mal etwas anderes kredenzen, obwohl der sicher auch eine Woche lang gerne Gröninger trinken würde, wie ich ihn kenne.
Ich habe allerdings vor einiger Zeit einem Kronkorkensammler versprochen, mich hier oben einmal umzugucken, da bot sich die Gelegenheit an das zu verbinden.
Ich hab mir dann das Bierland in der Seumestraße zum stöbern ausgesucht, was allerdings durch mangelnde Parkmöglichkeiten zunichte gemacht wurde. Wieder viel CO2 verschwendet und hinterher doch zum Haus der 131 Biere gefahren, die nicht nur Parkplätze vor dem Haus, sondern auch deutlich mehr als nur 131 Biersorten haben. Leider aber keine Ecke für norddeutsche Spezialitäten. Immerhin gibt es tatsächlich noch Moravia Pils, auch wenn es höchstwahrscheinlich schon ewig nicht mehr in Lüneburg gebraut wird, trinken kann man das immer noch.

Das kann man von Bier aus Äthiopien oder der Dominikanischen Republik nicht unbedingt erwarten, die mitgenommenen Bierproben haben trotzdem für einen heiteren Abend gesorgt. Es gibt selbst hierzulande definitiv schlimmere Sorten als Hakim Stout aus Harar. Trotzdem stehe ich  für weitere Tests vorerst nicht zur Verfügung.

Schreibmusik: Delta Moon - Hell Bound Train

Dienstag, 25. Mai 2010

Three Small Burgers
















So stand es auf der Karte, mit French Fries, Ketchup, Mayo. Dazu passt gut eine Portion Cole Slaw. Als erstes Frühstück des Tages um 16 Uhr, wenn der Magen schon lauter knurrt als der Diesel, kann das nicht ganz verkehrt sein.
Kamen Centrum ist seit Jahren auf der Nord-West Route unsere bevorzugte Ausfahrt, ideal für eine schnelle Nahrungsaufnahme. Ein McDonalds und genau gegenüber ein Burger King, freie Auswahl also, wenn man nicht gerade eine Currywurst bevorzugt. Diese seltsamen Gusto Autobahngaststätten kommen jedenfalls nach zwei Versuchen nicht mehr in Frage.
Wenn man zu dritt gemütlich rumzuckelt kann man sich da auch mal gemütlich hinsetzen, nebenan. Denn neben Burger King, direkt gegenüber von McDonalds,  gibt es auch noch Connie's Diner. Tatsächlich gibt es da auch mehr als nur Burger, die Bezeichnung "Restaurant" ist also durchaus angebracht, die Preise entsprechend hoch, und ein Schnellrestaurant ist es auch nicht gerade. Aber testen wollte ich den Laden immer schon mal, wenn sich so etwas seit Jahren neben der Kettenkonkurrenz halten kann, dann muss da was dran sein.
Die Speisekarte offenbarte dann auch Steaks, Wraps, Tortillas, Chili, Spare Ribs und ähnliches, also alles was sich der durchschnittliche Mitteleuropäer so unter U.S. Küche vorstellt.  
So ein Giant Burger mit 340 Gramm Rindfleisch wäre mal ein interessantes Anschauungsobjekt gewesen, aber ich habe mal einen 250er in Norwegen gegessen, seither weiß ich, mehr geht bei mir nicht.

Der Herr xs4all als Burgerverweigerer musste natürlich aus der Reihe fallen und kaute zur Strafe eher lustlos an einer Quesadilla Jamon herum, von der sich 3/4 jetzt noch eingepackt in meiner Küche befinden, aber garantiert im Laufe der Nacht seinem nagenden Hunger anheim fallen werden.
Die drei schmalen Burger, ich hätte rechnen sollen,  waren natürlich auch überdimensioniert. 3 mal 100 Gramm sind 50 zu viel, also hab ich die Pommes mehr oder weniger liegen gelassen, den Cole Slaw probiert und zweikommafünf Small Burgers gegessen. Päng.

So ein echter Westfale hingegen schafft auch alle drei. Als zweites Frühstück. Und xs4all hat Cola getrunken, ich bin sogar im Besitz eines Beweisphotos.

Schreibmusik: Tom Waits - Nighthawks At The Diner

Montag, 24. Mai 2010

Maifeiern Teil 5: 20 Jahre Immecke Open Air
















Das iRock (eat this, Steve Jobs) ist wahrscheinlich eines der kleinsten Festivals der Republik und dürfte außerhalb des Sauerlands kaum größere Bekanntschaft erlangt haben. Wie wir aber alle wissen, hat schiere Größe nicht unbedingt etwas mit Qualität zu tun. Angesichts des Line-ups war ich, zugegeben, recht skeptisch, ich kannte vom Headliner Waikiki Beach Bombers gerade mal ein Stück, von einem früheren iRock Sampler, der Rest war mir vollkommen unbekannt.
Zum Jubiläum hatte man sich haufenweise Gäste aus Schottland eingeladen, auch immer eine sehr gute Idee, gerade St.Pauli Fans können da ein paar Lieder von singen. Die Skapunker More From Jim aus Annan haben die Menge im und vorm Sägewerk dann auch ordentlich hüpfen lassen, die Local Heroes der Immecke Allstars, verstärkt durch B.Loud und Purp Druple, setzten das nahtlos fort, die Allstarversion von Purples 'Lazy' war fetziger als das Original. Die Beach Bombers hatten dann zu fortgeschrittener Stunde schon etwas Mühe, die alkoholisierte Menge zu bewegen. Klappte aber noch.
Bei der familiären Atmosphäre, der Preisgestaltung (2 Euro für ein Bier, 1.50 für ne Wurst) und der guten Musik lohnt ein Besuch dieses Festivals auf jeden Fall. Ich komme garantiert wieder.














Sonntag, 23. Mai 2010

Maifeiern Teil 4: Chefparty
















Sauerländer Werkzeugmacher sind geeicht bis 2400 Grad, kurzfristig. Deswegen können sie auch glühende Holzscheite händisch wieder in den Feuerkorb werfen, wenn mal etwas herunterfällt. Sauerländer Partys beginnen schon um 15 Uhr, damit man früher zusammenbrechen kann. Das gewährleistet eine längere Erholungsphase bis zur nächsten Feier, in diesem Fall das morgige heutige Immecke Open Air. Es ist schon ein etwas merkwürdiges, aber äußerst liebenswertes Bergvolk, und die Partys beim Dorfscheff sind einfach legendär. Jedes Jahr wundere ich mich wieder, dass ich immer noch genug Kondition dafür aufbringe.

Die Fässer Vormann Alt waren aber auch wirklich süffig, es gibt tatsächlich trinkbares Altbier. Man lernt hier nie aus.

Samstag, 22. Mai 2010

Reisende soll man nicht aufhalten
















Nachdem sich das Wetter, pünktlich zu Urlaubsbeginn, von seiner besten Seite zeigt, konnte auch dieser Stau uns nicht lange aufhalten. War auch der einzige, jedenfalls in unserer Richtung.
Die Gegenseite war dafür, eigentlich wie immer in den letzten Jahren, richtig beschissen dran. Was die These erhärtet, dass es besser ist im Norden zu wohnen als im Norden Urlaub zu machen. 

Hier gibts jetzt das letzte Vormann Pils, um die morgige Party durchzustehen ist noch etwas Augenpflege nötig.

Freitag, 21. Mai 2010

Ist das jetzt pink, oder tut das nur so?
















Dank meiner angeborenen Farbschwäche bin ich mir nicht sicher, ob die Fahrerin dieses Wagens konsequenter ist, als der Besitzer des neulich vom Herrn Wagner entdeckten VW in froschf****ngrün. Für mich siehts jedenfalls aus wie pink. Ein erschreckende Vorstellung so etwas zu fahren, sowohl die Farbe als auch das Kennzeichen.
Wahrscheinlich aber immer noch besser als konsequent in Gel(b)senkirchen.

Mittwoch, 19. Mai 2010

Endlich einmal in der ersten Reihe
















Da muss mich erst eine Freundin aus Köln drauf bringen. "Ach übrigens im Juni spielt Jan Plewka (von Selig) in Hamburg Rio Reiser, der ist am 24.4. auch hier in Bonn, aber ich kann nicht hin." Gelesen hatte ich das zwar, aber ich war natürlich davon überzeugt, das kann nur ausverkauft sein, nach den letzten Kritiken. Glücklicherweise hab ich dann doch mal geguckt und jetzt hab ich tatsächlich zwei Karten fürs Deutsche Schauspielhaus am 8.Juni. In der ersten Reihe.  
Als Bands wie Led Zeppelin oder Grateful Dead hier noch in bestuhlten Sälen spielten konnte ich mir die erste Reihe nie leisten, was mich im Falle des Zeppelins immerhin vor einem bleischweren Hörschaden bewahrt hat. Heute kann ich mir Konzerte mit Sitzplatz kaum noch vorstellen, aber an das Schauspielhaus hab ich sehr gute Erinnerungen. Dort spielte einst der legendäre Champion Jack Dupree, der während des Konzerts mit den Hamburg Allstars recht häufig in die Kiste Holsten Edel neben seinem Klavier griff, bis zum Ende des Konzerts aber trotzdem keinerlei Ausfallerscheinungen zeigte. Anders als die pummelige Diva, die gerade unter dem Namen Whitney Houston tourt.

Holsten wäre da aber wohl auch keine Lösung.

Schreibmusik: N8exzess auf DBWG Radio

Sonntag, 16. Mai 2010

Maifeiern Teil 3: 100 Jahre FC St.Pauli
















St.Pauli ist wahrscheinlich einzige Verein weltweit, der gut 10.000 Menschen ins Stadion zieht, um sich ein Spiel älterer Herren in historischer Fußballkleidung gegen einen englischen Siebtligisten anzusehen. Dem Anlass geschuldet, denn gestern hatte der FC seinen 100sten Geburtstag, die 'Alten Herren' waren ein mit Legenden bestückter Kader und überhaupt war das wohl das letzte Spiel in diesem Jahr, für das man noch problemlos Karten bekommen konnte. Den Altersdurchschnitt allenfalls geringfügig nach unten drücken konnten Benny Adrion (Kommentar eines Zuschauers nachdem ihm ein Ball versprang: Der hat auch nur noch Wasser im Kopp) und Ivan Klasnić, der alle drei Buden beim 3:3 gegen den FC United of Manchester machte. Der Schnitt dürfte sich aber trotzdem bei über 40 eingependelt haben, die Jungs von der Insel haben mit ihrer Schnelligkeit häufig für Gefahr gesorgt. Die alten Recken hatten aber auch einige starke Szenen, ganz besonders Thomforde, der anfangs zweimal stark auf der Linie parierte. Klaus Ottens versuchte tatsächlich einmal seinen gefürchteten Übersteiger und das Gespann Stani/Truller versteht sich auch auf dem Platz noch ganz gut. Sogar Bernd Hochverrat Hollerbach wurde heute freundlich empfangen.
Insgesamt ein unterhaltsames Spielchen, ich hätte natürlich auch gerne gesehen, wie die vom Ballermann gezeichnete Erstligatruppe am Dienstag gegen Celtic Glasgow den Restalkohol rausschwitzt, aber da muss ich natürlich arbeiten.

Die Schweinekälte hat nach dem Spiel dann, bei der wie immer viel zu dünn gekleideten Damenwelt, eine Änderung in Umgebung und Getränkeauswahl erforderlich gemacht. Also weg vom kalten Astra hin zu Kakao mit Rum, so etwas habe ich im Mai glaube ich noch nie getrunken. Ich würde lieblings EisBar in der Detlev-Bremer-Straße allerdings empfehlen, den Kakao mit Rum einen Euro teurer zu machen und mit der entsprechenden Menge Rum zu verfeinern. Die 60 Cent, die der momentan mehr kostet als die Kinderversion, sind nur mit viel gutem Willen rauszuschmecken.           

Heute bleib ich aber alkoholfrei, das nächste Wochenende wird hart genug.
 
Schreibmusik: The Subdudes - Behind The Levee

Donnerstag, 13. Mai 2010

Bollerwagen Backbord
















Eigentlich wollte ich, nach dem Stress der letzten Tage, heute nur auf der Couch rumlümmeln. Zumal das Wetter auch gerade nicht so umwerfend ist, lange keinen so bescheidenen Mai erlebt in Hamburg. Doch dann klingelt es zu unchristlicher Zeit an der Tür. Als ich noch überlege, ob ich dem Störer erst die Nase oder erst den Kiefer breche, erblicke ich meinen Nachbarn, der so nett war gestern das Paket mit meinem neuen Navi anzunehmen. So haben heute morgen gleich zwei Leute enormes Glück gehabt, mit dem Paket hatte ich nicht mehr gerechnet vor Himmelfahrt.

Wenn ich neues Spielzeug habe kann ich sowieso nicht mehr schlafen, also erst einmal auspacken das Teil, feststellen, dass der Akku nicht vorgeladen ist, an die Steckdose hängen, Software installieren, das übliche Prozedere. Wenn das Gerät noch nicht benutzbar ist, dann kann man ja in der Zwischenzeit mal in der Anleitung blättern, natürlich virtuell in einer pdf Datei, denn das dicke Buch erklärt nur die rudimentären Funktionen, dafür immerhin in 40 Sprachen.

Als ich mich gerade frage, ob der Akku inzwischen wohl voll genug ist für Backup und ein Kartenupdate, fällt mir ein, dass die Queen Mary 2 heute mal wieder den Hamburger Hafen verlässt. Die Möglichkeit, mal eben das Navi zu testen, vielleicht taugts ja auch ohne Update schon. Also Kamera geschnappt, Saugnapf an die Scheibe und Elbuferweg eingegeben. Ich hab gedacht ich kenn wirklich jeden blöden Weg in Hamburg, aber auf diese Strecke wäre ich nie gekommen. Die Autobahn nach Horn? Na denn, wenns so sein soll. Innerlich hab ich mich da schon zur Post wandern sehen mit der Rücksendung, aber das Gerät hat mich tatsächlich in einer knappen halben Stunde durch die ganze Stadt geschickt, mich nebenbei vor der Baustelle am Kajen gewarnt und gefragt, ob ich ausweichen oder die Warnung ignorieren will.
Ich fahr seit über 30 Jahren in der Stadt rum, aber heute kam ich mir vor wie ein blutiger Anfänger. Immerhin darf man noch selber fahren, mal gucken wann einem das auch noch abgenommen wird.

Auf dem Elbuferweg waren etliche Bollerwagenkapitäne unterwegs, einige hatten so schwer geladen, dass selbst der Bollerwagenführerschein in Gefahr war. Der Rest war die übliche Nachmittagsflanage auf der Strecke, auch nicht voller als üblich. Der große Hype scheint langsam vorbei zu sein, der Dampfer zieht heute keine 100.000 Schaulustige mehr an.

Deswegen hätte ich heute bestimmt auch den üblichen Weg in einer halben Stunde geschafft, ohne Navi. 

Schreibmusik: Emmylou Harris - Stumble Into Grace














Montag, 10. Mai 2010

Maifeiern Teil 2: Aufstiegsparty
















Die Niederlage gegen Paderborn im letzten Spiel der Saison konnte die geplante Party nicht verderben, in der nächsten Saison gibt es Fußball und Party in der 1.Klasse. Erstklassig war auch die Party, die sich anschließend vor dem Stadion und auf dem Kiez abgespielt hat. Spielbudenplatz sowie die auf beiden Seiten gesperrte Reeperbahn waren durch 80.000 Pauli Fans komplett besetzt. Ausnahmezustand auf dem Kiez, die Fangesänge dürfte man selbst in den Seitenstraßen vernommen haben, wenn die nicht sowieso schon mitgesungen haben. Einzig die Bierversorgung war etwas problematisch, ein paar Versorgungswagen direkt auf der Reeperbahn wären keine schlechte Idee gewesen.
Die Kneipenwirte auf dem Kiez hatten ja vorher vollmundig angekündigt ihre Getränkevorräte, dem Anlass entsprechend, aufzustocken. Im Cafe Keese scheint man das nicht ernst genug genommen zu haben, jedenfalls gelang es uns problemlos während der Pinkelpausen im CK ihre Grappavorräte zu lenzen, auf solche Wünsche war wohl keiner vorbereitet. Am allerwenigsten die Kellnerin, der wir erst einmal Unterricht in Getränkekunde geben mussten. "Steht da denn auch Grappa drauf auf der Flasche?" Normalerweise schon, wenn welcher drin ist. Dafür war der dann überraschenderweise nicht nur extrem lecker, sondern auch sehr anständig eingeschenkt. Hätten die noch eine Flasche gehabt, ich könnte jetzt garantiert nichts mehr schreiben.

Das Sahnehäubchen bei der ganzen Party war allerdings für mich das Wiedersehen mit den Kumpels aus alten Tagen, FC Urgesteine, mit denen ich schon vor 33 Jahren den ersten Aufstieg in die Bundesliga gefeiert habe. Fünfzehn Jahre nicht gesehen und doch wiedererkannt, ich freu mich auch schon derbe darauf, das demnächst zu wiederholen. Mit mehr Grappa allerdings, dann ist die Koje auch in Reichweite.

In selbige werde ich mich jetzt verziehen, es warten schließlich noch ein paar Feiern in diesem Monat.

Schreibmusik: AC/DC - Let There Be Rock




























Sonntag, 9. Mai 2010

Maifeiern Teil 1: Hafengeburtstag

















Jahrelang habe ich auswärtige Gäste, Freunde und Bekannte, über den Hamburger Hafengeburtstag geschleppt, ob bei strahlendem Sonnenschein oder Hamburger Dauerregen. Im Laufe der Zeit haben sich so feste Rituale entwickelt, Backfisch als Grundlage und dann ordentlich schwimmen lassen das Ding. Seit Jahren nehme ich mir vor eine längere Pause einzulegen, aber so richtig klappen will das nicht, inzwischen bin ich meistens der, der mitgeschleppt werden muss. Meistens ist zufällig gerade dann jemand in Hamburg, den man schon länger nicht gesehen hat, und schon ist man wieder drin im Ritual. Den Backfisch hab ich heute mal ausgelassen, der Rest war wie immer. Man schiebt sich durch Horden von feierwilligen Einheimischen und Touristen, von einem Bierstand zum nächsten, trifft die obligatorischen Junggesellen auf Junggesellenabschiedspartys, hört Punk auf der einen und grottigen Schlager auf der anderen Seite und wenn man Glück hat, dann findet man sogar einen halbwegs ruhigen Sitzplatz, an dem man sich zur problemlosen Verständigung nicht anschreien muss.
Von dort kann man dann zwar das Feuerwerk nicht sehen, aber wer braucht schon Feuerwerk wenn er ein kaltes Astra und einen trockenen Sitzplatz hat.

Man hätte sich ja durchaus auch mal in einer netten Kneipe treffen können, hätte dort sogar wärmer und gemütlicher gesessen, wahrscheinlich ein gepflegter gezapftes Pils und vielleicht ja sogar Backfisch bekommen. Man hätte sich nett unterhalten können, ohne seine Stimme laufend erheben zu müssen, und vor den Toiletten hätten keine 200 Frauen gestanden.

Da wäre dann allerdings auch nicht die Queen Mary II vorbeigeschwommen und hätte ihre zwei Schiffshörner ertönen lassen, zusammen mit den ganzen anderen kleinen und großen Pötten auf der Elbe. 

































Schreibmusik: Carla Olson - Within An Ace

Freitag, 7. Mai 2010

Tausche Augsburg gegen Paderborn
















Steh ich doch heute morgen an der Stadionkasse des FC St.Pauli um ein paar Tickets zu kaufen, aber die Kasse ist nicht besetzt. Vor mir ein Paar mittleren Alters, das offensichtlich auch schon etwas länger wartet. Nichts passiert, keiner sagt was. Nach ein paar Minuten frage ich die beiden nach dem Verbleib des Kassierers.
"Hajo, da gibsch ein paar Brobleme mit mei Kadde". Als ich noch grübel ob er jetzt seine Kreditkarte meint, erscheint auch schon der Kassenmann. Im weiteren Verlauf  erfahre ich, dass der Herr vor mir, anscheinend auswärtiges AFM Mitglied, wohl mal telefonisch eine Karte für das Spiel gegen Paderborn bestellt hat, aber unglücklicherweise hätte da jemand Augsburg verstanden, und das wär ja nun schon ne Weile her. Jetzt müsste man den Chef mal fragen, was denn zu tun wär, aber der wäre gerade unauffindbar. Die beiden wollten dann erst einmal etwas essen gehen und in einer Stunde wiederkommen, nachdem der freundliche Mann an der Kasse versprach, dass man da sicher was machen könne, er würde sie auch auf dem Handy anrufen, wenn der Chef gefunden wird. Das, liebe Fußballfreunde, nenne ich Service.

Allerdings gehen mir jetzt die Worte "da kann man bestimmt was machen" nicht mehr aus dem Kopf. Ich sollte mir auch so einen Dialekt zulegen, vielleicht liegts ja daran.

Schreibmusik: Delirium Tremens mit xs4all und Dorfscheff auf DBWG Radio

Donnerstag, 6. Mai 2010

Verschmutzung des Geistes?
















Papst Benedikt, der das Internet gerade als Quell allen Übels entdeckt hat, fordert die Gläubigen zu aktivem Handeln im Netz auf. Damit der endlose Fluss der Informationen im Internet eine Seele erhalte. In der Katholischen Kirche Heilig-Geist (ich hab das nur abgeschrieben) haben sie das gleich mal umgesetzt und bieten sogar Gespräche mit dem Chef an.
Aber ob das so eine gute Idee ist mit eigenen Chaträumen, wo man doch inzwischen weiß, dass Pädophile dort häufig ihre Opfer suchen? Oder sollte das etwa....

Ich mag den Gedanken gar nicht aussprechen, so ungeheuerlich käme mir das vor.

Schreibmusik: Slash - Slash (2010)

Montag, 3. Mai 2010

Vincent will meer
















So langsam entwickelt sich das Zeise zu meinem Lieblingskino, jedenfalls ist es das einzige Kino, in dem ich noch nie einen schlechten Film gesehen habe. Der gerade angelaufene Sin Nombre hätte mich zwar ebenfalls sehr gereizt, aber ich hatte Madame Z. im Vorwege schon so viel über Vincent will meer erzählt, dass ein kurzfristiges Umschwenken sicher für Irritationen gesorgt hätte. Abgesehen davon wäre ein Tausch von Komödie gegen Sozialdrama nicht vermittelbar gewesen, auch wenn es in diesem Fall eine Tragikomödie war. Zum Film:

Der 27jährige Vincent (Florian David Fitz) leidet am Tourette-Syndrom. Seine Mutter ist gerade gestorben, sein Vater (Heino Ferch), ein blasierter Lokalpolitiker, kann mit seinem Sohn nichts anfangen und steckt ihn in eine Reha-Klinik, in der er lernen soll seine Ticks zu unterdrücken. Dort lernt er die magersüchtige Marie (Karoline Herfurth) und den Zwangsneurotiker Alexander (Johannes Allmayer) kennen. Da Vincent die Asche seiner Mutter, die er in einer Bonbondose mit sich rumträgt, unbedingt ans Meer bringen will, klaut er zusammen mit Marie den alten Saab der Heimleiterin Dr. Rose (Katharina Müller-Elmau). Weil Alexander droht, den Diebstahl frühzeitig zu verraten, wird er kurzerhand mit eingesackt. Zusammen begeben sie sich auf eine Tour nach Italien, ans Meer, nach San Vicente, immer verfolgt von Dr.Rose und Vincents Vater. Natürlich kann das bei dieser Konstellation auch nicht wirklich gut gehen.

Nach Fatih Akins Soul Kitchen der zweite deutsche Komödienvolltreffer in diesem Jahr. Eine Komödie über Behinderte hätte durchaus auch in übelsten Klamauk ausarten können, aber Ralf Huettner hat hier alles richtig gemacht. Das Drehbuch stammt von Florian David Fitz, der auch den Vincent spielt. Die Rolle hat er sich wohl auf den Leib geschrieben, auch wenn ich dafür 5 Euro ins Phrasensparschwein werfen muss. Ich fand ihn umwerfend gut, Tourette kann auch schnell mal lächerlich wirken, Vincent merkt man den inneren Kampf an, gegen den Clown, der ihm zwischen die Synapsen scheißt, immer wenn er es überhaupt nicht gebrauchen kann. Karoline Herfurth als Magersüchtige ist ebenso überzeugend wie Johannes Allmayer als Neurotiker. Auch wenn es viele komische Momente gibt, merkt man doch häufig, dass es auf ein tragisches Ende zulaufen muss. Ein sehr ungutes Gefühl, weil man den drei Obersympathen so gerne ein Happy End wünschen würde. Völlig unnötig fand ich allerdings, dass Marie neben ihrer Magersucht auch noch die dicksten Tüten gebastelt hat. Entweder kiffen oder hungern, beides zusammen halte ich für völlig unrealistisch.

Vielleicht kein Film für das durchschnittliche Keinohrhasenpublikum, aber das Kino war gerammelt voll, wir haben viel Glück gehabt mit den Sitzen. Es wäre dem Film zu wünschen, dass es noch ein paar Wochen so bleibt. Da man ja heute schnell als Raubkopierer verhaftet wird, wenn man im Kino das Handy zückt, gibt es nur ein Foto von der Fassade des Zeise.

Und natürlich ist das Handy im Kino sowieso ausgeschaltet.

Schreibmusik: Cory Chisel & The Wandering Sons -  Death Won't Send A Letter

Sonntag, 2. Mai 2010

Aufstieg!
















Ich möchte nicht wissen, was jetzt auf dem Kiez los ist. Aber ich wäre gerne dabei.