Freitag, 30. Juli 2010

Planlos im Hafen
















Da die letzte Nacht äußerst erfolgreich war, was die Ausbeute an brauchbaren Fotos betraf, beschloss ich, das auf der anderen Elbseite zu wiederholen, solange der Hafen noch so schick beleuchtet wird. Es muss eine Möglichkeit geben, für Fotos näher an die Köhlbrandbrücke heranzukommen, davon war ich schon immer überzeugt. Vor einigen Jahren fand ich, mehr durch Zufall, einen Ort mit ziemlich guter Perspektive, nachdem ich recht lange im Hafengebiet herumirrte, damals noch mit Stadtplan. Das war allerdings bei Tageslicht und die Wahrscheinlichkeit, genau diesen Platz mitten in der Nacht wiederzufinden, erschien mir doch zu gering. Also das Straßenkartenorakel von Google nach denkbaren Standorten durchforsten, die Adressen im Navigationsgerät speichern und ab dafür. Dank modernster Technik verlieren selbst die unbekanntesten Ecken ihren Schrecken, sogar in dunkelster Nacht.
Frau Becker hat mich dann auch wie erwartet über die Elbinsel in den Hafen geführt, die kürzeste Route sollte es sein und bis zum Veddeler Damm hat das auch funktioniert, wobei ich mich bis hier hin auch noch selber auskenne. Dann fing Kathrin an zu nerven. In 300 Metern rechts abbiegen. Ja, würde ich gerne, dummerweise ist die Brücke gesperrt, also denk dir bitte etwas anderes aus, ich fahr solange einfach weiter. Neuberechnung der Route. Nach Möglichkeit wenden. Ich denk nicht dran, wenn ich wende steh ich wieder vor der Baustelle, also weiter. Jetzt nach Möglichkeit wenden. Niemals, nein. Oder doch, denn der Weg entpuppt sich langsam als Sackgasse und ich habe keine Lust morgen in den Schlagzeilen zu lesen „Autofahrer landete im Hafenbecken“.  In 300 Metern links abbiegen. Die Brücke ist immer noch gesperrt, wer hätte es gedacht, also ignorieren. Neuberechnung der Route. Nach Möglichkeit wenden. Es wird ja wohl mehr als eine Möglichkeit geben, von hier aus in den Freihafen zu kommen, oder? Wendekommandos werden weiter ignoriert, gib mir eine andere Strecke. Neuberechnung der Route. In 100 Metern scharf links abbiegen. Na also, klappt doch, warum nicht gleich so. Leider ist die neue Strecke nach 500 Metern ebenfalls eine Sackgasse. Es gibt einige Zollstationen im Freihafen, es gibt auch welche die 24 Stunden geöffnet haben, diese hier gehört nicht dazu. Das Bollwerk dürfte selbst mit einem Panzer nicht zu durchbrechen sein, also wende ich. Neuberechnung der Route. Nach Möglichkeit wenden.
Himmelherrgottsakramentnocheinmal, ich habe gerade gewendet, warum wohl, du blöde Kuh. Was für ein Glück, dass Navigationsgeräte einen nicht wegen Beleidigung verklagen können, was für ein Unglück, dass ich bei meinem nicht durch eine simple Eingabe eine Straße sperren kann.
Bitte biegen sie rechts ab. Zurück zur Baustelle an der Brücke? Vergiss es, ich fahre jetzt durch die Stadt und durch den Elbtunnel, bis dahin hat Kathrin Sendepause.
Am Kiez angekommen beschließe ich Frau Becker wieder zum Leben zu erwecken, mit fatalen Folgen. Biegen sie in 100 Metern links ab. Reflexartig gehorche ich Kathrin, die anscheinend einen kürzeren Weg nach Othmarschen kennt, auch wenn ich kurz grüble, warum ich jetzt über die Davidstraße fahren soll, zumal ich dort nicht  in die Hafenstraße abbiegen darf. Als ich noch überlege was das soll, kommt mir so langsam die Erleuchtung, Kathrin will mich durch den alten Elbtunnel lotsen, der um diese Zeit längst geschlossen ist.
Jetzt hab ich endgültig die Faxen dicke, das Navi geht erst wieder ans Netz wenn ich in Waltershof abfahre.
Das Ziel habe ich dann auch irgendwann erreicht, leider entpuppt sich der Standort als Niete. Um die Brücke in ihrer ganzen blauen Schönheit ablichten zu können müsste ich schwimmen gehen. Entweder ist die Autobahn im Weg oder es sind Bäume, die nur eine Teilansicht zulassen. Da ich nicht sicher bin, ob mich in den Hinterhöfen der ansässigen Firmen eine Horde Dobermänner oder ähnliches erwartet, verzichte ich auf Einbrüche und breche stattdessen den Versuch ab.
Nächstes Ziel ist das Theater im Hafen, das ich mit der Fähre von den Landungsbrücken aus wesentlich einfacher und schneller hätte erreichen können. Denn die Baustelle mitten auf der Köhlbrandbrücke war etwas zu eng für den vor mir fahrenden Schwertransport, immerhin konnten die Spezialisten das Problem nach etwa 30 Minuten doch noch lösen. Der Blick von da oben auf den Hafen bei Nacht ist überwältigend, einzig das Aufgebot an Ordnungshütern hat mich gehindert, da auszusteigen und mein Stativ aufzubauen.
Kaum von der Brücke runter erblicke ich in der Ferne blaues Licht, nur nicht das richtige Motiv, dieses blinkt und befindet sich auf dem Dach eines Peterwagens, der natürlich genau die Straße blockiert in die ich einbiegen will. Geht das heute noch mal weiter?  Ja, sagt der Hüter der Ordnung, ist nur ein Schwertransport der die Gegenfahrbahn benutzen möchte. Schwertransporte sind der Hit im Hafen, ganz besonders nachts um halb zwei.
Auf dem Parkplatz des Theaters angekommen, hält neben mir ein Golf, ich bin nicht der einzige Irre hier, auch die kommen zum fotografieren. Als ich mein Stativ schultere höre ich noch einen Stoßseufzer hinter mir. "Was für eine Odyssee." Dem kann ich nur still beipflichten, und schlagartig fühle ich mich besser. Ich bin nicht der einzige Irre, ich bin auch nicht als einziger herumgeirrt.

Kathrin hat mich dann merkwürdigerweise ganz locker über die Veddel wieder aus dem Hafen herausgeführt, wieso das in der Gegenrichtung nicht funktioniert hat werde ich wohl nie erfahren. Navigationsgeräte sollte ich nur in fremden Städten verwenden, hier fühle ich mich laufend verarscht.

Bilder in höherer Auflösung *klick*

Schreibmusik: Aufm Berch 2010, Burg Herzberg Special auf DBWG Radio

Donnerstag, 29. Juli 2010

Alles ist erleuchtet
















Für den Hafen trifft das jedenfalls zu, der für die Hamburg Cruise Days 2010 vom Lichtkünstler Michael Batz wieder einmal wunderbar illuminiert wurde. Nicht überraschend daher, dass man an sich an jeder guten Ecke erst einmal brav in die Schlange der Stativträger einreihen musste. Das ließ dann wenigstens Zeit für ein paar Fachsimpeleien unter Gleichgesinnten, bis dann endlich der ideale Standort frei wurde. Hat sich aber gelohnt, am Wochenende dürfte es deutlich voller werden.








































Montag, 26. Juli 2010

Cocktails für Anfänger
















Eigene Cocktails sind was anderes, nämlich mehr Arbeit und Sauerei in der Küche. Das ist nicht etwa ein Werbeslogan von Shatlers, den Spruch hab ich in einem Forum gelesen, zusammen mit einer sehr positiven Kritik über die fertig gemixten Cocktails aus der Dose. Natürlich konnte ich da nicht widerstehen und habe mir gleich eine Auswahl kommen lassen, das volle Programm plus ein paar meiner Lieblingsdrinks zusätzlich, falls man mal mehr als nur einen Mai Tai trinken möchte. Während der großen Hitzewelle habe ich allerdings die Finger vom Alkohol gelassen, so dämmerten die Pappdosen schon seit ein paar Wochen in meinem Kühlschrank dahin, bis ich gestern die Gelegenheit nutzte und eine, quasi öffentliche, Verkostung einer kleinen Auswahl während meiner Sendung im Radio vornahm.
Der Vorteil bei kleinen Webradios liegt ja auch darin dass man, anders als vielleicht bei den Öffentlich-Rechtlichen, auch mal live die Kante geben kann, wenn man es nicht furchtbar übertreibt. Da ich den Mitschnitt noch nicht angehört habe kann ich zum Lallfaktor wenig sagen, ich fand meinen Zustand nach drei Cocktails noch ganz passabel, aber was weiß ich schon. Es gab jedenfalls keine Kommentare der Hörer in dieser Richtung, einen vierten hätte ich aber nicht mehr testen wollen, bei den durchschnittlich 12% Alkohol war das völlig ausreichend für einen Abend.
Fertig gemixte Drinks betrachte ich mit ähnlichem Argwohn wie Fertiggerichte, das meiste ist ekelhafter Mist, einige sind halbwegs genießbar, der winzige Rest ist nach ein paar nötigen Verfeinerungen durchaus akzeptabel. Der letzte Drink den ich unbedingt ausprobieren musste war der "fertige" Bacardi Mojito, der nicht nur ekelhaft schmeckt sondern auch so gut wie keine Arbeit abnimmt, Limetten zerstoßen und Eis crushen muss man sowieso. 
Jetzt kommt da die Firma Shatler und bietet nicht nur relativ simples Zeug wie Caipirinha oder Tequila Sunrise an, sondern auch durchaus diffizile Drinks wie Singapore Sling, Mai Tai oder Planters Punch, nur das Eis soll man noch selber crushen, schütteln, draufkippen, fertig, und?
Schmeckt. Überraschend gut sogar. Der Caipirinha war mir persönlich etwas zu sauer, ein wenig Rohrzucker half dem nicht nur ab, es stellte sich mit den knirschenden Zähnen auch sofort das Gefühl ein, einen selbstgemachten Caipi zu schlürfen. Richtiggehend begeistert war ich vom Mai Tai, den schon so manche Bar nicht anständig hinbekommt, weil drei vernünftige Rumsorten schon zu aufwendig sind. Keine Ahnung was die bei Shatlers verwenden, aber der geht runter wie Öl. Seltsamerweise geht der auch sofort in den Kopf, obwohl auch da nur 12.1% angegeben werden. Mai Tai sollte man immer als letzten Drink nehmen. Gewählt hab ich dann den Swimming Pool, der farblich zwar nicht ganz überzeugte, geschmacklich dafür in Ordnung war, doch diese süßen Kokosnusscocktails sind ohnehin nicht meins.
Wer gerne mal Cocktails schlürft, aber nicht in eine gut gefüllte Bar investieren kann oder will, der bekommt für 3 Euro pro Dose tatsächlich einen reellen Gegenwert. Ob ich weitere Investitionen in dieser Richtung tätigen werde, da warte ich erst einmal ab, bis ich die restlichen 16 Dosen vernichtet hab.


Schreibmusik: Townes van Zandt - No Deeper Blue

Samstag, 24. Juli 2010

Kleider machen Leute, oder auch nicht
















Da steht man in der Kassenschlange bei Aldi, lässt leicht gelangweilt seine Blicke umherschweifen und bleibt auf den Socken des Vordermannes hängen, gut erkennbar durch die Bermudashorts. Lonsdale. Lonsdale? Da war doch mal was. Schlagartig von Misstrauen erfasst, unterzog ich Mr.Lonsdalesocke heimlich einer genaueren Musterung, ohne allerdings zu einem eindeutigen Ergebnis zu kommen. Keine Glatze, keine auffälligen Runen, noch nicht mal irgendwie unsympathisch, was man so erkennen kann. Wieso trägt der Nazisocken? Und eine nette Freundin hat er anscheinend auch an seiner Seite, Nazis haben keine hübschen Freundinnen. Nazis sind verklemmt. Nazis haben auch immer so einen angestrengten und hohlen Gesichtsausdruck, der nicht. Also anscheinend jemand, der keine Ahnung hat, was er da trägt. Oder doch ein heimlicher Sympathisant?
Früher war alles einfacher, das Pack hat man meist auf Kilometer Entfernung schon erkannt, Skins hab ich nur über den Weg getraut, wenn sie mir in der Hafenstraße oder im Stadion begegneten, inzwischen ist aber nicht mal ein Glatzkopf ein erster Hinweis. Alopecia kann ja jeden treffen.
Ein paar Stunden später entdecke ich dann, dass ich wohl der bin, der keine Ahnung hat. Dass die Marke wohl mal gerne von Nazis getragen wurde oder wird, sich die Firma aber eindeutig davon distanziert hat, ebenso wie der Vertrieb in Deutschland. Sogar der Christopher Street Day wurde gesponsert und eine bunte Werbekampagne ins Leben gerufen. Mit durchschlagendem Erfolg, der Absatz soll um 75% eingebrochen sein, die Faschos mögen Lonsdale jetzt nicht mehr, der Rest mag Lonsdale noch nicht. In ihrer neuen Lieblingsmarke haben die Faschos jetzt dafür, nach NSD und A, endlich auch den fünften Buchstaben unterbringen können, den sie entziffern können.
Jetzt hab ich irgendwie ein schlechtes Gewissen, weil ich jemanden nach seinen Socken beurteilen wollte. Trotzdem konnte ich mich noch nicht zu einem Lonsdale Solidaritätskauf durchringen, obwohl neue Socken ohnehin auf dem Einkaufszettel sind. Aber irgendwie beunruhigt mich der Gedanke, ich könnte bei Aldi in der Schlange stehen und der Mensch hinter mir mich für einen Faschisten halten. Den Antifa Button deswegen am Rücken der Jacke anzubringen ist irgendwie lächerlich.
Das Foto hat damit übrigens nichts zu tun, ist eher zufällig und auch nicht bei Aldi entstanden, es sind keine Socken zu erkennen und die Leute sind mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auch keine Nazis. Aber wenigstens der Blickwinkel stimmt.

Schreibmusik:  Selig - 1Live Radiokonzert Mitschnitt

Mittwoch, 21. Juli 2010

Crisis? What Crisis?
















Der Titel dieses alten Supertramp Albums fällt mir immer dann ein, wenn die freudige Nachricht eines weiteren arbeitsreichen Samstags überbracht wird. Gezählt hab ich in den letzten Wochen und Monaten nicht, aber das Gefühl, dass die Arbeit in diesem Land irgendwie ungerecht verteilt ist, das beschleicht mich schon länger. Immerhin muss ich jetzt nicht grübeln, ob die Strände in Scharbeutz oder Sierksdorf für Kinder vielleicht besser geeignet sind als Timmendorf, ich werde es dieses Wochenende jedenfalls nicht herausfinden.
Wenigstens soll sich das Wetter ändern, ich werde am Samstag wohl nicht mehr bei kühlen 22 Grad Raumtemperatur auf die gleißende Sonne draußen gucken. Ebenfalls erspart bleibt mir dann wohl auch der Schock zu Feierabend, 33 Grad warme Luft, die einen nach 10 Stunden Klimaanlage selbst um 21 Uhr noch trifft wie ein Hammer, das ist schon grenzwertig. Ich bin nordisch by nature, da ist so etwas auf Dauer nicht zuträglich.

Schreibmusik:  The Waterboys - Live Adventures

Sonntag, 18. Juli 2010

Äxte im Stadtpark
















Es dürften so an die fünfzehn Gitarren gewesen sein, die sich Joe Bonamassa während der knapp zwei Stunden im Stadtpark zureichen ließ. "Vor acht Jahren startete ich meine Karriere, ein paar hundert Meter von hier, in einem Laden namens Downtown Blues Club, damals spielten wir vor 60 oder 70 Leuten und ich dachte noch, gar nicht mal so schlecht, darauf können wir hinterher mit einem Glas Schampus anstoßen. Ich konnte mir ja nicht ausmalen, dass wir heute hier vor 3.500 Leuten spielen. Thank You Hämbööörg."
Solche Geschichten werden ja vom Publikum immer dankbar angenommen, dessen Altersdurchschnitt die 33 Lebensjahre vom Herrn Bonamassa deutlich überschritten haben dürfte. Wenn er in 20 Jahren immer noch seinen Bluesrock spielt, dann kommt die Hälfte des Publikums wahrscheinlich mit Rollatoren.
Noch wesentlich jünger war das Gitarrentalent Jimmy Bowskill, der das Vorprogramm bestritt und so schon am Anfang der Karriere größere Zuschauerzahlen genießen durfte. Die Stimme ist da noch ausbaufähig, aber Gitarre spielen kann er schon, auch wenn er scheinbar erst drei Instrumente zum wechseln hat, jeder fängt halt mal klein an.
Sehr amüsant war mal wieder den Hamburger Nachwuchs, die Amateurklampfer standen, wie bei solchen Konzerten üblich, mit ihren Handys und Digicams in den ersten Reihen, um bei jedem Solo die Linse auf das Brett zu richten. Ich für meinen Teil habe heute gemerkt, dass Bluesrock nur noch in seltenen Fällen etwas für mich ist. Hätte Bonamassa mich nicht vor Jahren mit einer sehr geilen Coverversion von Jethro Tulls "A New Day Yesterday" überzeugt, dann hätte ich den Namen kaum auf dem Schirm. Vielleicht habe ich auch in meinem Leben schon zu viele Gitarrenlegenden gesehen, irgendwann wurden großartige Songs einfach wichtiger als großartige Gitarrensoli. Joe Bonamassa ist einer der wenigen, denen ich eine gewisse Nachhaltigkeit zutraue, denn so langsam wird es da auch was mit den Songs, The Ballad Of John Henry ist ein feines Album. Die neue Scheibe heißt Black Rock und wurde auch gleich mitgenommen, auf Konzerten werden inzwischen wahrscheinlich mehr CDs verkauft als in Plattenläden, jedenfalls wenn es gut war. Dieses war gut, wenn auch nicht außergewöhnlich.

Schreibmusik: Joe Bonamassa - The Ballad Of John Henry/Black Rock

Freitag, 16. Juli 2010

Schland o Schland
















Bei Edeka in Ahrensburg ist die Fußballweltmeisterschaft noch nicht vorbei, oder die Preise für Erdbeeren sind da sehr stabil.

Mittwoch, 14. Juli 2010

Happy to be blöd

















Lifestyle war gestern, heute geht es direkt an den Kopf, Mindstyle ist angesagt. Endlich haben auch Esoteriker und andere Verwirrte ein Magazin, der Heinrich Bauer Verlag bringt Happinez in ihr Leben. Ein Heft für Menschen, die interessiert sind am Entdecken ihrer Innerlichkeit, ohne gleich einen Chirurgen bemühen zu müssen. Das ganze in hochwertigster Haptik und Optik, garniert mit spannenden Artikeln über Weisheit, Psychologie und Spiritualität. Damit auch niemand diesen Blödsinn übersieht, wird das Blatt bei Rewe auch gleich an exponierter Stelle aufgestellt, die knallig bunte Aufmachung soll dann sicher für die nötige Aufmerksamkeit bei der Zielgruppe sorgen.
Für nur 4.95 Euro gibt es auch gleich ein Gimmick der Sonderklasse in der ersten Ausgabe, Karten der Weisheit zum heraustrennen, für mehr Liebe im Leben. Gimmicks, lieber Bauer Verlag, haben auch YPS nicht helfen können, ich bin aber schon gespannt was uns in den nächsten Ausgaben erwartet. Vielleicht ja  ein Starschnitt in Lebensgröße von Backwahn Osho, die Gebetskette zum selberknüpfen oder endlich die berühmten Löffel, mit denen man die Weisheit fressen könnte. Für echten Mindstyle der Happinezleser wären allerdings mindestens Suppenkellen vonnöten fürchte ich.
Selbstverständlich wird auch dem fortgeschrittenen Esoteriker einiges an käuflichen Utensilien geboten, vom indischen Brautbecher bis zum Wandbehang "Weihrauch" lässt das Angebot keine Wünsche offen, seine heimische Spökenkiekerbude zu schmücken.
Irgendwie tröstlich aber, dass der Mist da unverändert schon seit Wochen steht, wenn nicht jemand täglich das Regal neu auffüllt, dann war das bis jetzt kein Verkaufsschlager.

Schreibmusik: The Alarm - Eye Of The Hurricane

Sonntag, 11. Juli 2010

Stadt Land Flucht
















Eine weitere Möglichkeit dem Hitzekollaps zu entgehen ist die Flucht ans Wasser, immerhin sind es direkt an der Küste meistens ein paar Grad weniger auf dem Thermometer und das Wasser der Ostsee ist eine weitere dankbar angenommene Erfrischung. Hätte Deutschland heute das Endspiel bestritten, wären wir vielleicht sogar ohne den üblichen Stau durchgekommen.
Die Bedienung des spanischen Restaurants, das wir für mehrere Stunden frequentierten, hatte wohl auch nur noch das Endspiel im Kopf. Die lange Wartezeit auf Getränke und Essen wurde aber von der Bedienung auf sehr charmante Art überspielt. Ein Freund des Kellners soll einmal die Bemerkung fallen gelassen haben, der Service wäre echt beschissen, aber das Essen einfach zu gut. Dem kann ich mich anschließen, auch wenn ich einen weniger harten Ausdruck bevorzugt hätte. Die Chorizo mit Zwiebeln in Rotwein war jedenfalls ausgezeichnet.
Aber, die spanischen Farben in allen Ehren, rotes Alsterwasser habe ich das erste und letzte mal getrunken.

Schreibmusik: The Black Keys - Brothers

Samstag, 10. Juli 2010

Drei Möglichkeiten den Tag zu überleben










































Morgens: Ausgiebiges Frühstück bei den Bagel Brothers mit Chicken Fajita Bagel und einem großen Mocca Freeze Dark statt der üblichen heißen Kaffeeplörre. Sehr gut klimatisiert der Laden, genau diese Gradzahl hätte ich auch gerne in der Nacht. Wird ein Wunschtraum bleiben.
Mittags: Elbstrand. Im Wasser abkühlen und ein stets wachsames Auge auf eventuell freiwerdende Schattenplätze in der Strandperle werfen. Ist jemand schneller, wieder ins Wasser gehen. Hat man einen Platz sicher, von innen mit kaltem Alsterwasser nachkühlen.
Abends: Fußbadewanne mit Eiswasser auf den Balkon stellen, ab und zu damit die Körpertemperatur senken. Von innen mit eiskaltem Alsterwasser nachkühlen.
Vernunftbegabte Menschen werden natürlich bei diesen Tipps die Hände über dem Kopf zusammenschlagen, aber mir gehts gut. Angesichts der gefühlten 40 bis 50 Grad Lufttemperatur heute nicht selbstverständlich.

Schreibmusik: Rolling Stones - Exile On Main Street

Freitag, 9. Juli 2010

Ausgestorben
















Einen der raren Parkplätze vor dem hiesigen Bezirksamt zu erwischen, das sind wenigstens 5 richtige im Lotto. Dabei habe ich mich noch gefragt, ob eine knappe Stunde Zeit vor der Arbeit  überhaupt ausreichen um den neuen Personalausweis abzuholen. Innerlich war ich schon darauf gefasst eine Wartenummer zu bekommen und mich mindestens eine habe Stunde mit alten Zeitschriften amüsieren zu dürfen. Worauf ich nicht gefasst war sind die Sommerferien, die wohl gerade in Hamburg angefangen haben. Noch viel weniger hätte ich gedacht, dass in den Ferien die Bezirksämter dadurch wechselweise geschlossen haben. Das erklärte dann ja auch die zwei freien Parkplätze. Warum die Türen des Kundenzentrums geschlossen waren, das Gebäude selber aber nicht, ist dann wieder eine andere Frage.

Schreibmusik: Fever Ray - Fever Ray

Donnerstag, 8. Juli 2010

Kunden auf /dev/null
















Kontaktformulare sind heutzutage die beste Möglichkeit von Kunden verschont zu werden, die Firma Becker jedenfalls scheint die Daten automatisch in den Mülleimer umzuleiten, auch wenn sie auf ihrer Seite in Großbuchstaben versichert "Wir freuen uns von Ihnen zu hören."
Wahrscheinlich rechnen sie damit, dass der Kunde erst einmal den Unzulänglichkeiten seines Computers oder Browsers die Schuld gibt. Meine diversen Anfragen wurden bis jetzt völlig ignoriert, eine Mailadresse ist entweder nicht vorhanden oder hervorragend versteckt, das Kartenupdate meines Becker Navis ist über mehrere Wochen an nicht erreichbaren Servern gescheitert. So ist mir immer noch nicht klar, warum mir nicht das neuste Update angeboten wird und ich mit Quartal 3/09 vorlieb nehmen muss. Klar ist mir aber, dass ich mir kein Gerät dieser Firma mehr kaufen werde, auch wenn ich zugeben muss, dass es seinen Job bislang ganz anständig verrichtet.
Grandios auch wieder mal DHL, die mir heute mit Bedauern mitteilen mussten, dass mein Nachforschungsantrag leider nicht von Erfolg gekrönt war.
Bitte entschuldigen Sie, dass wir Ihre Qualitätserwartungen in diesem Fall nicht erfüllt haben. In diesem Fall?
Vielleicht hätte der DHL Hausdetektiv einfach mal seinen Kollegen von der Zustellung fragen sollen, der das Paket nach 5 Wochen gefunden und endlich beim Empfänger abgegeben hat. Was mir übrigens schon seit einer guten Woche bekannt ist. Hätte die DHL doch nur ein Kontaktformular gehabt...

Schreibmusik: A.R.Machines - Die grüne Reise

Montag, 5. Juli 2010

Laut und Luise
















Statt sich wie geplant im Ti Breizh mit Galettes und Crepes den Magen vollzuschlagen, was bei der Hitze wohl ohnehin nicht die goldene Idee gewesen wäre, hab ich den Sonntagnachmittag mit Robert Metcalf & Band, der Hexe Knickebein, Clown Pauli und etlichen anderen Größen des (Kinder)Showbusiness verbracht. Enkelkinder besitzen bei der Freizeitgestaltung natürlich Priorität vor Spezialitätenrestaurants, da tuts dann auch mal eine Portion Pommes Rot/Weiß zwischendurch. Wesentlich wichtiger wurden irgendwann Kaltgetränke, so ziemlich die einzige Möglichkeit diese Affenhitze zu überstehen, denn die diversen Wasserspielzeuge im Park waren fest in Kinderhand und man will ja als Erwachsener nicht unangenehm auffallen. Ich war nicht mehr weit davon entfernt mich in die Schussbahn einer Wasserkanone zu werfen, hab dann aber doch lieber einen halben Liter Alsterwasser bevorzugt um einem Parkverweis zu entgehen.
Seit 16 Jahren gibt es dieses wirklich tolle Kinderfest in Planten un Blomen, veranstaltet vom Verein KinderKinder. Da möchte man tatsächlich noch einmal irgendwas zwischen 2 und 10 Jahre alt sein, wenigstens für ein paar erfrischende Minuten.
Empfehlenswerte Veranstaltung, nicht nur für Luise oder Philip, auch Kevin und Chantal sollten ihre Eltern einmal dahinschleppen. Kultur tut gut, auch den ganz kleinen Menschen.

Sonntag, 4. Juli 2010

Tortillas und Tapas
















Argentinische Rindersteaks auf dem Grill wären eigentlich ideal gewesen heute, ich hab sogar kurzfristig überlegt noch den örtlichen Einzelhandel aufzusuchen, war aber nicht sicher, ob der Weg nicht gänzlich umsonst sein würde. Brasilianische Würstchen waren ohnehin genug da, zusammen mit vielen anderen Leckereien. Wäre sicher einigermaßen schwachsinnig gewesen dann noch Steaks zu holen, hatte aber einen gewissen Reiz, weil man auf der Leinwand gerade sah, wie Jogis Jungs die Argentinier zerlegten. Wie gut, dass unsere EDV Abteilung immer nützliches Equipment für ausführliche Tests bereithält. Der Beamer war eine mindestens so gute Idee, wie die Anschaffung einer größeren Menge an Eiswürfeln, bei diesem Wetter ein absolutes Muss, schon der aufwändigeren Getränkekühlung geschuldet.
Für alle Fälle besorg ich mir aber schon einmal Tapas für Mittwoch, wenn das dann immer noch so weitergeht, dann geb ich Sonntag eine Runde Poffertjes aus, oder was immer man in Uruguay so vernascht. 

Schreibmusik: Deborah Coleman - Soul Be It

Samstag, 3. Juli 2010

Ein afrikanisches Drama
















Immer wenn Ghana spielte habe ich das besonders gerne auf dem Fanfest verfolgt, es war immer schön bunt und laut, auch ohne besoffenes Gegröhle. Vor allem war es nicht so furchtbar überlaufen, so konnte ich mich heute problemlos vor dem Spiel mit Bobotie und Geelrys im Südafrika Pavillon stärken, einem seltsam gewürzten Hackauflauf mit Ei und Rosinen, den ich bei Gelegenheit unbedingt einmal nachkochen muss.   
In der Halbzeit war die Welt noch in Ordnung, der Sonntagsschuss von Muntari zum 1:0 sorgte für Jubel und Staubwolken vor dem großen Bildschirm, das Elfmeterdrama nach 120 Minuten habe ich dann eine Nummer kleiner auf der Couch verfolgt, so blieb mir wenigstens die Enttäuschung auf den Gesichtern der zahlreichen Ghanaer auf dem Heiligengeistfeld erspart. Public Viewing ohne Afrikaner kann ich mir überhaupt nicht mehr vorstellen, das hätte ich gerne noch einmal gegen Holland erlebt.
So werde ich dann morgen ein paar schwarze Jungs in der Firma trösten müssen und darauf hoffen, dass ich diesen Trost am Montag nicht auch benötige.

Schreibmusik: Neko Case - Fox Confessor Brings The Flood

Freitag, 2. Juli 2010

So lärmt der Sommer
















Diese Hitze ist grauenhaft, das ist nicht auszuhalten, ein paar Grad weniger könnten es schon sein. Aus jeder Ecke kommen die gleichen Missfallenskundgebungen und es werden immer mehr Kollegen, die sich zur Erfrischung gerne öfter in meinem eiskalt klimatisierten Büro aufhalten. Die gleichen Kollegen übrigens, die sich vor Wochen noch über den lausigen Sommer beschwert haben.
Wesentlich schlimmer als die Temperaturen finde ich ja die akustische Umweltverschmutzung, die mit diesem Wetter zwangsläufig einhergeht. Aus jedem zweiten Cabrio oder heruntergekurbelten Fenster der tiefergelegten Tunnel Trance Force Fraktion dröhnen wieder Bässe und Drumcomputer ihr feistes Unz-Unz-Unz in die Gegend.
Harmlos gegen die Klänge, die heute Abend aus dem zu breit bereiften Twingo vor mir tönten. Na-na-na-na-na-na Real Love. Na-na-na-etcetera. Eindeutig eine Bohlen Produktion, eine kurze Gedächtnisrecherche ergab den Namen Mark Medlock, ich schäme mich geradezu, dass ich das überhaupt erkannt habe. Meine Neugier war aber geweckt, den Fahrer musste ich mir ansehen, Mut zu schlechtem Geschmack findet man ja eher selten. An der nächsten Ampel ergab sich die Gelegenheit eines Seitenblickes. Langhaarig, hübsch, jung und wohl schon verdorben, jedenfalls was den Musikgeschmack betrifft. Hätte ich eigentlich ahnen können, Mädchenauto, Mädchenmusik, Mädchen am Steuer. Einzig überraschend vielleicht, dass der Medlock tatsächlich volljährige Fans hat.
Ich tendiere ja dazu, dem schlechten Englischunterricht an den Schulen die Schuld zu geben. Wer Dieters Texte versteht kann das eigentlich nicht mehr ernsthaft hören wollen.
     
Die beiden Cabrios auf dem Foto haben mit Mark Medlock übrigens nichts zu tun, ich hatte nur gerade nichts anderes zur Hand.

Schreibmusik: Lucinda Williams - World Without Tears