Sonntag, 18. Juli 2010

Äxte im Stadtpark
















Es dürften so an die fünfzehn Gitarren gewesen sein, die sich Joe Bonamassa während der knapp zwei Stunden im Stadtpark zureichen ließ. "Vor acht Jahren startete ich meine Karriere, ein paar hundert Meter von hier, in einem Laden namens Downtown Blues Club, damals spielten wir vor 60 oder 70 Leuten und ich dachte noch, gar nicht mal so schlecht, darauf können wir hinterher mit einem Glas Schampus anstoßen. Ich konnte mir ja nicht ausmalen, dass wir heute hier vor 3.500 Leuten spielen. Thank You Hämbööörg."
Solche Geschichten werden ja vom Publikum immer dankbar angenommen, dessen Altersdurchschnitt die 33 Lebensjahre vom Herrn Bonamassa deutlich überschritten haben dürfte. Wenn er in 20 Jahren immer noch seinen Bluesrock spielt, dann kommt die Hälfte des Publikums wahrscheinlich mit Rollatoren.
Noch wesentlich jünger war das Gitarrentalent Jimmy Bowskill, der das Vorprogramm bestritt und so schon am Anfang der Karriere größere Zuschauerzahlen genießen durfte. Die Stimme ist da noch ausbaufähig, aber Gitarre spielen kann er schon, auch wenn er scheinbar erst drei Instrumente zum wechseln hat, jeder fängt halt mal klein an.
Sehr amüsant war mal wieder den Hamburger Nachwuchs, die Amateurklampfer standen, wie bei solchen Konzerten üblich, mit ihren Handys und Digicams in den ersten Reihen, um bei jedem Solo die Linse auf das Brett zu richten. Ich für meinen Teil habe heute gemerkt, dass Bluesrock nur noch in seltenen Fällen etwas für mich ist. Hätte Bonamassa mich nicht vor Jahren mit einer sehr geilen Coverversion von Jethro Tulls "A New Day Yesterday" überzeugt, dann hätte ich den Namen kaum auf dem Schirm. Vielleicht habe ich auch in meinem Leben schon zu viele Gitarrenlegenden gesehen, irgendwann wurden großartige Songs einfach wichtiger als großartige Gitarrensoli. Joe Bonamassa ist einer der wenigen, denen ich eine gewisse Nachhaltigkeit zutraue, denn so langsam wird es da auch was mit den Songs, The Ballad Of John Henry ist ein feines Album. Die neue Scheibe heißt Black Rock und wurde auch gleich mitgenommen, auf Konzerten werden inzwischen wahrscheinlich mehr CDs verkauft als in Plattenläden, jedenfalls wenn es gut war. Dieses war gut, wenn auch nicht außergewöhnlich.

Schreibmusik: Joe Bonamassa - The Ballad Of John Henry/Black Rock

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen