Der goldene Oktober hat unverhofft dafür gesorgt, dass ich den größten (und anstrengendsten) der malerischen Elbvororte auf die Speicherkarte bannen konnte, was mich drei volle Tage gekostet hat, und mir außer etwa 500 Fotos auch einen veritablen Muskelkater einbrachte, von meinem lädierten Knie will ich in diesem Zusammenhang lieber nicht reden.
Blankenese ist einer der Hamburger Stadtteile mit einer sehr hohen Anzahl an Einkommensmillionären, die Villen am Elbhang zeichnen sich straßenseitig durch gewaltige Toreinfahrten, und flussseitig durch Gärten aus, die man eher als Parks bezeichnen könnte. Wesentlich reizvoller ist allerdings das direkt an der Elbe liegende Treppenviertel, das man in Gänze nur per pedes erforschen kann, und wie der Name schon andeutet, geht es hier meistens aufwärts oder abwärts.
Touristen bekommen Blankenese meist nur kurz bei einer Hafenrundfahrt zu sehen, vom Fluss aus. Bei schönem Wetter treiben sich auch schon genug Hamburger am Strandweg, am Falkensteiner Ufer und auf dem 75 Meter hohen Süllberg herum.
Gestartet bin ich am renovierten und umgebauten Blankeneser Bahnhof, der leider nur auf der Schienenseite gelungen ist, straßenseitig mit furchtbaren Glasanbauten verschandelt wurde. Schräg gegenüber befindet sich Goßlers Park, mit dem säulenverzierten Ortsamt, vor dem ich gleich einmal eine Zwangspause einlegen musste. Als Brautpaar und Gäste dann endlich in der alten Villa verschwunden sind, konnte ich mich fotografisch an der Hochzeitskutsche austoben. Einen Mercedes 600 Pullman sieht man auch hier eher selten.
An Kirche und Ortszentrum vorbei ins Treppenviertel, runter an den Strandweg, am Anleger Op'n Bulln ein frisches Bier genommen, den Strand entlang bis zum Falkensteiner Ufer und zurück, durch den römischen Garten, und die Treppen vor dem Süllberg wieder hoch. Das ist Sport, dagegen sind sogar Wanderungen zu norwegischen Gletschern ein Klacks.
Auf dem Süllberg wollte ich mich dafür belohnen, mit einem Kaffee und einem Stück dieser elend lecker aussehenden Käsetorte, die ein Bediensteter des Restaurants direkt an mir vorbei trug, in Richtung Tortenausgabestelle. In der Schlange stehend konnte ich aber schnell sehen, dass auch andere Gäste von diesem Anblick entzückt waren, das Teil ging weg wie geschnittenes Brot. Die Hoffnung stirbt aber bekanntlich zuletzt, nämlich genau dann, wenn nur noch ein Kunde vor dir steht, noch zwei Stücke übrig sind, und der natürlich beide nimmt. Das sind Augenblicke, da wär ich gerne jemand anders. Al Capone hätte sich das nicht bieten lassen.
Der hätte als Amerikaner aber wohl ohnehin den Blaubeermuffin genommen, mit dem ich mich dann zufrieden geben musste. Wobei das allerdings der mit Abstand beste Blaubeermuffin war, den ich jemals gegessen habe.
Die Kalorien hab ich anschließend durch einen Marsch zum Bismarckstein wieder vernichtet, ebenso wie den Rest meines Kniegelenks und meiner Kondition. Trotz des unglaublich schönen Blickes auf den Fluss von dort oben, ein zweites mal kriegen mich da keine 10 Pferde hoch.
Den bequemeren Rückweg erledigt man mit den "Bergziegen" genannten Schnellbussen des HVV, eine kleinere Ausgabe der normalen Linienbusse, angepasst an die wenigen engen Straßen des Treppenviertels, die dort wochentags im 10 Minuten Takt verkehren.
War garantiert nicht das letzte mal, dass ich mich dort rumtreibe, ich habe eine seltsame Affinität zu diesem Stadtteil. Mag daran liegen, dass ich dort auf die Welt kam, wenn auch nicht mit dem silbernen Löffel im Mund, die Paläste kenn ich nur von außen.
In- und auswendig kenn ich
Thievery Corporation - The Mirror Conspiracy
feine Fotos und eine schöne Impression. Genauso habe ich Blankenese kennen gelernt: zu Fuss und bei wunderschönem Wetter. Im Treppenviertel könnte ich auch gut wohnen.
AntwortenLöschensolong : Herr Ärmel
es ist mir fast ein wenig peinlich zuzugeben, ich bin da noch nie gewesen. dabei liegt das um die ecke. strandweg kenn ich natürlich, aber das treppenviertel war mir immer zu anstrengend. kann man sich auch schön von unten ansehen *g*
AntwortenLöschenschon niedlich zu lesen, wie du für deine stadttouren leiden mussr ... komm mal auf den kreuzberg rauf :o)
AntwortenLöschenswitch
Oh, Hamburg sieht ja recht hübsch aus. So mit Treppen uns so, das hätte ich gar nicht vermutet.
AntwortenLöschenFALLS ich also doch mal irgendwann dahin komme, sollte ich einen Tag mehr einplanen und mir das auch ansehen.
Und übrigens, wer wohnt denn in dem Bus?
Herr Ärmel, die Bewohner des Treppenviertels sollen ein recht eigensinniges Völkchen sein, ohne Einverständnis der Nachbarschaft bekommt man da leider so schnell keine Wohnung. Vorstellen könnte ich mir das allerdings auch, da zu wohnen. Nur meine Kniegelenke würden irgendwann protestieren.
AntwortenLöschenMeike, die Erfahrung hab ich schon öfter gemacht. Wann immer ich Gäste durch Blankenese führen wollte, spätestens beim Anblick der ersten Treppe haben die gestreikt.
Switch, in Kreuzberg war ich schon, von einem Berg habe ich nichts gesehen. Aber viele Kneipen, was sich ja auch erschwerend auf Fußmärsche auswirken kann.
Inchtomania, ich fürchte die gemütlichsten Ecken des Herrn Wagner haben einen völlig falschen Eindruck von der Stadt hinterlassen. Hamburg ist zweifellos die schönste Stadt der Welt. Da herrscht, zumindest bei den Bewohnern hier, allgemein Konsens.
Den Bus habe ich in einem Vorgarten an der Elbe entdeckt, er scheint eher als Gartenhäuschen zu fungieren, was angesichts der ständigen Bedrohung durch Hochwasser einem festen Wohnsitz in dieser Lage vorzuziehen ist.
http://de.wikipedia.org/wiki/Viktoriapark
AntwortenLöschen"Der Kreuzberg erreicht eine Höhe von 66 Meter über Normalhöhennull (NHN). Er markiert an dieser Stelle den Übergang vom Berliner Urstromtal zur südlich davon gelegenen geologischen Hochfläche des Teltow. An seinem Nordhang wurde unterhalb des Denkmals ein Park mit den Merkmalen einer Gebirgslandschaft angelegt. Das Gelände ist steil und erforderte daher ein dichtes Wegenetz. Weitere wesentliche Gestaltungselemente in diesem Teil des Parks sind die felsige Wolfsschlucht mit kleineren Wasserstellen und vor allem der große, künstlich angelegte Wasserfall als Teil einer Sichtachse von der Großbeerenstraße bis zum Denkmal auf der Kuppe des Kreuzberges. Von dort ist ein weiter Blick über das innere Stadtgebiet möglich. Die spätere Vergrößerung des Parks in westlicher Richtung betraf ein eher sanftes, hügeliges Gelände. Es wurde als Landschaftspark mit weitläufigen Liegewiesen gestaltet. In diesem Bereich befinden sich heute außerdem ein ausgedehnter Kinderspielplatz, ein Tiergehege, ein Sportplatz und am Parkeingang Dudenstraße ein großer Biergarten."
du warst bestimmt nur in SO 36 :o))
switch
Das sind immer noch 9 Meter weniger als der Süllberg :D
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