Mittwoch, 9. November 2011
Appetitzügler
Bewundernswert finde ich das ja schon, wenn man sich so für den Tierschutz engagiert, dass man sich bei dieser Witterung auf den nackten und kalten Boden legt, um gegen die unhaltbaren Zustände in Mastfarmen und Schlachthäusern zu protestieren. Auch wenn ich das selber nie machen würde, unterstützen würde ich das immer. Moralisch.
Tierversuche find ich nämlich auch zum kotzen, und für Tiertransporte und Zucht sollten wesentlich strengere Maßstäbe gelten. Pelztierfarmen sind vollkommen überflüssig und gehören verboten, ebenso wie der Handel mit Pelzmänteln und ähnlich überflüssigen Gegenständen aus toten Tieren. Einen Zirkus mit Raubtierdressur und lustigen Tricks von dressierten Elefanten würde ich nicht besuchen, denn die gehören nicht in einen Zirkus, selbst in den Zoo gehe ich extrem selten und nur mit einem schlechten Gewissen. Delphine in Betonschwimmbecken sind das Allerletzte, ich ärgere mich jetzt noch darüber, dass ich jemals Geld dafür ausgegeben habe.
Das sind alles Dinge, für die ich sofort unterschreiben würde. Meistens mach ich das auch, wenn man mir einen entsprechenden Zettel vor die Nase hält. Und natürlich erst recht, wenn sich jemand dafür auf den Boden legt.
Aber ich bin und bleibe nun einmal Carnivore. Nichts gegen Gemüse, aber wenn neben meinem Rosenkohl keine Frikadelle oder kein Schnitzel liegt, dann schmeckt auch das Gemüse nur halb so gut. Kann man natürlich alles in der ökologisch korrekten Variante beziehen, vom Biohof, glückliche Kühe und so, bei Veganern macht man damit trotzdem keinen Schnitt, da ist man immer noch mindestens Mordgehilfe.
Die hübsche Tierschutzaktivistin mit den unappetitlichen Eingeweiden hat mich den knurrenden Magen für eine ganze Weile ignorieren lassen. Wann immer ich an einer Wurstbude vorbei kam, und es gibt viele Wurstbuden an der Mönckebergstraße, hatte ich den Anblick wieder vor Augen. Möglicherweise wäre ein vegetarisches Restaurant die Rettung gewesen, andererseits sehen Würstchen aus Tofu nicht wirklich appetitlicher aus als eine feine Kalbsbratwurst, und Gemüse mit Gemüse füllen ist auch irgendwie zu viel des Guten.
Gottlob hab ich bei manchen Dingen ein schlechtes Gedächtnis, zwei Stunden später kam ich zufällig an einer Schmitt Foxy Food Filiale vorbei, eine der selbsternannten Edelcurrywurstbuden, die noch auf meiner Testliste stand. Da gibt man der Wurst die Würde zurück, so der Slogan. Als erstes nennt man sie nicht mehr Wurst, sondern Wuchtbrumme, wenn es die XL Version sein darf nimmt man eine Texasschere. Gegen Aufpreis alles in der Biovariante vorhanden, natürlich. Auch die Pommes sind nicht einfach nur Fritten, man findet sie auf der Karte unter GrillGold, obwohl sie keineswegs gegrillt, sondern in Erdnussöl frittiert werden. Ketchup und Mayo nimmt man sich dazu selber, so oft und so viel man mag, was ich für eine ganz ausgezeichnete Idee halte.
Mit dem Grillgold war ich denn auch mehr als zufrieden, die Pommes taugen was. Gegen die gut gewürzte Texasschere war auch nichts einzuwenden, wie immer hapert es an der Sauce. Es ist zwar lobenswert, wenn die selber hergestellt wird, aber dann sollte sie auch etwas Besonderes bieten. Das säuerliche rote Zeugs hat der Wurst leider wieder etwas von ihrer Würde geraubt, nicht mein Geschmack. Um Lichtjahre hinter den Curry Pirates zurück, die sind immer noch ungeschlagen. Auch bei den Pommes, trotz des goldigen Namens.
Goldige Musik heute: Los Lobos - The Town And The City
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Was die Moral betrifft unterschreibe ich mit dir. Was das Essen betrifft ebenfalls, ich bin Mensch und als solcher Alleresser - allerdings muss die Abwechslung stimmen.
AntwortenLöschenUnd an Daniel Wischer komme ich ebenso wenig vorbei wie am Curry Club auf der Esplanade.
Dass der Wischer anscheinend immer noch so einen guten Ruf hat wundert mich. Vor 20 Jahren war der mal gut, das ist lange vorbei. Gegen die Fischbratküche auf der Veddel kann er nicht anstinken, das ist ein Klassenunterschied. Den Curry Club muss ich auch noch testen, bei Gelegenheit.
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