Sonntag, 23. Oktober 2011

Völlig neue Aussichten














Vorspiel
Will man am Sonntag Mittag zu einem Fußballspiel, dann empfiehlt es sich etwas früher in die Kiste zu gehen. Aber dieses Verhalten ist in meinen Genen einfach nicht verankert, warum wohl mach ich freiwillig Spätschicht.

Der lange Abend rächt sich heute wieder mal auf unerwartet dämliche Art und Weise, ich bin in meinen Gedanken schon im Stadion als ich merke, dass ich den Ausstieg verpasst habe. So was bescheuertes passiert glaub ich nur mir. Statt einfach sitzen zu bleiben, steig ich bei der nächsten Haltestelle aus. Dass der Bus auch bei der nächsten U-Bahn Station hält fällt mir ein, als ich draußen bin und der Bus abfährt. Dabei bin ich noch völlig nüchtern, vielleicht liegt da das Problem.
Hoffentlich ist die Mannschaft heute etwas konzentrierter. Die Bahn ist voll mit Familien, die Hälfte davon auf dem Weg ins Stadion, mit Kind und Kegel unterwegs. An den Familienblock kann ich mich so schon mal  gewöhnen, da ich heute in den Norden muss. Sehr ungewohnt, das letzte mal stand ich da gegen Werder II, ohne Stahltribüne im Rücken.
Vorm Stadion kein bekanntes Gesicht, entweder alle schon drin oder alle zu spät. Ich beschließe den Norden zu entern, ein Bier zu holen und nach einem Platz zu suchen.
Das mit dem Bier erweist sich als erfreulich einfach, die Versorgung klappt geschmeidiger als auf der Gegengerade. Kann natürlich auch daran liegen, dass es eine halbe Stunde vor Anpfiff drinnen schon rappelvoll ist. So bleibt nur, den am wenigsten schlechten Platz unter vielen schlechten Plätzen zu finden, was mir halbwegs gelingt.

Spiel (1)
Ich werde es nie begreifen, wie man eine eigentlich nur durchschnittliche Mannschaft in der Anfangsphase so beherrschen kann, um dann das Spiel plötzlich völlig aus der Hand zu geben. Was geht da vor? Die gehen ab wie Schmitz Katze, nach 3 Minuten stehts schon 1:0, alles gut, alles woohoo. Geht auch prima weiter, mehr Chancen, gute Kombinationen, fast könnte man es Offensivfeuerwerk nennen. Leider ist meine Sicht ab Höhe des Strafraumes stark eingeschränkt, daher bejuble ich ein Tor, was keines ist - dafür verpasse ich das 2:0, ich seh den Ball erst als er im Netz zappelt.
Was ich von meinem Platz aus allerdings gut sehen kann, ist unsere gerne mal schwimmende Defensive. Dabei kommt mir immer öfter der Gedanke, dass wir damit gegen einen stärkeren Gegner furchtbare Probleme bekommen, die Frankfurter sind im Abschluss zu schwach. Oder sie haben Pech, als der Ball sich nicht so recht entscheiden kann wohin, und kurzerhand zwischen den Innenpfosten lustig hin und her springt.
Meine Fresse, was fürn Segen, dass wir schon zweimal getroffen haben. Das gefällt mir überhaupt nicht. Schön, dass Schnecke wieder dabei ist. Schön, dass er was für die Offensive tut. Aber hinten sind wir sehr anfällig, die stolpern sich böse was zurecht.

Halbzeitfazit
Bier holen in der Nordkurve ist absolut stressfrei, was da an Support kommt allerdings auch. Selten wird die Mannschaft mal länger angefeuert, oder ich steh hier an der falschen Ecke. Wenn man von drei Seiten wie ein Alien angesehen wird, weil man länger als vier Textzeilen durchhält, dann macht man sich so seine Gedanken. Wenigstens die Sitzplätze fallen auf, durch helle Kinderstimmen. Wenn die erst mal in den Stimmbruch kommen..

Spiel (2)
Die Sicht ist eine Katastrophe, je tiefer die Sonne steht, desto weniger sieht man. Das ist vielleicht auch eine Gnade, denn unser Spiel ist ebenfalls eine Katastrophe. Statt unsere Jungs in der Offensive zu sehen, spielt sich alles wieder in dem Strafraum ab, den ich kaum einsehen kann. Da Fotos bei dem Licht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nichts werden, beschließe ich einfach mal während des Spiels zu filmen, dabei erwisch ich beinahe das 3:0, wenn Max den gemacht hätte. Das wäre ihr Preis gewesen. Und hätte das Spiel und mein Gemüt vielleicht etwas beruhigt. Danach betteln unsere Jungs förmlich um den Anschlusstreffer, den sie dann auch prompt bekommen.
Die Frankfurter merken auf einmal, da geht noch was. Das befürchte ich auch, denn dem planlosen Gestolpere in der Defensive kann man beim besten Willen nicht das Prädikat "Abwehrschlacht" verleihen. Hätte es nicht den gnadenlos gut reagierenden Tschauner gegeben, über den Ausgleich hätten wir uns nicht beschweren dürfen.
In dieser Verfassung sehen wir gegen Fürth jedenfalls kein Land.

Nachspiel
Am Bierstand vor der Gegengerade treffe ich endlich ein paar bekannte Gesichter, Herr B. und die Urknaller, ein Bier und eine Sportzigarette später habe ich eine Verabredung für nächsten Freitag, Spiel gucken gegen Union. Mal sehen, ob das in den Terminplan passt, im Urknall kann man auch lecker essen.
Dann die konzentrierte Benutzung des ÖPNV. Brechend voll, die U3. Nach zwei Stationen macht mich ein Sankt Paulianer auf den leeren Sitzplatz hinter meinem Rücken aufmerksam, den in dem Gedränge niemand bemerkt hat. Er grinst mich an. "Bevor es ein jüngerer sieht!"
Alter Falter, der Zahn der Zeit scheint an mir zu nagen, der ist vielleicht grad 10 Jahre jünger als ich. Seh ich nach zwei Stunden auf den Stehrängen schon so bedürftig aus? Vielleicht war es ein Zeichen, dass ich für die nächsten drei Spiele nur Sitzplatzkarten bekommen hab.

Den Sitzplatz in der Bahn hab ich selbstverständlich genommen.
Auch wenn ich noch nicht so alt bin wie Seasick Steve - I Started Out With Nothin And I Still Got Most Of It Left
Nachtrag: Sehr viel schönere Fotos von Luftballons und anderen Dingen gibts wie immer im Blog von kleinertod. Auf einem Foto bin ich sogar zu erkennen, auf welchem werde ich allerdings nicht preisgeben.

























6 Kommentare:

  1. Jaja, Support ist schon ne anstrengende Geschichte. Ich sage schon seit Jahren, dass das dem Fan mindestens genau so viel abverlangt wie dem zu unterstützenden Objekt

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  2. Zumindest sollte das so sein, leider werd ich schnell ungnädig wenn es anders ist. Aber wenn die Mannschaft Formschwankungen unterliegt dürfen Fans das vielleicht auch mal.

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  3. Support von der GG war schwach heute, die Choreo mit den Luftballons in der Nord war saugeil!

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  4. Die Luftballons waren schick, ja. Machen aber nur Lärm wenn sie platzen. Mir war das insgesamt zu wenig Support gestern, auch die Gegengerade war stumm.

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  5. Im Fernsehen kam das ganz gut rüber, hat sich nicht nach Supportverweigerung angehört. Frankfurter hat man nicht gehört, im Gegensatz zu den Düseldorfern am Montag.
    Außerdem: 3 Punkte sind 3 Punkte sind 3 Punkte :)

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  6. Ich jammer ja nicht über die 3 Punkte, Spiel abhaken und gut. Im Fernsehen nimmt man vieles anders wahr. Die Frankfurter waren auch nicht so zahlreich, die Nord Stehränge waren komplett von FCSP besetzt, FSV hat wohl nur nen Sitzplatzbereich gehabt. Dadurch gabs ne schöne Ballonchoreo, sieht man auf meinem Foto nicht so wirklich, krasse Bilder gibts bei kleinertod im Blog, unbedingt ansehen: http://bit.ly/shvZ1w

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