Montag, 14. März 2011

Bye Bye Business Seats
















Die ersten erkennbaren Buchstaben auf der Halbzeitrolle in der Südkurve sorgten prompt für Unkenrufe in meiner Nachbarschaft, Bye Bye Bundesliga wäre ja auch ein denkbarer Text gewesen, obwohl wir bis dahin noch gut dabei waren, trotz des dämlichen Ausgleichstreffers. Das Banner richtete sich aber nur gegen die Business Seats, die wahrscheinlich ohnehin in der nächsten Saison eingedampft werden, wenn wir weiter so vom Pech verfolgt werden.
Es ist ein Trauerspiel, was die Mannschaft in dieser Saison schon in den letzten Spielminuten verschenkt hat. Wären Fußballspiele nur 85 Minuten lang, würden wir sicherlich besser dastehen. Wenn es bei uns mal eine Wembleysituation gibt, dann ist der Ball natürlich vor der Linie. Über Schiedsrichterleistungen mag man schon nicht mehr reden. Dazu noch eine Freistoßvariante, die wohl im ganzen Stadion niemand auf der Pfanne hatte. Alles wartet auf eine Flanke in den Strafraum und dann geht die Pille 20 Meter zurück und Kuzmanovic hämmert das Ding aus unmöglicher Entfernung in die Ecke. Was für ein Scheißtor, da führt man schon mal und dann sowas...
Immerhin war die Mannschaft gallig, es wurde gekämpft und gerannt, manchmal sogar Fußball gespielt, auch der Support von den Rängen war dank Vollbier diesmal lauter und besser als gegen Hannover, doch genutzt hat es wieder nichts. Als sich alle schon mit einem mageren Punkt abfinden wollten, obwohl auch das gegen Stuttgart heute zu wenig gewesen wäre, hat Laberdiva mehr Glück bei seinen Einwechslungen als Stani, Schipplock macht zwei Minuten vor Schluss den Sack zu.  

Jetzt sind wir das erste mal auf einem Abstiegsplatz, wenn ich mir ansehe was noch an Gegnern auf uns wartet, wie Schalke, Leverkusen und Bayern, dann frag ich mich ernsthaft wo noch Punkte zu holen sind.

Ähnlich pessimistisch war mein Nachbar in der U3, der erst fluchte und schimpfte wie ein Kesselflicker, auf Mannschaft, Trainer und überhaupt, sich dann aber irgendwann resigniert grummelnd in sein Schicksal ergab. Dann eben wieder gegen Ahlen und 1860, zweite Liga wär ja auch nicht so schlecht.
Kurz darauf kam ihm allerdings der schreckliche Gedanke, es könnte schlagartig noch weiter runter gehen, haben wir ja alles schon mitgemacht, und schon war er wieder auf 180. Er wäre zu alt für diesen Scheiß, das würden seine Nerven einfach nicht mehr mitmachen, seit 30 Jahren dieses auf und ab. Aber die Jahrhundertsaison, also letztes Jahr, das war schon der Knaller, oder? Wie'n Hollywoodfilm beinahe, nur besser. Und das Derby erst, dass er so etwas noch mal erleben durfte.

Warum der Mann bei St.Pauli ist hab ich nicht gefragt, wahrscheinlich kannte er nicht einmal die Aktion, aber er hätte sicherlich sehr viele Gründe anführen können. Ein paar Antworten auf die Frage lieferte vor dem Spiel die Südtribüne, und eines der Plakate hätte mein U3 Mitfahrer sicherlich sofort unterschrieben.

 Was wäre Liebe ohne Leiden.

Schreibmusik: Neil Young & Crazy Horse - Weld

5 Kommentare:

  1. Unter dem Anti-Atom-Transparent hatte ich zuerst die Assoziation Bye Bye Business + Kernenergie= es sollte gegen die Atomlobby gehen. Naja, auch nicht so unendlich weit weg, beides jedenfalls Gründe zum Protestieren, wenn auch auf einem ganz anderem Level.

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  2. Ich hab schon vor längerer Zeit auf die einzig wirkungsvolle Art und Weise protestiert, indem ich Vattenfall abgeschaltet habe.
    Mein Rechner läuft mit Ökostrom nicht schlechter als vorher.

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  3. Das Plakat fand ich das Schönste. "Was wäre Liebe ohne Leiden" - da steckt alles drin.

    Habe diese Woche auf Greenpeace Energy umgestellt. Tropfem, heißer Stein etc., aber zumindest habe ich jetzt schon mal ein besseres Gefühl.

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  4. Ist ja ein Gutes, daß jetzt so viele den Stromanbieter wechseln. Da ich schon seit Jahren Atomstrom meide, kann ich auf diese Weise aktuell nicht mehr protestieren - aber die nächste Wahl kommt bestimmt.

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  5. Greenpeace Energy war auch meine Wahl, damals ist Lichtblick gerade etwas negativ in die Schlagzeilen gerückt. Preislich waren die ohnehin nicht weit auseinander und ich wollte auf jeden Fall weg vom Atomstrom.
    Schade, dass viele erst so eine furchtbare Katastrophe zum Anlass nehmen ihren Anbieter zu wechseln, ich habe selber allerdings auch erst einen Schlussstrich gezogen als die Situation in Krümmel anfing mir auf die Nerven zu gehen.

    Homo Sapiens braucht wohl immer erst einen kräftigen Schlag vor den Kopf, leider wirkt das noch nicht mal bei allen.

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