Sonntag, 1. Juli 2012

Der unglaubliche Don Langstrumpf















Zufälle gibt's manchmal, das hält man im Kopp nicht aus. Letzte Woche les ich in der Zeitung (nicht zufällig, weil ich immer nachsehe was es am Wochenende für Kinderattraktionen gibt) von einer Theateraufführung, die bei der Prinzessin für Begeisterung sorgen könnte, ist sie doch der größte Pippi Langstrumpf Fan überhaupt, auch wenn sie inzwischen auf die Zöpfe verzichtet.
Der ganze Spaß ist Open Air, vor dem Theaterschiff Batavia in Wedel, jeden Sonntag um 16 Uhr bis Ende September. Zeit genug das wahrzunehmen, also erst einmal ablegen unter "kann man mal machen wenn das Wetter gut ist."  Das soll es am Sonntag ja nicht sein, außerdem ist die Premiere bestimmt sowieso ausverkauft.

Aber rein zufällig fällt mir das wieder ein, als Junior mich heute Mittag telefonisch von der Couch holt, und nach einem kurzen Blick auf  Uhr und Regenradar stößt mein Vorschlag der weiteren Nachmittagsgestaltung auf einhellige Begeisterung. Die Zeit ist zwar etwas knapp, aber wenn es mit den Karten nicht klappt kann man immer noch am Willkomm Höft Schiffe gucken gehen. Also rein in die Karre, die Kinder abholen und raus nach Wedel, quer durch die ganze Stadt kann das schon deutlich über eine Stunde Fahrt bedeuten, vor allem weil der Wetterbericht von gestern völlig daneben liegt, fast Traumwetter, garantiert will alles an die Elbe. In solchen Fällen erweist sich ein Navi als echt nützlich, das schickt mich über die Pinneberger Autobahn, quer durch die Walachei, und dreißig Minuten vor Beginn sind wir da. Theaterschiff Batavia.

Über den Kahn bin ich schon gestolpert, als ich mir St.Paulis zweite Mannschaft beim Auswärtsspiel in Wedel angesehen habe, weiß also auch noch ungefähr wo das liegt, ein Parkplatz findet sich sofort und Karten sind, trotz der überschaubaren Größe, auch kein Problem. Trauen zu viele Leute dem Wetterbericht, oder es ist einfacher Kinder vor dem Fernseher zu parken? Wenn ich so etwas in der Zeitung lese rechne ich immer mit mindestens tausend Interessenten, und bin dann überrascht wenn es knapp hundert sind. Was sich  in unserem Fall als Glück erweist. Gute Sitzplätze, sogar überdacht, falls das Wetter sich kurzfristig umentscheidet, dazu kaltes Bier, Brezeln, Würstchen, Kaffee, Rhabarberkuchen, und die Lütte lässt sich nach kurzem Zögern auch überreden, zu den Kindern in die ersten Reihen zu wechseln.

Und Pippi Langstrumpf rockt einfach, da muss ich der Prinzessin beipflichten. Die erste autonome Anarchistin und Erfinderin des Punk, 40 Jahre vor den Sex Pistols, ist auch für Erwachsene allerfeinste Unterhaltung, ganz besonders, wenn es so liebevoll und lustig gespielt wird wie von den Akteuren in Wedel. Von denen sorgt im ersten Akt besonders der Darsteller des dicken Adolfs für Gelächter, was nicht nur an der selten dämlichen Perücke liegt, er ist sehr überzeugend als Jahrmarktringer, der von Pippi aufs Kreuz gelegt wird.
So überzeugend, dass ich ihn erst im zweiten Akt erkenne, als er als Kapitän Efraim Langstrumpf  wieder auftaucht, ohne Perücke. Zuletzt gesehen bei irgend einem Heimspiel vor Monaten. Der Don spielt Theater, ich glaub es ja nicht. Ein Hobby, dass er bisher völlig verschwiegen hat. Da kann man mal sehen, was man so alles verpasst, wenn man immer nur über Fußball quatscht. Und Talent hat er auch noch, die Kinder sind jedenfalls völlig begeistert, und die Erwachsenen lassen sich von dieser Begeisterung nur zu gerne anstecken, jedenfalls darf er seinen kleinen Fans später reichlich Autogramme geben.

Pippi ist natürlich als Fotomotiv mit den Kindern äußerst gefragt, aber leider hat die Prinzessin gerade ihre schüchterne Minute und will nicht von meinem Arm runter, da hilft auch kein gutes Zureden der beiden, ich bekomme mein Foto nicht. 
Allerdings waren wir alle uns einig, da fahren wir noch öfter hin bis Ende September. Das wird schon noch.

Langstrumpfmusik des Abends: The Black Seeds - Solid Ground




12 Kommentare:

  1. Find ich toll, was du mit deiner Prinzessin so alles unternimmst. Ich freue mich auch auf Enkel, wenns denn mal soweit ist

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    1. Das Großvaterdasein ist äußerst empfehlenswert, obwohl ich dem anfänglich mit sehr viel Skepsis begegnete. Relativ wenig Verantwortung, aber das volle Vergnügen :)

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  2. wenn wir mal nachwuchs haben stell ich dich als leih-opa an, soviel steht fest :D

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    1. Gib der eigenen Familie erst einmal eine Chance. Ich bin hoffentlich noch viele Jahre mit dem Job beschäftigt :)

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  3. Ach der Don... wer hätte das gedacht !? :-)))
    Grüß ihn mal ganz lieb von mir, wenn Du ihn mal wieder triffst. Oder vlt. lässt sich ja was arrangieren wenn ich in knapp 3 Wochen bei Dir aufschlage. ;-)

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    1. Ich warte immer noch auf Termine, der 20. ist übrigens ein Freitag.

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  4. Oh und das jetzt wo wir den Norden bald verlassen. Als riesen Lindgrenfan muss ich doch mal sehen, ob sich das noch einrichten lässt...
    Bei der Aussicht den Don zu treffen lässt sich evtl. meine bessere Hälfte auch überreden.

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    1. Den Norden verlässt man ja auch nicht. Zumindest nicht freiwillig.

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    2. Freiwillig ist es bei mir ja auch ned, aber Ausbildung geht vor...
      Ich hoffe ja in 3 Jahren zurückzukehren, mal sehen was da dann der Arbeitsmarkt sagt.

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  5. Das sieht man schon den Fotos an, wieviel Spielfreude die Akteure hatten.
    Traurig, das Theater bei vielen so out ist. Mit dem Fernseher wirst Du wohl Recht haben. Leider

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  6. Der große Theatergänger bin ich auch nicht, muss ich zu meiner Schande gestehen. Aber gerade für kleinere Kinder ist Theater ideal, und meist viel beeindruckender als Kino. Da wird noch richtig mitgefiebert und mitgebrüllt, herrlich.

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    1. Die Lummerländer Kinder waren von klein auf an altersgemäss im Theater. Wir gingen kaum ins Kino. Dann kamen Konzerte hinzu, sogar malne Oper. Davon ist was geblieben bis heute - zum Glück. Ich fand immer beeindruckend, welche Kommentare der Nachwuchs bei diesen Veranstaltungen draufhatte.

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