Sonntag, 11. September 2011

Emotionale Achterbahnfahrt
















Vorher
Was war ich stinkig heute morgen, Sonntag ist Garantiertausschlaftag, das Letzte was ich da brauche, ist ein Wecker der um 10 Uhr klingelt. Geldautomat, Bäcker, Frühstück, alles sehr gehetzt und dazu traumhaftes Wetter, blauer Himmel, Sonne, man könnte sonstwas machen an diesem Tag, wenn man schon so früh auf den Beinen ist.
Aber was willste machen, man hat ja ein Fußballteam zu supporten, wie Thees Uhlmann auf seiner Soloscheibe singt. Wenn das in der zweiten Liga unterwegs ist, dann muss man sich an bescheuerte Anstoßzeiten gewöhnen, oder es lassen.

Wirklich gebessert hat sich meine Laune auf der Fahrt auch nicht, diese dämliche U-Bahn Baustelle geht mir auf den Zeiger, wenn man Hauptbahnhof umsteigen muss ist die Bahn brechend voll und mein Nebenmann roch wie das Innere einer alten Telefonzelle. Den ersten Bus hab ich verpasst, war viel zu spät dran und überhaupt...1860 München. Starker Gegner. Kein gutes Gefühl, seit Tagen schon. Im Kopf blöde Sätze wie: "Man kann auch ein Heimspiel mal verlieren."  Münchentrauma? Wer weiß.
Im Stadion kurzen Klönschnack am Bierstand, für das zweite Bier hats nicht mehr gereicht, Spiel ist wichtiger. Ein Fußballteam supporten.

Middendrin
Das erwies sich als nicht so einfach, obwohl unsere Jungs loslegten wie die Feuerwehr. Aber als die Anfangsoffensive nach 10 Minuten versiegte, konnte ich gerade noch die Südkurve vernehmen. Und während das Spiel so vor sich hin lief und mehr und mehr Chancen vergeben wurden, auf beiden Seiten, fielen mir die ganzen Sprüche über die Gegengerade ein. Die alten Kiffer, die in Ruhe Fußball gucken wollen. Oder dass die Gegengerade nur laut ist, wenn sie besoffen ist, also vorzugsweise zu Abendspielen. Und manchmal sind die auch berechtigt. Mir graut auch schon vor alkoholfreiem Bier gegen Rotzstock.
Nach 44 Minuten denkt man langsam an sein Pausengetränk und während ich noch mit mir hadere, senst Torre einen Münchner im Strafraum um, nur weil die vorher den scheiß Ball nicht richtig rausspielen.
Elfmeter, der talentierte Herr Lauth verwandelt gegen seinen alten Kumpel Tschauner, 0:1. Scheiße.

Halbzeitbier in rekordverdächtiger Zeit abgegriffen, Lunte geraucht und schoooon wieder diesen blöden Satz im Kopp gehabt. Und kaum ist die zweite Hälfte angepfiffen, kassieren wir das 0:2, durch ein saublödes Eigentor. Na, das kann ja was werden. Eins direkt vor und eins direkt nach der Halbzeit ist oft so ein moralischer Genickbruch. Was für ein Scheißtag.
Und auf einmal fangen die an zu spielen, München findet nicht mehr statt für die nächste halbe Stunde. Und auf einmal wird es laut. Und auf einmal schießen wir den Anschlusstreffer und es wird noch lauter und dann sind sie auf einmal alle wach.
Welcome to the Hell of Sankt Pauli. Erinnerungen an die letzten 20 Minuten gegen Duisburg werden wach, das Stadion ist da, die Mannschaft ist da und auf einmal steht es 3:2, das Spiel gedreht in nicht einmal 10 Minuten. Weil Ebbe wieder trifft, ich habs meinem Nebenmann noch prophezeit. Ebbers für Saglik, das wär die beste Lösung. Dafür hat er nach dem 4:2 von Kruse Bier geholt, was zu diesem Zeitpunkt dringend nötig war, man kann seine Stimmbänder durchaus auch in einer Halbzeit ruinieren. Man muss nur ein Fußballteam supporten.
Verpasst hat er nur zwei Chancen der Münchner, die mich nicht mehr aufregen konnten, wir haben auch die eine oder andere noch liegen lassen. Klar hätts auch 4:4 enden können, aber auch 6:2 mit etwas mehr Glück. Was für ein geiler Tag, da fällt einem doch sofort wieder ein, warum man sich um 10 aus dem Bett gequält hat. Man hat keine Wahl, St.Pauli ist die einzige Möglichkeit.

In diesen grandiosen 92 Minuten haben dann alle noch den richtigen Alkoholpegel erreicht, für gehobenen Blödsinn. Trainer interviewen, direkt vor der Gegengerade, wenn die mit dem Mann gerade die Welle machen will? Nicht möglich. Schubert hats dann irgendwann eingesehen, etwas halbherzig aber nur. Nicht zufriedenstellend, also weiterhin kein Interview. Die Mannschaft musste ihm dann tatsächlich zu Hilfe eilen und den Job übernehmen. Hätte er das gleich vernünftig über die Bühne gebracht wär schnell Ruhe gewesen, das wird er  noch lernen müssen. Jedenfalls, wenn die so weiterspielen.

Hinnerher
Ich wunder mich manchmal, was da an Kindern mitgenommen wird zu Spielen, ich muss mir den Familienblock direkt mal angucken. Die Deern vorm Stadion war allerhöchstens vier Jahre alt, also etwa wie die Prinzessin, die ich garantiert noch nicht für Stadionbesuche begeistern könnte. Dafür trug sie ein allerliebstes "Einfach mal glücklich sein" T-Shirt und da ich grad einfach mal glücklich war, musste ich unbedingt so etwas erstehen. Schnell mal telefonisch Größe erfragen und ab in den Fanshop.
Leider bin ich mit solchen Ideen immer zu spät, natürlich gibt es das nicht mehr. Dafür hat sie jetzt einen warmen Kapuzenpulli für die kommende Jahreszeit. Da sie schon länger unter dem Namen Pippi Piratentochter Langstrumpf unterwegs ist, ist sie für Kiezpiraten sicher auch eher zu begeistern.

Ich begeister mich gerade für Robbie Robertson - Contact From The Underworld of Redboy

7 Kommentare:

  1. hey, aus dem album habsch heut auch nen song gespielt "rattlebone" ... passt allerdings derzeit eher zu den "rotknochen"

    switch (eine rothose, die gloobt, dit st.pauli no.1 in hh is)

    aber dit is eh nur ne momentaufnahme *g*

    AntwortenLöschen
  2. Gefühlsachterbahn in Worten nacherzählt, die Überschrift paßt perfekt - wie es auch ein perfekter Tag war, Abend ja leider nicht, aber der kam ja auch danach und das nicht zu trocken. Und sowieso gehörte alles dazu, damit es überhaupt zu dem einzigartigen Traum wurde, den wir wieder einmal am Millerntor miterleben durften. Das ist St. Pauli. Das macht süchtiger als jedes Bier.

    AntwortenLöschen
  3. Switchy, die Nummer 1 der Stadt sind wir, richtig erkannt *g* - inwieweit das nur eine Momentaufnahme ist wird man im weiteren Verlauf der Saison sehen, vielleicht sogar in der Relegation.

    kleinertod, ich fand auch den weiteren Verlauf des Abends perfekt, da konnte selbst der Regen nichts dran ändern. Ob nass oder trocken, durchnässt oder verschwitzt, einfach nur ein glückliches Grinsen im Gesicht, das schafft nur der magische FC. Magische Momente.

    AntwortenLöschen
  4. Ich habe gegen den FSV wahrschenlich Besuch aus Frankfurt, meinste da geht was mit Karten? Ich weiß, ich hab schon zu oft gefragt, aber diesmal wärs wirklich eminent wichtig.

    AntwortenLöschen
  5. Gästekarten besorgt man in Frankfurt, das ist auch gleichzeitig die beste Chance welche zu bekommen. Möglicherweise gibts ein paar Sitzplätze im freien Verkauf, Stehplatz kannst vergessen, ich hab selber nur ne Karte für die Nord bekommen gegen Frankfurt.

    AntwortenLöschen
  6. Dann gibt es das Kinder-Shirt wohl derzeit wieder... für 14,95

    http://shop.fussball.de/fc-st-pauli-kinder-t-shirt-gluecklich-sein/

    AntwortenLöschen
  7. 164 ist (noch) zu groß, aber der Tipp war gut, grad bestellt *g*

    AntwortenLöschen