Donnerstag, 30. Januar 2014

Röhrich röhrt nich
















Ein großer Zwölfender. Wenigstens ein Zehner. Imposant steht er auf der Lichtung und röhrt, sein heißer Atem türmt in der kalten Luft ganze Wolkenberge vor seinem mächtigen Schädel auf. Ein wahrer Platzhirsch, ein Meister Röhrich. Mit solchen Bildern locken sie einen am Sonntagnachmittag bei -10° Celsius ins Niendorfer Gehege. Kalt genug für heißen Atem, den will ich unbedingt vor die Linse bekommen, da stört mich auch die trübe Witterung nicht.

Auf der Fahrt frage ich mich, ob 300 Millimeter Brennweite überhaupt ausreichen, um den formatfüllend abzulichten. Wer weiß in welcher entfernten dunklen Ecke der steht, ich war noch nie im Niendorfer Gehege. Das einzige was ich in Niendorf kenne ist das Trainingszentrum des magischen FC. Auch eine Art Gehege, nur mit jungen Männern, von denen man immer hofft, dass sie sich keine Hörner aufsetzen lassen. Die sind beim Training oft zu weit weg für 300 Millimeter.

Dieses dämliche Foto manifestiert sich irgendwie in meinem Kopf. Dabei röhren die doch ohnehin nur, wenn gerade die Brunft eingesetzt hat, und wer hat schon Bock auf Sex bei den Temperaturen. Bei der Kälte reicht es möglicherweise ja auch, wenn der einfach nur herumsteht und atmet. Mit Lightroom lässt sich da sicher etwas draus machen.

In Niendorf angekommen nehme ich den ersten freien Parkplatz und latsche durch den Wald, so groß wird der schon nicht sein. Nach nur zehn Minuten Fußmarsch erblicke ich durch die kahlen Bäume eine große Lichtung, doch das ist nur die Hundewiese. Hundebesitzer nach dem Weg fragen? Damit bin ich schon mal auf die Nase gefallen, die laufen wahrscheinlich nur ihren Kötern hinterher, denn die wissen im Zweifelsfall wo der Napf steht. Das erste Pärchen kennt auch nur die Hundewiese, aber eine ältere Dame mit dackeldick eingepackter Bettwurst weist mir freundlich den Weg. "Sankt Pauli find ich auch toll" lacht sie und reckt den Daumen in die Höhe. Dieses Bekenntnis zu meiner Mütze lässt mich auf eine richtige Wegbeschreibung hoffen.

Und tatsächlich, kurze Zeit später laufe ich an einem kunstvoll geflochtenen Holzhindernis vorbei, dass sich im Sommer wahrscheinlich als undurchdringlicher grüner Vorhang präsentiert, aber jetzt ist dahinter ein Zaun zu erkennen. Ein Maschendrahtzaun. Ein Gehege. Wo ist mein kapitaler Hirsch? Am überdachten Futtertrog ist nicht ein Vieh zu sehen, kein Wildbret weit und breit.

Den Grund dafür erspähe ich an der nächsten Ecke. Kinder. Jede Menge Kinder, alle bewaffnet mit Futter für die Rehe, die sich allesamt direkt am Zaum tummeln, auf der anderen Seite. Die ganze Herde. Darunter auch mein kapitaler Bock, der mir ohne Geweih gerade mal bis zu den Hüften reicht. Wenn der röhrt fallen die Rehe wahrscheinlich vor Lachen ins Koma. Überhaupt sind die Bambis ganz schön rundlich um die Hüften, kein Wunder bei dem Überangebot an Leckereien. Karotten zählen scheinbar nicht dazu, denn so angestrengt die junge Dame mit ihrer fein säuberlich geputzen Karotte vor den Nasen der Paarhufer herumwedelt, sie hat damit keinen Erfolg.

Mit Röhrich habe ich auch keinen, jedenfalls nicht den, den ich mir vorgestellt habe. Vielleicht hätte ich es im Wildpark Schwarze Berge versuchen sollen. Ohne Enkeltochter schaffe ich es möglicherweise sogar mal bis zu den Elchen.

Röhrt wie Hulle: Killswitch Engage - Disarm The Descent







12 Kommentare:

  1. Schön bunt, aber ein wenig geschwätzig, don't overdrive ! ;-p
    Lightroom is schon was Feines, gell ? *fg*

    BTW, trainieren die Kiezkicker jetzt seit Neuestem mit jungen Hirschen im Rudel ?

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    1. Ich hoffe nicht. Rudelbildung unter Fußballern zieht meist die eine oder andere Karte nach sich. Und ja, Lightroom ist was Feines. Es sei denn man hat noch ca. 1000 unbearbeitete RAW Dateien auf der Festplatte, aber wozu ist gerade Winter...

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  2. Das zweite Foto ist ein Kracher, bisschen zu bläulich vielleicht... nee, doch, ein Kracher!

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    1. Danke. Mir war das Original eigentlich schon zu bläulich, daher habe ich für eine zweite Version noch ein wenig mehr an der Farbtemperatur gedreht, mich aber hier letztendlich doch für die etwas blauere Version entschieden. Augenblixentscheidung, kam meinem Zustand zu dieser Stunde irgendwie näher *g*

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  3. Ich finde das 2. Foto auch Klasse. Aber auch die Bambis gefallen mir, vor allem der vorletzte. Und das die ein bissl dick sind...Pfff

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    1. Ja, niedlich sind sie schon irgendwie. Aber Disneyverseucht wie ich bin hatte ich Bambi anders im Kopf *g*

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    2. Tja, da sind wir älteren Ossis klar im Vorteil. Wir kennen Bambi zwar als "Marke", aber das Bild müssen wir uns schon ins Gedächtnis rufen, weil bei uns beschränkte sich hier in L.E, jedenfalls Disney auf die Filmvorführung Schneewittschens am 24.12. 10:00 Uhr im Capitol. Und zwar jedes Jahr!!!

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    3. Immerhin. Ich hätte ja gedacht Disney wäre im Osten völlig verpönt gewesen, aber Schneewittchen war wohl politisch unverdächtig. Hm. Wäre das nicht eher Rotkäppchen gewesen? *grübel* egal, das gab es glaub ich eh nicht von Disney.

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  4. wo hast du denn den zwölfender gesehen? so große hirsche waren da glaube ich noch nie. ist das überhaupt ein hirsch? der sieht eher aus wie ein rentier finde ich :p
    die bambis sind niedlich, aber das zweite foto würde mir in grün besser gefallen. glaube ich jedenfalls, ich habe ja keine ahnung von bildverarbeitung *g*

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    1. Auf dem Foto mit den Wochenendtipps der Morgenpest, war wohl aus dem Archiv. Keine Ahnung ob es ein Zwölfender war, aber der war deutlich größer als das was da rumlief.

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  5. Na nee, das passt schon so wie es ist. Also Bild 2 gelle :)
    Die Tierchen sind ja wohl eher ein Reinfall, als Motive. Da tapper ich lieber hier durch demn Wald und versuche die in live zu erwischen.

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    1. Naja als Reinfall würde ich die jetzt nicht gerade bezeichnen. Den wirst Du aber erleben wenn Du versuchst in der freien Wildbahn welche zu erwischen. Im Regenwald habe ich bisher nichts gesehen außer Kühen, aber ich lasse mich überraschen.

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