Freitag, 13. Juli 2012

Einfach mal was verschenken














Es widerstrebt mir total, funktionierende und gut erhaltene Gegenstände einfach auf den Müll zu werfen. Abschleppen will ich mich damit aber auch nicht, mein Rücken hat sich gerade wieder halbwegs erholt. Also hab ich vorsorglich die Altgeräteentsorgung auf dem Kaufvertrag für die neue Glotze angekreuzt und versucht, das alte Ding vorher loszuwerden.
Erster Anlaufpunkt war das Forum meines Vereins, da sind in der Vergangenheit schon weit ältere und kleinere Fernsehgeräte weggegangen. Das ist immerhin eine 81cm Röhre mit 100 Hz, da wird sich schon jemand melden. Es soll ja immer noch Zecken geben, die kein Geld auf der Naht haben, also ab damit in den Verschenkthread, nicht ohne zu erwähnen was das Teil wiegt und wie groß es ist.
Gerade noch rechtzeitig, also einen Tag vor der Lieferung des neuen Kinos, meldete sich der erste und einzige Interessent. Der allerdings auch nur im Auftrag seines Bruders, mit dem ich alles weitere besprechen sollte.
Ergebnis der Besprechung, das Monstrum stand erst einmal bei mir in der Ecke und die Jungs vom Lieferservice haben sich einen Ast gefreut, dass sie das Teil nicht weiter als 2 Meter schleppen mussten. Und dann stand es da. Und stand.
Bis wir uns auf ein Datum einigen konnten. Meine Vorfreude auf den wieder gewonnenen Platz im Wohnzimmer verblasste recht schnell, denn der junge Mann kam mit seiner Freundin.

Einer sehr entzückenden Freundin, einer hübschen, schlanken, sehr netten Frau, der ich auf den ersten Blick ansehen konnte, dass die auch bei bestem Willen nicht in der Lage ist, 65 Kilo die Treppen runter zu schleppen. Meine Bedenken wischte der junge Mann zwar vorerst zur Seite, musste dann aber beim dritten gescheiterten Versuch den Kasten überhaupt anzuheben sichtlich genervt einsehen, das konnte so nichts werden.
Am nächsten Tag wollte er dann mit einem kräftigen Kumpel wiederkommen, bekommen hab ich aber nur eine Absage per E-Mail, und danach wären sie erst einmal drei Wochen im Urlaub. Er würde sich dann wieder melden, wenn die Kiste bis dahin weg ist wär's halt Pech.

Na prima, ich bin echt zu blöd für diese Welt. Nur weil ich gutherzig was verschenken will steht die alte Kiste womöglich wochenlang im Weg und nervt mich, hätte ich die bloß entsorgen lassen. Ich könnte die vom Sperrmüll abholen lassen, aber erstens kostet das Geld und zweitens muss man Termine in der Woche machen und im Haus sein. Auf der Webseite der Stadtreinigung fiel mir dann Stilbruch auf, der Gebrauchtmöbelmarkt, da kann man ebenfalls Kleinanzeigen aufgeben unter der Rubrik "zu verschenken".
Gleich mal gemacht, mit Größe, Gewicht, Foto und der dringenden Empfehlung, zu zweit zu kommen.
Keine zehn Minuten später hatte ich zwei Anfragen, weitere drei am nächsten Tag. Fair geht vor, also der Reihe nach.

Kandidat 1 wollte das Gerät ganz alleine abholen, war aber nach einem kurzen Test sicher, das wäre wohl doch etwas zu breit für seinen TV-Schrank.
Kandidat 2 wollte wissen, welche öffentlichen Verkehrsmittel in der Nähe halten, oder ob ich zur Not als Transporteur zur Verfügung stehen würde, wenn er mir hilft das Gerät zu tragen. Er mir, wohlgemerkt.
Kandidat 3 wäre sehr interessiert, aber erst in zwei Wochen wieder in Hamburg. Ob ich das so lange zurückstellen könnte.
Kandidat 4 hat sich heute zwar um eine Stunde verspätet, weil sein Kumpel noch Fußball gespielt hat und er ihn erst abholen musste, aber der hat nicht nur die Anzeige gelesen, der hat sie auch verstanden.

Und sich gefreut wie ein Schneekönig über das Ding, das war die ganze Aktion dann auch wieder wert. Trotzdem bin ich nicht sicher, ob ich das Risiko noch einmal eingehen würde, einfach mal was verschenken wollen kann ganz schön kompliziert werden. Zum Glück habe ich nichts mehr in dieser Gewichtsklasse.

Nicht zu verschenken: Dave Alvin - Blackjack David/Ashgrove

  

13 Kommentare:

  1. Schon weg? Wie schade. Frau Waas signalisiert neuerdings deutliches Interesse an derlei Apparatur. Und wenn du den Fernseher hierher hättest bringen. Gutes Essen und Pflaumenmedizin hats reichlich ;-)
    Im Ernst: ich habe sowas auch schon erlebt. Da fragt man sich manchmal...und freut sich dann doch mit demjenigen, der sich wirklich freut

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Für die Transportkosten hätte ich wahrscheinlich erste Klasse fliegen können *g*

      Löschen
  2. du glücklicher! ich musste den gasherd denn ich verschenkt hab, noch selber wegschleppen..allerdings auch durch kein treppenhaus, sondern einfach nur aus der garage in den wartenden bus *g*

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das war die einzige Bedingung, selber wegschleppen. Wer es nicht schleppen will, der will es auch nicht haben.

      Löschen
  3. es gibt doch bestimmt karitative oder soziale einrichtungen die sowas gerne nehmen, warum hast du nicht da mal gefragt?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ja ich kenne eine Einrichtung, die es genommen hätte. Leider in München.

      Löschen
  4. Hier http://www.dsble.de/hausrat/angebote/in/hamburg da finden sich auch immer Abnehmer. Fürs nächste Mal

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Danke, den kannte ich nicht. Ich dachte immer diese Kleinanzeigendinger sind alle tot wg. Ebay

      Löschen
  5. Hättse eigentlich besser wissen müssen.
    Als Mutz und Vaddern ihr altes, aber noch sehr gut erhaltenes, teures Wohnzimmer aus Teakholz verschenken wollten. Einer wollte es nicht nur geschenkt, sondern verlangte zusätzlich die Übernahme der Transportkosten, und ein weiterer, der sich zur "Besichtigung" angemeldet hatte, wollte alles mögliche besichtigen (zeigen Sie mir doch mal ihre Wohnung), nur nicht die Wohnzimmermöbel ;-).

    Ich verschenk nix mehr. Wenn nicht in meinem Forum jemand ist, der es haben will, wird es gnadenlos weggeschmissen. Auch Klamotten, denn ich möchte nicht, daß meine Klamotten in Afrika zu überteuerten Preisen verkauft werden, und die dortigen "Textilhersteller" dichtmachen müssen.

    Vorgestern war ich in Wien im Ernst-Happel-Stadion bei Bruce... alleine, weil eine Nachbarin kurzfristig abgesagt hatte. Deren Karte hatte 80,00 Euro gekostet, vor dem Stadion stand einer, der nur 30,00 löhnen wollte. Püh! Dann eben nicht. Ich vermute ohnehin, daß der die dann für teures Geld weiterverscherbelt hätte.

    Hier erlebte ich übrigens die geilste Version ever von Racing in the Street. 10 Minuten 30, davon 6 Minuten Piano...

    AntwortenLöschen
  6. @Meike: Karitative und soziale Einrichtungen sind sich inzwischen auch "zu gut" dafür... die wollen nur Bares!

    AntwortenLöschen
  7. Ach, und was ich noch sagen wollte: Flugzeuge fliegen auch am Freitag, den 13. recht ordentlich. Aber Donnerstag, den 12., das werde ich mir künftig genauestens überlegen *g*

    AntwortenLöschen