Freitag, 30. Dezember 2011
Restlaufzeit für Leibgerichte
Geht es eigentlich nur mir so, dass laufend irgendwelche grandiosen Spezialitäten vom Markt verschwinden, auf die man unmöglich verzichten kann? Könnte man, als Gegenentwurf zum Ausländerbleiberecht, nicht auch eine Ausländerbleibepflicht einführen, für besonders verdiente Mitbürger?
Als ich mir neulich mal wieder etwas Futter von meinem Stammchinesen einpacken ließ, lag im Päckchen noch eine unangenehme Überraschung bereit, die Familie Kwong verabschiedet sich, nach 36 Jahren gehen sie in den verdienten Ruhestand.
Im Jahr 1976 erfüllten wir unseren Lebenstraum und eröffneten das China-Restaurant Kwong in Rahlstedt. Unser Wunsch und Ziel: die traditionelle chinesische Küche und Kultur in die Hansestadt zu bringen. In den 36 Jahren sind viele Gäste zu Freunden geworden. Wir haben miterlebt, wie Familien gewachsen und neue Generationen entstanden sind, uns aber die Treue gehalten haben, dafür möchten wir uns ganz besonders bedanken. Auf Wunsch können Sie ein persönliches Andenken als Dankeschön aus unserem Restaurant mitnehmen.
Tja, seit 36 Jahren bin ich dort jetzt Stammgast, was nehm ich mit? Den dicken Buddha vor der Tür kriege ich nicht transportiert, abgesehen davon würde der zu meiner Einrichtung nicht recht passen, ebenso wenig wie chinesische Vasen und Stehlampen. So ein Andenken will wohlüberlegt sein.
Als uns Frau Kwong persönlich an der Tür verabschiedete, fragte ich gleich nach der verbleibenden Frist für derartige Überlegungen. Dreißig Tage bleiben mir, am 29.Januar ist Schluss, es geht zurück nach Hause. Herr Kwong findet, 36 Jahre in der Küche sind genug.
Das kann ich zwar irgendwie nachvollziehen, aber, wer zum Geier macht mir dann noch Khan-Shau Garnelen? Oder Frühlingsrollen, die Vegetarier zum weinen bringen würden? Was ist mit der Ente in Zitronensauce? Und was mit den bestimmt 100 Gerichten auf der Karte, die ich noch nicht probieren konnte, weil ich so oft Khan-Shau Garnelen gegessen habe?
Hätte man das nicht frühzeitig bekannt geben können, so ungefähr ein Jahr vorher? Oder zwei? Jetzt fallen mir auf Anhieb mindestens zehn Gerichte ein, die ich dort schon immer mal essen wollte. Das ist in dem einen Monat nicht zu schaffen, ganz egal wie häufig ich da noch auflaufe. Ich muss die Restlaufzeit nutzen, um mich mit Khan-Shau Garnelen vollzustopfen.
Das muss immerhin bis an mein Lebensende reichen, es sei denn das Rezeptbuch vom Herrn Kwong steht auch unter den mitzunehmenden Andenken. Fragen werde ich auf jeden Fall danach.
Im Player: WellBad - Beautiful Disaster
Abonnieren
Kommentare zum Post (Atom)
Das ist immer bitter, wenn beliebte Restaurants oder auch Kneipen aus welchen Gründen auch immer ihre Pforten schliessen...
AntwortenLöschenIch drücke dir die Daumen für einen neuen "Leibchinesen" für die nächsten 36 Jahre.
Ich war vor Jahren einige Male im Chin-Chin, das fand ich ziemlich lecker...
Man merkt vor allem, dass der Zahn der Zeit an einem selber gewaltig nagt, wenn Menschen in den Ruhestand gehen, die man schon kannte als sie anfingen mit der Ackerei.
AntwortenLöschenIch nehme an, Du meinst das Shin Shin in Sasel, der ist schon einer der bekannteren Chinesen hier, war früher eigentlich ziemlich gut, stimmt. Allerdings hat der Getränkeservice bei unserer letzten Weihnachtsfeier dort kläglich versagt. Die Dim Sum waren dafür hervorragend.
Das Etablissement ist/war wirklich vom kulinarischen Aspekt her unbedingt empfehlenswert, kann ich bestätigen, o'rly! Und den dicken Buddha als Andenken würde ich auf jeden Fall in die engere Wahl ziehen, werter Zaphod !
AntwortenLöschenZugegebenermaßen nicht ganz passend zur Wohnungseinrichtung, dafür umso mehr zur Person des Blogpräsidenten. *fg* ;p
BTW, zum Thema HH an Weihnachten gibts aktuell grad 50 ausgesucht harmlose Urlaubsfotos in den 'schnittmengen'; bekomme leider grad ums Verrecken keinen Text beigepackt, mach ich mir aber jetz keinen Kopp mehr drum...
Gute Nacht, und nen guten Rutsch und alles Gute fürs neue Jahr wünscht:
der Pappenheimer ;)
guten rutsch, alda:-)
AntwortenLöschenNee, das geht nicht nur Dir so!
AntwortenLöschenTrotzdem ein gutes neues Jahr! Wenn auch ohne Khan Shau-Garnelen. Das mit der Frage nach dem Rezeptbuch ist nicht die schlechteste Idee!!! Wenn er Dir vielleicht auch nicht das ganze Buch aushändigt; das ein oder andere Rezept würde doch schon reichen.
Ich hätte auch gerne eins; kann mich aber jetzt gerade partout nicht erinnern, welches. Mist. Und ich habe definitiv nicht mal mehr 29 Tage, um überhaupt noch einmal dort zu essen :-(.
Ach, ich glaube, es war irgendwas mit 8 Köstlichkeiten. Garnelen, Ente, Huhn, Schwein, Rind, Gemüse.. so was war's.
Das Rezept als Geschenk zu Weihnachten wäre mir wahrscheinlich lieber gewesen als die Herren Los Lobos *örgs* *muah*
Ach, das ist wahrlich kein guter Start ins Neue Jahr! Da wünsche ich Dir, dass Du einen guten neuen Kulinarische Köstlichkeiten servierenden Chinesen findest. oder kann Dir der Herr Kwong nicht einen empfehlen?
AntwortenLöschenWünsche allen, wohl gerutscht zu sein :)
AntwortenLöschenKiki, *örgs* und *muah* sind genau die Dinge, die ich damit bekämpfen wollte. DSDS ist nicht gut für Dich. :p
Inch, ich habe die Hoffnung, am Ende das Rezept zu bekommen. Fraglich allerdings, ob mir das viel nützen wird, die richtigen Zutaten sind ja häufig ebenfalls ein Problem.
zaphod, Dein Langzeitgedächtnis scheint mir nicht mehr ganz in Ordnung. *örgs* und *muah* habe ich bei Dir auch schon gelesen ;-)
AntwortenLöschenUnd natürlich muß man bei einem Rezept auch nach den exakten Zutaten fragen! Schon kleinste Abweichungen ergeben u. a. ein völlig anderes Gericht!