Samstag, 17. Dezember 2011

Abramowitsch für Anfänger



Eine Yacht, wie sie sich der Herr Abramowitsch ab und zu mal kauft, könnte ich mir ebenso wenig leisten wie den FC Chelsea. Würde mich auch ehrlich gesagt nicht reizen, der FC Chelsea. Blau steht mir nicht.
Dafür lagert irgendwo im Keller ein Schlauchboot und seit heute hängt an der Wand eine Inhaberschuldverschreibung des FC St.Pauli. Kein ganzer Verein, aber immerhin, ich finanziere den richtigen, zusammen mit etlichen tausend anderen Zeichnern. Kleine Leute, kleine Brötchen.
Vor ein paar Wochen war ich schon auf der Auftaktveranstaltung, Anteile zeichnen, heute durfte man im Ballsaal seine Schmuckurkunden in Empfang nehmen, sich mit Spielern fotografieren lassen (was ich heute mal gelassen habe) oder nach Autogrammen jagen, was ebenfalls nicht mein Revier ist. Eine Ausnahme hätte ich wohl bei Fabian Boll gemacht, allein schon um seine Reaktion auf mein neues ACABAB Shirt zu sehen, doch der war leider nicht anwesend.
Kaum hatte ich meine Urkunde in Empfang genommen, und dem Ding am Tresen von einer der netten Damen einen Rahmen verpassen lassen, wurden alle Anwesenden wieder aufgefordert zu gehen.
Aufgrund einer technischen Störung sollten alle möglichst zügig, aber ohne Panik, das Gebäude verlassen. Die Ansage dürfte immer gleich lauten, egal ob Bombenalarm oder verstopfte Toilette, die meisten gingen wohl von einer verstopften Toilette aus, denn so richtig gehen wollte niemand.
So stand ich mit 20 anderen Menschen recht unschlüssig eine Weile vor der Haupttribüne herum, während die doppelte Anzahl neuer Besucher, trotz immer noch laufender Bandansage, das Gebäude betraten. Da sie von den drei Ordnern in keinster Weise daran gehindert wurden, bin ich ebenfalls wieder hochgegangen. 
Die technische Störung schien irgendwann behoben zu sein, vielleicht war es auch nur die Ansage, die sich nicht stoppen ließ, oder die Haupttribüne litt irgendwo unter dem gerade einsetzenden Hagelschauer, der Hauptgrund, weshalb ich wieder zurück wollte.
Der andere Grund war die Verpflegungsecke, mit Würstchen, Kuchen und Getränken, die mich an mein (nicht vorhandenes) Frühstück erinnerte - um 16:30! Da immer das gleiche Volk von diesen Ecken angezogen wird traf ich auch gleich ein paar bekannte Nasen, was sich durchaus positiv auf das Frühstück auswirkte, in Gesellschaft speist es sich einfach besser.
Dabei kann man sich nochmal in Ruhe seine Urkunde ansehen, feststellen, dass man das falsche Motiv bekommen hat, aber leider nicht den falschen Betrag, und nach dem leckeren Würstchen, und dem furchtbar süßen Lebkuchenkuchen, noch ein leckeres Würstchen hinterherschieben. Das ganze mit einem Getränk runterspülen, und schon waren die 6 Euro wieder drin, die ich dämlicherweise damals für das Porto überwiesen hatte, obwohl ich die Urkunde ja abholen wollte.

Jetzt könnte ich jedes Jahr ein kleines Stück abschneiden und 6% Zinsen kassieren. Oder nach 7 Jahren das ganze Teil zurückgeben, ich mach es aber wie Abramowitsch, der dürfte den größten Teil seiner in den FC Chelsea investierten Kohle auch nicht wiedersehen.
Wenn es auf Sankt Pauli genug Bekloppte gibt, wie Abramowitsch und mich, dann werden sehr viele Urkunden nicht zurückgegeben werden.  Wenn man davon im Endeffekt einen Teil der Zinsen bezahlen kann, dann wars ein gutes Geschäft für den Verein.
Dafür fehlen aber wohl ein paar Abramowitsche, so viel Mist macht Kleinvieh nicht.

Im Dunkel der Ecke Haupt- und Südtribüne überfielen mich dann am Ende noch ein paar angeheiterte Damen aus Aachen, denen ich den Weg zur Reeperbahn erklären sollte. Was ich selbstredend getan habe, worauf dann weitere Fragen folgten, die Mädels wollten auf dem Kiez auch noch günstig und gut essen gehen. In Kombination nicht ganz einfach, aber machbar, wenn auch kaum auf einem Samstag Abend.
Meine Erläuterungen fanden derart Anklang, dass eine des lustigen Trios anfing, mich zu drücken und zu herzen, dass mir Angst und Bange wurde. Nää, du biss aber ne jute Kerl, zupfte sie fortwährend an mir herum, hätte ich etwas mehr Zeit gehabt und nicht so viele Würstchen gegessen, da wäre mehr drin gewesen.
Womit ich selbstverständlich nur eine harmlose Einladung zum Essen meine.

Im Ohr eine grandiose Konzertkonserve, manchmal lohnen Bootlegs:
Ray Wylie Hubbard & Gurf Morlix - Live at The Everyday Inn, Rockingham, Vermont, 2006 


3 Kommentare:

  1. Hätte ich das gewusst hättest du mich mitnehmen können, ich musste noch Weihnachtsgeschenke besorgen im Fanshop. HVV war brechend voll, Weihnachten ätzt.

    AntwortenLöschen
  2. Und wieder hatte ich das Problem, nicht verstanden zu haben, worum es eigentlich ging. Ein Klick auf die Auftaktveranstaltung und Deine Antwort auf mein damals schon formuliertes Unwissen half mir aber weiter.:D
    Für einen so hübschen Wandschmuck kann man schon mal investieren. Das die Euch aber schnell wieder los werden wollten nach der Urkundenübergabe, finde ich dann doch nicht nett. Aber, es klingt nach einem gelungenen Abend, jedenfalls was die Würstchen angeht,das ist ja die Hauptsache. Das sie, die Würstchen, ein Essen mit den Damen verhinderten, ist freilich ein kleiner Wermutstropfen. Aber wer weiß, wofür esr gut war, der Verzicht.

    AntwortenLöschen
  3. Holzi, wenn Du wüsstest, wo ich vorher und hinterher noch überall war, dann hättest Du dankend verzichtet.

    Inch, so wie die Damen drauf waren, wäre das ein ultraharter Abend geworden. Das mit dem Wandschmuck seh ich ähnlich, hätt ich nur einen Bruchteil der Kohle von Abramowitsch, hätte ich mir sogar die 1910 Euro Version aufgehängt. Immer noch günstiger als ein echter Dali.

    AntwortenLöschen