Samstag, 13. Februar 2010

Wherever i lay my hat



















Eigentlich bin ich ein durch jahrelange Shopping-Touren gestählter Mensch, jedenfalls hab ich das bis heute von mir gedacht, allerdings scheint sich das auf weibliche Bedürfnisse zu beschränken. Es ist eben etwas anderes, ob man sich gemütlich zurücklehnen kann um der holden Weiblichkeit bei der Anprobe zuzusehen, den Daumen zu heben oder zu senken, oder ob man selber das auserkorene Opfer ist. Dabei ging es heute nur um eine adäquate Kopfbedeckung. Ich hab mir das dummerweise selber zuzuschreiben, da ich irgendwann erwähnt haben muss, das der Dorfscheff sich einen Borsalino gekauft hat.
Frauen vergessen so etwas nicht, auch wenn es nie wieder erwähnt wird, aber irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem sie das aus den Tiefen des Gedächtnisses wieder abrufen können. Spätestens wenn "die doofe Fußballmütze" mal wieder zur Diskussion steht. Um etwaigen Überlegungen der Fans anderer Vereine gleich entgegenzutreten, etwas anderes als eine FC St.Pauli Kappe hätte die Diskussion eher verschärft, auch wenn meine Holde sich für Fußball eh nicht die Bohne interessiert. Aber etwas in Blau-Weiß z.B. wäre ohnehin nicht tragbar gewesen.

Ich habe solche Läden nie wahrgenommen, Schaufenster werden für mich höchstens durch elektronischen Spielkram oder Tonträger interessant, der Rest besteht entweder aus Restaurants, Bars und Kneipen oder wird automatisch ausgeblendet. Aber es gibt vereinzelt tatsächlich solche Geschäfte, und Frauen entdecken das. So fand ich mich dann heute unversehens in einem Laden für Hüte wieder, zwischen hunderten, ach was sag ich, tausenden der merkwürdigsten Kopfbedeckungen, von denen ca. 90% glücklicherweise für Damen bestimmt war. Die restlichen 10% reichten dann aber doch für eine schweißtreibende Stunde an Diskussionen und Anproben. Ein Borsalino schied schon durch die exorbitant hohen Preise aus, so etwas kann man sich höchstens als Dorfscheff leisten. Das Modell Udo Lindenberg kam ohne die passende fenstergroße Brille nicht in Frage und für Bogeys Fedora fehlt mir der entsprechende Trenchcoat. Irgendwie gut fand ich das Indiana Jones Modell von Mayser, aber der war in Schwarz leider nicht vorrätig. Meine Frage nach der eigentlich dazu gehörenden Peitsche schien den schon etwas älteren Ladeninhaber noch mehr zu verwirren, mehr als ein verständnisloses Lächeln konnte ich ihm damit nicht entlocken. Auf dem Hamburger Rathausweihnachtsmarkt wollte mir vor Wochen schon mal jemand einen Stetson aufschwatzen den ich, abgesehen vom Preis, nicht mal übel fand, aber auch hier Fehlanzeige. Entweder das Modell Buffalo Bill oder - ein Trilby!

Mir sollte dann unbedingt ein Trilby aufgedrängt werden, so nennt sich das Ding was Roger Cicero zeitweilig auf dem Kopf trägt, aber da hab ich dann gestreikt. Nicht unbedingt wegen Roger Cicero, aber das Ding sieht einfach Scheiße aus auf meinem Kopf.

Der Fachmann sah sich das die ganze Zeit über mit stoischer Ruhe an, holte einen Hut nach dem anderen aus dem Regal, ohne die geringsten Anstalten zu machen sich in die Diskussion einzumischen. War angesichts seines fortgeschrittenen Alters sicher die Erfahrung. Die Hilfestellung kam dann auch für mich etwas überraschend, als er sich räusperte und mir das oben abgebildete Lacota Outdoor Modell überreichte. Mit den unvergesslichen Worten: "je stattlicher der Herr, desto breiter muss die Krempe sein". Sein verdammtes Glück das er keinen Sombrero angeschleppt hat.

Der Rest hat dann keine 5 Minuten mehr gedauert. Ich frag mich nur, ob der eine Stunde gebraucht hat um den passenden Satz zu formulieren, oder ob er einfach froh war das er mal für eine Stunde seiner Langeweile entging. Ich glaub ohne die Derbys in Hamburg gäbs hier keine Hutmacher mehr. Ich hätte ihm vielleicht den Tipp geben sollen es zusätzlich mit Fan Artikeln zu versuchen. St.Pauli Caps gehen immer.

Schreibmusik: Thea Gilmore - Songs From The Gutter

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