Dienstag, 11. Juni 2013

Piratenkindergarten















Man kann sich nicht immer alles aussuchen, wenn man mit Familie auf Reisen geht. Drei Tage Strand und drei Tage fotografische Exkursionen ins Landesinnere hab ich mir vorgenommen, und auch ziemlich genau meine Ziele im Auge, doch die erste Tour die gebucht wird ist der Piratentörn für Kinder. Logisch, wenn die Prinzessin für etwas zu begeistern ist, dann sind es Piraten. Woran ich zugegeben nicht ganz unschuldig bin, aber das St.Pauli Kiezpiraten T-Shirt bleibt trotzdem im Schrank, es hat leider lange Ärmel. Wenn ich schon mal Kinderklamotten kaufe...

Aufstehen um 7:30 Uhr, im Urlaub! Frühstück im Laufschritt abhaken und den Bus besteigen, der nach uns noch andere Gruppen abholt und nach einer guten halben Stunde Fahrt am Manavgat Fluss absetzt. In der dortigen Werft hat man sich auf den Bau von motorisierten Fakesegelschiffen spezialisiert, für Kinderpiratentouren, nächtliche Discoausflüge und ähnliche Veranstaltungen. Drei-, Vier-, sogar Fünfmaster, die wahrscheinlich allesamt kentern würden, käme jemand auf die Idee an diesen Masten echte Segel zu befestigen. Dafür haben sie alle eine Wasserrutsche an Bord, die bei den Badeaufenthalten rege genutzt wird. Unser Kahn ist eindeutig der schönste, mit seinen drei offenen Decks, dem netten Zierat und der gewaltig langen Planke am Bug. Die anderen glänzen dafür mit Motiven aus dem Herrn der Ringe oder Fluch der Karibik, die Barbossa mit der nett anzuschauenden Davy Jones Skulptur am Heck ist ein für Istanbul bestimmtes Discoschiff und hat wahrscheinlich auch die fettere Soundanlage.

Die brauchen wir nicht, denn wir haben den Baron. Einen waschechten türkischen Piratenkindergärtner, der die lieben Kleinen dazu animiert alle "feindlichen" Schiffe mit einem lauten "Wir sind Piraten, ihr seid Tomaten" zu begrüßen und auch sonst viel Spaß und gute Laune verbreitet, sobald jemand 140 Zentimeter Körpergröße unterschreitet. Mehrfach setzt er sich während der Fahrt für eine Zigarettenlänge zu uns an den Tisch, und wir erleben einen eher melancholischen Menschen, der in den letzten Jahren einige schwere Schicksalsschläge verkraften musste und nach erfolgreicher Kinderbespaßung gerne über Gott, die Welt und Kindererziehung philosophiert. Definitiv einer der sympathischsten Typen die ich dort kennenlernen durfte.

Bei der Badepause vor den Ruinen des Apollon-Tempels in Side mache ich ein paar Aufnahmen der Anlage, leider zerstört moderner Firlefanz das Motiv ein wenig, aber auf einem Schiff lässt sich der Blickwinkel kaum verändern. Die Kombüse liefert gegrillten Fisch, Burger oder Hähnchenschnitzel, Salat und andere Beilagen, es gibt sogar kaltes Bier vom Fass.

Für die zweite Badepause schippern wir zurück und legen an einem Strand an, der sich zwischen Meer und Fluss befindet, so hat man die Wahl zwischen 24 und 14 Grad Wassertemperatur. Die Kinder buddeln einen Piratenschatz aus und wir machen Bekanntschaft mit moderner Fusionsküche: frisch gebackenes türkisches Fladenbrot mit Nutella, für einen Euro. Dabei basteln die beiden Damen diese Dinger in einer Geschwindigkeit zusammen, die jeden deutschen Crêpebäcker vor Neid erblassen lassen würde.

Ein perfekt durchgeplanter Ausflug, der nicht nur die Kids begeistert hat. Man sollte vielleicht über eine Version für Erwachsene nachdenken, mit Enterhaken, Krummsäbeln und etwas passender Musik, zum Beispiel Roger McGuinn - Cardiff Rose 















 


11 Kommentare:

  1. Unglaublich, was sich die Leute einfallen lassen. Das mit dem Essen und der Freundlichkeit haben wir in Kemer genauso erlebt. Geniesst es!

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Wir haben es genossen, wir hätten es auch gerne länger genossen, zumal ich noch einiges auf dem Zettel hatte. Ein paar Anfängerfehler hab ich auch gemacht, trotz gründlicher Vorbereitung, also muss ich irgendwann wieder zurück.

      Löschen
  2. wow, das nenn ich mal kinderbelustigung

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das war eines der Argumente für die Türkei, wobei wir bei euch sicher auch einige Möglichkeiten der Kinderbelustigung gefunden hätten.

      Löschen
    2. wohl, eine piratentour gibts hier auch....aber die kann nix im vergleich zu dem da.
      war schon die richtige entscheidung.

      Löschen
  3. macht die prinzessin jetzt auch noch karate? in dem alter? respekt! dir wäre sicherlich fußball lieber gewesen *fg*

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Kung Fu! Großer Unterschied (glaube ich, jedenfalls legt sie viel Wert drauf) und ich finds gut wenn Mädchen sich verteidigen können. Mal abwarten was daraus wird, inzwischen spielt sie ja auch noch Hockey.

      Löschen
  4. Jo, auf dem Fluß bin ich früher auch schon mit einem dieser Boote gefahren, und das Gefühl zwischen arschkaltem Flußwasser und piewarmen Meereswasser war wirklich unbeschreiblich. Später gabs da dann übrigens auch noch eine Raftingtour, weiter oben in den Bergen, die es durchaus in sich hatte, aber auch ziemlich Laune machte, solltet ihr für den nächsten Urlaub ins Auge fassen...

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Die Raftingtour ist ne Ecke weiter weg im Köprülü-Kanyon, anderer Fluss. Das sah auf den Fotos auch ganz schick aus, ist aber erst für Kinder ab 6, das hätte ich wieder alleine machen können. Nächstes mal.

      Löschen
  5. Das sieht nach einer rund um gelungenen Tour mit viel Spaß auf. Ja, ich glaube, später werde ich eine Woche pro Jahr auch Pauschaltouristin. Ich muss nur noch warten, bis die "Ausrede" groß genug ist ;) Kann ja nicht mehr all zu lange dauern.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. So drei bis vier Jahre hast Du ja noch :)
      Mit kleinen Kindern ist das jedenfalls recht entspannt, alleine bevorzuge ich andere Arten des Reisens.

      Löschen