Sonntag, 8. Oktober 2017

Durch die Serra de Tramuntana











Nach zwei Tagen Straßenbahn wird es Zeit die Mietkutsche zu bewegen, wir wollen ein wenig durch die Serra de Tramuntana fahren und starten in Fornalutx, einem nordöstlich von Sóller gelegenen Dörfchen, dass mir vor 25 Jahren schon durch seine gepflegten Häuser und Gärten aufgefallen ist und inzwischen mehrere Schönheitspreise gewonnen hat.

Hier werden allerdings außer den Häusern und Gärten auch noch barbarische alte Rituale gepflegt, bei denen Stiere durch die Gassen getrieben und hinterher getötet und verspeist werden. Dafür sind wir glücklicherweise ein oder zwei Tage zu spät dran, einzig die vielen Wimpel und Girlanden zeugen noch von diesem Brauch, Blutflecken sind jedoch keine zu erkennen.

In der Hitze des Mittags verzichten wir auf ausgedehnte Erkundungstouren durch die engen Gassen, zumal hier eindeutig zu viele Treppenstufen lauern. Stattdessen bestellen wir uns im Cafè Sa Plaça die Spezialität der Gegend: Orange Sóller, Orangeneis mit frisch gepresstem Orangensaft und Schlagsahne. Mit einem Schuss Campari könnte man die ganze Sache sicher noch etwas verfeinern, aber auch so ist das eine leckere Erfrischung.

Auf dem Weg zurück zur MA-10, der "Panorama-Route" durch die Serra, finden wir sogar noch eine kleine Parkbucht mit Blick auf Dorf und Tal, was leider eine absolute Seltenheit ist auf dieser Strecke, Wanderer sind da klar im Vorteil. Der wird freilich durch eine Klimaanlage und die motorisierte Überwindung mehrerer hundert Höhenmeter schnell wieder wettgemacht, es geht stetig bergauf, bis zum nächsten (hochoffiziellen und daher mit genug Parkplätzen ausgestatteten) Aussichtspunkt, dem Mirador de ses Barques.       

Nur ein paar Treppenstufen noch und man wird mit einer atemberaubenden Aussicht aus knapp 400 Metern Höhe auf die Küste, Port de Sóller, Täler und Gebirgszüge belohnt. Dafür ist der Chip zu klein, das erfordert Panoramaformat, hilft ja nix. Wie gut, dass man heutzutage nicht unbedingt ein Stativ dafür braucht, sonst hätten wir noch eines dieser Dinger in den Kofferraum legen müssen.

Zum nächsten Panoramapflichtprogramm mit Parkmöglichkeit sind es knapp acht Kilometer und es geht weiter steil bergauf. Der Mirador MA-10 liegt auf 870 Metern Höhe, es ist schattig, windig, arschkalt und völlig verseucht mit Rautenaufklebern, weshalb wir uns erst einmal daran machen die übelsten Schäden zu beheben, bevor wir die Aussicht genießen. In die eine Richtung auf Fornalutx und Sóller mit der hinter den Bergen liegenden Küste, in die andere auf den Gebirgszug des Puig Major, mit 1445 Metern der höchste Berg Mallorcas. Alles zu viel für den kleinen Chip, man muss schon wieder Panoramas machen.

Der anschließende Tunnel führt uns auf die andere Seite des Gebirges und langsam wieder zurück in wärmere Gefilde, vorbei an einem militärischen Komplex, bei dem wir die Kameras lieber nicht benutzen und durch eine Verkehrskontrolle der Guardia Civil, die uns freundlicherweise nicht behelligt, zu den Stauseen Cúber und Gorg Blau, bei deren Fotospots man allerdings sehr viel Glück haben muss, dass nicht irgendeine Torfnase seine Karre in die gerade gefundene ideale Sichtachse stellt. 

Das erbost ganz besonders den Pappenheimer, der gerade einen seltsamen Hinkelstein vor der Linse hat, welcher sich später als Säule eines prähistorischen Bergheiligtums herausstellt, dessen Reste man heute nur noch als Taucher bewundern könnte, wären nicht jegliche Wassersportarten hier strengstens verboten. 

Was einigermaßen nachvollziehbar ist. Wer will schon Trinkwasser, in dem vorher jemand gebadet hat.


Fotos dazu: Panorama am Mirador ses Barques - Panorama Fornalutx - Fornalutx - Mirador ses Barques - Puig Major - Mirador MA-10 - Cúber - Esel - Gorg Blau / Nikon D7200
Bier dazu: Welde Pepper Pils, 4.8%
Musik dazu: Tom Petty & The Heartbreakers - Southern Accents / Live Anthology / Echo 
























  







9 Kommentare:

  1. toll! für diese aussicht würde ich vielleicht sogar auf einen strandtag verzichten und mitkommen.

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  2. Auch hier wieder die tollen Fotos - prima!!!. Ich musste jedoch die ganze Zeit lachen wegen deines Textes. Da sah ich vor meinem geistigen Auge die beiden Fotohelden sich gegen Mittag aus den Federn schälen.. // Stativ lasse merr da, brauche merr nedd... :-)
    Diese Fotografien, am frühen Morgen aufgenommen, würde ich nur zu gerne sehen. Da herrscht doch ein fantastisches Licht.

    Weitere Berichte und Fotos werden gerne genommen :-)
    Was bedeutet "Alles zu viel für den kleinen Chip, man muss schon wieder Panoramas machen.
    "?

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    1. Haha, danke für die Blumen :)
      Die Fotohelden sind jeden Tag um 9 Uhr aufgestanden (Frühstück gab es nur bis 10 *g*)und noch frühere Termine waren nicht drin. Der Gin und der Tonic.. ;)
      Zu viel für den kleinen Chip heißt, man bekommt nicht alles auf ein Foto, nicht einmal mit 10mm Brennweite. Daher die vielen zusammengesetzten Panoramaaufnahmen.

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    2. Ich habe doch auch nur kleine Chips und bekomme doch auch alles drauf - egsl welche Brennweite ich verwende...
      Du bist sicher, dass es da keinen Zusammenhang zwischen Chip, Gin, Brennweite und Tonic gibt? :-)

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  3. So langsam kommen wir der Sache näher, das sind ungefähr die Fotos die ich erwartet habe. Wenn es davon noch mehr gibt werde ich mir im nächsten Urlaub auch für ein oder zwei Tage ein Auto leihen, auch wenn ich wahrscheinlich alleine fahren müsste.

    Gruß, N.

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    1. Ihr fahrt doch eh immer für mindestens 10 Tage, da wird ja wohl der eine oder andere Ausflug drin sein. Alleine fahren hat den Vorteil der Unabhängigkeit, gerade bei Fototouren nicht zu unterschätzen.

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  4. Wunderschön. Wahrscheinlich ist die beste Zeit zu reisen, das Frühjahr. Da kann man bissl laufen und es ist noch/schon grün.
    LG, Inch

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    1. Auf jeden Fall, ich würde nächstes Mal auch das Frühjahr vorziehen, vielleicht Anfang Mai oder so. Oder gucken wann Mandelblüte ist, vielleicht auch schon früher. Für Wanderer muss die Serra ein Paradies sein, jedenfalls hat's da sehr viele :))

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