Samstag, 22. Juni 2013

Der ultimative Deppendetektor















Wir sitzen im Flughafen Antalya, nehmen ein paar Pizzaecken zum Frühstück (zu flughafentypischen Preisen) und warten auf den Abflug. Direkt gegenüber steht Mentor Palmastro, auf den ersten Blick schon zu erkennen, dass es sich dabei um eine Art Handleseautomat handeln muss. Aus der Hand irgend etwas lesen zu wollen halte ich ohnehin für ziemlich schwachsinnig, obwohl der geübte Handleseprofi vielleicht aus abgekauten Fingernägeln und Tintenflecken (Sie sind Schriftsteller mit Schreibblockade) seine Schlüsse ziehen kann, aber ein Automat? Ich frage mich ob es tatsächlich Menschen gibt, die ihr Geld für so einen offensichtlichen Humbug verschleudern.

Keine fünf Minuten später wird die Frage von einer Dame beantwortet, allerdings dauert es mit der monetären Investition ein wenig, denn so ein Automat will erst einmal verstanden werden. Dazu könnte man die nebenstehende mehrsprachige Gebrauchsanweisung lesen, aber das wäre zu einfach. Probieren geht über Studieren, hat Mutti schon immer gesagt.

Einfach die Hand in diese Öffnung zu stecken scheint ihr vorerst zu riskant, nachher beißt der noch. Vielleicht gähnt er aber nur, jedenfalls hält sie ihre Hand entsprechend vor den Mund, doch weder bei senkrechter noch bei waagerechter Handhaltung hat das irgendwelche Auswirkungen, der Apparat gähnt weiter. Oberhalb des Kopfes ist eine Hand abgebildet, vielleicht könnte man ja, wenn man seine Hand...
Nein. Passiert immer noch nichts. Also vielleicht doch die Hand direkt rein in das dunkle Loch? Gruselig. Schnell wieder raus damit. Links unten ist ebenfalls eine Öffnung. Leider etwas klein, eher ein Schlitz, die Hand passt dort nicht rein. Nein, auch nicht die linke Hand.

Wenn sie gleichzeitig versucht ihren rechten Fuß im Mund unterzubringen fall ich hier noch vom Stuhl. Glücklicherweise scheint sie unsere spöttischen Kommentare nicht zu hören, nur unser Lachen irritiert sie kurz, bevor sie sich weiter der Maschine widmet. Was für eine Show, ich bin kurz davor nach versteckten Kameras zu suchen, die Frau gehört eindeutig ins Fernsehen. Ein (zufällig?) vorbeikommender Angestellter des Flughafens macht sie auf den Münzeinwurf aufmerksam, die einzige Öffnung die sie bisher komplett ignoriert hat. Viel zu klein für eine Hand. Sie kramt nach ihrem Portemonnaie und füttert den Mentor mit Münzen, jetzt kann es endlich losgehen. Jedoch, was ist der nächste Schritt? Die Hand in den Mund? Oder doch erst die Anleitung lesen? Da sind auch noch ein paar Knöpfe links oben, und ein Bildschirm auf der anderen Seite. Egal, erst einmal ganz kurz die Hand in den Mund, gucken ob was passiert. Nichts, natürlich. Selbst Automaten brauchen wohl mehr als zwei Sekunden um Handlinien zu scannen.

Also doch erst die Anleitung. Ahja, da werden wohl die Knöpfe beschrieben, jedenfalls drückt sie nach dem Studium auf einen solchen. Der leuchtet danach zwar blau vor sich hin, aber ist das wirklich ein Fortschritt?  Sollte nicht die Hand irgendwie noch ins Spiel kommen? Was ist eigentlich mit dem Bildschirm? Auf dem erscheinen gerade die Umrisse einer Hand, wenn man seine dagegen legt, dann passiert vielleicht auch.... nichts.

Wie frustrierend. Fünfzehn Minuten wildes Gezappel vor einem Handleseautomaten und alles ohne sichtbaren Erfolg, sie gibt auf. Vielleicht war unser Lachen auch nicht mehr zu überhören, irgendwann kann man das halt nicht mehr unterdrücken. "Ein bisschen unfair ist das schon" gibt Junior zu bedenken. "Wenn ich den programmiert hätte, dann gäbe es nach zehn erfolglosen Minuten wenigstens einen passenden Ausdruck. Sie sind zu dusselig einen Handleseautomaten zu bedienen, melden Sie sich besser bei der örtlichen Wahrsagerin. Hochachtungsvoll, Ihr Mentor Palmastro."

Als Handleser hat der Kasten völlig versagt, aber er lockt Unterhaltungskünstler an. Morgens um vier auf einem Flughafen nicht die schlechteste Idee.

Handlesermusik: Queens Of The Stone Age - Songs For The Deaf

  

12 Kommentare:

  1. Klasse beschrieben!
    Menschen & Maschinen wäre eine Fotoserie wert: allemal *ggg*

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    1. In diesem Fall bin ich froh, dass ich heimlich ein Foto schießen konnte. Es wäre mir irgendwie peinlich gewesen, hätte sie mich dabei entdeckt *g*

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  2. Hehe, ich stelle mir das gerade bildlich vor und muss mir das Lachen verkneifen :)

    Kein schlechter Zeitvertreib um die lästige Wartezeit auf den Abflug zu vertreiben.

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  3. Ich glaube, ich hätte mich nur noch weggebrüllt vor Lachen.
    Hätte man filmen sollen. Ganz großes Kino !

    :-)))

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    1. Wir haben uns das Lachen nicht immer verkneifen können, was sie trotzdem nicht davon abgehalten hat weiter vor dem Ding rumzuhampeln *g*

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  4. esoterisch angehauchte menschen waren immer bevorzugte zielgruppe für deinen spott, wahrscheinlich hat sie jedes wort von euch verstanden und ist deshalb irgendwann geflüchtet :p

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    1. Esoterisch angehaucht ?
      Eher komplett schwachsinnig. Sorry... *gg*

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    2. Wer dafür Geld ausgibt kauft sicher auch einen ganzen Sack chinesische Glückskekse, oder liest seine Zukunft aus den Eingeweiden eines überfahrenen Frosches.

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  5. Das sieht genau so aus wie der berühmt-berüchtigte Bocca de la Verita in Rom. ;-)

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    1. Ähnlichkeiten sind nicht zu leugnen, hat nicht Gregory Peck mal seine Hand verloren als er sie in den Bocca gesteckt hat?

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  6. Also ich finde die Frau ja tapfer. Ich täte mich nie trauen, da meine Hand rein zu stecken. Am Ende sitzt da was drin und beißt. Oder krabbelt. Und irgendwo sitzt einer und lacht sich schlapp weil ich mich zu Tode erschrecke. Also nicht nur da, wo Zaph sitzt.
    Nein, ehrlich, Respekt vor Leuten, die so viel Vertrauen in die Welt haben, dass sie in ihre Hände in dunkle Löcher von irgendwas stecken

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    1. Vielleicht verliert man seine Hand, wenn man den Automaten zu wenig gefüttert hat *g*

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