Mittwoch, 30. August 2017

Venedig mit Vorgarten
















Nach fünf Tagen Kinderbespaßung ist etwas Abwechslung nötig, für mich und vor allem für die Speicherkarte der Kamera, auf der sich neben geschätzt 500 Enkelkinderfotos nur noch ein paar aus Groningen befinden. Die nähere Umgebung ist abgegrast, für einen zweiten Versuch mit Groningen fehlt mir die Lust, bleibt eigentlich nur das achtzig Kilometer entfernte Giethoorn. Im winzigen "Venedig des Nordens" war ich das letzte Mal vor fünfzehn Jahren, da gibt es viele schicke Reetdachhäuser, reichlich Motive und was beinahe noch besser ist: keine Autos, die einem die Motive verderben könnten.

Denn wie es sich für ein "Venedig" gehört spielt sich der Verkehr hier überwiegend auf dem Wasser ab, auf den Grachten des Dorfes, den zwei Quadratkilometern der Bovenwijde und den zahlreichen von Schilf gesäumten Wasserstraßen des größten Tieflandmoorgebietes in West-Europa, in denen man sich wunderbar verirren kann, was eine besondere Freude ist für die Giethoorner Bootsverleiher, weil jede angefangene Stunde voll abgerechnet wird.

Um die letzte Erfahrung nicht wieder machen zu müssen erkunde ich das Dorf diesmal zu Fuß, zumal beim Fotografieren und gleichzeitig ein Boot durch die engen Grachten lenken garantiert eine dieser Tätigkeiten nicht genug Aufmerksamkeit bekommt, was zu sehr unangenehmen Zwischenfällen führen kann.

Natürlich hat auch Giethoorn seinen "Canale Grande", Heimat vieler Touristenfallen, die bei 1 Million Touristen jährlich sicherlich alle ihr Auskommen haben. Restaurants, Imbissbuden, Bootsverleiher und alles-inklusive-Anbieter mit großen Ausflugsbooten für die einstündige Rondvaart zum See und zurück, auf Wunsch mit Koffie und Pannenkoeken. Spek, Appel, Kaas, whatever you want, whatever you like, whatever you say.

Das Dorf selber ist mit dem Attribut "gepflegt" nur schwer zu umschreiben, die Reetdachhäuser sehen alle aus, als wären sie letzte Woche erst renoviert worden und höchstwahrscheinlich ist es Gesetz, dass der Rasen mindestens zweimal die Woche mit der Nagelschere nachgeschnitten wird. Sogar auf den Viehweiden sieht es aus, als wären hier überall Rollrasenzüchter am Werk, kein Wunder dass so viele Bundesligisten ihren Rasen in Holland einkaufen.

Glücklicherweise ist es hier nicht so weitläufig, jedenfalls wenn man den zahlreichen Verlockungen am Wegesrand widerstehen kann (Pannenkoeken! Geitenkaas! Grolsch vom Fass!). Eine halbe Stunde nach links, eine halbe Stunde nach rechts und die Option eines Abstechers zu Smit's Paviljoen auf einer Halbinsel der Bovenwijde, den ich mir wegen des einsetzenden Regens schenke, außer Wasser und viel Schilf ist da eh nichts mehr zu sehen.


Fotos dazu: Giethoorn/NL, Nikon D7200
Bier dazu: Camba Dry Hop Pale Ale, 5.3%
Musik dazu: Alela Diane & Wild Divine / Headless Heroes - The Silence of Love


























 



3 Kommentare:

  1. gelackt und gestriegelt, das ist echt mal ein hübsches dörfchen, beinahe schon etwas zu perfekt. und völlig tote hose, wo sind die millionen touristen? alle per photoshop entfernt? *fg*

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  2. Die tausend Touristen (ich war kein ganzes Jahr da) befinden sich auf der anderen Seite des Kanals, in Booten auf dem Kanal oder in den Biergärten, ein paar kann man im 4. Foto sehen.

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  3. Das ist wirklich schnuckelig, sieht aber an einigen Stellen aus wie ne Musterhaus-Siedlung *fg*

    Gruß, N.

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