Freitag, 26. August 2016

Die Schweiz in drei Tagen (mit Torte)
















Bei fotografischen Exkursionen hilft es ungemein, sich über das Ziel schon vorher ein wenig zu informieren. Guckt man sich die Fotos an, die von der Suchmaschine geliefert werden, scheint das Schloss die Plöner Hauptattraktion zu sein. So ziemlich die einzige überhaupt. Etwas oberhalb der Stadt gelegen, bekommt man das Wahrzeichen am besten wohl von der Wasserseite vor die Linse. Wie gut, dass es auf dem Plöner See regen Ausflugsverkehr gibt, alle zwei Stunden legt ein Boot an den Anlegern ab, das letzte um 16 Uhr sollte ich auf jeden Fall kriegen. Plöner Schloss in der Abendsonne, jedenfalls wenn Graf Adolf II. von Schauenburg und Holstein das Ding so gebaut hat, dass die auch Abends auf seine riesige Terrasse scheint.

Da es etwas außerhalb der Stadt wohl weniger Probleme gibt einen Parkplatz zu finden, entscheide ich mich für den Anleger Plön Fegetasche. Eine exzellente Wahl, direkt vorm Anleger ist etwas frei. Nichts mehr frei ist auf dem Boot, das gerade angelegt hat. Um, äh, 15 Uhr? Das stand nicht auf dem Plan, aber bei dem Wetter fahren die vielleicht ja öfter. Gibt mir eine gute Stunde Zeit für einen Kaffee mit leckeren Beilagen, auf der sonnigen Terrasse des nahen Restaurants...

Dummerweise ist heute Muttertag oder irgend etwas in dieser Richtung. Die einzige Kellnerin ist vollauf damit beschäftigt, den anwesenden Damen Blümchen zu überreichen, dabei mit jeder einen längeren Plausch zu halten und nebenbei mit ihrem Smartphone zu spielen, einzelne Herren werden heute nicht bedient. Ich fühle mich diskriminiert, außerdem knurrt mein Magen, was die Sache noch verschlimmert. 

Zwei Zigarettenlängen und mehrere leider nicht aufsehenerregende Turnübungen später werde ich endlich bemerkt. Was ist denn so an Gebäck vorrätig heute? Die junge Dame überlegt kurz, wirft ihre Stirn in Falten  und schnattert dann los wie weiland Dieter Thomas Heck bei der Hitparade: Scharzwälderkirschkäsesahnenussmarzipanerdbeerrhabarberrhabarberrhabarberschokoladebirne.. "Halt!" stoppe ich ihren Redefluss, "das ist genau das, was ich gehofft und nicht erwartet habe." Schokolade und Birne, eine Traumkombination, selbst wenn die nur halb so gut sein sollte wie von Andersen in Wandsbek...

Leider ist sie nur fast halb so gut, dafür kommt sie immerhin schon eine Viertelstunde später. Der Bezahlvorgang gestaltet sich ähnlich zäh und ich sehe mich schon als Zechpreller in Richtung Anleger flitzen, doch als der letzte Ausflugsdampfer in Sicht ist darf ich endlich zahlen. Normal gebe ich gerne deutlich mehr als 10% Trinkgeld, aber manchmal müsste man auch mindestens 10% abziehen, vor allem wenn man sich durch desinteressierte Kellner als letzter in einer Schlange einreihen darf.


Ich erwische trotzdem einen guten Platz, kann mich auf dem Boot sogar relativ frei bewegen, jetzt muss das Plöner Schloss nur noch von der Abendsonne angeleuchtet werden, dann ist alles schick. Vorerst gibt es aber nur ein paar Engstellen zwischen den immer größer werdenden Teichen, ein paar Anlegestellen, ein paar einsame Paläste, ein paar einsame Fischerhütten und Ufer. Viel Ufer.

Waldufer, Schilfufer, Grasufer, Dschungelufer, Inselufer. Auf die Inseln darf man nicht, das ist Vogelschutzgebiet und jetzt brütet alles. Sogar die Seeadler. Daher ist wohl auch absolut nichts zu sehen an Vögeln, alles volle Kanne mit Brüten beschäftigt. Wenn es kein Vogelschutzgebiet wäre dürfte man aber trotzdem nicht drauf, weil das Betreten von Inseln in Schleswig-Holstein generell verboten ist. Das muss einmal anders gewesen sein, sonst hieße eines der winzigen Eilande nicht ausgerechnet Liebesinsel. Wo geht es denn jetzt in Richtung Plön? Ufer hab ich zur Genüge im Kasten, sieht eh alles gleich aus, egal auf welchem der Seen man sich gerade befindet.

Statt dessen laufen wir nach sechzig Minuten in Malente ein, dem Wendepunkt unserer zweistündigen Tour. Malente! Das Malente, in dem die Deutsche Fußballnationalmannschaft mal ihre Trainingslager hatte und trotzdem Weltmeister wurde. Nix mit Schloss in der Abendsonne, Hotels und Kurhäuser an der Malenter Uferpromenade. Tolle Motive. Nicht.

Und jetzt den ganzen Scheiß noch mal zurück, eine weitere Stunde mit Ufern, nur rückwärts. Ich bestell mir ein Beruhigungsbier und frag die Bedienung, ob es hier noch eine andere Route gibt, aber nein, es gäbe zwar noch ein anderes Schiff, aber nur diese Route. Allerdings gibt es in Fegetasche noch einen zweiten Anleger, schräg gegenüber auf der anderen Straßenseite, das wäre der auf dem Großen Plöner See gewesen, zu dem es keine schiffbare Verbindung gibt. Die Kollegen hätten dort aber inzwischen auch Feierabend.

Das ist wieder so dermaßen gut geplant alles, ich bin stolz auf mich. Und diese Dödeligkeit, mit der ich die beste Planung wieder zunichte mache, echt Zucker. Einer der Gründe, warum ich überall zweimal hin muss.

Bei Plön muss ich allerdings noch überlegen, ob sich das überhaupt lohnt. Das Schloss geht zur Not auch als Panorama.


Plönfotos: Edebergsee, Höftsee, Schwentine,Behler See, Dieksee, Plön, Plöner Schloss
Plöngetränk: Bombay Sapphire East / Tonic 
Plönmusik: Sting - Bring on the Night




























4 Kommentare:

  1. Schöne Bilder, trotz zu viel Ufer ;)
    Beim Schlosspanorama hast du aber irgendwann keine Lust mehr aufs wegstempeln gehabt *fg* auf der rechten Seite sieht es aus als wenn das Flatterband im nirgendwo endet, das hätte ich auf jeden Fall noch entfernt ^^

    Gruß, N.

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    1. Das endet genau an einem Flatterbandhalterhaken. Bei der Größe hier wären weitere Stempeleien wohl nicht aufgefallen, aber ich hab halt das Original und da war mir das zu viel Arbeit weil's mitten durch die Leute geht.

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  2. die torte sieht gut aus *g*
    und von wegen keine vögel, auf bild 5 sind doch jede menge :P

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    1. Ganz schlecht war sie auch nicht. Nicht so schlecht wie die Kellnerin.

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