Samstag, 16. Februar 2019

Immerhin die Sonne genossen



















Nach einer Woche Nachtschicht ist Samstag 10 Uhr keine Zeit in der man gerne aufsteht, aber was hilft es, ich hab ein Fußballteam zu supporten. Keine Ahnung ob sich das überhaupt lohnt gegen Wismuuuut, gegen die ist seit 10 Jahren nix drin. Aber der Trainer steht nicht auf Angstgegnertheorien und meint die Zeit wäre reif, das sollte optimistisch stimmen. Irgendwann reißt jede Serie und wenn das Wetter heute schon ungewöhnlich ist, dann vielleicht auch das Ergebnis.

Ungewöhnlich sind die enormen Schlangen vor dem Einlass, was zum Teil sicher dem tollen Zaunlabyrinth auf dem Heiligengeistfeld zu verdanken ist. Zwanzig Minuten in der Sonne, zwei Frühstücksbratwürste, ein Bier und ein sich derbe verschätzender Avevor später hat sich der Aufwand gelohnt, wir spielen das Erzgebirge an die Wand, erkämpfen uns fast jeden Ball durch aggressives Pressing und führen 1:0 durch Buchti. Nach nur 11 Minuten, was meinen Nachbarn zu der Bemerkung veranlasst, man könnte heute mal was für's Torverhältnis tun. "Ha" sag ich, dem Braten noch nicht so ganz trauend, "gegen Aue bin ich schon froh wenn es zu einem Sieg reicht."

Über ein Unentschieden hätte man am Ende dann schon froh sein können, doch leider entwickelt sich das Spiel schnell in die so oft gesehene Richtung: Wir stellen nach der Führung sukzessive das Fußballspielen ein, machen haarsträubende Fehler in der Abwehr und betteln geradezu um einen blöden Gegentreffer. Den wir dann auch kriegen, so richtig blöde. Dass der Hochscheidt unbedrängt einen Kopfball an die Latte setzt, kann mal passieren. Dass er sofort danach wieder völlig unbedrängt hochsteigt um den Abpraller genauer zu platzieren und alle nur zugucken ist nicht zum aushalten dämlich. Wo ist Lasse wenn man ihn braucht? Ach ja, in Köln, verdammt.

In der Halbzeit ist mein Nachbar vom zu verbessernden Torverhältnis abgerückt und fabuliert von einer 1:2 Niederlage, dabei ist es noch gar nicht so weit. Bekommt er aber, sogar recht schnell, gerade als ich mir vornehme mal wieder die Ballkontakte auf beiden Seiten zu zählen.
Wir kommen mit Mühe auf 2, Abschlag Himmelmann, Kopfball, Ball weg.
Danach darf Aue ran: 1-2-3-4-5-6 Tor Hochscheidt. Das ging schnell und elegant, wie ein heißes Messer durch die Butter, keine Gegenwehr vorhanden.

Im Normalfall wäre ja noch genug Zeit das Spiel zu drehen, doch dazu bräuchte man die Mannschaft auf dem Rasen, die in der ersten Viertelstunde gespielt hat, von der ist jedoch nichts mehr zu sehen.  Defensive Wackler am laufenden Band, derselbe Hühnerhaufen wie gegen Union. Alles viel zu statisch, keine Bewegung, keine Ideen, blind nach vorne dreschen und auf den zweiten Ball hoffen ist wohl die Devise, doch den zweiten Ball muss man sich holen, von alleine kommt der nicht. Stellenweise kriegen wir nicht mal die Einwürfe an den eigenen Mann, keiner will das Ding haben, es ist ein kaum anzusehendes Elend.

Als wäre das alles nicht schrecklich genug, passt sich die Schiedsrichterleistung dem Spiel an, unterstützt von der Schauspielschule Aue, die schon ab Minute 70 jede Möglichkeit der Spielverzögerung wahrnimmt. Schwerverletzte wohin man auch sieht. Zwanzig Minuten Zeitschinderei machen das Spiel nicht unbedingt attraktiver, auch wenn sich die Jungs am Ende Mühe geben und sogar ein Tor erzielen, das aus unerfindlichen Gründen nicht gegeben wird, mit Fußball hat das alles nicht viel zu tun.

Hoffentlich hat dieses unsinnige Aufstiegsgesabbel jetzt ein Ende, wer ernsthaft erwogen hat mit diesem Kader erste Liga zu spielen, gegen Bayern, Dortmund, Frankfurt, Gladbach, der muss schon sehr masochistisch veranlagt sein. Mit unseren Möglichkeiten gehören wir im besten Fall ins obere Zweitligamittelfeld, wir haben 37 Punkte, werden den nötigen Rest auch noch holen, mit dem Abstieg nichts zu tun haben und den Derbysieg feiern, dann ist alles gut gelaufen.  

Bei letzterem bin ich mir inzwischen auch nicht mehr so sicher, dafür müsste das unverschämte Glück nochmal zurückkommen, das wir in der Hinrunde so oft hatten. Denn wenn ich an einen jubelnden Lars Oger in unserem Stadion denke wird mir jetzt schon übel..


Was sonst noch gut war:
Außer der Sonne nix weiter, immerhin die konnte man genießen.
Jan-Marc Schneider, dem ich keine Belebung des Spiels zugetraut hatte, aber da war wenigstens Bewegung drin.

Was sonst noch schlecht war:
Support so Samstagmittagsonnigbeschissen und ich fand es schon immer oberpeinlich "schieß ein Tor führ den Gegner vor" zu singen wenn es auf dem Platz gerade völlig konträr zugeht.
Die Bierbecherspendebereitschaft nach schlechten Spielen. VcA kann nix dafür und besser als werfen ist es allemal.
Jackson spielt wieder so, wie ich es am Anfang der Saison befürchtet hatte.

Mehr dazu mit Profifotos wie immer bei Gröni

Fotos dazu: Gegengerade Millerntor / FC St.Pauli - FC Erzgebirge Aue 1:2
Musik dazu: Fünf Sterne Deluxe - Flash













2 Kommentare:

  1. Es sollte immer das Ziel sein aufzusteigen, schließlich will man auch jedes Spiel gewinnen, sonst bräuchte man garnicht erst antreten ;)

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    1. Klar will ich jedes Spiel gewinnen und der Aufstieg wäre eine logische Folge. Sie gewinnen aber nicht jedes Spiel und so viel Glück wie in den letzten Spielen wirst du in der 1.Liga nicht haben.
      Mein Ziel ist Stadtmeisterschaft verteidigen, der Rest ist Zugabe.

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