Sonntag, 19. November 2023

Biggestauseeelektroschifffahrtsgesellschaftskapitän

 









Die wahrscheinlich letzten sonnigen Herbsttage im südwestfälischen Regenwald, da sollte man etwas unternehmen in diesem "Draußen". Immerhin hab ich mich zu einem etwas längeren Wochenende überreden lassen, aber was macht man im Sauerland, außer Fritze Merzens Geburtshaus mit Farbbeuteln zu bewerfen?  

Bevor der Pappenheimer mit irgendwelchen anstrengenden Vorschlägen kommt schlage ich eine Bootsfahrt über den Biggestausee vor, da ist man auch draußen, kann seine Nase in die Sonne halten und kalte Getränke gibt's doch garantiert ebenfalls an Bord, ein Argument das bei ihm eigentlich immer zieht.  

Das könne sehr langweilig werden, weil die Bigge zwar bigger als die Alster wär, es aber außer Wald halt sonst nichts zu sehen gäbe. Das nehme ich in Kauf, denn wenn ich hier in den Bergen rumstolper seh ich auch nichts anderes, muss mich dabei aber wesentlich mehr anstrengen.

Die drei Decks sind gut besucht, neben uns feiert eine bunte Hochzeitsgesellschaft, mitsamt Rauschebartpriester und allem Pipapo, die für genügend Unterhaltung an Bord sorgt, es fehlt nur noch jemand mit einer Fiedel der zum Tanz aufspielt.

Mitgebracht haben sie eine riesige und ungeheuer bunte Torte, die schwer nach Lebensmittelvergiftung aussieht, möglicherweise aber doch besser geschmeckt hätte als das furztrockene Stück Käsekuchen, das ich mir unter Deck besorge und mit einem Cappucino hinunterspüle.

Die sehr langsam vorbeiziehende Landschaft ist, wie zu erwarten, nicht sonderlich abwechslungsreich, Wald besteht nun mal hauptsächlich aus vielen Bäumen. Viele Segelboote hätten das Bild etwas abrunden können, aber bis auf eine Handvoll Unentwegter nutzt leider niemand den sonnigen Samstag für den Segelsport, obwohl hier Material genug vorhanden ist.

Neunzig Minuten dauert die wilde Fahrt und die größte Attraktion dabei ist eine Brücke, auf der oben Autos fahren und unten die Eisenbahn. Sensationell. Natürlich fährt die Bahn nicht gerade jetzt, was aber egal ist, denn zur Attraktivitätssteigerung hätt's schon eine fette Dampflok sein müssen. 

Es soll Menschen geben, die schon bei der Elbquerung mit einer Fähre von der Seekrankheit befallen werden, für die wäre eine Schiffahrt auf der Bigge genau richtig. Hier bewegt sich nichts, keine Wellen, keine Strömung, nur der Blick ans Ufer verrät, dass man sich gemächlich vorwärts bewegt. 

Nicht einmal die Vibrationen eines tuckernden Schiffsdiesels stören die Idylle, denn unser Schiffchen fährt vollelektrisch. Wenn man an den Landungsbrücken mal tief Luft geholt hat, könnte man das für eine gute Idee halten.

Fotos dazu: MS Westfalen, Bigge Stausee - Samsung A33 (1,6) . Nikon D7200 (2-5)

Musik dazu: Fever Ray - Radical Romantics









 

 


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2 Kommentare:

  1. Das nächste Mal schleppe ich Dich auf den Skywalk. Versprochen!
    Dann klappt's auch mit der Seekrankheit. ;-)

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  2. Sky und Walk schließen einander aus.

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