Samstag, 11. Februar 2023

Grapparadiesische Zustände

 










Auf der Suche nach aromatischen Amalfizitronen war ich schon kurz davor die Dinger im Internet zu bestellen, inklusive sündhaft teurem Amalfizitronenfruchtaufstrich. Man gönnt sich ja sonst nichts. Da mir das aber zu lange dauern würde und ich die Zitronen JETZT haben will, strenge ich tatsächlich mal meinen Grips an und versuche logische Schlüsse zu ziehen. Amalfizitronen kommen aus Italien, folglich sollte wenigstens der italienische Fachhandel so etwas vorrätig haben und prompt fällt mir auch das Grapparadies ein, das ich viel zu lange nicht aufgesucht habe. Wenn es in Hamburg irgendwo Amalfizitronen gibt, dann garantiert im Grande Mercato von Vincenzo Andronaco.

Der erste Blick fällt auf die übliche saure Netzware, die es in jedem Supermarkt gibt. Nachdem ich den Schreck überwunden habe, entdecke ich die wahrhaft edlen Teile auf der gegenüberliegenden Seite, selbstverständlich mit Ästen und Blättern, weil das so schön dekorativ ist. Für etwas über 5 Euro pro Kilo geradezu ein Schnäppchen, dafür hab ich bei meinem Edeka im letzten Jahr gerade einmal zwei Stück bekommen. 

Natürlich wäre es vollkommen blödsinnig, nur für ein paar Zitronen durch die halbe Stadt zu gurken, den Ausflug muss man schon merken auf dem Girokonto. Mein Lieblingsgrappa ist allerdings mal wieder ausverkauft, die so eingesparten 210 Euro versuche ich sinnvoll an der Frischetheke umzusetzen, was mir trotz 3P (Parmaschinken, Pecorino, Provolone) nicht ganz gelingt, aber im Einkaufskorb ist ja noch Platz. Man könnte vielleicht mal handgeschmirgelte Pasta di Bronzo für sagenhafte 9 Euro kaufen, nur um zu gucken ob der Unterschied zu Barilla und Co. den Preisunterschied rechtfertigt. Für nur 5 Euro mehr gibt es die Pasta aber auch schon gefüllt im Kühlregal, die Tortelloni Garnele/Zitrone wandern in den Korb. Heimspielnachmittagsessen, in 10 Minuten fertig, keine Arbeit und auf irgendwas muss der Pecorino ja auch drauf.

Den Provolone werde ich mir dann als Dessert gönnen, mit etwas Ciliegie e Peperoncino. Das Zeug hatte ich schon fast wieder vergessen, wie günstig dass Vincenzo das in Augenhöhe neben der sizilianischen Mandarinenmarmelade platziert hat, so konnte ich das gar nicht verfehlen. Olivenöl könnte man noch mitnehmen, wenn man nur wüsste, welches von den unzähligen Olivenölen italienische Restaurantbesitzer für ihr Restaurant und welches sie privat benutzen. Ich muss bei den dreißig Sorten im Supermarkt schon grübeln, das hier überfordert etwas.

Richtig guten Limoncello würde ich gerne mal probieren, am besten natürlich einen aus Amalfizitronen, die bisher eher schrecklichen Erfahrungen mit dem Zeug und die Unkenntnis, welche der zahlreichen Sorten ein richtig guter Limoncello sein könnte lassen mich zurückschrecken, dafür finde ich noch etwas für die schnelle Küche. Eigentlich ist Pesto aus dem Glas meist die Pest ohne o, aber wenn das Zeug aus Catania kommt, dreimal so viel kostet wie der Kram von Bertolli und einen Pistazienanteil von immerhin 60% aufweist könnte das einen Versuch wert sein.

Am besten mit teuren Bronzenudeln. Wenn nur eine der Zutaten wirklich etwas taugt wird's schon schmecken.


Fotos dazu: Grappa-Zitronen-Olivenöl / Samsung A33

Musik dazu: Bab L'Bluz - Najda!

 



 

 

 



 

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