Wie dumm kann man eigentlich sein? Das ist, offen gesagt, eine Frage die ich mir tatsächlich öfter stelle als mir lieb sein dürfte. Letzten Sonntag erst kam ich zu der Überzeugung, mit dem Auto zum Millerntor zu fahren wäre der letzte Schwachsinn und heute sitze ich schon wieder in der Kiste. Nur weil ich gestern zufällig über einen gigantischen Haufen von sogenannten Schienenersatzfahrzeugen gestolpert bin, die den Farmsener Bahnhof fast vollständig blockiert hatten. Laut Fahrplan verkehren die wegen Brückenbauarbeiten zwischen Farmsen und Wandsbek Markt, was völlig inakzeptabel ist wenn man zum Fußball will.
Die Alternative wäre Regionalbahn oder Auto und weil ich die Regionalbahn aus diversen Gründen gerne meide, meldet sich wieder das Teufelchen im Ohr. Sooo schlimm war das jetzt auch wieder nicht mit dem Parkplatz, im Auto ist es warm und trocken, man kann gute laute Musik hören, fünf Euro Parkgebühr plus Sprit sind auch nicht viel mehr als eine Tageskarte, lauter so Zeug.
Zehn Minuten vor Anpfiff sitze ich immer noch im Auto und nur mein Gepöbel ist lauter als die Heartless Bastards im Player. Weil Geiz so geil ist beschäftigt die Firma Goldbeck nur einen (1!) Ticketverkäufer für das gesamte Heiligengeistfeld, wodurch sich auf der Glacischaussee ein Stau östlich bis zum Michel und einer nördlich bis zur Musikhalle bildet, ein Kollaps mit Ansage, der unbedingt Konsequenzen haben sollte.
Dass ich es im Aufgang noch schaffe das Aux Armes mitzubrüllen, sogar mit einem bierähnlichen Kaltgetränk in der Hand, hätte ich kaum zu hoffen gewagt. Gleich rein ins Vergnügen, gegen einen meiner Lieblingsgegner, den ich fast so gern wegballern würde wie Stellingen oder die von der Ostseeküste. Siege gegen Kaiserslautern machen immer noch doppelt so viel Spaß wie normal schon, blöderweise schmerzen mich Niederlagen gegen die auch doppelt, was jedes Spiel zu einer sehr diffizilen Angelegenheit macht.
Momentan soll es auch noch schwierig sein gegen die Region zu gewinnen, jedenfalls sind die seit soundso vielen Spielen auswärts unbesiegt, was schon recht lange sein muss, sonst würd man das nicht dauernd erwähnen. Um auswärts unbesiegt zu bleiben muss man allerdings nicht unbedingt Tore schießen und das scheint mir auch das ganze Geheimnis hinter dieser Serie zu sein, denn so erschreckend guten Fußball spielen die nicht. Zum einen haben wir sehr viel Ballkontrolle, zum anderen diese drei Typen vor unserem Torwart, an denen man erst mal vorbei kommen müsste, was sich auch bei zunehmender Spieldauer als nahezu unmöglich erweist.
Da unsere Offensivabteilung auch nicht gerade eine Überdosis an Kreativität erwischt hat, könnte das eine entspannt langweilige Halbzeit sein, müsste man sich nicht laufend über den Schiedsrichter aufregen. Dessen beste Leistung sind die halbfertigen Sprühsahnesmileys, die er laufend auf den Rasen zaubert, ansonsten guckt er einfach zu oft zur falschen Zeit in die falsche Richtung, was meinen Nachbarn wiederum häufig auf die Palme bringt, so hat dann jeder was davon.
Die Meckerecke auf Twitter hat drei Punkte garantiert, folglich muss der entscheidende Punch irgendwann in der zweiten Hälfte kommen. Nach diversen Versuchen der Jungs sich dem Tor anzunähern entscheidet sich Eric Smith in der 72. Minute für einen Zuckerpass, der jeden Diabetiker auf der Stelle ins Koma geschickt hätte, direkt in den Lauf von Connor Metcalfe. Bäm! Zwei Tore in zwei Spielen sind für einen Ex-Verteidiger gar nicht mal so schlecht, oder?
Es wäre aber nicht mein Verein, würden sie nicht direkt im Anschluss daran beweisen, dass sie auch Chaos verursachen können. Nach dem Motto "ohne graue Haare kommst Du hier nicht raus" sorgen sie doch noch für das richtige Kaiserslauternfeeling und spielen minutenlang Pingpong in der Abwehr, glücklicherweise ohne ernste Folgen. Umso schöner klingt dann der Schlusspfiff.
Drei Spiele, drei Siege. Eine Eintagsfliege ist das jedenfalls nicht mehr, mal sehen wie das gegen Mannschaften aussieht die auch Fußball spielen können. Die einzige Null von Wert ist die, die hinten steht.
Was sonst noch gut war:
Das Sondertrikot.
26 von 40.
Was nicht ganz so schlecht war wie gedacht:
Wenn man seine Karre auf dem scheiß Feld endlich wiedergefunden hat kann man es wirklich in unter 10 Minuten schaffen da wegzukommen. Trotzdem sollte ich langsam schlauer werden.
Fotos dazu: Gegengerade Millerntor, FC St.Pauli - 1.FC Kaiserslautern, Endstand 1:0
Tore dazu: Connor Metcalfe (72.)
Links dazu: Gewonnen im Meer gelber Karten - Fußball gewinnt - Heim.Stark.
Musik dazu: Faithless - Sunday 8PM / Outrospective
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