Sonntag, 28. Januar 2024

Bei Schietwetter unter Deck

 









Was ein wahrhaft passionierter Fotograf ist, der lässt sich auch vom größten Scheißwetter nicht abhalten. Also ich würde schon, aber...

Indoorfotografie nennt es der Pappenheimer und stellt mich vor die Wahl, Elbphilharmonie oder Cap San Diego. Ersteres wäre die trockenere Lösung gewesen, weil man vom Parkhaus aus direkt aber naja, ich Idiot wähle die Cap weil ich auf dem Kahn nur einmal gewesen bin bisher. Wenigstens die Überseebrücke ist überdacht, trotzdem ist meine Jacke nass und meine Laune schon arg in Mitleidenschaft gezogen als wir auf dem Schiff sind.

Endlich kann ich die Elphi mal von der Cap aus fotografieren, eine der wenigen Perspektiven die mir noch fehlten in der Sammlung, dazu noch bei original Hamburger Schietwetter, das hat sich doch schon mal gelohnt. Bei Schietwetter geht man unter Deck wenn man kein Matrose ist und da ist der Pappenheimer sofort in seinem Element. Der fotografiert auch gerne alte Industrieruinen und so weit entfernt davon ist das hier ja nicht, auch wenn alles wunderbar instandgesetzt ist und funktioniert.

Während der Pappenheimer geschäftig herumwuselt und garantiert wieder unfassbar gute Fotos von Zylindern, Pumpen, Schrauben, Instrumenten, Leitungen und ähnlichem Gedöns macht, alle in freundlichem schwarz-weiß mit fantastischem Industriebokeh, fühle ich mich als Postkarten- und Enkelkinderfotograf wenig inspiriert. Das ist nicht meine Welt. Hätte ich mich über Gebühr für Schiffsdiesel mit 11.000 Pferdestärken interessiert wäre ich Schiffsmechaniker geworden, aber fotografieren muss ich das nicht.

Abgesehen davon heißt es ja immer "eine Hand für den Mann, eine Hand für das Schiff" und weil ich schon zwei Hände für die Kamera brauche, die Gänge eng und die Leitern steil sind, packe ich die Knipse nach einer halben Stunde wieder weg. Was ich bis dahin fotografiert habe muss als Ausbeute reichen.

Der Pappenheimer als alter Landlubber kennt solche Regeln natürlich nicht, benutzt weiterhin beide Hände für die Kamera und legt sich prompt im Frachtraum auf die Schnauze. Völlig unbemerkt von mir, da ich Frachträumen noch viel weniger abgewinnen kann als Maschinen und gleich oben geblieben bin um nach der Cafeteria zu suchen.

Die erwies sich als zu gut versteckt für uns, dafür haben wir die Poolbar gefunden, die man im Sommer zu besonderen Anlässen mieten könnte, falls die Scheine etwas lockerer sitzen. Hätten sie diesen Luxus schon zu früheren Zeiten gehabt, es wäre ein Argument für die Schiffsmechanikerlehre gewesen.


Fotos dazu:Museumsschiff Cap San Diego - Nikon D7200

Musik dazu: Donald Fagen - The Nightfly / Kamakiriad

 







 



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