Mittwoch, 17. Mai 2023

Das Nachkochbuch, Akt I bis IV

 










Es ist mal wieder Zeit für abwechslungsreiche Küche und vor allem ist es an der Zeit, mal selber ein Buch zu schreiben. Ein Nachkochbuch, mit dem Titel: Was es werden soll und was es wirklich wurde. Mit ehrlichen ungeschönten Handyfotos statt Hochglanzfoodfotografie und vor allem mit einem ganz wichtigen Fazit: Nachkochen? Oder lass ich's lieber sein?

Der erste Kandidat stammt aus der Spiegelrubrik "Kochen ohne Kohle", bei der es wenigstens nicht voll auf den Geldbeutel geht wenn's mal nicht schmeckt. Pink Pasta mit Rote Bete, Feta und Walnüssen. Das sieht zwar auf den Fotos schon recht gewöhnungsbedürftig aus, aber warum sollte man aus Rote Bete nicht mal etwas anderes machen als Labskaus und Borschtsch?

Ganz einfach, weil die Rote Bete in Labskaus einfach besser aufgehoben ist. Mit Pasta mag das essen wer will, meins ist es nicht. Vielleicht hab ich auch einfach Pech gehabt und keine besonders gute vorgekochte Bete erwischt, jedenfalls ist das Ergebnis trotz Knoblauch und Schafskäse ziemlich ernüchternd und die Bio-Zitrone hat's auch nicht rausgerissen.

Also mehr Geld ausgeben und in der nächsten Rubrik stöbern, Frau Lugert empfiehlt als Nervennahrung Cincinnati Chili, ein amtlicher Berg Spaghetti mit einem Berg Fleischsauce, getoppt mit Bohnen, gehackten roten Zwiebeln, gehobeltem Cheddar und Kekskrümeln (alles optional), das verspricht massenhaft Kalorien und ungesunde Fette, aber satt wird man davon garantiert.

Die Fleischsauce ist eine Art Bolognese mit Schokolade statt Rotwein und einer Vielzahl an Gewürzen statt Würzgemüse, unter anderem Zimt, Cumin, Cayennepfeffer, Nelken, Paprika und Piment. Nicht zu vergessen der Esslöffel Weinessig und der Esslöffel Worcestersauce, bei knapp 1.4 Kilo Fleischsauce machen die geschmacklich garantiert den Unterschied. Auf die Bohnen habe ich verzichtet und das nur unter Zwiebeln und Cheddar begraben, der sogar noch ein wenig zu schmelzen beginnt wenn man ein paar Minuten wartet.

In Cincinnati ist das Fastfood und so schmeckt es auch, völlig überladen, total ungesund aber irgendwie geil. Kann man machen, macht man aber wahrscheinlich auch nur ein einziges Mal weil eine vernünftige Bolo halt doch geiler ist und ein richtiges Chili weniger aufwendig. Vor allem habe ich jetzt eine höchst überflüssige Flasche Worcestersauce hier stehen, die ich garantiert nie wieder brauchen werde.

Kaum ist die Küche geputzt und der Fleischberg verdaut geht es weiter mit Frau Lugert und ihrer Nervennahrung, diesmal vegetarisch. Gemüse ist ohnehin viel gesünder und das schnellste Artischockenpesto der Welt verspricht wenig Aufwand, sowohl an Zeit als auch an Material. Artischocken, Knoblauch, Thymian, Mandeln, Parmesan, Olivenöl.  Hört sich eigentlich gut an, zwar sind mir Artischocken bisher nur als relativ geschmackloser Platzhalter für leckerere Dinge auf Pizza begegnet, aber wer weiß..

Aus genau diesem Grunde schmeckt dieses Pesto auch mehr nach Knoblauch und Thymian als nach Artischocken, zu Pasta fand ich das trotz zusätzlicher Dosis Parmesan recht enttäuschend, allerdings waren Rigatoni wohl eher eine unglückliche Wahl. Die im Glas eingekerkerten Reste schmecken jedenfalls nach einem Tag im Kühlschrank vorzüglich, da fehlt nur noch das passende Brot und woher ich das bekomme weiß ich schon. Sieger nach Punkten.

Kaum verlässt man auf der Suche nach kreativen neuen Einflüssen die (meist) seriöse Presse wird es schräg, ganz besonders wenn der Algorithmus bei Youtube zuschlägt. Rezepte aus der Hölle. Kondensmilch mit Nutella verquirlen! Du wirst begeistert sein! Spätestens hier hätte ich Youtube verlassen sollen, doch dann hab ich diesen Frankfurter PROFIKOCH gefunden und weil Profiköche ja wissen was sie tun und jeden Handgriff auch noch so schön im Video zeigen, kann ja nichts in die Hose gehen. 

Schon gar nicht bei solchen Gerichten wie Chinesische Bolognese, der Titel allein weckt ja sofort niederste Instinkte, also sofort einkaufen. Bio Rinderhack, Frühlingszwiebeln, aromatische Tomaten, Knoblauch, Ingwer, das kann nur gut werden. Wenn das schmeckt kauf ich mir vielleicht sogar seine angepriesene Wokpfanne, Influencer wollen ja auch leben und ich brauch eh eine neue. Denkt man sich so.

Schön anbraten, die Nudeln dazu und dann alles ertränken in einer Suppe aus Ketchup (ganz großes Ding in Asien), heller Sojasauce (Salz), dunkler Sojasauce (Salz), Austernsauce (Salz), Hühnerbrühe (Salz) und einem Teelöffel.....  Salz. Ein Esslöffel Zucker rundet das Geschmackserlebnis ab, ein Esslöffel Stärke bindet die salzige Suppe und die ganz ganz ganz leichte asiatische Schärfe dieser "chinesischen Bolo" besorgen eine Prise weißer Pfeffer und eine Prise Five Spice (aber nicht zu viel sonst Katastrophe).

Bewundernswert allerdings, wie er sich das Zeug anschließend reinschaufelt ohne eine Miene zu verziehen, ich muss den Chefkoch mal fragen ob er das auch kann wenn ihm etwas misslingt, aber ich schätze dem passiert das gar nicht erst.

Und ich baller mir jetzt 2 Liter Eistee durch den Körper um das Salz wieder auszuschwemmen.

 

Fotos dazu: Samsung A33 - Pink Pasta / Cincinnati Chili / Artischockenpesto / ChinaBolo

Musik dazu: Thees Uhlmann - 100.000 Songs Live in Hamburg / Kettcar - und das geht so (Live)

 

 








  

















1 Kommentar:

  1. also das zeug auf dem letzten foto sieht eigentlich ganz lecker aus. vielleicht sollte man die hühnerbrühe und den teelöffel salz weg lassen und dafür etwas mehr asiatisches flair reinbringen, bambus vielleicht oder chinapilze.

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