Dienstag, 26. April 2022

Wo geht's denn hier zur Bestäubung?

 









Das Internet kann für Hobbyfotografen eine ungemein hilfreiche Sache sein, das Alte Land informiert sogar mit einem Blütenbarometer über den Zustand der Kirsch- und Apfelblüte, was man dann nur noch mit dem Wetterbericht koordinieren muss, damit man möglichst einen Wochentag erwischt. Bei schönem Wetter plus Blütenpracht wird's bestimmt voll am Wochenende.

Dummerweise hat neulich jemand im Forum ein Foto von Kirschblüte mit anfliegender Biene gezeigt und weil ich Bienen unglaublich niedlich finde, will ich so etwas natürlich auch unbedingt haben. Packe dafür extra das 100mm Makro ein, weil ich damit schon einmal erfolgreich fliegende Viecher fotografiert habe und das Bokeh bei dem Ding auch nicht ganz schlecht ist, was bei ganz viel weißen Blüten ein Vorteil sein könnte.

Außerdem schweben mir ganze Felder voll blühender Kirschbäume vor, wobei ich mir ziemlich sicher bin, dass es in der ganzen Ecke keine einzige Erhöhung gibt, von der man einen Überblick auf blühende Felder hätte. Wenn die nicht gerade direkt hinter einem Deich wachsen wird es schwierig ohne Drohne.

Heute war es dann endlich soweit, die Kirsche in Vollblüte, der Apfel immerhin schon Mittelblüte, die Sonne lacht noch dazu, da wird doch sicherlich ordentlich bestäubt. Durch unliebsame Erfahrungen mit dem Elbtunnel wähle ich die Route über Wilhelmsburg und die Köhlbrandbrücke, habe damit ausnahmsweise eine richtig gute Idee und bin eine Stunde später in Jork. Schon auf dem Weg sind sehr viele Felder mit "Bäumen" zu sehen, aber das sind wohl alles Pflaumen oder Stachelbeeren, denn blühen tut da nix, nicht mal mittel.   

Überhaupt sollte ich mich langsam von der Vorstellung befreien, hier würden irgendwo viele alte und mächtige Kirschbäume stehen, so wie der in Omas Garten damals. In irgendeinem Hinterhof des letzten Biobauern vielleicht, ich kenne nur leider keinen mehr und bis ich mich hier durchgefragt habe nach Heinrich, den wir immer nur Kirschbauer nannten, weil er mal einen Hof erben würde, ist der Tag rum. 

Im Alten Land werden Traditionen noch hoch gehalten, hier heißt wahrscheinlich jeder dritte Kirschbauer Heinrich, da kann man mal sehen wie dumm der Gebrauch von Spitznamen eigentlich ist. Auf dem Obstmarschenweg ist ein Hof neben dem anderen, aber nicht mal ein dekorativer Kirschbaum vor der Tür, wahrscheinlich alles im Hinterhof versteckt. In Franken steigen sie jedenfalls noch auf Leitern um Kirschen zu pflücken, hier hat man das wohl abgeschafft.

Folglich konzentriere ich mich auf das was da ist, die Kirschbäume in der Stadt, davon stehen immerhin einige herum, die durchaus nach Vollblüte aussehen. Nur die Brummer fehlen völlig, entweder haben Bienen auch keinen Bock am Montag wieder ackern zu müssen, oder die haben den Nektar schon komplett bei der Mittelblüte weggesoffen. Hier fliegt nicht ein bestäubungswilliges Insekt durch die Lüfte, wenn ich da an die Zierkirschen vor meinem alten Bürofenster denke, was da los war, ich hätte die Kamera einfach mal mit zur Arbeit nehmen müssen. 

Neuenfelde entpuppt sich ebenfalls als Pleite, weil die Landlords mit ihren schicken Prunkpforten und Reetdachkaten lieber auf Eiche oder Kastanie im Vorgarten setzen, wenn da schon ein Baum stehen muss. Letztlich entdecke ich noch eines dieser modernen Kirschanbaugebiete, was sich als ähnlich fotogen erweist wie Hopfen, nur ohne Dolden für's Makro. Und natürlich ohne Bienen, was bei meinem Talent für Tiere in freier Wildbahn zu erwarten war.

Eventuell sollte ich mein Glück besser bei Imkern versuchen.

Fotos dazu: Jork, Altes Land - Nikon D7200, 50mm Nikkor, 100mm Tokina Makro

Musik dazu: Kirsty MacColl - Titanic Days/Kite/Electric Landlady

 










 

1 Kommentar:

  1. ich hab hier lange nicht mehr reingesehen, inzwischen lohnt sich das wohl wieder trotz viel fußballcontent ;)
    hübsche blüten, auch ohne stechende insekten. hast auch wieder käse gekauft? *g*

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