Sonntag, 14. April 2019

Die zwei Gesichter des FCSP



















"Als wir das letzte Mal zuerst auf die Süd spielen mussten haben wir viernull verloren." Mein Nachbar kann einem schnell die Laune verderben, aber vielleicht war mein Tipp mit 4:0 auch etwas sehr optimistisch, denn im Normalfall haben Trainerwechsel nicht so einen Knalleffekt, schon gar nicht nach nur einer Woche. Nicht einmal bei einem Luhukay, der vor ein paar Jahren im Forum noch als leider von uns nicht bezahlbare Spitzenkraft gesehen wurde. Aufstiegstrainer! War Kauczinski auch mal, nur halt eine Liga tiefer, daran hätte man eher denken sollen.

Das sieht für genau vier Minuten auch ganz gut aus, bis Park es mit dem Pressing etwas übertreibt und Bielefeld einen Elfmeter geschenkt bekommt, den der immer wieder sympathische Herr Klos dann verwandeln darf. Okay denkt man sich, ist zwar Kacke, aber nach vier Minuten ist eigentlich noch nichts passiert was man nicht wieder geradebiegen könnte.

Dafür wäre es allerdings nötig etwas zu können, am besten Fußball. Das scheint nach dem Gegentor abrupt eine völlig fremde Sportart zu sein, mit der die Jungs überhaupt nicht zurechtkommen. Nach vielen schlimmen Auftritten ist das hier einer der schlimmsten, so dermaßen verunsichert habe ich die Mannschaft zuletzt in den Fastabstiegsaisons gesehen. Die Aufstellung kann ich überhaupt nicht nachvollziehen, den Knoll haben wir als Innenverteidiger geholt, also warum sitzt der auf der Bank statt Avevor zu ersetzen?

Den Jungs geht eindeutig zu viel im Kopf rum. Ryo bricht einen Lauf ab, weil er glaubt den Ball nicht mehr zu erreichen und realisiert in der Sekunde, dass er ihn erreicht hätte, wäre er einfach weitergelaufen. Manchmal ist das die Lösung, einfach weiterlaufen. Wenn man das noch irgendwie koordinieren könnte, nicht auszudenken. 
 
Für den äußerst schmeichelhaften Halbzeitstand dürfte der Skyman von seinen komplett verwirrten Vorderleuten mindestens eine Einladung zum Griechen erwarten, außer viel Glück verhindern nur seine manchmal wirklich unglaublichen Reflexe die nächste Blamage gegen Schwarzweißblau. Über ein 0:3 oder 0:4 zur Halbzeit hätte man sich durchaus nicht wundern dürfen.

In der Pause phantasieren meine Nachbarn, ob uns Marco Reus, Lars Ricken oder doch besser gleich Lionel Messi helfen könnten, hätte man jemanden dieser Güteklasse auf der Bank sitzen. Wir haben Alex Meier, das müsste im Normalfall reichen, aber wie kommen wir wieder dahin, dass der Normalfall eintritt? Das weiß der Luhukay.

"Pass ma auf" sag ich, "wir machen das jetzt so wie Union bei uns, zwei Tore in zwei Minuten, 47. und 48. Minute, zack zack Spiel gedreht."
Glaubt niemand so recht, außerdem wäre es in der 86. und 87. genehmer, weil man auf der Tribüne lieber an einem Herzinfarkt sterben möchte als vor Langeweile und wir nach einer Führung den Spielbetrieb bekanntlich einstellen.

Luhukay scheint tatsächlich etwas zu wissen, Knolli kommt für den ziemlich indisponierten Mats und verstärkt die, ääh, Offensive? Okay wir haben viele Verletzte, aber echt jetzt? Bevor ich mir weitere Gedanken machen kann erfüllt das auch schon einen Teil meiner Prophezeiung, 48. Minute Flanke Knoll, Kopfball Miyaichi, Ausgleich und man hört sogar die Gegengerade jubeln! Wie geil ist das denn und wie geil wäre es gewesen, hätte es das Davortor in der 47. auch gegeben, denn blöderweise machen wir hinterher keins mehr.

Das ist einigermaßen tragisch, denn das Spiel hätte durchaus einen Sieger verdient gehabt, zumindest die zweite Hälfte und natürlich uns, weil die Bielefelder unerträglich schauspielern, der sehr unterdurchschnittliche Schiedsrichter auf jedes Schauspiel reinfällt und unsere Jungs zeitweilig ein wahres Offensivfeuerwerk abbrennen! Na gut, das mag jetzt etwas übertrieben sein, aber im Vergleich der letzten Wochen? Wenn die Gegengerade schon mitsingt ist das ein deutliches Zeichen. Jetzt müssen sie nur noch das Passspiel lernen, dann fürchtet uns die Liga. Also nächstes Jahr vielleicht, so lange wird es wohl noch dauern.

Das ist auch ganz gut so, endlich Schluss mit dem Aufstiegsgesabbel. Es sei denn Stellingen verkackt es noch, dann nehme ich den Platz, auch auf die Gefahr hin Tasmania zu unterbieten.



Was sonst noch gut war:
Ryo und Robin
Kevin Lankford
Finn Ole Becker, quasi der Jann-Fiete Arp des magischen FC, mit seinem Debüt.
Schicke Derbypyrosticker von USP.
Die Diskussion, ob eigentlich alle Spieler die regelmäßig gegen uns treffen unsympathische Arschlöcher sind. Ergebnis: Ja, alle, außer Torsten Mattuschka.
  
Was sonst noch schlecht war:
In der ersten Halbzeit so gut wie alles.
Der Support in der ersten Hälfte war nicht schlecht, er war ganz einfach nicht vorhanden.
War es das jetzt mit Aux Armes? Hab ich was verpasst oder gehört das jetzt zum ich-spiel-nicht-mehr-mit-dir Gehabe zwischen Süd und Gegengerade?
Die schicken Derbypyrosticker von USP erinnern leider an einen furchtbaren Tag.


Was ausbaufähig ist:
Der Support in der zweiten Hälfte war nicht schlecht, konnte mit den Bemühungen der Mannschaft aber nicht recht schritthalten.

Was ganz hervorragend ist:
Dass die Faschos in Hamburg auch dann kein Bein auf den Boden kriegen, wenn die Hälfte der Hamburger Antifaschisten im Stadion ist. #nonazishh

Mehr zum Spiel bei Gröni

Fotos dazu: Gegengerade Millerntor, FC St.Pauli - DSC Arminia Bielefeld, 1:1
Musik dazu: Steve Harley & Cockney Rebel - The Psychomodo / The Waterboys - Too Close To Heaven: The Unreleased Fisherman’s Blues Sessions













 

3 Kommentare:

  1. ja, es scheint kein "aux armes" mehr zu geben.
    dass man es nicht mit dem "ganzen stadion" zelebriert, okay, aber selbst nur die süd zieht es ja nicht durch.

    ich finde es sehr schade.

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  2. So lange der Support nach Spielende der lauteste während des gesamten Tages bleibt, kann man sich diese 30 Sekunden des gemeinsamen Supports auch schenken...

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    1. Jo, aber wenn man sich nach und nach alles schenkt, nur weil irgendwer von irgendwem genervt ist, wird davon nichts besser.

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