Hurra, endlich ist wieder Daunenjacke angesagt, was hab ich die vermisst. Bei Temperaturen knapp oberhalb der Frostgrenze macht Fußball ja erst so richtig Spaß, den Spielern bestimmt auch. Weil das Heiligengeistfeld immer noch vom DOM beherrscht wird ist HVV angesagt, Buslinie 16 soll es wieder sein, scheitert aber an meiner Dusseligkeit.
Bei der Einfahrt ins Parkhaus fällt mir auf, dass mein Portemonnaie immer noch in der Alltagsjacke steckt. Kein Geld, kein Fahrschein, keine Dauerkarte. Das fängt ja schon gut an heute. Kostet mich 20 Minuten und eine Entscheidung für P+R in Berne und die U1, das haut zeitlich noch so hin, dass ich eine Stunde vor Anpfiff im Stadion bin.
Schnell ein eiskaltes Bier Astra holen und zur Bezugsgruppe gesellen, die heute einzig aus dem Dartmeister besteht, weil der Rest noch unterwegs ist oder an gebrochenem Fuß leidet und Sky gucken muss darf. Ob der kalten Witterung oder dem aktuellen Mannschaftszustand geschuldet, es hat sich um den freien Platz niemand geprügelt, weshalb ich mal wieder bei den alten Kumpels Platz nehmen kann.
Auf allen Plätzen finden sich rote Zettel, die wir zum Einlauf der Mannschaften hochhalten sollen. Zu verdanken haben wir das der Innenministerkonferenz, in der man sich aktuell überlegt, wie man Fußballfans noch mehr piesacken kann. Nun sind Innenminister eine Spezies, von der ich ohnehin noch nie eine besonders hohe Meinung hatte, weil's halt schon der Arschlochjob unter allen Ministerjobs ist und häufig den entsprechenden Typus Mensch anspricht. Wenn sich ganz viele davon treffen um etwas zu beschließen halte ich jeden roten Zettel hoch den man mir gibt.
Außer roten Zetteln gibt es zusätzlich ab Spielbeginn 12 Minuten Stimmungsboykott, in denen es allerdings eh keine Szenen zu bestaunen gibt, über die man sich lautstark hätte echauffieren können. Leider setzt sich das auch nach Ende des Boykotts fort, ein eklatanter Mangel an Chancen auf beiden Seiten sorgt für ein äußerst ereignisarmes Gedaddel, nicht gerade etwas an dem man sich erwärmen könnte.
Bei 43:25 guck ich auf die digitale Stadionuhr gegenüber und denke, immerhin die Null steht zur Pause, da klingelt es auch schon im Kasten und Union feiert. Ein typisches kurz-vor-der-Pause Kacktor, das nur fällt, weil Khedira gleich zwei Versuche bekommt und der zweite passt dann halt. Fuck dis.
Das wunderbare an alten Kumpels ist, dass sie einen in der Halbzeitpause so schön trösten können. Zumindest versuchen sie es, denn das war schon schlimm was wir in der ersten Halbzeit geboten haben. Offensiv richtig schlimm. Andererseits ist schlimm ja auch relativ, wenn man das schon seit gut 50 Jahren von der Seite aus betrachtet, dann hat man selbstverständlich schon viel Schlimmeres gesehen. Es besteht also noch Hoffnung.
Die lodert auf kleiner Flamme nach ungefähr einer guten Stunde Spielzeit, als sich neben der häufig spürbaren Verunsicherung noch so etwas wie Widerstand regt gegen die drohende Niederlage, wir auf einmal das aktivere Team sind und auch mal den einen oder anderen Abschluss versuchen, von denen einer von Pereira Lage sogar an den Pfosten klatscht. Für alles andere als überzeugende Berliner ist das dennoch zu wenig. Für die Liga höchstwahrscheinlich auch.
Andererseits haben wir in 50 Jahren nicht nur viel Schlimmeres gesehen, sondern auch höchst Wundersames. Nächsten Samstag wäre mal wieder die Zeit für so etwas.
Fotos dazu: Gegengerade Millerntor - FC St.Pauli - 1.FC Union Berlin, Endstand 0:1
Links dazu: Von allem zu wenig (Stefan Groenveld)
Musik dazu: Florence + the Machine - Live @ Madison Square Garden














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