"Diese Stadt hat so gar keinen Charme" sagt eine Dame im Biergarten, die früher hier gewohnt hat und dann lieber nach Frankfurt gezogen ist. Weshalb mich diese Aussage etwas verwirrt, denn ich war schon mal in Frankfurt.
Was den Charme dieser Stadt betrifft hat der Pappenheimer garantiert eine konträre Meinung, denn er ist hier aufgewachsen und würde am liebsten vorgestern wieder hier herziehen. Da das ohne Lottogewinn leider nicht klappen wird, hat er mich auf einen Kurzurlaub in die Stadt seiner Träume eingeladen, damit ich mal sehen kann, was ihn so geprägt hat.
Dummerweise nicht gerade in der Woche, in der man hier den magischen FC bei seinem großartigen Sieg gegen die Lilien hätte sehen können, aber wer kann das ahnen.
Eine ganze Woche Jugenderinnerungen mit dem besten Kumpel teilen und dabei legendäre Orte kennenlernen, ortstypische Speisen und Getränke wie Kochkäseschnitzel und Ebbelwoi zu sich nehmen und vor allem viele Biersorten probieren, die der Pappenheimer ja nicht mehr trinkt wenn da Prozente drin sind. Das wird meeega anstrengend, aber garantiert auch sehr lustig.
Dank Airbnb wohnen wir in der exklusivsten Gegend überhaupt, aus der Haustür und zweimal lang hinfallen, dann stehen wir inmitten eines UNESCO-Welterbes, der Künstlerkolonie Mathildenhöhe. Da wir beide die ganze Woche mit Knipskisten rumlaufen ist das besonders praktisch, man muss nicht warten, bis die Touristenhorden mit der Erklärfrau aus dem Bild verschwinden, wenn man fast jeden Tag direkt dran vorbeikommt.
Man kann außerdem unendlich viel goldene Zwiebeltürmchen in unterschiedlichsten Lichtstimmungen fotografieren, was die Auswahl hinterher ganz einfach machen wird. Dass zumindest Teile des Gebäudes durch Gerüste, Leitern, Kräne und Baustellengitter verunziert werden war zu erwarten, dass der Platanenhain wegen abgestorbener Bäume renoviert werden muss zusätzliches Pech, aber insgesamt hätt's schlimmer kommen können, ab und zu muss man so ein Erbe ja auch renovieren. In Dresden gibt's ein Welterbe, das ist gar keins mehr.
An warmen Abenden ist die Nähe zur Wohnung ein weiterer großer Vorteil, denn die Umgebung wird ausgiebig von allerhand Menschen genutzt, es kreisen die Flaschen und Friedenspfeifen und sogar mancher Pizzakarton wird geöffnet. Eine sehr angenehme Atmosphäre und dank diverser günstig postierter Rentnerbänkchen auch für Menschen geeignet, die weder Mauern noch Picknickdecken für eine Alternative halten.
Das ist auf jeden Fall schon mal ein +1 für Charme.
Fotos dazu: Mathildenhöhe Darmstadt, Ernst-Ludwig-Brunnen, Gottfried-Schwab-Denkmal, Russische Kapelle, Plastik Panther, Platanenhain, Portal Ernst-Ludwig-Haus, Treppenpavillon, Hochzeitsturm, Sonnenuhr, Mosaik "Der Kuss", Blick vom Hochzeitsturm - Nikon D7200
Musik dazu: Afro Celt Sound System - Further in Time
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