Samstag, 26. April 2014
Hinter dem Mann am Klavier
Wir sind eingeladen, zu den Easter Blues Days im Cotton Club, der ältesten Jazzkneipe der Stadt. Und das nur, weil ich mal ein paar anständige Fotos von WellBad geschossen habe, die der Veranstalter für den Flyer gebrauchen konnte. Coole Sache, das erste Mal in meinem Leben stehe ich also auf einer Gästeliste.
Nicht.
Vielleicht hätte ich dem Jan Fischer zwei konkrete Namen nennen sollen für die Liste, aber in solchen Dingen habe ich einfach keine Erfahrung. Wirklich wichtig ist mir das nicht, denn 15 Euro für einen ganzen Abend Livemusik mit diversen Bands und Musikern, da kann man nicht meckern. Außerdem komme ich so endlich mal in den ältesten Jazzkeller Hamburgs, einer der wenigen weißen Flecken auf meiner musikalischen Landkarte.
Club und Publikum sind etwa so wie ich mir das vorgestellt habe, alles schon etwas älter und sehr gemütlich. Hier gibt es keine Tanzfläche, es ist bestuhlt, auf den Tischen mehr Wein als Bier und der Platz dazwischen gerade noch ausreichend für die Kellnerinnen. Wer sich zum Stammpublikum zählen darf hat seinen Tisch reservieren lassen, folglich sind die besten Plätze schon weg, noch bevor der Laden voll ist. Die Bühne ist ebenerdig und winzig, die Lichtverhältnisse eine Katastrophe. Mehr bunte Glühbirnen als Bühnenscheinwerfer, da werde ich sogar mit dem 1.8er Objektiv Probleme bekommen.
Wir schnappen uns den nächsten Tisch an der Bühne, direkt hinter dem Klavier, den ich für die nächsten Stunden ziemlich exklusiv habe, denn der Kollege xs4all ist im Fotofieber. Kaum hat das Konzert angefangen wuselt er zwischen den engen Reihen herum, setzt sich hier und da auf die wenigen leeren Stühle, baut sich direkt vor den Musikern auf oder hockt mitten im Gang, während ich überwiegend auf den Rücken des Pianisten starre, der sich schnell als Veranstalter und Gastgeber des Abends entpuppt.
Ein sehr gelungener Abend wohlgemerkt. Klassischen Blues lege ich zuhause zwar nur noch äußerst selten auf, aber live ist das einfach ein ganz anderer Schnack. Schon das texanische Energiebündel Kat Baloun macht mit ihrer Stimme und Bluesharp eine Menge Alarm, mein Lieblingsbühnenbärchen WellBad haut (selbst in einer ungewohnten Akustiktriobesetzung) wieder einmal alles raus was geht und Jimmy Reiter beweist, dass es in Deutschland noch andere gute Bluesgitarristen außer Henrik Freischlader gibt. Sogar in Osnabrück, einer Stadt, in der angeblich die glücklichsten Menschen Deutschlands leben, kann man den Blues bekommen.
Zwischendurch gibt es kurze Zigarettenpausen und wir bekommen unser Eintrittsgeld wieder, weil der Pappenheimer bei einer Kippe natürlich gleich den Herrn Fischer anhaut, was denn nun wäre mit der Gästeliste. Das so zurückgewonnene Geld würde ich am liebsten in einen der unwahrscheinlich lecker duftenden Flammkuchen investieren, die unsere unglaublich nette und geduldige Kellnerin laufend am Tisch vorbei trägt, aber den müsste ich dann mit dem Rücken zur Bühne verzehren und das geht irgendwie gar nicht.
Denn am Ende gibt es die für gute Blueskonzerte beinahe obligatorische Jam Session, bei der ich mich doch noch zu einem kurzen Standortwechsel hinreißen lasse, in der Hoffnung auf ein paar Fotos ohne den Rücken des Pianisten. Ein wahrhaft gelungener Osterbluesabend, bei dem ich jetzt schon das dritte Mal WellBad live gesehen habe, ohne dafür Eintritt zahlen zu müssen. Fairer Ausgleich dafür, dass ich mir seine CD gleich zweimal gekauft habe.
Darum gleich mal wieder aufgelegt: WellBad - Beautiful Disaster
Klasse Foddos - da wäre ich gerne dabei gewesen. Und den geschätzten Herrn xs hätte ich natürlich auch gerne in action gesehen...
AntwortenLöschenIch habe sogar ein Beweisfoto auf dem er gerade den Gitarristen angrinst. Er ziert sich bei solchen Fotos nur immer mit der Freigabe *g*
LöschenBlues im Jazzklub? Scheint jedenfalls eine sehr nette und gemütliche Location zu sein, nur mit der Musik hapert es da bei mir *g*
AntwortenLöschenBlues und Jazz sind Verwandte, das passt schon. Aber Menschen in Deiner Altersklasse sind da wohl eher selten anzutreffen, zu viel Kultur *fg*.
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