Montag, 30. September 2013
Hakuna Matata
Was auf den ersten Blick aussieht wie eine Liebeserklärung auf Swahili, von Maleika und/oder Kumi, könnte natürlich auch Werbung für Walt Disneys Musical König der Löwen sein. Möglicherweise auch für Urlaub in Kenia oder Sansibar, wobei ich momentan Letzterem den Vorzug geben würde, denn übersetzt heißt das so viel wie "Es gibt keine Probleme" und das lässt sich von Kenia gerade nicht behaupten.
Vielleicht ist es auch nur der Text des Liedes, aber wer sollte amerikanische Musicals auf Swahili übersetzen und warum?
Leider lässt sich dieses Rätsel nicht mit herkömmlichen Mitteln lösen, so nett der Service von xLingua auch ist, entweder ist die Datenbank nicht ausreichend mit Swahili gefüttert oder der Kreidekünstler leidet unter einer veritablen Rechtschreibschwäche, denn auch Google vervollständigt das alles ein wenig anders.
Kann man nur hoffen, dass wenigstens die Aussage stimmt. Da bin ich allerdings recht zuversichtlich, denn vorerst hat es ein Ende mit der Scheißsechstagewochenackerei und ich kann langsam wieder anfangen zu leben. Gleich Mittwoch fang ich damit an und der Pappenheimer wird mir dabei helfen.
Wird sicher anstrengend, daher hilft momentan noch Marce Lacouture - La Joie Cadienne
Freitag, 27. September 2013
Feuchter Schotte
Kulinarischen Spezialitäten von der Insel stehen die meisten Festlandeuropäer sehr skeptisch gegenüber, Pudding mit Rindernierenfett ist halt schon etwas ungewöhnlich. Englisches Essen gilt gemeinhin als ungenießbar, sogar in Comics macht man sich über lauwarmes Bier, gekochtes Wildschwein und das traditionelle heiße Wasser (mit einem Tropfen Milch) um 16 Uhr lustig.
Würzen sollen die angeblich auch nicht können, dabei waren es die Engländer, die uns mit exotischen Gewürzmischungen wie Curry versorgt und Pfeffer in rauen Mengen importiert haben. Alles nur geklaut und verhökert, aber nie selber benutzt?
Vom berühmten schottischen Nationalgericht Haggis habe ich inzwischen aus mehreren verlässlichen Quellen gehört, dass man das tatsächlich essen kann. Es soll recht scharf gewürzt sein und gut schmecken, solange man ausblenden kann was da alles drin ist. Da ich im Ausblenden ziemlich gut sein kann werde ich das Zeug auf jeden Fall probieren, sollte ich einmal die Gelegenheit haben.
Statt einer Dose Haggis, falls es so etwas überhaupt gibt, bekam ich jedoch eine Dose schottischen Kuchen als Mitbringsel meiner dudelsacksüchtigen Familie. Ashers Whisky Cake, genauer: A moist fruit cake laced with Highland Single Malt Whisky. Sultaninen, Johannisbeeren, Kirschen und Whisky, den Rest versteckt das Preisschild. Aber bei der Angabe werde ich nicht weiter nach verdächtigen Inhalten forschen, wird schon kein Rindernierenfett drin sein.
Schmeckt jedenfalls nicht danach, sondern nach den 7% Highland Malt Whisky, die der äußerst klebrigen Kalorienbombe genau den richtigen Kick geben. Was wieder einmal beweist, alles was die da oben mit Whisky machen schmeckt großartig. Spricht möglicherweise mehr für den Whisky, als für die Küche, aber egal.
Blöde ist nur, dass der Stoff hier nicht aufzutreiben ist. Denn ich würde auch gerne die Sorten mit Speyside und Island Single Malt probieren. Falls also jemand da oben seinen Urlaub plant, denkt an ein Carepaket.
Whiskykuchenmusik: Cassandra Wilson - Blue Light 'Til Dawn / New Moon Daughter
Mittwoch, 25. September 2013
Scheißmontag mit Bier und Bontsche
Vorspiel
Sechs Tage Resturlaub ergeben eine satte Woche plus Spieltag, das kann ich gleich mal ausnutzen nach den letzten Wochen, ich bleib im Bett. Ausschlafen satt, hoffentlich sind die Jungs heute Abend ähnlich ausgeschlafen. Ich mache leider die gleiche Erfahrung wie beim letzten Montagsurlaub, ich komm nicht aus dem Quark. Kaffee und Kippe, Frühstück um die Mittagszeit, ein bisschen daddeln am Rechner, die Zeit totschlagen bis zum Spiel, nur nicht groß anstrengen, wer weiß wozu man die Energie noch braucht.
Trotz der Busverspätung bin ich pünktlich am Stadion, das gibt mir die Zeit ein paar weitere Wandgemälde der Gegengerade zu fotografieren und ein wenig die Atmosphäre zu genießen. So beschissen ich Montagsspiele finde, es sind Spiele unter Flutlicht und die rocken einfach mehr als der Krampf um die Mittagszeit. Das weiß auch Scheißsport1, weshalb wir in ein paar Wochen gegen Cottbus noch eins bekommen, da fasst man sich echt an den Kopf.
Ein verschärfter Wutburger als zweites Frühstück käme gerade zur rechten Zeit, doch die Schlange vor dem Veggiemann wirkt arg abschreckend. Vor dem Stand stehen ein paar augenscheinlich desorganisierte Typen herum, darunter Kleiner Tod, der erstens überhaupt nicht klein ist und zweitens auch nicht wirklich desorganisiert sein kann, denn er hat es geschafft einen der begehrten Burger zu organisieren. Sein Gesichtsausdruck beim ersten Biss ist entsprechend zufrieden, der Burger landet spontan auf der Liste der zu fotografierenden Gegenstände, demnächst wahrscheinlich in seinem Blog zu bewundern.
Ich verzichte auf feste Nahrung, hole mir ein Bier und geselle mich zum Dartmeister, der auswärtigen Besuch dabei hat. Ein Mensch von der Insel des großen Britanniens, der (natürlich) ganz irre gut Dart spielen kann, weshalb der Dartmeister ihn gerne einbürgern würde um die Mannschaft zu verstärken. Diese Pfeilewerfer nehmen das wirklich ernst...
Auf dem Weg zum Platz ruft man meinen Namen, eindeutig die Stimme von Herrn L., den ich nach drei halbgestolperten Pirouetten vor dem Bierstand entdecke. Wir quatschen uns fest, was mir eine Bratwurst und ein weiteres Bier einbringt, der Mann hat Durst heute. Unter den Nachbarn ein paar neue Gesichter, Profiteure der Montagsopfer, voll ist es trotzdem bis auf den Platz neben mir. Der Rabauken-Erzeuger-Erzeuger hat Familie, eine Krankheit der so manches Spiel zum Opfer fällt. Gott sei Dank bin ich inzwischen immun, nach vielen Jahren der Abhärtung.
Bei meinem Nachbarn kann ich lesen, dass es heute keine großen Choreos gibt, nicht einmal Konfetti, nur viele Tapeten gegen den Scheißmontag, was die Kameraperspektiven von Scheißsport1 erheblich einschränken wird.
Spiel (1)
Sollte ich vielleicht nichts zu schreiben um mich nicht zu blamieren, denn was ich inzwischen an Kommentaren gelesen habe muss ich woanders gewesen sein. Heute Mittag habe ich noch Herrn L. gefragt ob wir zu besoffen waren, zu euphorisch oder was immer, aber ich habe eine Mannschaft gesehen die, von ein paar schwachen Momenten abgesehen, dieses Spiel unbedingt gewinnen wollte. Die eine enorme Laufbereitschaft an den Tag gelegt hat, die gekämpft hat und die auch ab und zu ein paar richtig gute Spielzüge zu bieten hatte. Leider, das muss man zugeben, nicht immer in den richtigen Momenten und nicht immer in den Teilen des Spielfeldes, die beim Gegner für Gefahr hätten sorgen können.
Weil Düsseldorf tief und eng steht, damit sind wir in den letzten Jahren nie klargekommen. Da fehlen die Ideen und wenn mal jemand eine gute Idee hat, dann landet der Ball leider nicht da wo er eigentlich hin soll. Oder die Idee ist doch nicht ganz so brillant, weil Hackentricks einfach nur brotlose Kunst sind wenn der Ball zum Gegner kommt. Ein Grund, warum wir meistens in der zweiten Liga spielen.
Dazu kommt noch sportliche Fairness (oder Naivität), weil Bartels nie in Düsseldorf trainiert hat weiß er nicht, dass man sich bei einer Gegnerberührung im Strafraum fallen lassen kann, da kann man nicht einmal von Elfer schinden sprechen. Dabei bekommen sie heute allerfeinsten Anschauungsunterricht, denn die Düsseldorfer haben auch unter Büskens nicht verlernt was in der Meierschen Bibel des theatralischen Abflugs steht. Den schönsten Abflug verpasst Herr L. beim Nachschub holen, Nehrig sieht gelben Karton, der Gegner die sechskommanull für die eingelegte vertikale Doppelschraube. Beides gerechtfertigt.
Ende der ersten Halbzeit haben wir gefühlte 90 Prozent Ballbesitz, aber irgendwie nur anderthalb Chancen, das muss sich ändern. Es kann doch nicht immer ein Fuß dazwischen sein, wenn mal jemand abzieht.
Zwischenspiel
Frisches Bier, Pausensportzigarette und jede Menge Tapeten in der Süd, die eine zusätzliche Hand für die Kamera erfordern. Man könnte sich einen Bierhalter häkeln, könnte man häkeln...
Was die A-Jugend des hsv mit den Kölner Einlaufkids zu tun hat weiß möglicherweise jemand von der St.Pauli Mafia, ich gehe allerdings davon aus, dass die A-Jugend nicht bei uns in der Südkurve steht, also ist das wieder einer dieser Scherze die verpuffen, wenn man die Hintergründe nicht kennt.
Bei den Frankfurter Fischern und Duisburger Jägern fällt der Groschen auch etwas langsam, aber da komm ich noch mit, weil ich Duisburger Jäger ebenfalls zum kotzen finde. Einer der Gründe, warum man Sozialdemokraten nicht trauen kann.
Spiel (2)
Aristide Bancé, verdammte Hacke. Bontsche mit der Bontschefrisur. Einmal gepennt da hinten und schon macht der das 0:1. "Das wird genau die gleiche Scheiße wie gegen Bielefeld" unkt Herr L. und auf einmal habe ich kein so gutes Gefühl mehr. Das trügt nicht, denn wir verlieren kurzzeitig den Faden, oder die Nerven. Kann ich verstehen, ich verliere meine auch gerade. Trotzdem kämpfen sie sich wieder rein, Düsseldorf verlegt sich auf Konter, steht ansonsten hinten drin und hat immer noch einen Fuß dazwischen, wenn von uns mal etwas kommt. Zu ungenau alles, zum verzweifeln. Die Zeit verrinnt wie im Fluge, die Meiersche Bibel des theatralischen Abflugs kommt verstärkt zum Einsatz, meist als Mittel zur Spielverzögerung. Büskens hat keinen positiven Einfluss gehabt bisher, Düsseldorf ist immer noch eine unsympathische Kackmannschaft. Den Schwerverletzten sollten sie mit der Bahre abholen, zu Fuß braucht der eine Ewigkeit. "Das sind ja wohl mindestens 5 Minuten Nachspielzeit inzwischen" sag ich, "das können wir unmöglich verlieren heute. Das wäre einfach scheiße ungerecht." Vielleicht hab ich wirklich ein Bier zu viel inzwischen und sauf mir das schön, aber die Jungs kämpfen wenigstens.
Boller geht vom Platz und Kringe übernimmt die Binde, guter Wechsel, der hat vielleicht noch mal ne Idee nach vorne. Auf dem Feld gibt es wieder ellenlange Diskussionen am anderen Spielfeldrand, außer einer Traube von Spielern um den Schiri seh ich nix. "Elende Scheiße verdammt, wir haben nur noch zehn Minuten, hört auf zu labern, geht ackern" brüll ich rum, da sagt mein Nachbar was von "Torre ist runter". Was? Rote Karte? Für was denn? Keiner weiß warum, außer wahrscheinlich die Scheißsport1gucker. Toll, die letzten Minuten und dann das, es ist nicht zu glauben.
Dafür steht hier oben inzwischen jeder und brüllt die Mannschaft nach vorne, meine Stimme ist bald im Arsch, scheißegal, Sankt Pauli, da segelt der Ball hoch in den Düsseldorfer Strafraum und wird mehr oder weniger kontrolliert durch die Gegend geköpft bis er bei Kringe landet. "JETZT! JETZT! JETZT!" schrei ich wie am Spieß und Kringe zieht volley ab, aus 25 verfluchten Metern fett in den Winkel gesetzt. Woohoo. 1:1 und noch mindestens zehn Minuten Zeit das Ding zu drehen.
"Den hab ich aber auch echt reingebrüllt diesmal" grins ich Herrn L. an, der mir dafür aus tiefstem Herzen dankt. Klingt richtig ernst wie er das sagt, aber jetzt konzentrieren wir uns auf den Siegtreffer.
Die Jungs versuchen weiter alles, auch mit zehn Mann. "Attacke" brüll ich, da wechselt Frontzeck aus. Kalla kommt für Verhoek. "Waaaas? Ein Verteidiger für nen Stürmer? Sollndassein?" "Wir haben gerade einen Innenverteidiger verloren" macht mich Herr L. auf den von mir völlig verdrängten Missstand aufmerksam. Scheiße ja, ganz vergessen im Freudentaumel. Ich will nen Sieg gegen diese Schauspielertruppe, wir sind klar besser, wir haben uns das verdient. Aber Scheißmontage sind halt so, klappt nicht mehr, obwohl wir näher dran sind als die Schauspieler, die vom Schiedsrichter mit lächerlichen zwei Minuten Nachspielzeit belohnt werden.
Trotzdem bin ich stolz auf die Truppe, weil sie nicht aufgegeben haben bis zur letzten Minute, denn das ist es was ich in erster Linie erwarte. In meinen Träumen sind sie zwar auch mal Europacupsieger, doch spätestens an solchen Tagen fällt's mir wieder ein..
Nachspiel
Herr L. ordert noch eine Runde Bier und jetzt entdecke ich auch den Grund für seinen heutigen Durst, die junge Dame hinter dem Tresen ist ganz nach seinem Geschmack. Kann ich nur hoffen, dass sie öfter da steht, nicht nur an Scheißmontagen. Beim nächsten Heimspiel ist es allerdings egal, der Pappenheimer holt Bier auch bei Männern.
Musikspiel
Nach dem hervorragenden Konzert im August jetzt die hervorragende neue CD: Tamikrest - Chatma
Samstag, 21. September 2013
Das Kreuz mit den Kreuzen
Demokratie ist, wenn zwei Wölfe und ein Lamm abstimmen, was es zum Abendessen geben soll. Der Satz fällt mir immer wieder ein, wenn wir mal wieder aufgerufen werden unser Kreuz zu machen. (Das ist gelogen, eigentlich lese ich den dauernd, weil ein schlauer Mensch im St.Pauli Forum den in seiner Signatur hat) aber immer seltener habe ich Lust mich aufzuraffen und die öde Prozedur im Wahllokal auf mich zu nehmen.
Für was?
Um hinterher zu erfahren, dass immer noch nicht genug Menschen in diesem Land die Schnauze voll haben von Mutti und ihren unfähigen Schergen? Wo bitte kann ich ein Kreuz machen um irgendwie zu verhindern, dass in Zukunft ein Kasper wie Pofalla per Dekret irgendwelche Krisen beenden kann?
Bei Peer? Alleine kann der sowieso nicht und wenn er am Ende mit Mutti müsste... hatten wir schon. War auch Mist.
Bei der Fast Drei Prozent Partei wäre ich glücklich, wenn die wirklich mal fast drei Prozent bekommen würden. Zweikommaacht. Der politischen Bedeutung angemessen wären eigentlich Nullkommaacht, schon für Leute wie Dirk Niebel. Ich denk der Mittelstand ist tot, wieso geht der dann noch wählen? So viele Hoteliers kann es in Deutschland nicht geben, aber die kriegen wahrscheinlich wieder Mitleidsstimmen aus dem schwarzen Lager und landen bei Achtirgendwas, ich könnte kotzen.
Die Grünen? Jede Hamburger Bordsteinschwalbe hat mehr Vertrauen verdient. Die machen alles und mit jedem, aber nicht die Hälfte von dem was sie angeblich wollen. Die würden die größten Kröten schlucken, selbst wenn die unter Naturschutz stehen. Einmal kann man mich verarschen, für ein zweites mal bin ich nicht doof genug.
Links war ich schon immer und deswegen fällt mir ehrlich gesagt auch kein Argument ein, warum ich nicht Links wählen sollte. Außer, das es wahrscheinlich rein gar nichts bewirken wird. Und jetzt komm mir keiner mit Stasi und SED, dass es da einen ganzen Haufen Gestörter gibt weiß ich auch, aber wo bitte gibt es die nicht? Parteien in denen nach 1945 jede Menge Altnazis untergekommen sind sollten bei solchen Themen ohnehin die Fresse halten. Außerdem sind die Reden von Gysi zum Teil enorm unterhaltsam, dass ist wenigstens ein Bonuspunkt.
Den hat aber auch die Partei, Sonneborn ist eigentlich sogar gut für zwei Bonuspunkte, der Mann im Bundestag und ich würde die Sitzungen aufzeichnen. Leider teilen garantiert keine fünf Prozent der Wähler meinen Humor, deswegen muss ich mir keine Gedanken um Bundestagssitzungen machen, die bleiben so öde wie immer seit Herbert Wehner tot ist.
Bleiben noch die Piraten. Aber will ich auf Twitter lesen wenn Mutti in der Nase bohrt? Ich guck ja schon keine Länderspiele mehr, weil mich der Anblick ihres Torjubels so erschreckt. Gelänge es tatsächlich ein paar wirklich fitte Piraten in den Bundestag zu bekommen könnte das durchaus unterhaltsam sein, war es bei den Grünen anfänglich auch, bis Joschka die Turnschuhe auszog. Wie bei allen Parteien sind es zwar die Vollidioten die gleich auffallen, aber solange sie sich nicht durchsetzen geht's doch.
Der Rest ist noch unwählbarer, entweder Comedy oder Drecksfaschisten, die merkwürdigerweise unbehelligt volksverhetzende Drecksplakate aufhängen dürfen, obwohl an anderen Stellen schon bei harmlosen Fahnen ein Heidenaufstand gemacht wird.
Ich kann mich nicht entscheiden. Alle doof
Vielleicht schreib ich den letzten Satz einfach auf den Wahlzettel.
Bei Musik kann ich mich entscheiden, aber da gibt es ja auch Spitzenklasseauswahl: Paul Weller - Stanley Road
Mittwoch, 18. September 2013
Der Held von Quatsch
Es war anfänglich schon sehr mühsam, wenn ich so zurückdenke, an die Flucht aus dem Knast. Mit Hosen aus Sackleinen, dünnen Sandalen, einem geklauten Schwert und einem geflickten Lederpanzer habe ich mich aufgemacht die Welt zu retten. Mich mit Ratten und Banditen herumgeschlagen, für ein paar Goldstücke in der Arena gekämpft, die Wunden geleckt und bei vielen Geschäften draufgezahlt. Mit einem geliehenen Gaul bin ich in die entlegensten Ecken geritten, durch dichten Wald und über eisige Höhen, ohne die mindeste Aussicht auf einen halbwegs sicheren Schlafplatz.
Vier Monate später begegnen mir die Leute mit Hochachtung, ich werde auf der Straße freundlich gegrüßt, als Großmeister der Arena erkannt oder als Erzmagier der Magiergilde um Rat gefragt. Oft genug sprechen mich unterwegs Frauen und Männer an und fragen "Seid ihr nicht der Held von Kvatch? Der das Tor nach Oblivion schloss und die Stadt vor dem Untergang rettete?"
Blöderweise hört sich Kvatch ausgesprochen nach Quatsch an, was es ja letztlich auch ist. Trotzdem haben diese vier Monate Quatsch eine Menge Spaß gemacht, ich reite den schnellsten Hengst des Landes, besitze sieben Häuser (von denen ich allerdings nur noch die Villa in Skingrad öfter besuche) und schlafe in den Chefzimmern der Gilden, denn ich bin nicht nur Erzmagier, auch der Kämpfergilde stehe ich vor.
Das ist mir keineswegs in den Schoß gefallen, was laut Statistik etwas über 3000 Kreaturen und Personen bezeugen könnten, die nähere Bekanntschaft mit meinem Schwert oder Bogen gemacht haben. Man kann aber auch die junge Dame in Chorrol fragen, die mir heute noch um den Hals fällt, weil ich sie aus dem Klauen dieser Vampirsekte befreit habe. Oder die verschollenen Brüder, die ich erst wieder zusammengebracht habe, um dann noch ihre alte Farm von stinkenden Bestien zu befreien. Auch dort bin ich jederzeit willkommen. Selbst der arrogante Sohn des Grafen von Cheydinhal verdankt mir seinen heilen Arsch, dabei hätte ich dem Spinner ganz gerne einen Tritt verpasst. Der Alte hat mir zur Belohnung immerhin die Dornenklinge geschenkt, auch wenn die nur als Deko ein Regal meiner Villa ziert, ein nettes Schwert.
Heute würde ich so etwas nicht mehr verwenden, denn mit dem Seelenfänger Umbra besitze ich die schärfste Klinge überhaupt. Als sentimentaler Hund, der ich nun einmal bin, habe ich natürlich alle Schwerter aufbewahrt, die mich durch die schweren Zeiten gebracht haben. Bis auf das erste, das ist irgendwann zerbrochen, liegen alle in der Vitrine der Rosendornhalle in Skingrad. Natürlich vollständig und eigenhändig repariert, was mir als Meister der Schmiedekunst inzwischen sehr leicht fällt.
Etwas schwerer fallen wird mir das Ende, denn die weltvernichtenwollenden Oberbösewichter brauen immer noch ihr dunkles Süppchen. In das werde ich aber demnächst ganz gewaltig spucken, mittlerweile trage ich keine Sackleinenhosen und auch keine Sandalen mehr, ich kann mich wehren.
Wie bei jedem guten Anziehpuppenspiel hat sich auch mein Äußeres inzwischen ein wenig verändert. Eleganter geht eigentlich nicht mehr wenn man auf schwere Rüstung setzt, ein untrügliches Zeichen für das bevorstehende Ende der Handlung.
Das ist bei guten Spielen ähnlich bedauerlich wie bei guten Filmen, da wünscht man sich schnell eine eben so gute Fortsetzung. Die gibt es zwar, aber leider würde mich das volle Vergnügen etwa 300 Euro kosten. Filme sind deutlich günstiger, dafür braucht man keine neue Grafikkarte.
Für Winamp reicht es aber noch: Mama Rosin - Bye Bye Bayou
Sonntag, 15. September 2013
Schlafmützen
Vorspiel
Spät ins Bett und schlecht schlafen sind üble Voraussetzungen für ein Samstagsspiel, als ich zwei Stunden vorher aus dem Haus wanke bin ich müde wie Hulle. Die Rettung naht in Gestalt meiner Nachbarin, die ebenfalls auf den Bus wartet und für Unterhaltung sorgt. Beinahe hätte ich sie nicht erkannt, statt St.Pauli Cap trägt sie Hut und ist auch sonst sehr elegant unterwegs. Sie will auch nicht ins Stadion sondern zur SPD Wahlkampfveranstaltung in Wandsbek. Da spricht Aydan Özoğuz, und das ist eine richtig nette Politikern. Das mag sein, doch leider ist sie in einer Partei ich seit Jahrzehnten nicht mehr wähle, da kann die Aydan so nett sein wie sie will. Mit Angie könnte man bestimmt auch prima Fussi gucken, würde man nicht immer den Drang verspüren sie die Tribüne runter zu schubsen.
Bis Gartenstadt unterhält mich die Politik, bis Barmbek ein anderer Fan, mit dem ich über das kommende Spiel quatsche. Danach überfällt mich die große Dösigkeit und ich sinniere so vor mich hin, bis es auf einmal auffallend ruhig wird im Abteil. Ach Mist, St.Pauli. Leider ist die Tür der U-Bahn schneller als ich, also fahr ich bis Feldstraße weiter. Der nächste Zug zurück in 4 Minuten lohnt nicht, und weiter weg ist die Gegengerade von hier aus auch nicht. Jedenfalls wenn man gleich richtig herum läuft und nicht vor dem Gästeblock blöde umkehren muss. Ungewollter Frühsport ist der Preis für so viel Schlafmützigkeit.
Vor dem Block monströse Schlangen, doch wider Erwarten lösen die sich in Nullkommanix auf, ich kann noch in aller Ruhe im Stehplatzbereich ein paar Fotos der Wandgemälde machen bevor ich nach oben gehe. Ein Bier später treffe ich den Dartmeister, der nach dem Fußball noch nach Kiel muss zu einem Auswärtsspiel der Dartabteilung. Die Pfeilewerfer nehmen das richtig ernst. Auf dem Sitz von Herrn L. sitzt Gustl, Herr L. muss arbeiten. An einem Samstag mit Heimspiel, den Stundenlohn könnten die mir gar nicht bezahlen.
Die Südkurve glänzt heute durch eine richtig schicke Choreo, die sogar meine Nachbarn sichtlich begeistert. Und so ganz ohne Politik und Bullenschweine diesmal. Über die Höhe des Ergebnisses wird spekuliert, ich wäre mit einer Wiederholung des letzten zufrieden, mein Nebenmann tippt 4:3 für die Guten. Ich glaub ich spinne, ein Herzinfarktspiel? Muss ich nicht haben, die Gegengerade ist eh nicht fit um diese Zeit, war schon mal lauter hier.
Spiel (1)
Anpfiff und los, das Aux Armes ist gerade verklungen, da spielt Buchti einen Traumpass auf Kevin Schindler, der für Nehrig zum Einsatz kommt heute. Gute Maßnahme, denn Kevin haut das Ding in die Mitte zu Verhoek und es steht 1:0. Woohoo, nach 3 Minuten, das sollte die notwendige Sicherheit geben. Tut es jedoch leider nicht, es stachelt nur die Frankfurter an, die nur zwei Minuten später ausgleichen könnten, doch Tschauner hat seinen Fuß dazwischen. Kurz darauf ist es wieder Tschauner der rettet, Frankfurt kommt laufend über außen durch, die sind immer einen Tick schneller.
Wenn bei uns was geht, dann der eine oder andere Versuch aus der Distanz, denn wir kommen nicht ran an den Strafraum, weil der letzte Pass nicht ankommt. Der geht entweder zum Gegner oder planlos in den ganz freien Raum, da, wo nicht mal ein Gegner steht. Furchtbar anzusehen, weil man immer mit einem Gegentreffer rechnen muss, so wie die da unten agieren. Die betteln geradezu darum bei den ganzen Konzentrations- und Stellungsfehlern. Schindler ist reichlich überfordert in der Defensive und auch auf der anderen Seite kommt zu viel durch. Die Innenverteidigung hat jedenfalls gut zu tun und ohne den gut aufgelegten Tschauner hätten die Frankfurter auch schon drei- oder viermal treffen müssen. Entweder sind die vorne zu blind oder wir haben einfach auch mal Glück, das ist von hier aus schlecht zu erkennen.
Bis zum Pausenpfiff bleibt es jedenfalls beim 1:0, bei einem deutlichen Chancenplus für den FSV, das muss sich in der zweiten Hälfte ändern wenn wir gegen die was holen wollen.
Zwischenspiel
Gustl geht dankenswerterweise Bier holen, zusammen mit der halben Nachbarschaft. Seit ich einen empfindlichen Nachbarn habe rauche ich meine Sportzigarette in der Halbzeit, auf Sitzplätzen muss man Kompromisse eingehen, ist mir am Millerntor auch noch nie passiert so etwas. Dadurch verpasse ich diesmal nichts in der Pause, von der schönen bunten Abschiedstapete für Bene hätte ich als Bierholer nichts gesehen.
Spiel (2)
Es ändert sich nichts, die sind weiter im Schlafmützenmodus, das kann nicht lange gut gehen. Kaum hab ich das gedacht trifft Lenny Thy zum 2:0, woohooo, alles liegt sich in der Armen, aber als ich auch mit meinem Hintermann abklatschen will hat der die Hände wieder in den Taschen. Abseits. So ein sch..
Die Frankfurter schockt das nicht weiter, bei unserem desaströsen Abwehrverhalten geht immer was, nur treffen sie noch nicht dahin wo es weh tut.
Das machen tatsächlich wir nach zehn Minuten, womit ich überhaupt nicht mehr gerechnet habe, aber Ratsche zieht aus der Distanz ab und es steht 2:0. Woohoo, was für eine Erleichterung, ein klein wenig beruhigender der Spielstand. "Verdient ham wir das nich" sagt Gustl nach dem Jubel und ich müsste ihm eigentlich beipflichten. "Scheißegal" sag ich, "schön is trotzdem. Aber Vicky Leandros fällt heute aus so wie die spielen."
Fünf Minuten währt die Freude, dann klingelt es auch bei uns endlich. Der Anschlusstreffer ist ein kurioses Scheißeigentor, das kann Tschauner diesmal nicht verhindern, weil ein Frankfurter auf ihm liegt. Weil Tschauni das erbost beschwert er sich beim Schiri, was außer dem Tor noch eine gelbe Karte zur Folge hat.
Möhlmann wechselt danach gleich drei Leute aus, das soll wohl bedingungslose Offensive heißen in der letzten halben Stunde. Geht nicht auf der Plan, denn der Druck lässt eher etwas nach, wir kommen besser ins Spiel. Bei uns gehen Schindler und Thy, Schnecke und Maier kommen. Leider gibt es keinen Freistoß, den er mal eben reinmachen könnte, dafür setzt sich Schnecke gut durch nach vorne, aber Fin verdaddelt das Ding. Wie so oft kommt der letzte Pass nicht an, es ist zum auswachsen. Was haben die in den letzten zwei Wochen trainiert? Völlig fassungslos bin ich, als Boller während eines Frankfurter Angriffs geistesabwesend im Strafraum spazieren geht, als wäre er gerade auf einem anderen Planeten. Was für eine Schlafmütze, ich würde die drei Punkte gerne behalte bitte, danke.
Kurz vor Schluss fliegt dann noch ein Frankfurter mit gelb-rot vom Platz, wir überstehen die drei Minuten Nachspielzeit und gewinnen das Ding sehr glücklich mit 2:1. Muss man einfach mal glücklich sein und so hinnehmen, wir waren auch schon die bessere Mannschaft und haben verloren, so gleicht sich alles wieder aus.
Nachspiel
Vicky Leandros bleibt tatsächlich im Plattenschrank, danke für so viel Fingerspitzengefühl. Gustl lässt sich noch zu einem Bier überreden, vor dem Fanladen treffen wir die Tresenkurve und sabbeln uns fest. Dieses mal bin ich derjenige der zum Aufbruch drängelt, nach der kurzen Nacht und dem äußerst frühen Frühschoppen bin ich angemessen breit und würde mich gerne ne Stunde aufs Ohr packen. Auf dem Bahnsteig fällt Gustl ein dass er ein Ticket braucht und rennt wieder nach oben, den Vorteil von Tagestickets hat er noch nicht erkannt. Dadurch verpasse ich eine Bahn, jemanden einfach stehen lassen ist nicht meine Art. Die nächste kommt aber ratzfatz, ich wundere mich nur wieso Gustl nicht mit einsteigt, denn der ist auf einmal verschwunden. Das Dunkel lichtet sich, als ich merke dass der Zug in die falsche Richtung fährt, das heißt einmal mehr umsteigen. Lauter Schlafmützen heute, und ich bin die größte davon.
Dafür hole ich mir in Barmbek Kohle von der Spasskasse und was zu beißen, endlich Frühstück, mitten im hsv-Gebiet. Beim Bäcker quatscht mich prompt eine ältere Barmbeker Dame an und möchte das Ergebnis wissen, was sie richtiggehend fröhlich stimmt. "Juhuu" trillert sie "dann gewinnen wir heute Abend auch in Dortmund." "Ganz bestimmt" erwidere ich lahm, und versuche ein freundliches Lächeln. Dieser zwingend logischen Schlussfolgerung kann man sich einfach nicht entziehen.
Mit ihren Freundinnen führt sie am Nebentisch lebhafte Fachgespräche, ich verstehe nur Wortfetzen, Stellingen, Cottbus, Werder, St. Pauli und Hansa Rostock, und bin nicht sicher ob die Damen wissen in welcher Liga sie gerade sind.
Die nächsten Spiele sind wieder unter Flutlicht, hoffentlich sind dann alle etwas wacher.
Dudelsackwachmacher: The Real McKenzies - Off The Leash/ Westwinds
Freitag, 13. September 2013
Neulich bei der Einschulung...
Überlässt man die Besorgung der Schultüte für den Nachwuchs irgendwelchen entfernten Tanten, dann kann das schon mal gewaltig in die Hose gehen, wenn die Tante nur noch "irgendwas mit Fußball" im Kopf hat. Für den weiteren Start ins Leben könnte das von existenzieller Wichtigkeit sein, wenigstens ist sie für alle Eventualitäten gerüstet.
Denkbar wären natürlich auch Zwillinge, von denen einer mit seltsamen Anwandlungen kämpft, aber das soll bei Zwillingen angeblich selten vorkommen. Oder Freunde, die zusammen eingeschult werden, das kann passieren. Selbst ich kenne den einen oder anderen netten Menschen, der schon sein Leben lang diese blaue Bürde trägt.
Wahrscheinlich die falsche Schultüte bekommen damals.
Scheißsechstagewochenextrementspannungsmusik Teil 3: John Digweed - Stark Raving Mad / Live Beirut, Lebanon 2004
Dienstag, 10. September 2013
Intrigen, Sex, Verrat und blutige Morde
Irgendwann im letzten Frühjahr bekomme ich einen Anruf vom Gnorx aus Köln. Ein Wortschwall ergießt sich über mich. Eine sehr aufgeregte Stimme erzählt mir etwas von Lieblingsbüchern, die gerade verfilmt werden. Oder verfilmt wurden, zum Teil jedenfalls schon, denn es ist eine ganze Serie. Zehn Bände hätte er schon gelesen, aber es ginge weiter, der Autor schreibt noch. Das beste was er je im Bereich Fantasy gelesen hat, ein gewaltiges Epos und eigentlich nicht verfilmbar, macht man nicht eine ebenso gewaltige Serie daraus, aber scheinbar hat das gerade jemand vor. Und der Autor schreibt an den Drehbüchern mit, deswegen kann das eigentlich nur gut werden. Jedenfalls ist das alles der schiere Wahnsinn und ich würde mich doch mit dunklen Kanälen im Netz auskennen, ob ich mal gucken könnte, das müsste er uuuunbedingt sehen.
Aha. Nun ist der Mann ein Bücherwurm vor dem Herrn, die ziemlich umfangreiche Bibliothek des Hauses ist ihm mit Sicherheit um ein vielfaches wichtiger als seine Glotze, deswegen überrascht mich das ein wenig, aber wenn Lieblingsbücher verfilmt werden kann man schon ein wenig aus dem Häuschen geraten.
Das Lied von Eis und Feuer finde ich jedoch nicht auf den einschlägigen Seiten, ist vielleicht ja noch in der Planung, aber ich frag mal rum bei Gelegenheit. Bei verfilmten Lieblingsbüchern wäre ich ohnehin sehr skeptisch, das kann eigentlich nur in die Hose gehen. Meine Lieblingsbücher waren im Kino immer Vollschrott, gekürzt und verstümmelt, und bei den beschränkten Möglichkeiten des Fernsehens kann, gerade bei aufwändigem Stoff, bestenfalls eine mittelprächtige Serie entstehen. Die Artussage als kleines Fernsehspiel muss ich nicht haben.
Kurz darauf fällt mir der Versandhandel als Quelle ein und siehe da, die erste Staffel gibt es sogar schon auf Silberlingen. Man hat sich gar nicht erst die Mühe gemacht den deutschen Buchtitel für die Serie zu verwenden, aber sucht man nach Game of Thrones ist die Beschaffung kein Problem mehr.
Nach inzwischen drei Staffeln kann ich nur sagen, das Fernsehen ist auch nicht mehr das, was es mal war. Dank des cleveren Geschäftsmodells amerikanischer Anbieter wie HBO sind heute qualitativ hochwertige Serien für Erwachsene tatsächlich kein Traum mehr. Angesichts der Tatsache, dass mit der dritten Staffel gerade mal zweieinhalb von inzwischen elf Büchern verfilmt wurden hoffe ich nur, dass sich das nicht in ein paar Jahren zum Alptraum entwickelt. Vor ein paar Wochen erst beklagte sich ein Freund auf meinem Anrufbeantworter, wieso ich ihm diese Serie empfehlen konnte. Das mache ja süchtig, etwas spannenderes habe er selten gesehen. Und natürlich die obligatorische Frage, wo gibt es die dritte Staffel, es ist egal was es kostet. Soviel zum Geschäftsmodell.
Dabei sind durchaus nicht alle zufrieden, wobei mir die wenigen negativen Rezensionen bei Amazon eher ein Grinsen abringen. Da fragen sich einige der Rezensenten, wieso man denn nur den Hauptdarsteller der Geschichte schon am Ende der ersten Staffel hat sterben lassen, ein Ding der Unmöglichkeit so etwas. Anderen fließt immer noch nicht genug Blut, die hätten gerne mehr Schlachtgetümmel, klirrende Schwerter, rollende Köpfe und nicht so viel Text. Zu wenig Äkktschn und viel zu viel Text, die sabbeln ja nur.
Ich frage mich dabei immer, warum ich zehn Minuten lang einem Haufen Leute dabei zusehen soll, wie sie sich die Schwerter in den Leib stechen und die Gliedmaßen abschlagen. Das sind zehn Minuten weniger Zeit für die Geschichte und am Ende ist ohnehin nur wichtig, wer lebend vom Schlachtfeld zurückkehrt. Denn in den nächsten Staffeln, davon bin ich überzeugt, werden noch sehr viel mehr Hauptdarsteller sterben, die wenigsten auf dem Schlachtfeld und keiner wenn man es erwartet. Manchen wünscht man einen möglichst qualvollen Tod, bei anderen hofft man, sie würden diese grausame Geschichte irgendwie überleben und nicht immer endet es so, wie man es sich wünscht. Das Leben ist hart auf dem Kontinent Westeros und der Tod macht keine Unterschiede. Der nimmt auch keine Rücksicht auf Kinder (und Hauptdarsteller), was diesem Plot, trotz all der fantastischen Gestalten und Figuren, einen rücksichtslosen Realismus verleiht. Neben den blutigen Schwertern so ziemlich das Härteste was ich je gesehen habe, auf so einige Szenen ist man nicht wirklich vorbereitet, wenn man die Bücher nicht gelesen hat. Wie oft mir während dieser inzwischen dreißig Folgen die Gesichtszüge entglitten sind vermag ich nicht zu sagen.
Man merkt dieser Serie in jeder Minute an, dass hier nicht ein paar professionelle Drehbuchautoren den Auftrag bekommen haben, eine Fantasyserie mit mittelalterlichen Rittern, Untoten, Drachen und ein wenig Sex und Blut zu konzipieren. Das ist eine Buchverfilmung ziemlich epischen Ausmaßes, eine fein gewebte Geschichte mit unglaublich spannenden Handlungssträngen, die alle unweigerlich auf ein furioses Finale zulaufen, das ich mir momentan nicht einmal im Ansatz vorstellen kann - und mit einem derart hohen Suchtfaktor, dass ich geneigt bin dem Rat meines Freundes Gnorx zu folgen und die Bücher zu lesen, die Spannung ist ansonsten kaum auszuhalten. Immerhin hat er mir neulich gesteckt, dass im zehnten Band tatsächlich noch einer der wenigen anständigen Charaktere lebt.
Einer?
Ich hoffe der verarscht mich nur (und wehe einer spoilert hier).
Immer noch Scheißsechstagewochenextrementspannungsmusik am laufen tun haben: Global Underground 6 - John Digweed in Sydney/Global Underground 12 - Dave Seaman in Buenos Aires
Samstag, 7. September 2013
Von Würsten und Backfischen
"Immer, wenn ich in Hamburg bin" - wie oft habe ich diese Einleitung gehört, von Kölnern, Münchnern oder Frankfurtern, wenn ich in der Veddeler Fischbratküche mal wieder mein Verlangen nach erstklassigem Backfisch gestillt habe. "Immer, wenn ich in Hamburg bin" - der regelmäßige Besucher dieser Stadt pflegt anscheinend, zumindest was die Nahrungsaufnahme angeht, seine festen Riten.
Der Herr Ärmel ist wohl auch so jemand, denn von dem weiß ich, dass er seinen Backfisch mit schöner Regelmäßigkeit beim legendären (und meiner Meinung nach völlig überschätzten) Daniel Wischer einzunehmen pflegt. Ein Ritus, der unbedingt überdacht werden sollte. Dummerweise hat Wischer den für Touristen besseren Standort, und selbst mit dem Auto kann es durchaus eine Weile dauern bis man auf der Veddel ist (oder wieder weg), denn Inseln sind immer schwer zu erreichen.
Ein weiterer fester Anlaufpunkt für Herrn Ärmel ist, soweit ich das richtig mitbekommen habe, der Curry Club in der Esplanade. Da fahr ich schon mal zufällig dran vorbei, und wenn dann zufällig auch noch ein Parkplatz frei ist, dann muss ich der Empfehlung einfach folgen, der Curry Club fehlte eh noch in der Testreihe.
Auf den ersten Blick positiv, das Brötchen kommt auf den Kontaktgrill. Keine schlechte Idee wenn man nicht in bessere Brötchen investieren will, so wird aus dem Standardimbissteigling immerhin ein gegrillter Standardimbissteigling. Die Wurst kommt optisch sehr ansprechend daher, in sehr gleichmäßige Stücke geschnitten und mit Curry bestreut, wie es sich gehört. Die Konsistenz der Sauce ist in Ordnung, haftet an der Wurst, besteht aber nicht ganz den Kleckertest. Dank des Tellerrands war ich gewarnt.
Geschmacklich das, was man sich unter einer Currywurstsauce vorstellt, wenig Tomate, nicht zu sauer und trotzdem keine Zuckerpampe. Die deutliche Schärfe ist nicht übertrieben, es brizzelt angenehm im Mund ohne die Geschmacksknospen zu beschädigen. Der Knackpunkt ist die Wurst, da knackt nichts. Das Kaugefühl erinnerte mich zeitweilig an festes Schaumgummi. Damit die "Gnubbel- und Zipfelfrei" Garantie eingehalten wird nimmt man dort wohl sehr sehr feine Bratwürste, das wabbelt mir zu sehr im Mund.
Überhaupt scheint man der Wurst alleine nicht viel zuzutrauen, denn auf der Karte gibt es ein eindeutiges Überangebot anderer Speisen, vom Schnitzel bis zum Burger. Dank der Sauce reicht es für einen Platz im gehobenen Mittelfeld. Kann man mal essen wenn man da gerade vorbeikommt, muss man aber nicht.
Denn für eine Currywurst muss man, im Gegensatz zum Backfisch, weit weniger Aufwand betreiben. Das Edelcurry ist nur ein paar Meter weiter.
Extrementspannungsflyhighmusik nach der zweiten Scheißsechstagewoche: Global Underground 16 - Dave Seaman in Capetown / Global Underground 20 - Darren Emerson in Singapore
Mittwoch, 4. September 2013
Stadtansichten: Nienstedten
Zwei Tage gutes Wetter sollten ausreichen, um mit Nienstedten meine Stadtteilserie weiterführen zu können. Damit wären, nach Ottensen, Othmarschen und Blankenese auch alle Elbvororte vertreten, jedenfalls die relevanten, die wirklich an der Elbe liegen. Nienstedten ist klein und besteht, abgesehen von den Protzvillen an der Elbchaussee, aus kleinen Nebenstraßen mit Einzelhäusern (und Protzvillen). Sozialer Wohnungsbau hat bei diesen Grundstückspreisen keinen Platz, hier werden sogar Wohnanlagen per Video überwacht, denen man in anderen Stadtteilen keinen zweiten Blick schenken würde. Wo früher die "Warnung vor dem Hunde" stand, befindet sich heute entweder ein Hinweis auf Überwachungskameras, oder die Telefonnummer der zuständigen Sicherheitsfirma.
Denn wer hier wohnt hat Geld und will es natürlich behalten. Nienstedten ist, gemessen am Durchschnittseinkommen, der reichste Stadtteil Hamburgs. Das Hotel und Restaurant Jacob befindet sich also am richtigen Platz, die einzige Küche der Stadt mit zwei Sternen und einem traumhaften Blick auf die Elbe, den man allerdings auch im Garten mit einem Nusseisbecher genießen kann ohne im Armenhaus zu enden. Günstigere Verpflegung bekommt man, geht man neben dem Jacob die Treppen zur Elbe herunter, am Elbuferweg finden sich diverse Möglichkeiten sein Geld in Wurst, Bier oder Eis umzusetzen.
Einen besseren Blick auf den Fluss bieten höchstens die Balkons der Villen an der Elbchaussee (Butterseite), wenn die Bäume im Vorgarten nicht immer so stören würden. Aber es gibt Menschen, die finden für alles eine Lösung, wenn man erwischt wird ist die zwar recht teuer, aber wo leben wir denn...
Wer hier gelebt hat kann man auf dem Friedhof sehen, manchmal auch den ausgeübten Beruf, was bei den Namen des alteingesessenen Hamburger Familienadels selbstredend nicht nötig ist.
Ein paar bauliche Veränderungen in den letzten Jahren haben den Stadtteil etwas modernisiert. Aus der Elbschloss-Brauerei wurde die Elbschloss-Residenz, auf dem Gelände entstanden ein Seniorenwohnsitz und eine ganze Reihe Eigentumswohnungen, einzig die unter Denkmalschutz stehende Mälzerei hat das (renoviert) überlebt. Neben der alten Villa Schröder entstand der abgeriegelte Komplex des Internationalen Seegerichtshofes. Ein überwiegend leerstehendes Gebäude, Paradebeispiel für Steuerverschwendung, denn die zwei Prozesse im Jahr hätte man auch in jedem anderen Gerichtssaal verhandeln können.
Eingeschlossen wird diese Idylle im Osten vom Wesselhoeftpark, dessen Teich scheinbar einen nicht geringen Fischbestand aufweist, der Anzahl jugendlicher Angler nach zu urteilen, und dem Turnierplatz Klein-Flottbek, auf dem jährlich das weltbekannte Springderby stattfindet. Die zweite große Grünanlage ist der Hirschpark im Westen, ehemals ein zum Landhaus Godeffroy gehörender englischer Garten, heute öffentlich zugänglich.
Neben alten Baumbeständen, Teichen, Hirsch, Reh, Fasan und Pfau, bietet der auch einen der schönsten Blicke auf die Elbe die ich kenne. Auf die geheimen Hallen von Airbus leider auch, was den Blick natürlich etwas trübt. Aber um diese Trübung zu beheben muss man nur lange genug sitzen bleiben.
Schreibmusik: da DHL mal wieder zu dämlich ist Pakete zuzustellen, noch ohne Cover, Booklet und DVD: Thees Uhlmann - #2 und Thees Uhlmann - Live Große Freiheit 36, denn latürnich habe ich mir die Deluxeversion gekauft.
Anmerkung zu Bild 25: Es ist durchaus möglich, dass die auf dem Foto befindlichen Grundstücke schon immer einen spärlichen Baumbestand hatten und die Mieter resp. Besitzer nicht in den Baumfällskandal verwickelt sind oder waren. Das ist nur ein Beispielfoto.