Mittwoch, 6. Juni 2012
Verpflanzt
Da behaupte noch einer, unsere Politiker hätten keine Zukunftsvisionen mehr. Im Bezirksamt Wandsbek hatte man wohl klare Vorstellungen von der Klimaveränderung, die Zeit schien reif für Palmen in Hamburg, schließlich ist gerade Erderwärmung angesagt. Also bestellte man flugs zwölf Palmen für einen Vorplatz des neuen Rahlstedter Einkaufstempels, gegen den Widerstand etlicher Mahner und gegen den Rat irgendwelcher Gärtner, die der Meinung waren die Erderwärmung ließe noch etwas auf sich warten, die Zeit wäre wenigstens im Winter noch nicht reif für chinesische Hanfpalmen im frostig nassen Norden, und wir sollten bis dahin vielleicht lieber ein paar einheimische Bäume pflanzen.
Selbstverständlich hörte niemand auf die Mahner und Gärtner und so nahm das Unheil seinen Lauf. Trotz umfangreicher Frostschutzmaßnahmen im Winter gammelten die Bäume vor sich hin und sehen mittlerweile aus wie abgenagte Zombiepunks, nicht viel besser als ihre kaputten Verwandten in Portugal. Die wurden allerdings Opfer des Palmenrüsselkäfers und keines neunmalklugen Bezirksentscheiders, dem die Möglichkeit des Zugriffs auf Steuergelder wohl zu Kopf gestiegen ist. Wenn da vorher nicht viel drin war geht das logischerweise in die Hose.
In Portugal werden die Palmenleichen wenigstens von Störchen zum Nestbau genutzt, damit dürften wir hier kein Glück haben.
Nachtmusik: Natalie Merchant - The House Carpenter's Daughter
Solche Nachrichten bringen mich auf die Palme! Dem Politiker, der das entschieden hat, sollte man die eingegangenen Palmen in seinem Vorgarten einbetonieren. Ausserdem muss man ihm den Preis für den von ihm angerichteten Schaden und die zwingend erforderliche Umpflanzaktion von seinen Bezügen abziehen und die Rente um 20% kürzen.
AntwortenLöschenErinnert mich an die Rinderoffenställe, die man seinerzeit baute. Weil sie sich bei den "Freunden" so bewährt hatten. Nur regierten die "Freunde" eine große Sowjetunion mit Landesteilen, in denen es keinen Winter gab. Der aber, der Winter, hielt sich nicht an die Ideen der Neuerer und zog unverschämterweise ein, im Osten Deutschlands. Und die Kühe? Die froren an. Mit den Bäuchen. Am Boden.
AntwortenLöschenNaja, eh recht utopisch die Idee in Hamburg Palmen aufzustellen. Sollte die Erderwärmung soweit fortgeschritten sein, das sie es zuließe in Hamburg subtropische Pflanzen aufzustellen, ist der Meeresspiegel so angestiegen, das wir hier im Sauerland den Strand vor der Haustür haben. Dann verirren sich maximal archäologische Trupps in die Hansestadt. :p
AntwortenLöschenHerr Ärmel, bis jetzt "nur" 13.000 Euro, 12.000 für die Palmen und 1.000 für den Frostschutz. Ich frag mich halt nur, wie viel Kohle die verballern ohne das man es merkt, weil es nicht ganz so auffälliger Schwachsinn ist. Aber wegen irgendwas will glaube ich die Gartenbaufirma jetzt klagen, wird also teurer.
AntwortenLöschenInch, über die Palmen kann ich noch lachen, aber das ist übel.
Hippolyte, die Erderwärmung wird überschätzt. Bei einem Anstieg des Meeresspiegels um 40 Meter hab ich den Elbstrand zwar vor der Tür, aber umziehen muss ich noch nicht. http://flood.firetree.net/
ich kann es mir nicht verkneifen, hier einen längeren Text einzukopieren :) Autor Götz Wiedmann:
AntwortenLöschenich hab immer gedacht daß ich im alter emigriere
weil ich in deutschland dauernd so friere
ich mag die menschen hier aber wenn es im november schifft
wär ich am liebsten den ganzen tag bekifft
was für ne gottverdammte scheiße
und dann die ständig steigenden heizölpreise
morgens beim eis von der scheibe kratzen
könnt mir jedesmal der kragen platzen
das hat mir schon so oft den tag verdrossen
irgendwann hab ich mich entschlossen
daß ich das spätestens als alter mann
endgültig nicht mehr ertragen kann
und mir vorgenommen mir das zu sparen
irgendwo auf den kanaren
in süditalien
oder am besten in australien
statt mit meinem schicksal ständig so zu hadern
meinen lebensmittelpunkt zum warmen wetter zu verlagern
die regenmäntel winterjacken
einfach für immer wegzupacken
noch paar jahre schuften
und dann verduften
nichts wie weg von hier
aber jetzt kommt das warme wetter auf einmal zu mir
das wird zum glück bald alles besser
scheiß auf die spaghettifresser
bald werden bei uns die zitronen wachsen
sogar in brandenburg und sachsen
endlich dürfen wir auch mal träumen
von blühenden mandelbäumen
duftenden orchideen
wie wunderwunderwunderschön
papayas ananas unglaublich
und der rotwein von der mosel wird endlich weltmarkttauglich
palmen vor dem kölner dom
laue februarnächte wie in rom
wenn das so weitergeht
und wirklich stimmt was in der zeitung steht
dann bin ich eher optimist
daß deutschland in paar jahrzehnten ein prima ort zum leben ist
[...]
lebensabend unter palmen
leute laßt den schornstein qualmen
co2
ich bin dabei
text götz widmann
Chinesische Hanfpalmen? Kann man die auch rauchen ?
AntwortenLöschenVielleicht hätten es die Oberen mal mit den einheimischen Sorten probieren sollen (Sativa oder Indica).
Die sind schon assimiliert und rotten nicht so schnell vor sich hin. *fg*
Gnorx, der Herr Widmann (ohne e)irrt in einer Zeile: Rotwein von der Mosel ist auch heute schon weltmarktauglich. Gott sei Dank weiß das nicht jeder, daher kann man den noch bezahlen.
AntwortenLöschenPappenheimer, da sprichst Du grad was an. Möglicherweise war ja nicht das Wetter für den traurigen Zustand verantwortlich, sondern Horden von Haschgiftspritzern haben des Nachts versucht die Dinger zu ernten.