Sonntag, 29. Mai 2011
Zum Abschied Wasser satt
Norwegen hat uns die Abreise leicht gemacht, den ganzen Tag über goss es wie aus Eimern. Leider setzte sich das auch in Dänemark und Deutschland fort, 13 Stunden lang Scheibenwischer bei der Arbeit zu betrachten macht wenig Spaß, vor allem wenn man die Nacht davor schlecht bis überhaupt nicht geschlafen hat.
Meine Hoffnung setzte ich auf die kurze Überfahrt mit der Rekordfähre Fjord Cat von Kristiansand nach Hirtshals, immerhin hatten wir die Komfortklasse mit schicken Ruhesesseln gebucht, da sollte ein wenig Schlaf nachzuholen sein.
Über dem Skagerrak tobten jedoch Windstärken zwischen 7 und 8, mit entsprechend hohen Wellenbergen. Nix mit Powernapping, dafür allgemeine Belustigung der sitzenden Passagiere, die feixend mit ansahen, wie anscheinend volltrunkene Personen versuchten Sandwich oder Hotdog unfallfrei von der Bordkantine zurück auf ihren Platz zu bringen. Herr L. (der jüngere) schaffte es sogar, seinen sicher angelandeten Hotdog bei diesem Seegang zu verzehren, ohne auch nur die geringste Spur von Senf oder Ketchup auf seinem Sweatshirt zu hinterlassen, was mir selbst kaum an einem Imbisstisch gelingt. Mr. T ertrug heldenhaft den Schmerz, der durch drei extrem heiße Kaffeebecher in seiner rechten Hand verursacht wurde, doch beidhändiges tragen war einfach nicht drin, da er sonst quer auf den eben noch feixenden Sitzenbleibern gelegen hätte. Bei der Kaffeetemperatur wäre ihnen das Grinsen schnell vergangen.
Meine Wahl fiel auf ein eher mittelprächtiges Baguette mit Ei, Krabben und allerlei Grünzeug, das Ding war wenigstens fest verpackt und sah auch nicht so aus, als würde da ein halber Liter Remoulade auslaufen wenn man reinbeißt. Als Nachtisch ein Eis war auch noch drin, irgendwo muss man ja die letzten löchrigen Münzen lassen.
Mein Gang sorgte ebenfalls für viel Erheiterung auf zahlreichen Gesichtern, was ich durchaus verständlich fand, denn so gehe ich normalerweise erst nach mehreren Gläsern Bier aus der Ægir Brauerei in Flåm. Das konnten diese nichtsahnenden Sitzenbleiber jedoch nicht wissen, daher lächelte ich einfach freundlich zurück.
Das Bild ist entstanden auf der "Raucherlounge" nach der Ausfahrt von Kristiansand, als der Katamaran richtig aufdrehte, da war's noch verhältnismäßig ruhig auf dem Wasser. Mein spezieller Dank geht hier an Herrn L. (den älteren) und Mr.T, die mir empfahlen meine gute St.Pauli Mütze lieber im Innenraum zu lassen. Den Rest meiner gletschergeschädigten Brille konnte ich gerade noch festhalten.
Sehr spaßige Fahrt, wie der ganze Urlaub. Norwegen rockt.
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