Freitag, 27. Mai 2011
Eiszeit
Spärliche Vegetation, Heidekraut, Moos und windschiefe Bäumchen, Moor, nackter Fels und Bäche aus Schmelzwasser von den Gipfeln der rechts und links aufragenden Berghänge. Würde nicht die Straße durchs Hunnedalen auf menschliche Zivilisation hinweisen, eine Herde Mammuts wäre nicht weiter aufgefallen. Doch in dieser Gegend leben tatsächlich Menschen, zumindest zeitweise, darauf deuten vereinzelt auftauchende Hütten hin, auch gerne mal ein paar Meter den Berg hoch, ohne erkennbare Wege. Mit etwas Glück haben die sogar Elektrizität, der Mensch der dort den Kühlschrank anliefern musste ist allerdings nicht zu beneiden.
Der Endpunkt Sirdal verfügt glücklicherweise über eine Tankstelle, die erste seit gefühlten 100 Kilometern. Man sollte in Norwegen nicht nur Boote grundsätzlich auftanken bevor man eine längere Tour beginnt.
Von Sirdal aus geht es in 27 Kurven hoch bis auf 932 Meter und danach wieder runter auf Null, nach Lysebotn, dem Endpunkt des Lysefjords. Normalerweise ist der Ort nur mit dem Schiff zu erreichen, nur von Mai bis Oktober ist es möglich über den Pass zu kommen und das auch erst seit 1985, als diese Straße gebaut wurde um dort oben ein Wasserkraftwerk zu errichten.
Auf dem Scheitelpunkt der Strecke haben Trolle (oder Norweger) tausende von kleinen Steinhaufen aufgetürmt, eine Sitte, die ich schon vor Jahren am Trollstigen beobachten konnte. Damals wusste ich auch noch um die Bedeutung, aber jetzt, so ohne Wikipedia...
Die Dinger sind an den unmöglichsten Ecken aufgetürmt, auf Inseln die nur im Hochsommer oder im tiefen Winter erreichbar sind, oder auf Felsformationen, für die schon eine größere Klettertour erforderlich ist um dort hinauf zu gelangen.
Der Schnee wäre ideal für eine Schneeballschlacht gewesen, außer zwei holländischen Touristen war nur keiner verfügbar, da oben begegnet man fast niemandem. Menschenleer die Gegend, abgesehen vom Øygardstøl. Am Eagle's Nest, auf 800 m Höhe, trifft sich die Sportlerfraktion. Die Wanderer brechen von hier aus auf zum Kjerag Bolten, die Radfahrer wagen sich an eine Schussfahrt runter zum Lysefjord. Die zwei Holländer auf ihren Mountainbikes waren deutlich schneller unten als ich, bei der Rückfahrt hab ich sie dann aber abgehängt. Ist mir ja ein Rätsel, wie man sich so etwas antun kann. Skifahren macht auch nur Spaß bergab, hätte ich zurück laufen müssen, ich wäre nie im Skiurlaub gewesen.
Lysebotn selber ist wenig reizvoll, ein paar Häuser, eine Kirche, Campingplatz und der Anleger für die zweimal täglich fahrende Fähre, die obendrein noch ziemlich teuer ist, weil man meist gleich zurück fährt. Niemand interessiert sich für Lysebotn, der Weg ist das Ziel. Für die Passagiere der Fähren, die sich den Fjord vom Schiff aus ansehen. Für Freunde des Verbrennungsmotors, die gerne die Landschaft drumherum erkunden. Oder für die Wanderer, die irgendwo in schwindelerregenden Höhen auf norwegischen „Wanderwegen“ zum Kjerag oder zum Preikestolen klettern. Den Marsch zum Preikestolen hab ich lieber den jüngeren und fitteren überlassen. Genauer gesagt zwei jüngeren und einem fitteren, ich bin mehr der Verbrennungsmotorfreund. Leider hat mich niemand auf Norwegen aufmerksam gemacht, als ich solche Wanderungen noch im Laufschritt absolvieren konnte.
Mr. T, der den Gang zur Kanzel schon vor einigen Jahren hinter sich gebracht hat, nutzte die sich bietende Chance beim Angelduell aufzuholen bravourös. Mit Dorsch, Schellfisch und drei Makrelen liegt er jetzt mit 5:4 sogar knapp vorne. Obwohl noch zur Diskussion steht, ob ein ausgewachsener Dornhai einen Sonderpunkt verdient, oder eher nicht gezählt wird, weil wir für den kein brauchbares Rezept hatten. Was ein Glück für den Dornhai war.
Heute wird das Duell wohl entschieden werden. Ich werde das am letzten Tag in Norwegen ganz entspannt verfolgen und das machen, was der Herr L. (der jüngere) seit einer ganzen Woche schon macht.
Ein Buch lesen.
... wär ich grad gern wo du grad bist ... ein großer beutel blattsalat und ettliche bücher und nur noch RUUUHE ... *seufz*
AntwortenLöschenRuhe mit 3 U gibt es erst wieder, wenn die Kinder aus dem Haus sind. Dürfte bei Dir noch ein paar Jährchen dauern *g*
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