Dienstag, 23. Februar 2010
Berndt Almighty
Wenn man als Schüler aus den hinteren Bänken in die erste Reihe umgesetzt wurde, dann war das meistens ein schlechtes Zeichen. Man stand dann mehr im Fokus der Lehrkräfte, saß neben den Strebern und konnte den üblichen Blödsinn nicht mehr so ganz unbemerkt veranstalten. Die Streber hingegen saßen da meistens freiwillig, weil sie das für den Platz an der Sonne hielten. Die Streber, die später in die Politik gegangen sind, haben dieses Verhalten sicher beibehalten und weiter perfektioniert. Die Arroganz der Macht führt dann aber doch schnell mal zum Absturz wenn man sich nicht nur ganz vorne, sondern auch noch ganz oben sieht.
Dabei hätte der CDU Abgeordnete und ehemalige Hamburger Bürgerschaftspräsident Berndt Röder eigentlich gewarnt sein müssen, seit er vor ein paar Jahren 2500 Euro zahlen musste, weil er die Alarmknöpfe im Rathaus betätigte. Er wollte mal wissen, wie lange die Polizei denn im Ernstfall braucht. Wäre vielleicht nicht ganz so schlimm gewesen, wenn er gegenüber den Beamten nicht auch noch den Lauten gemacht hätte, es hat ihm schlicht zu lange gedauert. Die Freunde und Helfer waren darüber nicht so amüsiert und Berndt Röder hat auf einmal gemerkt, das es auch unangenehm sein kann in der ersten Reihe. Ganz besonders dann, wenn man etwas Dummes macht und auf einmal alle Scheinwerfer angehen. Nur das es in der Schule weit weniger Leute mitbekommen haben.
Zwischenzeitlich hat Herr Röder dann sogar mal Pluspunkte sammeln können bei mir. Als er verhindert war und sein Stellvertreter Wolfgang Joithe (Linkspartei) beim traditionellen Eisbeinessen der Vereinigung Hamburger Schiffsmakler und Schiffsagenten, "wegen zweifelhafter politischer Provenienz", ausgeladen wurde, fand er ziemlich deutliche Worte. So hätte der Mann ja gerne weitermachen können, der war nämlich keineswegs unfähig. Waren die Streber in der Schule ja auch nicht.
Fast sechs Jahre hat er sich nun zusammenreißen können, bevor er auf einmal wieder Berndt Almighty wurde. Und wenn man dann schon wieder Scheiße baut, dann kann man nicht erst sagen man habe nichts gewusst, dann gar nichts sagen, dann nur die Hälfte sagen und dafür nen Anschiss kassieren, um Ende dann festzustellen das doch alles rauskommt. Das ist extrem Blöde, gerade wenn man in der ersten Reihe sitzt. In der Schule hätten sie Berndt dafür schallend ausgelacht.
Ich hingegen konnte nicht mal über das traurige Gesicht von Berndt Röder beim Neujahrsempfang der CDU lachen. Keinesfalls aus Mitleid, ich finde so etwas nur einfach nicht mehr witzig. Mir fallen dann nämlich auf Anhieb die ganzen Klassenclowns ein, die es in die erste Reihe geschafft haben. Die bauen viel mehr Bockmist inzwischen, sind aber schon lange nicht mehr lustig. Und zurücktreten, wie Berndt Almighty vorgestern, werden sie leider auch nicht. Die haben nämlich schon in der Schule gelernt wie man Scheiße baut ohne sich erwischen zu lassen.
Abgespielt hat sich das im Hamburger Rathaus, das erklärt das obige Foto.
Schreibmusik: Tom Waits - Rain Dogs
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